Saturday, August 31 2013

Berlin: Heute noch Intersex-Genitalverstümmelungen in der "Charité" (Zitty 14/2013)

Friedliche Mahnwache der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org vor dem 'Campus Virchow Klinikum' der 'Charité', 11.11.2011Bild: Protest + Offener Brief Kinderklinik "Charité", Berlin 11.11.2011

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Danke!! Während sonst in der Presselandschaft praktisch überall nur Personenstands-Zeitungsenten im Umlauf sind, ist das
>>> Berliner Ausgehmagazin Zitty (PDF) das erste (und immer noch einzige) kommerzielle Medium, das sich getraut, offen über die andauernde menschenrechtswidrige Praxis in der Berliner Universitätsklinik Charité (Campus Virchow-Klinikum) zu berichten – gestützt auf Recherchen dieses Blogs und den Offenen Brief von Zwischengeschlecht.org (PDF):

"Die Charité gehört zu den Zentren, die am aktivsten geschlechtszuweisende Operationen vorgenommen haben – laut Intersexuellen-Gruppen ist das heute noch so. Der Verein »Zwischengeschlecht.org« bezeichnet die Abteilung für Kinderurologie und plastisch rekonstruktive Urologie als »Genitalabschneider-Zentrum«, die Operationen als »Genitalverstümmelung«. Die Oberärztin des Bereichs, Anja Lingnau lehnt es ab, mit zitty über das Thema zu sprechen."

Zitty-Autorin Franziska Felber schaffte gar das Bravourstück, das obligate "Heute nicht mehr"-Dementi kritisch zu hinterfragen und als das zu entlaven, was es ist – eine nicht zutreffende Schutzbehauptung:

"Charité-Ärztin Birgit Köhler sagt: »Wir führen keine Genitaloperationen bei intersexuellen Kindern durch.« Köhler arbeitet am Institut für Experimentelle Pädiatrische Endokrinologie. [...] Was in anderen Abteilungen passiere, wisse sie nicht.

Und selbst in Birgit Köhlers Institut ist die Lage aus Sicht von Intersexuellen-Vereinen unklar. Denn Köhler zählt eine Gruppe nicht zu den Intersexuellen: die der Menschen mit dem Adrenogenitalen Syndrom (AGS). [...] Bei AGS operiere auch ihr Team, sagt Köhler."

(Kosmetische "Hypospadie-Korrekturen" an Säuglingen wurden im Artikel leider einmal mehr gar nicht angesprochen.)

Bezeichnend, dass Zwischengeschlecht.org nach wie vor die einzigen Gesprächspartner von Zitty waren, die sich getrauten, "on the record" die Tatsache zu bestätigen, dass heute noch an der Charité verstümmelt wird.

So liess sich etwa Ulrike Klöppel im Interview einmal mehr ausschliesslich über die Vergangenheit aus (was sie auch schon anders hielt), und auch von der Selbsthilfgruppe XY-Frauen gab's keinen Kommentar zur heute noch andauernden menschenrechtswidrigen Praxis (nicht nur) in Berlin.

Immerhin zeigen aber die Aussagen von Stefanie, dass kosmetische "Genitalkorrekturen" und Kastrationen nicht zu den von den MedizynerInnen verheissenen Resultaten führen, sondern im Gegenteil meist ein sexuelles Leben und Beziehungen verunmöglichen. Was sogar auch vom Charité-Psychologen Knut Werner-Rosen indirekt bestätigt wird (ebenso, dass Charité-intern "AGS" sehr wohl als Intersex zählt).

Und auch die frischgebackenen Intersex-Eltern Laura und Jörg, die ihr Kind unoperiert aufwachsen lassen, bestätigen, dass die MedizynerInnen unverändert von "Geschlechtsfehlbildungen" sprechen.

Es ist noch ein weiter Weg ...

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe

>>> Charité-Kinderklinik: Neues "überregionales Intersex-Verstümmler-Zentrum"
>>> Betroffene protestieren gegen Genitalverstümmelungen in der Charité (2011)
>>> Offener Brief zu Genitalverstümmelungen in der "Charité" (PDF)
>>> Charité leugnet kosmetische Genitaloperationen an Intersex-Kindern

>>> Proteste gg. das "8. Berliner Kindergynäkologie-Symposium" der "Charité" (2013) 

>>> Berliner Senat leugnet Intersex-Genitalverstümmelungen in der Charité 
>>> Prof Dr. Martin Westenfelder (Charité): "Knapp 4.000 Hypospadien, über
        160 Feminisierungsoperationen bei intersexuellen Differenzierungsstörungen"
>>> PD. Dr. Heiko Krude (Charité): Nicht verstümmeln "wäre eine Art von Gewalt"
>>> Prof. Dr. Ricardo Gonzalez (Charité): "Gerne noch etwas weiter experimentieren"
>>> Dr. Birgit Köhler (Charité): Verstümmeln "zum Schutz der sexuellen Integrität"
>>> Prof. Dr. Annette Grüters-Kieslich (Charité) als "Serienverstümmlerin" geoutet
>>> Prof. Dr. Claire Nihoul-Fékété: Verstümmeln "zur Verbesserung der Optik"

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen - Offener Brief an Rogate-Kloster St. Michael

Sunday, August 25 2013

USA: TäterInnen abgeblitzt! Verfassungs-Klage gegen Intersex-Genitalverstümmelung nimmt erste Hürde

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

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In den USA laufen seit Mai dieses Jahres 2 Aufsehen erregende Klagen gegen Intersex-GenitalverstümmlerInnen & Co.: Einerseits eine Schadenersatzklage gegen Medical University of South Carolina, Kinderklinik, Sozialamt und individuelle VerstümmlerInnen ebendort wegen Durchführung irreversibler und medizinisch nicht notwendiger Genitaloperationen, andrerseits eine Verfassungsklage auf Feststellung, dass solche Operationen gegen die US-Verfassung verstossen (dieser Blog berichtete).

Wie zu erwarten wehren sich die panisch gewordenen GenitalabschneiderInnen mit Zähnen und Klauen – und haben nun am 22.8. eine erste empfindliche Niederlage erlitten:

Laut Advocates for Informed Choice (AIC) und Southern Poverty Law Center (SPLC), welche M.C.s klagende Eltern unterstützen, hat US-Bezirksrichter David C. Norton (South Carolina Charleston Division) ein Begehren der VerstümmlerInnen & Co. auf Nichtzulassung der Verfassungsklage abgeschmettert.

Anne Tamar-Mattis (AIC) und Alesdair Ittelson (SPLC):

"Wir begrüssen den Gerichtsentscheid, der es ermöglicht, das das Verfahren nun seinen Gang nimmt und dem Bundesgericht ermöglicht, die auf dem Spiel stehenden, äusserst wichtigen Vefassungsfragen zu beurteilen. Indem sie M.C. gesunde Körperteile entfernten und ihn ohne dringende Gründe zu einem Mädchen machten, verletzten die Angeschuldigten seine verfassungsmässigen Rechte. AIC und SPLC freuen sich auf die Gelegenheit, dies vor Gericht darzulegen und M.C. und anderen Kindern wie ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen."

 Fortsetzung folgt ... :-)

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>>
Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen"

GenitalabschneiderInnen, wir kriegen euch! ZwangsoperateurInnen, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Saturday, August 24 2013

Australien: Kampagne gegen kosmetische Genitaloperationen an Intersex-Kindern

«A Gonad For A Gonad, A Lust Organ For A Lust Organ» - Garry L. Warne (left) at the main entrance of '3rd EuroDSD Symposium', Lübeck 20.5.11Friedlicher Protest vor dem "3rd EuroDSD" Symposium", Lübeck 20.05.2011
(Mitte: Serien-Verstümmler Garry L. Warne, Royal Children's Hospital Melbourne)

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>>> Überzeugende Kampagne von OII Australien, die sich aktiv für eine Beendigung der auch dort immer noch üblichen Intersex-Genitalverstümmelungen einsetzt.

Der Text dazu auf Deutsch:

2013 werden in Australien immer noch kosmetische Genitaloperationen an Intersex-Kindern durchgeführt, um sie "normal aussehen" zu lassen.

Diese Operationen werden hauptsächlich aus sozialen Gründen durchgeführt: Wegen Ängsten der Familie und sozialem Stigma.

Die MedizinerInnen geben selbst zu, dass keine soliden wissenschaftlichen Beweise für gute Ergebnisse vorliegen, speziell betreffend sexuelle Funktion und Empfindungsfähigkeit. Sie geben weiter zu, dass keine angemessenen Nachfolgeuntersuchungen stattfinden*.

Wir glauben, dass das genitale Erscheinungsbild von Intersex-Kindern ebensowenig eine Rolle spielt wie das genitale Erscheinungsbild für andere Kinder.

Es ist an der Zeit, diese Operationen zu beenden. Bitte sagt es euren ParlamentarierInnen.

*bit.ly/1bCzGBR

Danke!!! Das einzige, was noch fehlt, wäre der zusätzliche Hinweis, dass Betroffene diese Operationen seit 20 Jahren öffentlich als Verstoss gegen ihr Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit und als Westliche Form der Genitalverstümmelung anklagen.

Der Link unten im Text führt zu einer kritischen Würdigung (englisch) von 2 ebensolchen Eingeständnissen anlässlich der aktuellen australischen Senatsanhörung zum Thema, nämlich von der australischen Pädo-Endokrinologenvereinigung Australasian Paediatric Endocrine Group (APEG) und dem Royal Children’s Hospital Melbourne (RCH), Arbeitgeber des berüchtigten Serien-Genitalverstümmlers (und Co-Autor der APEG-Stellungnahme – die RCH-Stellungnahme nennt keine Autoren) Prof. Dr. Garry L. Warne; das RCH führt laut Eigenangaben "eine oder zwei Gonadektomien [Kastrationen] pro Jahr an Kindern mit nicht abgestiegenen Hoden, sowie 10 bis 15 genitale Rekonstruktionsoperationen pro Jahr, oft an Mädchen unter zwei Jahren" durch ["Hypospadiekorrekturen offensichtlich gar nicht erst mitgezählt] (dieser Blog berichtete).

>>> 'It's time to stop'-Kampagnen-Plakat als PDF 
>>> Prof. Dr. Garry L. Warne: "Wir operieren am liebsten Kinder von 4 bis 6 Wochen" 

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen"

Friday, August 23 2013

Téléjournal-Beitrag zum BRD-Intersex-§ 22 (3) PStG - RTS 22.8.13 + Online + vollständiges Interview-Transkript

Zum Abspielen reinklicken!

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Beitrag aus der Abend-Tagesschau des französischsprachigen Schweizer Fernsehens, mit Interview-Beitrag von Daniela "Nella" Truffer (Zwischengeschlecht.org) und Archivmaterial von den friedlichen Protesten gegen den europäischen KinderurologInnen-Kongress "ESPU 2012" (siehe Bild).

Die Kritik der Intersex-Organisationen an dem neuen § 22 (3) PStG kam im gut 2-minütigen Beitrag etwas kurz, dafür war die Hauptforderung der Betroffenen nach einem gesetzlichen Verbot der Intersex-Genitalverstümmelungen gut platziert. Merci!

Nachfolgend der ungekürzte Interviewbeitrag von Nella zum angeblichen "3. Geschlecht" a.k.a. § 22 (3) PStG auf Deutsch:

Der Sachverhalt wird in den Medien völlig falsch dargestellt. Es geht in Deutschland nicht um die Schaffung eines dritten Geschlechtseintrags, das Ganze ist auch nicht freiwillig.

Konkret hat der deutsche Bundestag im § 22 Personenstandsgesetz einen neuen Absatz 3 beschlossen, der "uneindeutigen" Kindern einen Geschlechtseintrag im Geburtenregister verwehrt. Es handelt sich also um ein Verbot und nicht um eine Wahlmöglichkeit.

Eltern geraten so noch mehr unter Druck, ihre Kinder genitalverstümmeln zu lassen, um ein staatliches Zwangs-Outing zu vermeiden und doch noch einen Eintrag zu kriegen.

Für uns Betroffene ist das sehr frustrierend, Intersex-Organisationen weltweit kritisieren dieses neue Gesetz.

Sinnvoller wäre ein Ansatz, wie ihn die Nationale Ethikkommission vorschlägt, dass ein Kind seinen Geschlechtseintrag später unbürokratisch ändern kann. Oder wie es früher im Zwitterparagraphen des Preussischen Landrechts geregelt war: zunächst bestimmten die Eltern den Geschlechtseintrag, später konnten die Betroffenen den Eintrag auf Wunsch ändern.

Hier besteht auch in der Schweiz Handlungsbedarf. Es gibt keine speziellen Regelungen für uns Betroffene. Wenn ein intersexueller Mensch seinen Geschlechtseintrag ändern will, wird er von den Behörden gezwungen, sich als transsexuell auszugeben.

Das wichtigste Anliegen für uns Betroffene ist immer noch ein gesetzliches Verbot von medizinisch nicht notwendigen, kosmetischen Genitaloperationen an Kindern mit atypischen Genitalien, wie das auch die Nationale Ethikkommission anregt. Leider hat es die Politik bisher versäumt, diese Empfehlungen endlich umzusetzen.

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Dokumentation "Intersex Genital Mutilations" (PDF, 2.4 MB)   [ TRIGGER!!! ]
 

Sunday, August 18 2013

Proteste gegen "I-D$D"-Intersex-Genitalverstümmler, Glasgow 7.-9. Juni: Bericht und Fotos

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Protest #1, 07.06.2013, Wilson Medical School
('D$D Training Workshop for Young Investigators'), @10:31

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Zwischengeschlecht.org on FacebookZuerst möchten wir uns nochmals bei allen bedanken, die den Offenen Brief an das '4th I-D$D Symposium' (PDF, englisch) unterschrieben, darauf aufmerksam machten oder uns sonstwie unterstützten!

Während der Protetste hatten wir gute und offene Gesprächte mit Betroffenen, Eltern, KongressteilnehmerInnen verschiendener Ausrichtung (inkl. ÄrztInnen), und vielen PassantInnen.

Einmal mehr waren wir erfreut, dass auch innerhalb des "Symposiums" Leute den VerstümmlerInnen unmissverständlich Paroli boten, was durch unsere Proteste draussen noch einmal verstärkt wurde – und umgekehrt.

Protest #2, 07.06.2013, Sir Charles Wilson Building
(Austragungsort '4th I-D$D Symposium'), @13:13

Leider zeigte sich, dass beide Arten der Kritik auch am '4th I-D$D Symposium' bitter notwendig waren. Zwar hatte noch einer der ÄrztInnen, sobald er gewahr wurde, dass auch Betroffene anwesend waren, flug seine Präsentation "gesäubert" (sprich alle "blutigen Folien" entfernt, jedoch ohne den Tenor des Ganzen zu ändern), doch viele ÄrztInnen propagierten schamlos medizinisch nicht notwendige Eingriffe an wehrlosen Kindern, und unterstrichen so einmal mehr, dass solche Konferenzen für Überlebende alles andere als ein sicherer Ort sind.

Protest #2, 07.06.2013, Sir Charles Wilson Building, @ 13:16: Eröffnung des '4th I-D$D Symposium' (Mitte: Prof Dr Olaf Hiort, Team Leader 'EuroD$D' und 'D$Dnet').

Zwei Beispiele aus am "Symposium" vertretenen Uni-Kinderkliniken, warum es wichtig war, den anwesenden VerstümmlerInnen Paroli zu bieten:

  • Universitätsklinik Sao Paulo, Brasilien: Die pädiatrische Endokrinologin Prof. Dr. Berenice Mendonca (erwähnt im Offenen Brief an das '4th I-D$D Symposium' (PDF), und schon bald wiederum prominent vertreten am kommenden globalen Intersex Genitalverstümmler Kongress '9th Joint Meeting of Paediatric Endocrinology' im September) brachte während ihres Vortrags am '4th I-D$D Symposium' und in der anschliessenden Diskussion mehrere sehr beunruhigende Bemerkungen, und machte damit trotz verstörter Reaktionen von Betroffenen unbeirrt weiter.

Protest #3, 07.06.2013, University of Glasgow, Main Gate
('Guest Lecture' und 'I-D$D Steering Committee Meeting'), @17:37

  • Universitätsklinik Ulm, Deutschland: Die Kinderchirurgin Dr. Gabriele Jergl-Corkin prahlte am '4th I-D$D Symposium' (unter Verweis auf ihre Kollegin und Co-Autorin Dr. Clothilde Leriche): 'Über einen Zeitraum von 27 Jahren führte unsere spezialisierte Kinderchirurgin [Clothilde Leriche] Operationen an über 600 Kindern mit AGS durch, darunter Klitorisreduktionen, Vaginalplastiken und Labienrekonstruktionen' (vgl. den Tagungsband Proceedings of the 4th International Symposium on Disorders of Sex Development, S. 24-25). 

Protest #5, 08.06.2013, Royal Hospital for Sick Children - Yorkhill
(Homebase 'I-D$D' und 'Scottish D$D Network'), @14:03

Protest #5, 08.06.2013, Royal Hospital for Sick Children - Yorkhill, @12.13:
Nach Reklamationen aus dem Innern der Klinik nimmt die Polizei die Personalien aller Protestierenden auf. (Schlussendlich kamen alle ungeschoren davon.)

  • Im Herbst 2012 hatte Dr. Clothilde Leriche (Universitätsklinik Ulm) vor "AGS-Eltern" noch mit 'nur' "500 Operationen an AGS-Mädchen" sowie an "170 anderen Kindern" geprahlt, wie dieser Blog Anfang Jahr berichtete. ("Vermännlichende" kosmetische Genitaloperationen wie z.B. "Hypospadiekorrekturen" waren in diesen Ulmer Statistiken des Grauens gar nicht erst mitzählt ...) 

Protest #6, 08.06.2013, Sir Charles Wilson Building, @16:41
(Plaki: Katrin Ann Kunze † an der 1. 'Zwitter Demo', Landgericht Köln, 12.12.2007)

  • Was die von der Universitätsklinik Ulm offen eingestandenen Zahl von allermindest 900 operierten Kindern noch verstörender macht: Deren "spezialisierte Kinderchirurgin"  Dr. Clothilde Leriche führt kosmetische Genitaloperationen bevorzugt an Kleinkindern durch: "Wir favorisieren den Zeitpunkt zwischen dem 9. und 12. Lebensmonat".

Protest #6, 08.06.2013, Sir Charles Wilson Building, @16:09
Bildmitte: Prof. Dr. Inas Mazen (D$D-Life, Kairo, Ägypten)

  •  Die Bilanz bei diesen von der Universitätsklinik Ulm offen eingestandenen allermindestens 900 "verweiblichend" genitaloperierten Kindern:
    Von diesem Blog geleakte Zahlen aus einer Deutschen Kinderklinik belegen einen erschütternden Reingewinn für Kinderkliniken von € 8175,12 pro Pädo-"Vaginalplastik"! (Bei allermindestens 900 Eingriffen macht das 7,3 Millionen Euro +, oder allermindestens € 7'357'608.–.)

Protest #7, 09.06.2013, Sir Charles Wilson Building, @10:06

Umso wichtiger, dass die GenitalabschneiderInnen auch künftig unter Druck geraten, wo auch immer sie ihre Scheusslichkeiten anpreisen! 

Protest #7, 09.06.2013, Sir Charles Wilson Building, @11:14:
Pädo-Verstümmler Prof. Dr. Pierre Mouriquand (Lyon, France)
versucht vergeblich ein wegfahrendes Taxi anzuhalten.

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>>> Dokumentation "Intersex Genital Mutilations" (PDF, 2.4 MB)   [ TRIGGER!!! ]

Sunday, July 14 2013

CSD Leipzig 2013 verurteilt Intersex-Genitalverstümmelungen – Uni-Kinderklinik operiert weiter

Protest und Übergabe des Offenen Briefes an die Universitätskinderklinik Leipzig, 21.09.2012

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STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Zwischengeschlecht.org on FacebookDer kommende Woche stattfindende CSD Leipzig positioniert sich als erster konkret und unmissverständlich gegen Intersex-Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken und sonstige medizinisch nicht notwendige, uneingewilligte Zwangsbehandlungen an Betroffenen! Danke! Gleichzeitig gehen die täglichen Verstümmelungen auch an der Universitäts-Kinderklinik vor Ort weiter. Und werden Betroffene, die sich seit langem auch in Leipzig gegen die menschenrechtswidrigen Verstümmelungen wehren, von den Klinikverantwortlichen mit Drohungen eingedeckt ...

Lucie Veith (Intersexuelle Menschen e.V.) fordert als diesjährige Schirmherrin auf der CSD-Homepage "deutliche politische Zeichen der Solidarität" u.a. "in Erinnerung an [...] das unsichtbar machen und die genitalverstümmelnden Eingriffe von intersexuellen Menschen ohne deren informierte Einwilligung."

Und führt dazu weiter aus: 

"[Intersexe] wurden und werden bis zum heutigen Tage mit Medikamenten und mit geschlechtszuweisenden Operationen „behandelt“, ohne dass sie darum gebeten hätten. Dies ist ein menschenrechtlicher Skandal."

Nach einer Kirchentagung vom letzten Monat ("Eltern [werden] vielfach gedrängt, einer genitalverstümmelnden Operation zuzustimmen. Auch wenn die Eingriffe in guter Absicht erfolgten, werde dabei nicht berücksichtigt, ob das Kind das wolle.") ist dies das 2. Mal in Folge, dass Lucie Veith den leider immer noch aktuellen Stand der Zwangsbehandlungen öffentlich klar beim Namen nennt. Dafür von diesem Blog ein ganz herzliches Dankeschön – in der Hoffnung, dass es auch künftig so bleibt!

Auch an der Universitätskinderklinik Leipzig stehen leider genitalverstümmelde Zwangsoperationen an Intersexen immer noch auf der Tagesordnung, wie die internationale Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org schon letztes Jahr bei einer Protestaktion samt Offenem Brief an die Leipziger Klinikverantwortlichen nachwies. Und worauf dieser Blog im Zusammenhang mit verharmlosenden Aussagen von Klinikdirektor Prof. Dr. Wieland Kiess an der Buchmesse 2013 erneut hinwies. Bezeichnend in diesem Zusammenhang auch die seinerzeitigen ausweichenden Aussagen von Prof. Dr. med. Roland Pfäffle auf Radio Mephisto. Ebenso die dubiosen Aussagen von Prof. Dr. Klaus Mohnike (Magdeburg) am "11. interdisziplinären SGA-Workshop 28.-29.6.2013":

Betreuung an der Leipziger Unikinderklinik
Seit 5 Jahren führen wir in halbjährlichen Abständen eine gemeinsame Sprechstunde von Kinderchirurgen (Prof. Finke, Universität Halle) und Pädiatrischem Endokrinologen (Prof. Mohnike, Universität Magdeburg) institutsübergreifend durch. Weiterführende Diagnostik und Therapieoptionen von Kindern und Jugendlichen mit DSD werden mit den Familien besprochen.
(Quelle: Proceedingsband PDF, S. 29)

Eine offizielle Antwort auf den Offenen Brief traf von der Uni-Kinderklinik Leipzig und ihren Verantwortlichen bis heute nicht ein. Sondern stattdessen 2013 eingeschriebene Briefe mit persönlichen Drohungen und Einschüchterungsversuchen u.a. vom Vorstand der Uniklinik sowie von Kinderklinikdirektor Prof. Dr. Wieland Kiess (mehr dazu in Kürze).

Mehr zum Thema Intersex-Genitalverstümmelungen in Leipzig:
- "Einfach eine Spielart der Natur" - Artikel Kreuzer 11/2012
- "Eine Frage des Geschlechts?" - Radio Mephisto 97.6
- Leipzig 17.5.13: Aus IDAHOT* wird IDAHIT* - inkl. Forderung nach Verstümmelungsverbot
- "Junge oder Mädchen – wenn Eltern und Ärzte entscheiden" - SWR2 2.7.13

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen"
 

Thursday, July 4 2013

Wie MedizynerInnen mit "menschlichen Versuchskaninchen" umgehen

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Ein weiterer "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus":

Ausgeliefert! Zwischengeschlecht.org on FacebookVor allem in der "medizinischen Forschung" sind Zwitter bei weiten nicht die einzigen, die von "karrierebewussten" MedizynerInnen menschenverachtend behandelt werden – die kosmetischen Genitaloperationen und weiteren experimentellen Zwangsbehandlungen an Intersexen werfen ein grelles Schlaglicht auf ein institutionelles Problem, das generell von traumatisierten Betroffenen oft lieber verdrängt als konkret angegangen wird.

Aktuell wurde in der Schweiz die >>> Geschichte eines misshandelten "menschlichen Versuchskaninchens" öffentlich, die nicht nur den menschenrechtswidrigen Umgang der Medizyn mit hilfebedürftigen Menschen beleuchtet, sondern auch die von Arroganz geprägte anschliessende Nicht-Aufarbeitung bzw. Vertuschung der ganzen Geschichte. Da hierbei die Mechanismen stets dieselben sind, ist diese Geschichte (auch) für betroffene Interexe lehrreich. Danke fürs Öffentlichmachen!

Siehe auch:
- Gewalt und Pharma-Experimente in CH-Kinderheimen: Aufarbeitung gefordert
- Weiße Kittel mit braunen Kragen, reloaded
- "Als wären wir zur Strafe hier" + "Runder Tisch Heimerziehung" fest in TäterInnenhand
- Alle Posts zu "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus"

Tuesday, July 2 2013

Intersex auf SWR2: "Junge oder Mädchen – wenn Eltern und Ärzte entscheiden" - 2.7.13 + Online

Demo zum weltweit 1. Schadenersatz-Prozess gegen einen Intersex-Genitalverstümmler
von Christiane Völling, Landgericht Köln 12.12.2007 (Bild: picture-alliance / dpa)

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Beitrag online hören (oben rechts, 5:58 min)   >>> Download als mp3 (2.73 MB)

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)>>> Ankündigung für Intersex-Beitrag heute 16:05h auf SWR2, inkl. einem Bild von der 1. Zwitterdemo (siehe oben).
In der >>> Vorschau des Sendegefässes "Impuls" heisst es dazu: "Gegen die "Normalisierung". Warum Menschenrechtler Genitalkorrekturen bei Intersexuellen verbieten wollen."

Wie die Sendungsmacherin Sophia Geß mitteilte, spricht der Sendungsbeitrag mit Interview-Schnipseln von Daniela "Nella" Truffer und yours truly a.k.a. Markus Bauer die täglichen Intersex-"Genitalkorrekturen" ebenfalls konkret an, und – nach dem verheerenden Bundestagsbeschluss und angesichts der andauernden Verstümmelungen besonders wichtig – ebenso die langjährige Forderung der Betroffenen nach unverzüglicher Beendigung der Verstümmelungen. Danke!

>>> SWR Zur Sache: "Intersexuelle kämpfen um ihre Rechte" (Video)

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen"

Saturday, June 29 2013

Intersex-Kastration bei CAIS in 2011 wegen angeblichem Krebsrisiko: "Jetzt bereue ich die Entscheidung" - redaktionzukunft, 25.6.13

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Menschenrechte auch für Zwitter!

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>>> Portrait der 23-jährigen Marie von Lien Herzog im Online-Magazin des Convergent Media Center (CMC) an der Hochschule der Medien Stuttgart, das eindrücklich belegt, wie – entgegen der Behauptungen von VerstümmlerInnen und PolitikerInnen – heute noch Betroffene angelogen und ohne informierte Zustimmung verstümmelt werden. Danke!

Kastration ohne Einwilligung – ÄrztInnen operieren weiter ...

Marie wurde erst vor 2 Jahren mit 21 über ihre Besonderheit aufgeklärt. Gleichzeitig nötigten sie die MedizynerInnen unter Vorspiegelung der "guten alten Krebslüge" zu einer "prophylaktischen" Kastration:

„Meine Ärzte haben mir geraten die Hoden aufgrund von Entartungs- und Hodenkrebsrisiko entfernen zu lassen. Jetzt bereue ich die Entscheidung“, verrät Marie. Seit der OP muss sie sich in regelmäßigen Abständen Östrogen-Pflaster auf die Haut kleben und jeden Tag ein Testosteron-Gel auftragen. Eine lästige Angelegenheit, die zu unangenehmen Nebenwirkungen führt, wenn sie mal vergessen wird. Umso ärgerlicher für Marie, als sie bei Gesprächen mit anderen XY-Frauen erfährt, dass das Risiko an Hodenkrebs oder ähnlichem zu erkranken nicht höher liege, als bei „normalen“ Menschen.

Dass Marie dabei zur Entschuldigung ihrer ÄrztInnen "vermutet", "auf dem Land", wo sie herkommt, sei "so ein Fall eine Seltenheit. Das war auch für die Ärzte hier was Neues", scheint dabei leider wenig realistisch, ist doch das effektive Krebsrisiko von 0.8% bei CAIS seit vielen Jahren bekannt und haben auch OP-wütige ChirurgInnen die Pflicht, sich weiterzubilden und jedes Mal zu überprüfen, ob ein Eingriff auch nach neuesten Erkenntnissen tatsächlich notwendig wäre, und ebenso die Pflicht, PatientInnen jedes Mal vollständig und wahrheitsgemäss zu informieren.

Dass im vorliegenden Fall die MedizynerInnen, statt Marie ordnungsgemäss aufzuklären, sie vielmehr absichtlich im Dunkeln liessen und gar noch belogen, liegt auf der Hand – ein Fakt, den der vorliegende Artikel leider nicht weiter herausarbeitet (sondern sich stattdessen – Überraschung! – lieber auf "Identitätskrisen" konzentriert). Auch hat Marie gar keine "Entscheidung" zu "bereuen", da sie ja angelogen wurde und deshalb infolge unzulässiger Manipulation durch die ÄrztInnen gar keine informierte Entscheidung treffen konnte.

Deshalb wäre diese Zwangskastration ein klarer Fall sowohl für Straf- wie auch Zivilgerichte, und hätte Marie gute Chancen, eine Schuldanerkennung sowie eine angemessene Entschädigung zu erstreiten, die ihr seelisch sowie auch für ihre Zukunftspläne hilfreich sein könnte. Und nicht zuletzt ihre und weitere MedizynerInnen nachhaltig zu künftig verantwortungsvollerem Umgang anhalten könnte!

Dieser Blog wünscht Marie viel Kraft! Und hofft, sie werde sich beizeiten auch Gedanken über ihre straf- und zivilrechtlichen Möglichkeiten machen, und dabei auch von den Selbsthilfegruppen mit Rat und Tat unterstützt – bevor in 1 Jahr bereits die Verjährungsfalle zuschnappt!

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Thursday, June 27 2013

Bundestag 27.06.2013: Verbot weiblicher Genitalverstümmelung - Freibrief für Intersex-Verstümmler

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UPDATE: Wie angekündigt hat der Bundestag heute den Intersex-GenitalabschneiderInnen offiziell die Lizenz zum Weiterverstümmeln erteilt (Video: 18:21-19:54); gleichzeitig wurde der Gesetzesentwurf der Koalition gegen weibliche Genitalverstümmelung angenommen.
Nachtrag: Der angenommene Gesetzesentwurf der Koalition berücksichtigt im Ausland begangene Taten nicht; Terre des Femmes und Taskforce FGM kritisieren ihn auch sonst als zu milde. Bei weiblicher Genitalverstümmelung galt schon vorher Aussetzung der Verjährung.

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Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 27.06.2013:

 

Genitalverstümmelungen stoppen!

Heute will der Bundestag endlich ein gesetzliches Verbot der "afrikanischen" weiblichen Genitalverstümmelung verabschieden. Die täglichen Intersex-Genitalverstümmelungen in hiesigen Kinderkliniken sollen dagegen ungehindert weiterlaufen – ab heute gar mit offiziellem parlamentarischem Segen. Betroffene sind entsetzt und kritisieren Doppelmoral.

 

Die langjährige Forderung nach einem gesetzlichen Verbot der weiblichen Genitalverstümmelung soll heute nach vier Legislaturperioden hüst und hott endlich Realität werden (TOP 22). Voraussichtlich in den frühen Freitagmorgenstunden berät der Bundestag abschließend über entsprechende Gesetzesentwürfe. Dadurch wird der Jahrzehnte lange Kampf der betroffenen Frauen, ihrer Familien und Organisationen hoffentlich endlich von Erfolg gekrönt – inkl. Aussetzung der Verjährung und Sanktionen auch wenn die Tat im Ausland begangen wird.

Für Betroffene von Intersex-Genitalverstümmelungen wird es dagegen heute im Bundestag kein Happy-End geben – im Gegenteil: Die ebenfalls heute auf den frühen Nachmittag angesetzte Beratung der Beschlussempfehlung der Ausschüsse wird auf Betreiben von CDU/CSU und FDP die raschestmögliche Beerdigung von drei historischen Anträgen vorantreiben, welche übereinstimmend die Hauptforderung der Betroffenen nach einem gesetzlichen Verbot der täglichen Intersex-Genitalverstümmelungen und nach historischer Aufarbeitung angehen (TOP 79 dd).

Damit übernimmt der Bundestag eine unrühmliche Pionierrolle: Zum ersten Mal weltweit wird ein Parlament offiziell grünes Licht geben zur ungehinderten Weiterführung der täglichen Intersex-Genitalverstümmelungen. Deutschland wird so offiziell zum Täterstaat und verstößt sowohl gegen das Grundgesetz (Art. 2.2, körperliche Unversehrtheit) wie auch gegen Völkerrechtskonventionen (u.a. UN-Abkommen gegen Folter und unmenschliche Behandlung sowie UN-Kinderrechtskonvention).

Erst vor wenigen Monaten mahnte der UN-Sonderberichterstatter über Folter die Schutzpflicht des Staates den Betroffenen gegenüber, nachdem in den letzten Jahren bereits u.a. der UN-Ausschuss gegen Folter und der UN-Ausschuss über Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte Deutschland wegen der andauernden Verstümmelungen mehrfach gerügt hatten.

Seit 20 Jahren wehren sich Betroffene und ihre Organisationen gegen das auch in Deutschen Kinderkliniken seit 60 Jahren systematisch praktizierte Unrecht der medizinisch nicht notwendigen, irreversiblen kosmetischen Genitaloperationen und weiteren Zwangseingriffen an Menschen mit "atypischen Genitalien" und fordern ein gesetzliches Verbot.

Seit 17 Jahren sind diese unmenschlichen Zwangseingriffe auch im Bundestag Thema. Jedes Mal stritt die Bundesregierung soweit wie möglich kategorisch alles ab und verleugnete die Verstümmelungen nach Leibeskräften. Und hat auch 2013 angeblich "noch keine abschließende Meinung" – ausser, wenn's drum geht, dass weiterhin nichts unternommen werden soll. Laut CDU/CSU werde heute angeblich sowieso nicht mehr operiert, ein Verbot sei deshalb "obsolet".

Gleichzeitig propagieren alle einschlägigen AWMF-Leitlinien unverändert kosmetische "Genitalkorrekturen" ohne Evidenz, u.a. "Klitorisreduktionen in Deutschland im ersten Lebensjahr", bieten Kinderkliniken alle Verstümmelungsformen weiterhin öffentlich an. Und prahlen ChirurgInnen an internationalen Kongressen, wie viele Kinder sie dieses Jahr wieder verstümmelten, z.B. Dr. Clothilde Leriche (Universitäts-Kinderklinik Ulm) Anfang Juni 2013 am "4th I-DSD Symposium": "Operationen an über 600 Kindern mit AGS, darunter Klitorisreduktionen, Vaginalplastiken und Labienrekonstruktionen." Und führt das Klinikum Offenbach jährlich mittlerweile knapp 500 kosmetische "Hypospadiekorrekturen" jährlich an Kindern durch – ohne jegliche Kontrolle, und obwohl medizinische Reviews selbst einräumen, dass die häufigen verheerenden Komplikationen in wissenschaftlichen Publikationen seit langem immer mehr unter den Teppich gekehrt werden.

Seit 10 Jahren unterstreichen u.a. Terre des Femmes und internationale FGM-ExpertInnen die Parallelen zur weiblichen Genitalverstümmelung und kritisiert etwa die Deutsche Sektion von Amnesty International die Intersex-Genitalverstümmelungen als "fundamentalen Verstoß gegen die Menschenrechte (Recht auf körperliche Unversehrtheit, auf Selbstbestimmung und Würde und auf Nicht-Diskriminierung)".

Die internationale Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.

Freundliche Grüße

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org

Mobile +41 (0) 76 398 06 50
presse_at_zwischengeschlecht.info

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Regelmäßige Updates: http://zwischengeschlecht.info
 
Intersex im Bundestag - Was bisher geschah:
- 1996-2009: Bundesregierung verleugnet Betroffene 
- Bundestag 05.03.2009: 1. Erwähnung von "Intersex" während CEDAW-Debatte
- 1. "richtige" Intersex-Bundestags-Debatte 24.11.2011: Protokoll und Videos 
- Öffentl. Anhörung Familienausschuss 25.06.2012: Schriftliche Stellungnahmen
- Öffentl. Anhörung Familienausschuss 25.06.2012: Protokoll und Video + Medienspiegel
- Fachgespräch Familienausschuss 24.10.2012: Beate Rudolf bringt Klartext 
- Bundesregierung 04.01.2013: "Keine Meinung" zu Intersex-Genitalverstümmelungen
- Bundestag 31.01.2013: Fragwürdige Personenstandsnovelle (§ 22 PStG)  
- Bundestag 16.5.2013: Intersex-Verstümmelungen - CDU für Verbot - Anträge überwiesen
- 12.06.2013: 5 Bundestags-Ausschüsse beraten Verbot von Intersex-Verstümmelungen 
- Bundestag 27.06.2013: CDU/CSU + FDP = Lizenz zum ungestört Weiterverstümmeln 

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe

>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen" 
 

Tuesday, June 25 2013

Uni Innsbruck, Hertha Richter-Appelt und Katinka Schweizer verkaufen Intersex-Genitalverstümmelungen als "Paradigmenwechsel"

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STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!Auf Einladung der Verstümmler-Universität Innsbruck ("Interfakultäre Forschungsplattform Geschlechterforschung: Identitäten – Diskurse – Transformationen / Forschungsgruppe „Körpertheorien / Theorizing the Body“ / Büro für Gleichstellung und Gender Studies") durften Prof. Dr. Hertha Richter-Appelt und Katinka Schweizer vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) unlängst in Innsbruck ihr stets beliebtes MedizynerInnen-Märchen "Früher war es schlimm, aber heute wird nicht mehr operiert" verbreiten – während gleichzeitig sowohl am UKE wie auch an der Universität Innsbruck unverändert sämtliche Intersex-Verstümmelungsformen gelehrt und auch praktiziert werden (dieser Blog berichtete).

Wie nun ein >>> Bericht der Universität Innsbruck über die Veranstaltung belegt, wurden dabei die andauernden Intersex-Genitalverstümmelungen vor Ort – Überraschung! – konsequent ausgeblendet.

Stattdessen wurde munter drauflosgeschwurbelt vom sog. "Paradigmenwechsel im Umgang mit Intersex-Personen" (so der Titel des Berichts), der angebliche "Medizinische Paradigmenwechsel" wird dann als einziger Zwischentitel im Text gleich nochmals wiederholt.

Aber hey, merkt's ja eh niemand – und dass etwaige unbotmässige Betroffene von kosmetischen Genitaloperationen im Kindesalter (nicht nur) bei Richter-Appelt im "Dialog" sowieso nicht vorgesehen sind (eins / zwei), wen kümmert's ...

Und wenn sie nicht gestorben sind, so verstümmeln und "geschlechterforschen" sie noch heute ...

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe

>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen" 

Monday, June 24 2013

Auch Intersexuelle Menschen e.V. kritisiert drohende Bundestags-'Lizenz zum Weiterverstümmeln': "Genitalverstümmeler dürfen sich freuen."

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UPDATE: Siehe auch den engagierten Kommentar von Lucie Veith auf dem Blog von Peter Tauber. Danke!

Intersex-Genitalverstümmelungen stoppen! Am kommenden Donnerstag 27.6. wird der Bundestag – statt, wie von Betroffenen seit 20 Jahren gefordert, kosmetische Genitaloperationen und weitere medizinisch nicht notwendige Eingriffe an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen endlich zu verbieten – auf Antrag der Koalition vielmehr den GenitalabschneiderInnen noch eine offizielle "Lizenz zum ungestörten Weiterverstümmeln" erteilen (dieser Blog berichtete).

Nach >>> deutlicher Kritik der internationalen Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org hat nun auch >>> Intersexuelle Menschen e.V. via facebook dieses menschenrechtswidrige Unterfangen der Koalition mit ähnlichen Formulierungen klar verurteilt:

Wenn nicht ein Wunder geschieht, wirft der Deutsche Bundestag unser Streben um die Rechte und die Anerkennung intersexuell geborener Menschen in den Papierkorb und es ist zu fragen, wer die Zwangszuweisungen in ein nicht selbst gewähltes Geschlecht verantwortet. Genitalverstümmeler dürfen sich freuen. Doch wir geben die Hoffnung nicht auf!

Wir werden bei der Bundestagswahl abstimmen und zeigen, was wir davon halten!

Danke!

Intersex im Bundestag - Was bisher geschah:

 

- 1996-2009: Bundesregierung verleugnet Betroffene 
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Sunday, June 23 2013

Australien: Intersex-Organisationen fordern Ende kosmetischer Genitaloperationen an betroffenen Kindern

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

Zwischengeschlecht.org on Facebook

Laut einem >>> Artikel u.a. auf theage.com.au fordern die Betroffenenorganisationen OII Australien und Androgen Insensitivity Syndrome Support Group of Australia (AISSGAU) offiziell die Beendigung von medizinisch nicht notwendigen Genitaloperationen an Intersex-Kindern, bzw. ein Moratorium für solche Eingriffe (wie dies u.a. Milton Diamond und Kenneth Kipnis schon seit 1997 vorschlagen – die Antwort der MedizynerInnen darauf bis heute: Spott und Hohn).

Der Artikel nimmt zudem Bezug auf die (erneut hervorragende) >>> 3. Eingabe von OII zu den aktuellen Senatsanhörungen Thema "Unfreiwillige oder erzwungene Sterilisierung von Menschen mit Behinderungen in Australien" (dieser Blog berichtete).

Weiter nennt der Artikel Zahlen zu Intersex-Genitalverstümmelungen an Prof. Dr. Garry L. Warnes Verstümmlerklinik Melbourne's Royal Children's Hospital (wobei "Hypospadiekorrekturen" offensichtlich gar nicht erst mitgezählt wurden):

"eine oder zwei Gonadektomien [Kastrationen] pro Jahr an Kindern mit nicht abgestiegenen Hoden, sowie 10 bis 15 genitale Rekonstruktionsoperationen pro Jahr, oft an Mädchen unter zwei Jahren"

Leider steht nichts im Artikel, ob die beiden Organisationen auch gesetzgeberische Massnahmen zur Durchsetzung ihrer Forderungen verlangen – über alles andere lachen die GenitalabschneiderInnen bekanntlich bloss ...

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Saturday, June 22 2013

Solidarische Kommentare zum Intersex-Personenstand-Murks (§22 PStG) von "Wir Frauen" und Antje Schrupp

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Geschlecht: Zwangsoperiert

Zwischengeschlecht.org on Facebook Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

An der am 31.01.2013 im Bundestag durchgepeitschten "Intersex"-Personenstandsnovelle § 22 (3) PStG gab es seinerzeit deutliche Kritik von Zwischenengeschlecht.org, die auch von Intersexuelle Menschen e.V. und OII Deutschland (IVIM) bekräftigt wurde.

Trotzdem blieb die Problematik dieser Neuerung für die Betroffenen wohl bei vielen Menschen unter dem Radar – umso mehr, dass die von verschiedenen Parteien gar noch als "großen Erfolg für die betroffenen Menschen" (CDU/CSU) und "kleine Revolution" (Grüne) angepriesen wurde.

Umso erfreulicher, dass nun >>> Gabriele Bischoff in "Wir Frauen" (aktuelle Printausgabe 2/2013) sowie >>> Antje Schrupp auf ihrem Blog erneut solidarisch darauf hinweisen. Antje Schrupp bringt's in ihrem ersten Absatz gut auf den Punkt:

Manche Themen verfolgt man ja nur so nebenbei, und dabei kann man dann schonmal was falsch verstehen. Mir ging es so bei der Änderung des Personenstandsrechts, zu dem der Bundestag Ende Januar eine Änderung beschlossen hat, die ich zunächst eigentlich ganz gut fand, die aber wohl doch eher schlecht ist, wie ich jetzt einem Artikel von Gabriele Bischoff aus der aktuellen Ausgabe von Wir Frauen entnahm. Weil ich vermute, dass das anderen vielleicht auch so gegangen ist, verblogge ich das hier mal schnell.

Dieser Blog sagt Danke!

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe

Wednesday, June 19 2013

Intersex im Bundestag, 27.6.13: CDU/CSU + FDP = noch mindestens eine Legislaturperiode ungestört weiterverstümmeln

>>> Pressemitteilung 20.06.2013: "Bundestag, 27.6. - Lizenz zum Weiterverstümmeln"

«Wir fordern: umfassende Information gegen Manipultion!» - Katrin Ann Kunze †Protest gegen Genitalabschneider-Kongress "4th I-DSD Symposium 2013", Glasgow 8.6.

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Intersex-Genitalverstümmelungen stoppen!

Zwischengeschlecht.org on Facebook

Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, wird nächste Woche am Donnerstag, dem 27. Juni 2013 der Bundestag in seiner 250. Sitzung (TOP 79 dd) die Hauptforderung aller Betroffenenverbände nach schnellstmöglicher Beendigung der täglichen Intersex-Genitalverstümmelungen entsprechend den Vorgaben der Regierungskoalition einmal mehr – vertagen.

Und zwar laut der (wenig überraschend) ablehnenden >>> Beschlussempfehlung der vorberatenden Ausschüsse (Ds. 17/14014, PDF) mit folgender "Begründung": Um dem "Wunsch" der "Betroffenen" und "Selbsthilfegruppen" nach "Partizipation bei der Klärung der offenen Fragen" gebührend "Rechnung zu tragen", seien "[s]chnelle Entscheidungen [...] hierfür nicht unbedingt förderlich" (S. 14).

(Ganz im Gegensatz übrigens zu fragwürdigen personenstandpolitischen Forderungen, wie sie laut Beschlussempfehlung "u. a. [sic!] von Betroffenenverbänden" erhoben würden, S. 2 – ein Schelm, wer Böses dabei denkt ...)

"[E]ine abschließende Bewertung" der täglichen Genitalverstümmelungen sei dagegen laut CDU/CSU unverändert "noch nicht möglich" (vgl. auch Antworten der Bundesregierung vom 04.01.2013): "Dies habe auch der vom BMFSFJ veranstaltete Kongress zum Thema Intersexualität" (bei dem bezeichnenderweise Betroffene von kosmetischen Genitaloperationen gar nicht erst vertreten waren) erneut "gezeigt" (S. 14).

Deshalb sollen die GenitalabschneiderInnen in deutschen Kinderkliniken allermindestens bis zur nächsten "Legislaturperiode" (S. 14) ungestört weiterverstümmeln dürfen – ab Donnerstag nächster Woche mit dem offiziellem Segen des Deutschen Bundestages ...

Intersex: Ohne Aufarbeitung, Keine Aussöhnung

Pikantes Detail: Nicht einmal mehr die "Aufschub-für-VerstümmlerInnen"-Hauspartei CDU/CSU hält sich für weiterhin wählbar, wenn sie die Hauptforderung der Betroffenen nach einem gesetzlichen Verbot der Intersex-Genitalverstümmelungen offen ablehnen würde – weshalb sie (Radio Eriwan lässt grüßen) "grundsätzlich für ein Verbot von unnötigen geschlechtszuweisenden und -anpassenden Operationen" votiert – Hauptsache nicht konkret, Hauptsache möglichst weit in der Zukunft: "Wichtig sei, dass die Diskussion nicht auf die Frage des Verbots von Operationen verkürzt werden dürfe."  (S. 14)

Auch die FDP will die "anstehenden Fragen" weiter beraten, vertröstet aber letztlich ebenfalls auf die nächste "Wahlperiode" (S. 14).

Fazit: Und wenn sie nicht gestorben sind, so verstümmeln und "diskutieren" sie noch heute! 

Das Positive: Immerhin hatte die SPD während der abschließenden Beratung im Familienausschuss klar festgehalten, dass zunächst die Verstümmelungen beendet werden müssen, dies sei "von zentraler Bedeutung" (S. 13) – dito die Grünen, die zudem explizit festhalten, dass "derartige Eingriffe immer noch vorgenommen" werden (S. 15) – ebenso die Linke: "Die Menschenrechte von Intersexuellen würden fortdauernd verletzt", wobei "die gröbste Menschenrechtsverletzung" die kosmetischen Genitaloperationen an betroffenen Kindern seien (S. 14).

GenitalabschneiderInnen, wir kriegen euch! ZwangsoperateurInnen, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

>>> Pressemitteilung 20.06.2013: "Bundestag, 27.6. - Lizenz zum Weiterverstümmeln"

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe

>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen"

 
Relevante Ausschnitte aus den Stellungnahmen aller Fraktionen:

SPD:

Nunmehr habe man den Eindruck, dass die Koalition aufgrund der erfolgten Änderung des Personenstandsrechts (Möglichkeit des Offenlassens des Geschlechtseintrags im Geburtenregister) der Meinung sei, die Probleme intersexueller Menschen seien bereits gelöst. Davon sei man jedoch noch weit entfernt.

Der Deutsche Ethikrat habe in drei Handlungsfeldern ein Tätigwerden der Politik angemahnt. Geschlechtszuweisende und -anpassende Operationen an minderjährigen Jugendlichen ohne deren Einwilligung seien zu verbieten, es sei denn, es bestehe Lebensgefahr. Außerdem müssten einheitliche Standards entwickelt werden. Schließlich gehe es darum, ein besseres Beratungs- und Betreuungssystem für die betroffenen Jugendlichen aufzubauen. Aus diesen Handlungsfeldern sei der vorliegende Antrag der SPD-Fraktion entwickelt worden. Hierbei sei das Verbot von Operationen an Minderjährigen von zentraler Bedeutung. (S. 13)

CDU/CSU:

Auch die CDU/CSU-Fraktion sei grundsätzlich für ein Verbot von unnötigen geschlechtszuweisenden und -anpassenden Operationen. Trotz der vorliegenden Stellungnahme des Deutschen Ethikrates sei hier eine abschließende Bewertung noch nicht möglich. Dies habe auch der vom BMFSFJ veranstaltete Kongress zum Thema Intersexualität gezeigt. Wichtig sei, dass die Diskussion nicht auf die Frage des Verbots von Operationen verkürzt werden dürfe. (S. 14)

FDP:

Man brauche mehr Zeit, um einen breiten Konsens im Parlament bei der Klärung der anstehenden Fragen zu finden. In dieser Wahlperiode werde dies nicht mehr möglich sein, weshalb die FDP-Fraktion die vorliegenden Anträge ablehnen werde. (S. 14)

Linke:

Die Fraktion DIE LINKE. sprach sich dafür aus, im Sinne der Betroffenen schnell zu Entscheidungen zu kommen. Die Menschenrechte von Intersexuellen würden fortdauernd verletzt. Während die Bundesregierung immer noch eine Zahl von 10.000 Betroffenen nenne, sprächen die Betroffenenverbände von 100.000. Es sei die gröbste Menschenrechtsverletzung, wenn Medizinerinnen oder Mediziner schon kurz nach der Geburt die Eltern intersexueller Kinder dazu überredeten, ihr Kind operativ einem Geschlecht zuzuordnen. Vielen Betroffenen werde dadurch ihre Sexualität genommen und sie fühlten sich in ihrem Körper nicht mehr wohl. Die Suizidrate sei relativ hoch. (S. 14)

Grüne:

Von besonderer Bedeutung für die intersexuellen Menschen sei es, dass der Deutsche Bundestag erlittenes Unrecht und Leid sehe und erkenne und dies zutiefst bedauere. Daneben werde gefordert, sicherzustellen, dass geschlechtszuweisende und -anpassende Operationen an minderjährigen intersexuellen Menschen vor deren Einwilligungsfähigkeit grundsätzlich verboten würden. Obwohl sich die Positionierung hierzu auf dem Gebiet der Medizin in den vergangenen Jahren weiterentwickelt habe, würden derartige Eingriffe immer noch vorgenommen. (S. 15)

>>> Pressemitteilung 20.06.2013: "Bundestag, 27.6. - Lizenz zum Weiterverstümmeln"

>>> 27.06.3013: "Bundestag: Freibrief für Intersex-Genitalverstümmler angenommen"

Intersex im Bundestag - Was bisher geschah:
- 1996-2009: Bundesregierung verleugnet Betroffene 
- Bundestag 05.03.2009: 1. Erwähnung von "Intersex" während CEDAW-Debatte
- 1. "richtige" Intersex-Bundestags-Debatte 24.11.2011: Protokoll und Videos 
- Öffentl. Anhörung Familienausschuss 25.06.2012: Schriftliche Stellungnahmen
- Öffentl. Anhörung Familienausschuss 25.06.2012: Protokoll und Video + Medienspiegel
- Fachgespräch Familienausschuss 24.10.2012: Beate Rudolf bringt Klartext 
- Bundesregierung 04.01.2013: "Keine Meinung" zu Intersex-Genitalverstümmelungen
- Bundestag 31.01.2013: Fragwürdige Personenstandsnovelle (§ 22 PStG)  
- Bundestag 16.5.2013: Intersex-Verstümmelungen - CDU für Verbot - Anträge überwiesen
- 12.06.2013: 5 Bundestags-Ausschüsse beraten Verbot von Intersex-Verstümmelungen
- Bundestag 27.06.3013: Freibrief für Intersex-Genitalverstümmler angenommen

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Sunday, June 16 2013

"Natürlich wird heute noch operiert - trotz öffentlichem Druck durch Betroffene" - Intersex-Genitalverstümmler Olaf Hiort (EuroDSD, I-DSD, DSDnet) auf RTL/Vox (29.5.13)

«Human Rights for Hermaphrodites too!» - «A Gonad For A Gonad, A Lust Organ For A Lust Organ» «NON aux opérations génitales forcées!» - Main entrance of '3rd EuroDSD Symposium', Lübeck 22.5.11Empfangskomitee am letzten Tag des "3rd EuroDSD Symposium", Lübeck 22.05.2011
>>> "3rd EuroDSD"-Proteste     >>> Der Offene Brief     >>> Bericht 1. Aktion 20.5.

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Die Zwitter Medien Offensive™ im Rückwärtsgang ...

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

O.K., ganz so selbstentlarvend hat Prof. Dr. Olaf Hiort das vom Wortlaut her auf >>> RTL/Vox (Video) dann doch nicht formuliert – inhaltlich dagegen sehr wohl (01:58):

"Deshalb ist man in den letzten Jahren auch sehr viel zurückhaltender geworden mit geschlechtsangleichenden Operationen. Im gleichen Zeitraum haben auch die Patientengruppen Öffentlichkeit gefunden, und das ist sehr gut, und haben gesagt, sie wollen letztlich auch mehr Akzeptanz haben."

Und noch dazu haargenau auf der altbekannten Pädo-Verstümmler-Argumentationslinie:

Hauptsache "Akzeptanz" (Familienministerin Schröder), "Unisex-Klos" (Prof. Dr. Wieland Kiess), "Einführung eines dritten Geschlechts" (Prof. Dr. Dagmar L'Allemand-Jander), "sexuelle Integrität" (Dr. Birgit Köhler), "Anerkennung" (Dr. Michael Wunder) oder was auch immer – aber BitteBitteBitte bloß keine Diskussionen um "körperliche Unversehrtheit" oder gar ein gesetzliches Verbot der andauernden menschenrechtswidrigen Verstümmelungen (Schweiß-von-der-Stirne-wisch).

Hauptperson der Sendung war die tapfere 14-jährige Betroffene Anna Mayer, die gemeinsam mit ihrer Mutter den Löwinnenanteil bestritt, beide anonymisiert mit unscharf gemachten Gesichtern und verfremdeten Stimmen. Anna war als Kind kastriert worden und muss nun bis an ihr Lebensende täglich körperfremde Hormone einnehmen. Sie wird nie selber Kinder bekommen, hat einen "falschen Chromosomensatz". Niemand weiß es ausser der Familie. Sie möchte mit ihren Freunden darüber reden können, "traut sich aber nicht" (RTL-Vox).

Dieser Blog wünscht Anna die Bekanntschaft mit vielen anderen Geschlechts-genossinnen und deren Partner_innen und Freunde, damit sie sieht: das ist machbar und kann gut tun!

Weniger guttuend, sondern ziemlich bedenklich dagegen, wie Anna von RTL-Vox im Beitrag durchgehend auf Biegen und Brechen in "transsexuelle Deutungsmuster" gepresst wurde: Dies beginnt mit "Früher eher Junge, heute weiblich" über "das neugeborene Mädchen – eigentlich ein Junge" bis zur obligaten Badezimmerspiegel-Szene, bzw. (weil das mit dem Spiegel mit anonymisertem Gesicht nicht funktionieren würde) ersatzweise auf dem Balkon Fingernägel rosa [!] lackieren. (Dass solche Darstellungsweisen konkret sehr wohl geeignet sind, Missverständnisse zu verstärken statt abzubauen, vgl. z.B. diesen Kommentar auf crossdresser-forum.de.)

Anna wird ihre herausgeschnittenen und in den Mülleimer geworfenen Hoden nie mehr zurückkriegen können. Umso mehr soll sie ihr gutes Recht beanspruchen können, so leben zu dürfen wie sie ist, ohne sich verstecken zu müssen.

Und umso mehr muss endlich wirksam verhindert werden, dass weiterhin Mädchen wie Anna solchen menschenrechtswidrigen Kastrationen und weiteren irreversiblen Eingriffen zum Opfer fallen – mind. 1 wehrloses Kind jeden Tag allein in Deutschland, plus mind. je 1 weiteres jede Woche in Österreich und in der Schweiz.

Leider sieht's damit in diesem TV-Beitrag nicht rosig aus: Der Kommentar von RTL/Vox hielt sich durchgehend an die Pädo-Genitalabschneider-Sprachregelung – medizinisch nicht notwendige, kosmetische Genitaloperationen an Kindern mit "atypischen Genitalien" wurden wenn überhaupt, dann höchstens sexologisch verbrämt und strikt nur in der Vergangenheitsform angesprochen (01:49):

"Lange Zeit wurden diese Kinder schnell operiert, um sie zu einem Mädchen oder Jungen zu machen und in ein Geschlecht zu zwingen. Doch oft ist gar nicht klar, in welche Richtung sich die Kinder entwickeln."

Auch der O-Ton von Lucie Veith (Intersexuelle Menschen e.V.) in der Sendung spielt leider einmal mehr (vgl. Adenauer-Stiftung) den VerstümmlerInnen in die Hände – statt ein wirksames gesetzliches Verbot der menschenverachtenden Verstümmelungen und Kastrationen forderte sie – na? Richtig: "Mehr Akzeptanz" und etwas "mehr Zeit für die Familien, eine Entscheidung zu treffen" – sowie als äußerstes Mittel (vgl. SPÖ/SoHo) lieb reden mit den TäterInnen, "zum Beispiel in der Ärzteausbildung".

Meine 2 Cent: Es ist nach wie vor wichtig und gut, dass Betroffene und ihre Organisationen in die Medien gehen – erst wenn die Bevölkerungsmehrheit einmal darüber Bescheid weiß, was real in "unseren" Kinderkliniken geschieht, werden die Verstümmelungen zu stoppen sein. Medien haben jedoch ihre eigenen Gesetze, und nicht nur im "Boulevardsegment" gilt: Medienauftritte können auch mal in die Hose gehen. Trotzdem sollte mensch nach Möglichkeit nicht gleich den VerstümmlerInnen nach dem Mund reden.

Die GenitalabschneiderInnen wird die vorliegende Sendung leider kaum vom weiterverstümmeln abhalten – sondern im Gegenteil noch in ihrer altbekannten Vernebelungstaktik bestärken:

Dass der vereinnahmende sog. "sexuelle Minderheitendiskurs" in Paarung mit dem vorherrschenden "Krankheitsdiskurs" der Medizyner in der öffentlichen Debatte bloss vom eigentlichen Problem der täglichen Genitalverstümmelungen im Kindesalter ablenkt (weshalb auch MedizynerInnen & Co. immer häufiger mit "Akzeptanz", "Unisex-Klos", "Anerkennung", "Einführung eines dritten Geschlechts", "sexuelle Integrität" usw. argumentieren), hatte Georg Klauda schon 2002 treffend entlarvt

Fazit: Vox war klar schon mal weiterorganisierte Zwitter-"Interessengruppen" sowiesoLucie Veith übrigens auch ...

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Saturday, June 15 2013

Sibylle Laurischk (FDP) zu Intersex-Genitalverstümmelungen: "Angeblich kosmetische Maßnahmen sollten ausdrücklich verboten werden."

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

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Im Vorfeld der einstimmigen Überweisung der 3 Intersex-Anträge der Opposition im Bundestag am 16.05.2013 hatte Zwischengeschlecht.org die Intersex-SprecherInnen aller Fraktionen um Stellungnahmen angefragt.

Nach den ersten Antworten von Peter Tauber (CDU) umd Monika Lazar (Grüne) dokumentieren wir nun die erst nach der Überweisung eingegangene
>>> vollständige Antwort von Sibylle Laurischk (FDP).

Sowie als Highlight folgenden Auszug Sibylle Laurischks Antwort auf die zentrale Frage betreffend medizinisch nicht notwendige, kosmetische Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen (die ihre hervorragende Rede im Bundestag vom 24.11.2011 bekräftigt):

"Niemand hat das Recht, ohne Erlaubnis, Veränderungen an den Genitalien eines Kindes oder Jugendlichen vorzunehmen. Dies ist auch verboten. Angeblich kosmetische Maßnahmen sollten ausdrücklich verboten werden." 

Danke!

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- 12.06.2013: 5 Bundestags-Ausschüsse beraten Verbot von Intersex-Verstümmelungen

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>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe

>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen"

Friday, June 14 2013

"Intersex" nach Hertha Richter-Appelt: "Hypospadie ist eine Krankheit, chirurgische Korrektur in jedem Fall medizinisch indiziert" - "Klitorisreduktionen zur Behebung von Auffälligkeiten" - "Früher war es schlimm, aber heute wird nicht mehr operiert"

Hamburg: Proteste + Offener Brief an Universitäts-Kinderkliniken AKK und UKE, 16.9.2012

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Zur heutigen Buchpräsentation von Hertha Richter-Appelt und Katinka Schweizer an der österreichischen VerstümmlerInnenhochburg Universität Innsbruck (Wirkungsstätte des berüchtigten Genitalabschneiders Prof. Dr. Christian Radmayr, der zahllose Betroffene auf dem Gewissen hat, u.a. die Kastration von Interlife), die auch 2013 offensiv alle gängigen Verstümmelungen propagiert, einige Fakten und Zitate von Richter-Appelt zum Thema:

Intersex: Ohne Aufarbeitung, Keine Aussöhnung

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Hertha Richter-Appelt hat für einzelne Intersex-Betroffenen(unter)gruppen punktuell viel getan, namentlich für "XY-Frauen" (einer ihrer Lieblingsbegriffe – passt auch so schön durch ihre frühere Brille als "Transsexuellen-Expertin").
>>> Kritik von Betroffenen im Hermaphroditforum 
>>> Kritik von Betroffenen in Kommentaren hier  

Unzweifelhaft kommt Richter-Appelt diesbezüglich ein entsprechender Verdienst zu, speziell betreffend künftiger Vermeidung medizinisch nicht notwendiger Kastrationen bei (XY-)CAIS-Menschen, und in geringerem Maße auch betreffend "Klitorisreduktionen" bei (XY-)AIS.

Auch zur Erforschung der durch die Genitalverstümmelungen hervorgerufenen lebenslangen körperlichen und seelischen Schäden hat sie einiges beigetragen – wenn auch kaum zufällig immer nur selektiv und tröpfchenweise.

Andererseits gibt Richter-Appelt unzweifelhaft die ganz große Mehrzahl aller anderen von kosmetischen Intersex-"Genitalkorrekturen" Gefährdeten (u.a. "Hypospadie", "AGS/CAH") ungerührt "zum Abschuss frei" (siehe nachfolgend); ebenso ist deren "Teilhabe am Dialog" bei Richter-Appelt nicht vorgesehen – stattdessen werden die meisten Betroffenen von ihr mit salbungsvollen Sprüchen ausgegrenzt (vgl. auch Deutscher Ethikrat und Konrad-Adenauer-Stiftung).
>>> Kritik 1 von Heinz-Jürgen Voß auf querelles.net
>>> Kritik 2 von Anja Gregor auf socialnet.de  

Nachfolgend einige Zitate von Hertha Richter-Appelt zu einzelnen Verstümmelungsformen im Überblick:

• "Klitorisreduktionen": "bei XX-Chromosomensatz zur Behebung von Auffälligkeiten im Rahmen einer Geschlechtszugehörigkeiten [sic]" – "bei Operierten mit XY-Chromosomensatz Verminderung der sexuellen Sensibilität" - "Geschlechtszuweisung" vs. Geschlechtsangleichung"

Richter-Appelt ist eine (wenn nicht die) geistige Architektin der menschenrechtswidrigen Aufteilung von "geschlechtszuweisenden" vs. "geschlechtsangleichenden" kosmetischen "Genitalkorrekturen" in den Empfehlungen des Deutschen Ethikrates, und Verfechterin der nicht minder menschenrechtswidrigen Praxis vom "chromosomengerechten Verstümmeln" (vgl. z.B. ihre Stellungnahme an den Ethikrat, S. 3+4, >>> relevante Auszüge hier). 

--> Fakt: Das Recht auf Körperliche Unversehrtheit gilt für ALLE Kinder, unabhängig von "Chromosomensatz" und "Geschlechtszugehörigkeit"! - Auch die "Unterscheidung" zwischen "geschlechtszuweisenden" vs. "geschlechtsangleichenden" kosmetischen "Genitalkorrekturen" widerspricht klar den Menschenrechten:

"Die internationalen Gremien arbeiteten nicht mit der Unterscheidung zwischen geschlechtszuweisenden und geschlechtsangleichenden Operationen. Sie stellten auf die Auswirkungen für die betroffene Person, nämlich auf die Beeinträchtigung der körperlichen Unversehrtheit, ab." (Prof. Dr. Beate Rudolf, Deutsches Institut für Menschenrechte)

• "Hypospadiekorrekturen": "Hypospadie eine Krankheit, chirurgische Korrektur in jedem Fall medizinisch indiziert"

Richter-Appelt ist ebenfalls eine eifrige Verfechterin der VerstümmlerInnenargumentation, ausgerechnet die am häufigsten praktizierten Formen von "Genitalkorrekturen" von der ethischen und menschenrechtlichen Diskussion ausklammern zu wollen (vgl. auch oben "Klitorisreduktionen"), und zwar tatsachenwidrig und mit bewussten und krassen Fehlinformationen, erst recht bei der häufigsten kosmetischen Verstümmelungsform "Hypospadiekorrektur" (vgl. z.B. ihre Stellungnahme an den Ethikrat, S. 2, >>> relevante Auszüge hier).

--> Fakt: "Hypospadie-Korrekturen" sind praktisch immer kosmetisch und werden aus "psychosozialen Gründen" an Kindern durchgeführt.

Eine medizinische Notwendigkeit besteht nur in sehr seltenen Fällen, wenn der Harnabfluss unoperiert behindert oder blockiert ist, oder bei Schmerzen. Ansonsten bestehen KEINE medizinischen Gründe, "Hypospadie-Korrekturen" uneingewilligt im Kindesalter aufzuzwingen – aber gute Gründe, damit zuzuwarten (was viele Ärzte auch offen zugeben, vgl. z.B. hier unter 3a) Gernot Sinnecker: "Nicht evidenzbasiert").

Sogar die aktuelle AWMF-Leitlinie 006/026 "Hypospadie" (Evidenzstufe 1 = niedrigste) spricht ausdrücklich von Indikationen "auch aus ästhetisch-psychologischen Gründen".

Auch in den Kinderkliniken UKE und AKK von Richter-Appelts Universität Hamburg wird kein Hehl daraus gemacht, dass frühe "Hypospadie-Korrekturen" NICHT aus medizinische Gründen gemacht werden, sondern aus "psychologischen":

"Die Operation sollte zwischen dem 9. und 15. Lebensmonat oder zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr durchgeführt werden („Psychologisches Fenster“)." (Prof. Dr. med. Margit Fisch und Dr. med. Silke Riechardt)

Ebenso z.B. das Universitätsklinikum Jena und die Asklepios-Kinderklinik St. Augustin unisono:

"Beschwerden liegen [im "unkorrigierten" Zustand] fast nie vor, auch die Harnentleerung bereitet nur in Ausnahmefällen Probleme" - Nichtsdestotrotz empfohlene "Therapie": "Korrektur zwischen dem 12. und 24. Lebensmonat." - "Begründung": "Bei späteren Eingriffen kann bereits das Selbstwertgefühl der Männer leiden." (Homepages der Kliniken)

• Heute angeblich keine kosmetischen "Genitalkorrekturen" mehr.

Richter-Appelt ist unter Betroffenen bekannt als eifrige Verbreiterin des Behandler-Märchens "Ja, früher war es vielleicht schlimm – aber heute ist alles gaaanz anders, sind wir ja alle sooo tolerant und es wird lääängst nicht mehr operiert."

--> Fakt: Wie praktisch alle einschlägigen Uni-Kinderkliniken bieten auch die Kinderkliniken UKE und AKK von Richter-Appelts Universität Hamburg die ganze Bandbreite von kosmetischen "Genitalkorrekturen" nach wie vor öffentlich an – und führen erwiesenermaßen heute noch serienmäßig kosmetische "Genitalkorrekturen" durch.

>>> Intersex-"Genitalkorrekturen": Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Das Medizyner-Märchen von den "früheren Behandlungsmaßstäben" 
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen – eine Genealogie der TäterInnen
>>> Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben

Wednesday, June 12 2013

Intersex-Genitalverstümmelungen: Bundestags-Ausschüsse beraten Verbot

'Genitalverstümmelungen stoppen!' - Aktion von Zwischengeschlecht.orgAktion zur Ethikrat-Pressekonferenz, 23.2.2012 (Bild: © dapd/sueddeutsche.de)

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Zwischengeschlecht.org on FacebookPressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 12.06.2013:

Die internationale Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org freut sich sehr, dass heute die ersten 5 Bundestags-Ausschüsse (von insgesamt 6) ein Verbot von kosmetischen "Genitalkorrekturen" ohne Einwilligung der Betroffenen beraten – und fordert Nägel mit Köpfen:

Am 16. Mai 2013 überwies der Bundestag einstimmig 3 Anträge, die übereinstimmend ein längst überfälliges gesetzliches Verbot von medizinisch nicht notwendigen, kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen fordern, sowie eine Aufarbeitung der bisherigen menschenrechtswidrigen Praxis (17/13253, 17/13259, 17/13251).

Heute 12.06.2013 beginnt nun deren Beratung im Familienausschuss (TOP 3b-d), dem Rechtsausschuss (TOP 6a-c), dem Innenausschuss (TOP 21a-c), dem Ausschuss für Menschenrechte (TOP 4a-c) und dem Gesundheitsausschuss (TOP 13b-d). Einzig der Bildungsausschuss machte seine Traktandenliste nicht öffentlich.

Betroffene und ihre Organisationen kämpfen seit 20 Jahren für ein gesetzliches Verbot ALLER medizinisch nicht notwendigen "Genitalkorrekturen" an ALLEN mit "atypischen Genitalien" Geborenen ohne informierte Zustimmung der Betroffenen selbst (inkl. "Hypospadiekorrekturen"), und für eine umfassende historische Aufarbeitung des ihnen angetanen Unrechts (inkl. der bis in die 1980er-Jahre üblichen, kosmetischen Klitorisamputationen).

Hauptforderungen, die 2011 auch der UN-Ausschuss gegen Folter (CAT/C/DEU/CO/5, Abs. 20) nachdrücklich bekräftigte, sowie 2013 der UN-Sonderberichterstatter über Folter (A/HRC/22/53, Abs. 77, 76, 88):

"Kinder, die mit atypischen körperlichen Geschlechtsmerkmalen auf die Welt kommen, werden oft irreversiblen Geschlechtszuweisungen, erzwungener Sterilisierung und erzwungenen genital-normierenden Operationen unterworfen, die ohne ihre informierte Zustimmung oder diejenige ihrer Eltern durchgeführt werden [...]." (Abs. 77)
"Diese Maßnahmen [genital-normalisierende Operationen] sind selten medizinisch notwendig, können Narbenbildung, Verlust des sexuellen Empfindens, Schmerzen, Inkontinenz und lebenslange Depressionen verursachen und wurden zudem als unwissenschaftlich, gesundheitsgefährdend und zu Stigma beitragend kritisiert." (Abs. 76) 

Ebenso unterstrich eine öffentliche Anhörung des Familienausschusses vom 25.06.2012 die Menschenrechtswidrigkeit der uneingewilligten kosmetischen "Genitalkorrekturen", und bei einem Fachgespräch des Familienausschusses von 24.10.2012 stellte Prof. Dr. Beate Rudolf (Deutsches Institut für Menschenrechte) unmissverständlich klar, dass die Versuche von verantwortlichen MedizinerInnen sowie dem Deutschen Ethikrat zur Einführung einer künstlichen Unterscheidung zwischen Genitalverstümmelungen "eigentlichen" sowie "minderen Unrechts" menschenrechtlich nicht haltbar sind, sondern die Bundesrepublik im Gegenteil zur Zielscheibe machen für weitere UN-Rügen:

"Die internationalen Gremien arbeiteten nicht mit der Unterscheidung zwischen geschlechtszuweisenden und geschlechtsangleichenden Operationen. Sie stellten auf die Auswirkungen für die betroffene Person, nämlich auf die Beeinträchtigung der körperlichen Unversehrtheit, ab."

Zwischengeschlecht.org freut sich sehr, dass die genannten Ausschüsse die 3 Anträge umgehend an die Hand nehmen, und hofft, dass aus den längst bekannten Fakten nun endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden!

Statt dass wie z.B. jüngst an einer "Fachtagung" der Adenauer-Stiftung versucht wird, abzulenken vom durch Betroffenenorganisationen seit Jahr und Tag wieder und wieder dokumentierten Hauptproblem der andauernden täglichen Genitalverstümmelungen an wehrlosen Kindern, indem etwa tatsachenwidrig und unreflektiert das altbekannte Medizinermärchen repetiert wird, heute würde angeblich "seit langem nicht mehr operiert" – obwohl sämtliche aktuellen Leitlinien unverändert frühkindliche kosmetische Genitaloperationen ohne Evidenz propagieren, und sämtliche einschlägigen Kinderkliniken solche unverändert öffentlich anbieten, nicht zuletzt "aus ökonomischen Interessen" (z.B. € 8175,12 Reingewinn pro "Plastische Rekonstruktion der Vulva" bei "AGS/CAH").

Und obwohl KinderchirurgInnen sich unverändert öffentlich brüsten, wie viele kosmetische "Genitalkorrekturen" sie auf dem Kerbholz haben, so z.B. Dr. Clothilde Leriche, Kinderchirurgie-Chefin der Universitäts-Kinderklinik Ulm am 7. Juni 2013 am "4th I-DSD Symposium" in Glasgow:

"Operationen an über 600 Kindern mit AGS, darunter Klitorisreduktionen, Vaginalplastiken und Labienrekonstruktionen" (Proceedings of the 4th International Symposium on Disorders of Sex Development, S. 24-25)

Die internationale Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.

Freundliche Grüße

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org

Mobile +41 (0) 76 398 06 50
presse_at_zwischengeschlecht.info

http://zwischengeschlecht.org
Regelmäßige Updates: http://zwischengeschlecht.info 

Intersex im Bundestag - Was bisher geschah:
- 1996-2009: Bundesregierung verleugnet Betroffene 
- Bundestag 05.03.2009: 1. Erwähnung von "Intersex" während CEDAW-Debatte
- 1. "richtige" Intersex-Bundestags-Debatte 24.11.2011: Protokoll und Videos 
- Öffentl. Anhörung Familienausschuss 25.06.2012: Schriftliche Stellungnahmen
- Öffentl. Anhörung Familienausschuss 25.06.2012: Protokoll und Video + Medienspiegel
- Fachgespräch Familienausschuss 24.10.2012: Beate Rudolf bringt Klartext 
- Bundesregierung 04.01.2013: "Keine Meinung" zu Intersex-Genitalverstümmelungen
- Bundestag 31.01.2013: Fragwürdige Personenstandsnovelle (§ 22 PStG)  
- Bundestag 16.5.2013: Intersex-Verstümmelungen - CDU für Verbot - Anträge überwiesen

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe

>>> UN-Sonderberichterstatter über Folter verurteilt "genitale Zwangsoperationen"

Sunday, June 9 2013

Intersex-Proteste + Info: Glasgow 5.-9. Juni "4th I-DSD Symposium"

1. Friedlicher Protest zur Eröffnung des "4th I-DSD Symposium", Glasgow 07.06.2013

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>>> Open Letter of Concern to '4th I-DSD Symposium' (PDF) 
>>> 'I-DSD': 'Cruel and inhuman' surgeries - Press Release 07.06.2013

Menschenrechte auch für Zwitter!

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Nach langjährigen Protesten wurde 2012 aus dem Genitalabschneider-Verband "EuroDSD" zu Lübeck neu "I-DSD" mit Zentrale in Schottland. An der Universität von Glasgow propagiert das diesjährige "4th International DSD Symposium" wie gehabt Intersex-Genitalverstümmelungen – ethische und menschenrechtliche Aspekte stehen erneut nicht zur Debatte. Zwischengeschlecht.org informiert vor Ort und organisiert
7 friedliche Proteste.   >>> alle Termine 

Helft mit, die TäterInnen daran zu erinnern, dass wehrlose Kinder zu verstümmeln NICHT OK ist!

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