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Thursday, June 30 2011

Zwitter-Genitalverstümmelungen: Diskriminierung oder Verbrechen?

Jeden Tag wird in Deutschland in einer Kinderklinik mindestens ein wehrloses Kind irreversibel genitalverstümmelt.

Die Mediziner nennen es "korrigierende" und "angleichende Eingriffe".

Überlebende Betroffene sprechen ihrerseits von Genitalverstümmelung, uneingewilligten Zwangsoperationen und Zwangskastration und von medizinischer Folter.

Allein in Hamburg haben 2011 mindestens 5 Kinderkliniken medizinisch nicht notwendige, kosmetische Genitaloperationen im Angebot für Kleinkinder "mit zu grosser Klitoris" oder sonstwie "auffälligen Geschlechtsorganen". Bundesweit sollen es über 100 Kinderchirurgien sein, darunter auch zahlreiche kleine bis Kleinst-Anbieter.

Das florierende kosmetisch-chirurgische Angebot umfasst u.a. "Klitorisverkleinerungen", "Peniskorrekturen", "Anlegen einer Neovagina", "Verlegung der Harnröhre", Kastrationen, Gebärmutterentfernungen, usw. usf.

Kosmetische Genitaloperationen an Kleinkindern werden von Kliniken und anderen Anbietern aggressiv vermarktet unter Dutzenden von verschiedenen "Diagnosen" wie "Hypospadie", "AGS/CAH", "Pseudohermaphroditismus", "Intersexualität", "Epispadie", "AIS", "Disorders of Sex Development (DSD)", "Gonadendysgenesie", "Swyer", "Turner", etc.

Diese Operationen erfolgen seit Jahrzehnten als unkontrollierte Menschenexperimente ohne ethische Überwachung. Die angebliche Wirksamkeit der medizinisch nicht notwendigen, irreversiblen Eingriffe wurde bis heute nie klinisch bewiesen. Die einschlägigen AMWF-Leitlinien stehen alle heute noch unverändert auf der niedrigsten Evidenzstufe S1.

Hunde besser vor Verstümmelung und Kastration geschützt als Kinder

Seit 15 Jahren klagen zwangsoperierte Zwitter in Deutschland die Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken öffentlich an und fordern die Medizyner zum Aufhören und die Politik zum Handeln auf – bisher vergeblich.

Die Bundesregierung gab wiederholt zu Protokoll, von unzufriedenen Zwangsoperierten nichts zu wissen, und sah keinen Handlungsbedarf.

Aktuell sind in Deutschland Haustiere besser geschützt als Kinder: Während z.B. Hunde ohne medizinische Notwendigkeit weder kupiert noch kastriert werden dürfen, wird in den Kinderkliniken ungehindert weiter kosmetisch verstümmelt und kastriert.

Laut neuesten BMBF-Studien sind ab 3 Jahren nach wie vor 90% aller bedrohten Kinder durchschnittlich mehrfach kosmetisch operiert.

Ähnlich wie bei Betroffenen von sexualisierter Gewalt ("Kindesmissbrauch") ist der Rechtsweg für Überlebende ein Alptraum und eine Farce. Da die Verstümmelungen  in der Regel vor dem 2. Lebensjahr erfolgen, haben Überlebende in der Regel keine Chance, vor Ablauf der Verjährung zu klagen. Die meisten leiden zudem an mit den Eingriffen verbundenen, schweren Traumatisierungen.

"fundamentaler Verstoß gegen körperliche Unversehrtheit"

Seit 1997 werden kosmetischen Genitaloperationen an Kindern nebst von erwachsenen Betroffenen auch von namhaften BioethikerInnen, JuristInnen und KulturwissenschafterInnen öffentlich kritisiert.

Seit 2004 beurteilen Menschenrechtsorganisationen wie Terre des Femmes und Amnesty International kosmetische Genitaloperationen an Kindern als "schwere Menschenrechtsverletzung" und "fundamentaler Verstoß gegen das Recht auf körperliche Unversehrtheit", und unterstreichen die Parallelen zur weiblichen Genitalverstümmelung in Afrika.

2007 gelang es der Betroffenen Christiane Völling, die als Ausnahme erst im Alter von 18 Jahren operiert wurde, als erster und bisher immer noch einziger, ihren ehemaligen Chirurgen zu verklagen, unmittelbar vor Eintritt der absoluten Verjährung. 2008 erkannte das OLG Köln letztinstanzlich das "Selbstbestimmungsrecht [...] in ganz erheblichem Maße verletzt" (5 U 51/08).

2009 rügte das von Betroffenen angerufene UN-Komitee CEDAW die Bundesregierung wegen mangelnden "wirksamen Maßnahmen zum Schutz ihrer Menschenrechte" (CEDAW/C/DEU/CO/6).

Auf Ende 2011 erarbeitet aktuell der Deutschen Ethikrat im Auftrag der Bundesregierung eine Stellungnahme. In einer ersten Einschätzung vom 15. Juni hielt der Deutsche Ethikrat u.a. fest: "Ein zentraler Punkt ist das Recht der Betroffenen auf körperliche Unversehrtheit. [...] Hier findet das Elternrecht seine Grenzen und auch dies spricht dafür, mit solchen Eingriffen so lange wie möglich zu warten, damit die betroffenen Intersexuellen selbst entscheiden können."

Politische Instrumentalisierung durch Schwule und Lesben

Vermehrt Erwähnung in der politischen Debatte finden Zwitter und damit Betroffene von Genitalverstümmelung in Kinderkliniken vor allem durch dritte Interessensgruppen, als Kanonenfutter im "Kampf gegen das Zweigeschlechtersystem" oder für "Schutz von sexuellen Minderheiten vor Diskriminierung", in aktuellen Debatten etwa um "Personenstand"und "Sexuelle Identität".

Diese politischen Interessensgruppen richten ihren Blick in der Regel nicht auf die realen, zwangsoperierten Zwitterkörper, sondern auf ein fiktives unversehrtes Ideal, das ihre eigenen Wunschvorstellungen verkörpert. Dabei setzen sie unhinterfragt voraus, dass alle Zwitter auf Grund ihrer quasi "körpergewordenen Aufhebung des Zweigeschlechtersystems" ihre Ziele teilen würden, adoptieren  "Intersexuelle" ungefragt als eine Unterabteilung ihrer eigenen Gruppe, hängen sie als Schlusslicht bei sich hinten an (z.B. "LGBTQI"), benutzen für Geschlech. Sofern diese dritten Interessegruppen die Leiden der Betroffenen von Genitalverstümmelungen überhaupt behandeln, propagieren sie als Heilmittel wiederum einzig ihr eigenes Anliegen, z.B. die Abschaffung der Geschlechter, oder benutzen sie als wissenschaftliches Rohmaterial für Geschlechtertheorien.

Entsprechend mehren sich in letzter Zeit auf Länderebene politische Beschlüsse, in denen vorgeblich etwas zur Verbesserung der Lage "Intersexueller" unternommen werden soll. Tatsächlich wurden aber die täglichen Genitalverstümmelungen vor der eigenen Haustüre entweder glatt geleugnet, z.B. vom Berliner Senat (Drucks. 16/14436) oder in der Bremischen Bürgerschaft (taz, 25.02.2011). Oder die Genitalverstümmelungen werden in konkreten Maßnahmen stillschweigend ausgeklammert, vgl. Hamburgische Bürgerschaft (Drucks. 19/4095).

2009 und 2010 wurden "Intersexuelle" auch im Bundestag immer wieder Dutzende Male in offiziellen Dokumenten erwähnt – kein einziges Mal ging es dabei konkret um die Beendingung der täglichen Verstümmelungen, jedes Mal letztlich um Anliegen anderer Interessensgruppen.

Deutscher Ethikrat ist gefordert

Kosmetische Genitaloperationen an Kindern sind ein schwerer Verstoss gegen das Grund- und Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung (GG Art. 2 Abs. 2). Durch die hohe Zahl der Opfer, das systematische Vorgehen, die Schwere und das Ausmaß der körperlichen und seelischen Schäden und durch die Jahrzehnte lange Dauer sind die Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken wohl eine der gravierendsten Menschenrechtsverletzungen in den westlichen Demokratien seit dem 2. Weltkrieg.

Die Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken müssen so schnell wie möglich gestoppt werden, "eines der dunkelsten Kapitel der Medizingeschichte" (Apotheken Umschau, 01.06.2011) muss beendet und öffentlich aufgearbeitet, das Unrecht der Medizinversuche muss gesellschaftlich anerkannt und so weit wie noch möglich ausgesöhnt werden.

"Die Menschenrechtsgruppe ... + Abbinder

Sunday, June 26 2011

"Wollt ihr denn keine Behandlung?" - Erpressung, Zwittertabu & Medizynermacht (III)

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Protest gegen Genitalabschneider-Kongress "APE-AGPD 2010", Augsburg 5.11.

(Full Disclosure: Seelenlos ist verantwortlicher Redakteur dieses Blogs, Gründungsmitglied und Kampagnenleiter bei Zwischengeschlecht.org und ein mit einem Zwitter verbandelter "normaler" XY, also ein solidarischer Nicht-Zwitter.) 

>>> Zwittertabu & Medizynermacht (I)
>>> Das verinnerlichte Schweigegebot (Zwittertabu & Medizynermacht II) 

Kann ein Zwitter Sünde sein?

Ein wichtiger Beitrag zur Aufrechterhaltung von gesellschaftlichem Zwittertabu und verinnerlichtem Schweigegebot der Betroffenen besteht darin, dass Betroffene und Eltern konstant und quasi reflexartig von Medizynern damit erpresst werden, es würden ihnen künftig eventuell notwendige echte Heilbehandlungen verweigert, sobald sie sich gegen medzinisch nicht notwendige Behandlungen sträuben oder gar öffentlich ihre Stimme dagegen erheben wollen.

Meiner Erfahrung nach können bzw. könnten so ziemlich alle Betroffenen von solchen impliziten oder expliziten Drohungen berichten. Kommt dazu, dass manche Betroffenen lebenslang auf medizinisch notwendige hormonelle Behandlung angewiesen sind, z.B. bei Cortisolmangel (AGS/CAH) oder nach Kastrationen.

Ein von Nella öffentlich dokumentiertes Beispiel anlässlich der 5. Jahresversammlung des "Netzwerk DSD/Intersexualität" vom 06.08.2008 in Kiel --> Programmpunkt 2 "Vorstellung und Diskussion der Selbsthilfeinitiativen zur gesundheitlichen Versorgung der IS-Betroffenen":

Claudia Kreuzer [hielt] ein kurzes Referat zu den Folgen der Fehlbehandlungen [d.h. "Substitution" mit Östrogenen nach Kastration bei AIS, obwohl Testosteron produzierende Hoden entfernt wurden]. [...] [Worauf] die Endokrinologin PD Dr. med. Dagmar l'Allemand-Jander auf Claudias Ausführungen nichts Gescheiteres zu tun hat, als Intersexualität mit anderen chronischen Krankheiten zu vergleichen, die doch auch lebenslanger Behandlung bedürfen.

Auf Claudias Aufforderung, doch bitte zu erklären, was mit einem gonadektomierten XY-Zwitter geschieht, wenn er in der Pubertät mit Östrogenen 'therapiert' wird, weiss Dr. l'Allemand nichts zu antworten, ausser ein schnippisches: "Wollt ihr denn keine Behandlung?"

Ich weiss von vielen Betroffenen und Eltern, dass solche (re)traumatisierende Drohungen auch in "Behandlungsgesprächen" permanent fallen. Die Auswirkungen auf die Adressaten kann sich wohl jedeR, der/die noch einen Funken von Mitgefühl sein/ihr eigen nennt, zumindest ansatzweise selber vorstellen.

Da manche Formen von "Intersexualität" und "atypischen Genitalien" genetisch bedingt verwandtschaftlich gehäuft auftreten, erstrecken sich Geheimhaltungsdruck und Drohungen durch die Medizyner oft über mehrere Generationen und quer über ganze Familienverbände. Hier kommen komplexe Verdrängungsdynamiken und Maulkorbkaskaden zum spielen, wie sie auch bei der weiblichen Genitalverstümmelung oder im Zusammenhang mit sexualisierter Gewalt an Kindern gehäuft zu Tage treten. Dort werden solche ja nunmehr langsam auch öffentlich bekannt und diskutiert. Jedoch leider bisher kaum im Zusammenhang mit Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken und "Intersexualität". Obwohl Betroffene von kosmetischen Genitaloperationen seit Jahr und Tag diese und andere Parallelen unterstreichen.

Elisabeth Müller, Daniela Truffer, Katrin Ann Kunze †, Christiane Völling

"Those who cannot remember the past are condemned to repeat it."
George Santayana (1863 – 1952)

>>> Zwittertabu & Medizynermacht (I)
>>> Das verinnerlichte Schweigegebot (Zwittertabu & Medizynermacht II) 

Siehe auch:
- Trauma, Opferrolle, Befreiung
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Die grosse "Intersex"-Statistik-Lüge
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- "Unseres Wissens zufolge unternehmen 80% der Intersexen Suizidversuche, hiervon 25% erfolgreich" - AGGPG 1998
- Schweiz: Bundesrat will weibliche Genitalverstümmelung verbieten – aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- Bundestag: "Weibliche Genitalverstümmelung ahnden" - aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- "Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Genitale Verstümmelung & Folgeschäden - AGGPG 1998
- "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik", 23.6.10
- "Gott hat uns dieses Kind geschenkt, so wie es ist."
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Friday, June 24 2011

"Mit welchem Recht stellt sich die Medizin über die Gesetze dieses Landes?" - Christiane Völling zum Ethikrat-Diskurs

UK Aachen, 30.05.2011: Christiane Völling protestiert gegen "Ethik"-Vortrag
von Genitalabschneiderin Susanne Krege
(im Bild ganz rechts)

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Christiane Völling konnte leider nicht zur Ethikrat-Anhörung vom 8.6.11 nach Berlin kommen. Was sie zu sagen gehabt hätte, lässt sich jedoch nachträglich via Diskurs-Blog nachlesen, wo ihre >>> Statements als PDF erhältlich sind. Einige Ausschnitte:

 

Intersexualität stellt keine Krankheit dar im Sinne der Definition von Krankheit.

Krankheit  bedeutet „Abwesenheit von Gesundheit“.

Eingriffe am Harn ableitenden System und den Genitalien sind nur dann notwendig wenn ein Verschluss dieses Systems vorliegt und somit das Kind sich in Lebensgefahr befindet.

Durch Intersexualität ensteht kein akutes Organversagen, so dass hier  kein medizinischer Notfall vorliegt, das Kind sich nicht in akuter Lebensgefahr befindet. Demzufolge sind chirurgische Operationen am intersexuellen Genitale von Säuglingen und Kleinkindern überflüssig, da sie rein kosmetischer Natur sind und die Geschlechtsidentität und Wünsche des intersexuellen Kindes nicht berücksichtigt. Die Medizin sagt selbst, dass sie nicht vorhersehen kann, als was  der spätere Erwachsene/der/die Jugendliche sich fühlt. Warum operiert sie dann überhaupt? Wer oder was soll durch diese irreversiblen Eingriffe dann „geheilt“ werden? Das betroffene Kind kann es wohl nicht sein. Zudem stellen diese angeblich „rein kosmetischen“ Operationen einen eklatanten Verstoß gegen die Grund- und Kinderrechte dieses Landes dar. Mit welchem Recht stellt sich die Medizin über die Gesetze dieses Landes?

[...] Des Weiteren gesteht die Medizin ein, dass es keine Langzeitstudien gibt über die Erfolge und Misserfolge dieser Operationen, auch auf mögliche Langzeitkomplikationen und Langzeitschäden, z.B. chron. Harnwegsinfekte, Stenosen, Sensibilitätsstörungen, wiederholte notwendige Eingriffe am Genitale geht sie kaum ein. Auch weitere Behandlungsmöglichkeiten und weitere Vorsorgeuntersuchungen ohne Operationen werden mit den Eltern und den betroffenen Kindern unzureichend besprochen. Zu einer vollständigen korrekten Aufklärung inklusive aller Langzeitschäden durch z.B. durchgeführte Kastrationen, Folgeoperationen ist die Medizin juristisch verpflichtet.

Medizin und Psychologie sind juristisch in die Pflicht zu nehmen, Eltern korrekt und vollständig über die Intersexualität ihres Kindes aufzuklären,ohne daraus einen sofortigen „medizinischen“ oder „sozialen“ Notfall zu konstruieren, denn ihr Kind ist genauso gesund wie Junge oder Mädchen. Intersexuelle Kinder haben das Recht auf freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit und Unversehrtheit ihres Körpers. [...]

Die Lebensqualität intersexueller Menschen ist durch die inkorrekte Aufklärung, Geheimhaltungspolitik der Medizin und durch die nicht eingewilligten und zum großen Teil nicht notwendigen operativen Eingriffe (Zwangskastration, Verlust der Sensibilität ihrer noch vorhandenen Genitalien, Komplikationen) stark eingeschränkt, in vielen Fällen auch zerstört. Dies geht aus den Studien des Netzwerkes und der Hamburger Forschergruppe für Intersexualität eindeutig hervor. [...]

 

>>> Ethikrat-Statements von Christiane Völling als PDF
>>> Christiane Völling: Zur Frage der Entschädigung (5.7.11) 

>>> Übersichtsseite zur laufenden Ethikrat-Anhörung 2011

    >>> Offener Brief an das "Forum Biomedizin und Ethik" Aachen

>>> Christiane Völling: Die Biographie einer Überlebenden
(Buchbesprechung von Daniela "Nella" Truffer)

Siehe auch:
- Christiane Völlings Geschichte in ihren eigenen Worten
- Buch von Christiane Völling: "Mein Leben als Intersexuelle"
- Sieg für Christiane Völling!!!
- Zwitterprozess: 100'000 Euro Schmerzensgeld für Zwangskastration!
- Wie die Zwitterorganisationen Christiane Völlings Zwangsoperateur Prof. Dr. L. 150'000 Euro schenkten 
- "Tabu Intersexualität" - Dok. u.a. mit Christiane Völling
- Die Bielefelderin Britta Dombrowe über "Tabu Intersexualität"
- Alle Posts zu Christiane Völling auf Zwischengeschlecht.info

Friday, June 10 2011

Ethikrat Forum 1: "Medizinische Behandlung – Indikation – Einwilligung"

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>>> "Um den heißen Brei geredet" - Video-Statement

Statement von Daniela "Nella" Truffer für die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org anläßlich der Anhörung des Deutschen Ethikrates, 08.06.2011:

>>> Statement als PDF (ohne Links in Fussnoten, 62 KB)

Kann ein Zwitter Sünde sein?

1. "Medizinische Behandlung – Indikation – Einwilligung"

Seit 1950 [1] propagieren und praktizieren Endokrinologen, Kinderchirurgen und weitere Mediziner kosmetische Genitaloperationen und andere medizinisch nicht notwendige Eingriffe an Kleinkindern mit atypischen Genitalien – weil sie die Erfahrung machten, dass die Eltern möglichst früh am leichtesten zu einer Zustimmung zu bewegen sind [2]. 1955 lieferte ein Sexologe nachträglich eine angeblich wissenschaftliche Begründung nach [3]. Die angebliche Wirksamkeit dieser Eingriffe konnten sie bis heute nie mit zufriedenstellender Evidenz belegen. [4]

Seit bald 20 Jahren klagen Überlebende die verheerenden Folgen dieser Praktiken öffentlich an [5], darunter Verlust der sexuellen Empfindsamkeit, schmerzende Narben im Genitalbereich, gesundheitliche Schäden infolge Kastration, Traumatisierung durch die aufgezwungenen Behandlungen, und fordern ihre Beendigung. Seit 13 Jahren fordern auch kritische Mediziner, dass solche Eingriffe nur noch im Rahmen kontrollierter Studien durchgeführt werden sollen, solange weiterhin keine Evidenz vorliegt [6]. Die Antwort der verantwortlichen Behandler darauf bis heute: Ablenkungsmanöver, Ausreden, Spott und Hohn [7] – sicher im Wissen, dass sie wegen der Verjährung juristisch kaum je belangt werden können [8].

Wir fordern ein gesetzliches Verbot aller kosmetischen Genitaloperationen und kosmetischen Hormonbehandlungen an Kindern und Jugendlichen in Verbindung mit einer Aufhebung, Aussetzung oder Verlängerung der Verjährung, wie diese auch bei weiblicher Genitalverstümmelung und sexualisierter Gewalt an Kindern gefordert wird.

Eltern haben kein Recht, für ihre Kinder kosmetischen Genitaloperationen und kosmetischen Hormonbehandlungen zuzustimmen. Solche Eingriffe verletzen das Recht auf körperliche Unversehrtheit der Kinder und berühren ihre höchstpersönlichen Rechte.

Erlaubt bleiben sollen einzig medizinisch zwingend notwendige Eingriffe, d.h. Eingriffe, deren Aufschiebung irreversible körperliche medizinische Beschwerden zur Folge hätte, z.B. chirurgische Eingriffe zur Behebung von Verschlüssen oder Behinderungen im harnableitenden System und Hormonbehandlungen z.B. bei Cortisolmangel oder zur Aufschiebung vorzeitiger Pubertät.

Zu diskutieren wäre höchstens eine Einwilligung in kosmetische Eingriffe für Jugendliche ab 16 Jahren in Verbindung mit einer gerichtlichen Genehmigungspflicht, die dann bis zum vollendeten 21. Lebensjahr verbindlich sein soll.

Erwachsene sollen freien Zugang auch zu kosmetischen Behandlungen haben, gegebenenfalls in Verbindung mit einer gerichtlichen Genehmigung bis zum vollendeten 21. Lebensjahr.

Führt das Unterlassen medizinisch nicht notwendiger Eingriffe zu von der betroffenen Person nicht gewünschten irreversiblen hormonellen Veränderungen (Virilisierung oder Feminisierung infolge Pubertät), sind reversible pubertätsaufschiebende Maßnahmen zugänglich zu machen, bis die betroffene Person gegebenenfalls selbst auch zu medizinisch nicht notwendigen Eingriffen ihre Zustimmung geben kann.

Eltern und Betroffene sind vollumfänglich zu informieren. Die Aufbewahrungsfrist für Krankenakten ist auf 75 Jahre zu verlängern.

Bisher werden Eltern zu 90% [9] ausschließlich von Endokrinologen und Kinderchirurgen beraten und betreut. Werden überhaupt Psychologen und Sozialpädagogen hinzugezogen, so spielen sie im "multiprofessionellen Team" höchstens eine Nebenrolle. Wir fordern, dass stattdessen spezialisierte Psychologen und Sozialpädagogen Ansprech- und Kontaktpersonen für die Eltern sein sollen. Mediziner sollen nur für medizinisch notwendige Behandlungen zugezogen werden. Für den berühmten "psychosozialen Notfall" der Eltern braucht es kein Skalpell am Kind, sondern psychologische und sozialpädagogische Betreuung für die Eltern, und gegebenenfalls später auch für die betroffenen Kinder und Jugendlichen selbst.

Quellen:

[1] Lawson Wilkins: The Diagnosis and Treatment of Endocrine Disorders in Childhood and Adolescence. Springfield/Illinois, 1950, S. 274.
Zwischengeschlecht.info: "Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie."

[2] Elizabeth Reis: Bodies in Doubt: An American History of Intersex. Baltimore, 2009, S. 113.

[3] Als "Beweis" präsentierte Money ein angeblich gelungenes Zwilligsexperiment, das in Wahrheit aber tragisch endete – ein Umstand, den Money zeitlebens unterschlug. John Colapinto: Der Junge, der als Mädchen aufwuchs. Düsseldorf, 2000.

[4] Heute noch stehen die einschlägigen AWMF-Leitlinien 006/026, 027/047, 027/022, 015/052 auf der niedrigsten Evidenzstufe S1.

[5] Vgl. Cheryl Chase, Letter, Sciences, July/August 1993, S. 3. ["Unglücklicherweise sind diese Operationen ungeheuer destruktiv für das sexuelle Empfinden und für das Gefühl der körperlichen Unversehrtheit"]

[6] Kenneth Kipnis, Milton Diamond: "Pediatric Ethics and the Surgical Assignment of Sex", The Journal of Clinical Ethics, Vol. 9 No. 4, 1998, S. 398-410.

[7] Eine beliebte Ausflucht besteht darin, gebetsmühlenartig das Fehlen von Langzeitstudien zu beklagen und gleichzeitig unkontrolliert weiter zu operieren, vgl. Howard Devore: "Endless Calls for 'More Research' as Harmful Interventions Continue", Hermaphrodites With Attitude, Fall/Winter 1996 [PDF], S. 3. Von Behandlern wird u.a. behauptet, Überlebende wären nur aufgrund von Einbildungen unglücklich (Susanne Krege, Vortrag UK Aachen 30.05.2011), erwachsene Zwangsoperierte hätten kein Recht für heutige Betroffene zu sprechen (Olaf Hiort, taz 06.11.2007), oder kritische Betroffene und Menschenrechtskommissionen werden als potentielle Gewalttäter dargestellt (Laurence Baskin, Referent am diesjährigen "3rd EuroDSD Symposium" in Lübeck, Stanford Medicine, Vol. 28 No. 1, 2011 [PDF], S. 26).

[8] Christiane Völling, die bisher einzige Betroffene, die überhaupt einen Behandler wenigstens noch zivilrechtlich belangen konnte, wohlbemerkt in letzter Minute, war beim fraglichen Eingriff schon 18 Jahre alt, alle früheren Eingriffe waren auch bei ihr schon verjährt. Alle anderen Versuche von Betroffenen, Behandler juristisch zu belangen, scheiterten bisher stets an der Verjährung, vgl. auch Zwischengeschlecht.info: "Genitalverstümmelung: 'Unrecht der Medizinversuche anerkennen' (Oliver Tolmein 2009)".

[9] Eckhard Korsch: "Überlegungen zur praktischen Umsetzung des DSD-Consensus-Statements", Vortrag APE 2006, Folie 16
 

>>> "Um den heißen Brei geredet" - Video mit Daniela "Nella" Truffer
>>> Statement Forum 2: "Lebensqualität Betroffener und Perspektiven"

>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter 
>>>
150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Fakten und Zahlen

>>> Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs "Intersexualität" (I)
>>> Zensur 2.0 - Ethikrat löscht Kommentar von ETEKAR (II)  
>>> Meinungsäusserung à la Ethikrat: Verstümmeln akzeptieren oder Maulkorb (III) 
>>> Dokumentation der Zensur auf dem Ethikrat-Online-"Diskurs" (IV) 
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org 19.7.11    >>> Dementi Deutscher Ethikrat
>>> Prof. Hans Naujoks – "seit 1934 rassistische Operationen an Intersexuellen" (V) 
>>> Deutscher Ethikrat: Privilegien für Genitalverstümmler, Zensur für Opfer   

>>> Übersichtsseite zur laufenden Ethikrat-Anhörung 2011

    
Unzensierte Version: Draufklicken (PDF, 3.3 MB)
>>> Flugblatt zur Anhörung (PDF, 3.3 MB)
         WARNUNG: 2. Seite enthält Operationsfotos!

>>> Aufforderung um Unterstützung an den Deutschen Ethikrat Dezember 2008
>>> Erneute Anfrage um Unterstützung an den Deutschen Ethikrat Mai 2009 
>>> Forum Bioethik des Deutschen Ethikrates zu "Intersexualität" 23.6.2010  
>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 

Siehe auch:
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Offener Brief an das "3rd EuroDSD Symposium", Lübeck 21.5.2011
- 9. Menschenrechtsbericht: Bundesregierung deckt medizinische Verbrechen 
- Zwitter-Genitalverstümmelungen: Ethikrat gefordert
- "Ethik als Freifahrtschein für operieren auf Teufel komm raus" - Claudia Wiesemann
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen! 
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag (I)
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Thursday, June 9 2011

Öffentliche "Intersex"-Anhörung des Deutschen Ethikrates 08.06.2011: Statements + Online-Diskurs + Audioprotokolle + Statistik + mehr


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Zwischengeschlecht.org on Facebook

>>> "Intersex"-Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013  

>>> Öffentliche Anhörung 8.6.11: Programm + Audioprotokoll   >>> Textprotokoll (PDF)
>>>
Statement von Nella 1: "Medizinische Behandlung – Indikation – Einwilligung"
>>> Statement von Nella 2: "Lebensqualität Betroffener und Perspektiven"
>>> Betroffenenbefragung bis 19.6.11  
>>> Ethikrat Online-Diskurs bis 07.08.11       >>> "Um was es wirklich geht"
>>>
Liste aller Kommentare auf dem Online-"Diskurs" + Statistik 
>>> Bisher offengelegte "Experten"-Statements  
>>>
Ethikrat-Anhörung: Radio Vatikan macht Stimmung gegen Zwitter (8.6.11)  
>>> Pressemitteilung Deutscher Ethikrat vom 10.6.11   
>>> 1. Einschätzung des Deutschen Ethikrates vom 15.6.11   >>> Kommentar von Nella
>>> ETEKAR über Strafbarkeit der Verstümmelungen   >>> Kommentar von Nella 

>>> Ethikrat 08.06.2011: "Wie so oft wird um den heißen Brei herumgeredet"
Video-Statement von Daniela "Nella" Truffer (Zwischengeschlecht.org)

>>> Thread zur aktuellen Ethikrat-Anhörung auf dem Hermaphroditforum  
>>> ETEKAR über medizynische Auslöschung und die Anonymität der TäterInnen (22.6.) (I)
>>> Christiane Völling: Statements zur Anhörung  
>>> Nazi-Genitalabschneider: ETEKAR nennt Namen und Kliniken (II) (24.6.11)  
>>> "Grausam wäre es, nicht zu operieren" - Nella zu Tätersprache im Ethikrat-Diskurs
>>> "Zwitter-Genitalverstümmelungen: Diskriminierung oder Verbrechen?" (30.6.11)  
>>> Operiertes Kind als Idealfall? - Nella zu Vereinnahmung im Ethikrat-Diskurs (I) 
>>> Michel Reiter: Welche Experten wurden angefragt? (4.7.11)  >>> Nachfrage (2.8.11)
>>> ETEKAR über gleiche Rechte für Zwitter wie für alle anderen auch (5.7.11)  
>>> Operiertes Kind als Bsp. f. "tolerable Erziehung?" - Nella zu Vereinnahmung (II) 
>>> C.LARA über "wissenschaftliche Standards" ohne Evidenz und Menschenrechte (5.7.11) 
>>> Christiane Völling: "Zur Frage der Entschädigung" (5.7.11)
>>> Lucie Veith über Schutzpflicht d. Staates bei "Standards" ohne Evidenz u. Einwilligung  
>>> ETEKAR über 3 Gruppen unter den Opfern (5.7.11) 

Unzensierte Version: Draufklicken (PDF, 3.3 MB)
>>> Flugblatt Zwischengeschlecht.org (PDF, 3.3 MB) 
Inkl. den Statements zur Anhörung (ohne Fussnoten)
WARNUNG: 2. Seite enthält Operationsfotos!

>>> 09.07.11: Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs (I)

>>> Zensur 2.0 - Ethikrat löscht Kommentar von ETEKAR + UPDATES (II) (10./11.7.11) 
>>> Meinungsäusserung à la Ethikrat: Verstümmelungen akzeptieren oder Maul halten (III)
>>> Ethikrat-Redaktion "als neutraler Vermittler disqualifiziert" - Lucie Veith (12.7.11) 
>>> Genitalverstümmelung: "kein Handwerk für schwache Nerven" - Dr. J. Woweries (12.7.)

>>> Dokumentation der Zensur auf dem Ethikrat-Online-"Diskurs" (IV)

>>> Sichtbarkeit: zuerst muss stille Scham in Wut umschlagen können - Simon Zobel (15.7.)
>>> "Betroffene wegdrängen statt ihnen zuhören ist entscheidender Fehler" - ab (16.7.11) 
>>> "Löschen von verweifelten Postings wird Wahrheit nicht aufhalten" - Lucie Veith (16.7.) 
>>>
Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org 19.7.11    >>> Dementi Deutscher Ethikrat
>>> Geheimes Hinterzimmergeklüngel mit 40 Ärzten? - Lucie Veith (19.7.)  >>> 2. Anfrage
>>> Prof. Hans Naujoks – "seit 1934 rassistische Operationen an Intersexuellen" (20.7.) (V)
>>> "Privilegien für Täter, Zensur für Opfer" Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org 
>>> Typisch vereinnahmender und verharmlosender Bericht in der taz (22.7.11)   
>>> Michel Reiter: Verschiedene Gruppen und Maslowsche Bedürfnispyramide (23.7.11) 
>>> Lockerungen beim Geschlechtseintrag stoppen Verstümmelungen NICHT - Simon Zobel
>>> Zensur im Ethikrat-Online-"Diskurs": 4 weitere Fälle dokumentiert (VI) (25.7.11) 
>>> "Diskurs von Transsexuellen gesprengt" - Lucie Veith (26.7.11)  
>>> Ins A. Kromminga über Ignoranz und Überheblichkeit der VerstümmlerInnen (27.7.11)
>>> ETEKAR über Genitalverstümmelungen und Personenstandsdiskussionen als Ausrede  
>>> Opfer von Verstümmler Prof. Dr. Martin Westenfelder packt aus – hope less (28.7.11) 
>>> Der Partner einer "kosmetisch kastrierten" XY-Frau sagt wie's ist - Johannes (28.7.11) 
>>> Medizinisch nicht notwendige "Hypospadie-Op" als Verstümmelung – kwhal (28.7.11)
>>> Dr. med. Jörg Woweries: "Die Befreiung aus den medizinischen Denksystemen"  
>>> Solidarität mit ETEKAR und Daniela Truffer - seelenlos (2.8.11)  
>>> "Mal regelkonform, mal wiederholter Verstoss, wie's grad passt" - Nella über Willkür  
>>> Fehlende Stimmen Betroffener im Ethikrat-"Diskurs" (0) - Markus Bauer
>>> Fehlende Stimmen Betroffener im Ethikrat-"Diskurs" (1) - Markus Bauer
>>> Fehlende Stimmen Betroffener im Ethikrat-"Diskurs" (2) - Markus Bauer
>>> Fehlende Stimmen Betroffener im Ethikrat-"Diskurs" (3) - Markus Bauer

>>> Liste aller Kommentare auf dem Ethikrat-"Diskurs" + Statistik

Hervorhebenswerte schriftliche Sachverständigen-Stellungnahmen:

     >>> Eva Matt 
     >>> Deutscher Hebammenverband 
     >>> Konstanze Plett 
     >>> Oliver Tolmein 
     >>> Ulrike Klöppel  

>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>>
150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter 
>>>
Genitalverstümmelung im Kinderspital: Fakten und Zahlen 
  

 

Bild: © Dominik Huber

 

Was bisher und danach geschah:

Zwischengeschlecht.org on Facebook

>>> "Intersex"-Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013  

>>> Aufforderung um Unterstützung an den Deutschen Ethikrat Dezember 2008
>>> Erneute Anfrage um Unterstützung an den Deutschen Ethikrat Mai 2009 
>>> Forum Bioethik des Deutschen Ethikrates zu "Intersexualität" 23.6.2010 

>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 

>>> Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org zum Ethikrat-Forum 23.06.2010
>>> "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik" 23.6.10
>>> "Ethik als Freifahrtschein, an die Eltern eine ohnehin schon feststehende Entscheidung
        abzudelegieren" - Claudia Wiesemann, Forum Bioethik 23.6.10
>>> Pressemitteilung des Deutschen Ethikrates vom 25.6.10
>>> Veranstaltung des Ethikrates in Berlin 23.6.10
>>> "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik" 23.6.10
--> Bayerischer Rundfunk   --> Tagesspiegel   --> Deutschlandradio   --> e-politik

>>> Ethikrat-"Diskurs": Privilegien für Genitalverstümmler, Zensur für Opfer  

>>> 23.02.2012: Deutscher Ethikrat: "Verstümmeln ist OK,
        solange es nicht um die Geschlechtsidentität geht" 

Zwischengeschlecht.org: "150 Jahre Genitalverstümmelungen jetzt beenden!"
Aktion zur Ethikrat-Pressekonferenz, 23.2.12 (Bild: © dapd / sueddeutsche.de)

>>> Intersexuelle Menschen e.V.: "Genitaloperationen müssen verboten werden"
>>> OII Deutschland  IVIM: "Alle nicht lebensnotwendigen Eingriffe unterbinden"

>>> Die Zeit: "Intersexuelle bleiben für den Ethikrat Kranke" (23.2.12)
>>> Süddeutsche: "Aus Unwissenheit verstümmelt und diskriminiert (23.2.12)

>>> Heinz-Jürgen Voß: "Intersexualität - Intersex. Eine Intervention" (2012)

Ethikrat-Stellungnahme 2012 als Freibrief zum Kinderverstümmeln:
>>> Prof. Dr. Dagmar L’Allemand-Jander ("EuroDSD")  
>>> Prof. Dr. Wieland Kiess (Dekan Medizinische Fakultät Leipzig) 

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>>
Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>>
Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter

Siehe auch:
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- Genitale Zwangsoperationen: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Offener Brief an das "3rd EuroDSD Symposium", Lübeck 21.5.2011
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen! 
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag (I)
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Monday, June 6 2011

"Intersexualität. Weder Mann noch Frau" @ ZDFkultur HEUTE 6.6. 21:35

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

Die Ethikrat Anhörung vom nächsten Mittwoch wirft einen medialen Schatten voraus: Auf ZDFkultur läuft heute kurzfristig angekündigt dieser Film, höchstwahrscheinlich eine Wiederholung des Mona Lisa Beitrags vom 4.10.09 von Britta Julia Dombrowe u.a mit Christiane Völling und den Eltern von Inge.

Monday, May 30 2011

Offener Brief von Zwischengeschlecht.org zur Ringvorlesung "Medizin und Ethik" mit Genitalverstümmlerin Prof. Dr. med. Susanne Krege, Universitätsklinikum Aachen 30. Mai 2011

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«Menschenrechte auch für Zwitter!» vor dem UK Aachen 30.5.2011, im Hintergrund: Genitalverstümmlerin Prof. Dr. Med. Susanne KregeFriedlicher Protest mit Christiane Völling vor dem Universitätsklinikum Aachen, 30.5.2011
Im Hintergrund mit sorgfältig abgewandtem Kopf: Verstümmlerin Susanne Krege (Pfeil)

>>> Infoseite zum Protest

>>> Der Offene Brief als PDF

Zwischengeschlecht.org
Menschenrechte auch für Zwitter!
Postfach 2122
8031 Zürich
info_at_zwischengeschlecht.org


Forum Medizin und Ethik
z.Hd. [Name auf Wunsch entfernt, ohne Anerkennung eines Rechtsanspruchs]
c/o Universitätsklinikum Aachen
Institut für Geschichte, Theorie und
Ethik der Medizin
Wendlingweg 2
52074 Aachen


Aachen, 30. Mai 2011
 

Offener Brief von Zwischengeschlecht.org zur Ringvorlesung "Medizin und Ethik" vom 30. Mai 2011 "Intersexualität – Gefangen im falschen Körper"

 
Sehr geehrte Damen und Herren

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org begrüßt es, dass das Forum Medizin und Ethik des UKA das Thema "Intersexualität" aus medizinethischer Perspektive behandeln will. Wie Betroffenenorganisationen seit 20 Jahren beklagen, besteht hier dringender Handlungsbedarf, insbesondere im Zusammenhang mit den seit 60 Jahren an Kindern und Jugendlichen mit "auffälligen" Genitalien systematisch praktizierten, nicht eingewilligten, medizinisch nicht notwendigen, irreversiblen kosmetischen Genitaloperationen, die von Überlebenden seit langem öffentlich als medizinische Verbrechen und "westliche Form der Genitalverstümmelung" angeprangert werden. (1)

Handlungsbedarf besteht dabei ausdrücklich nicht nur bei den direkt verantwortlichen KinderchirurgInnen, EndokrinologInnen usw. selbst, sondern insbesondere auch im Bereich der Medizinethik, die sich nur zu oft von den TäterInnen als Feigenblatt und Erfüllungsgehilfin einspannen lässt, vgl. dazu etwa Alice Dreger:

"[Ich sah mich gezwungen], etwas unglaublich unangenehmes zu erkennen, nämlich, dass es bei der Bioethik nicht um soziale Gerechtigkeit geht. Es ist ein einziges, grosses Selbstbeschäftigungsspiel. In Tat und Wahrheit steht die Bioethik der sozialen Gerechtigkeit oft im Weg, indem sie die Öffentlichkeit glauben lässt, jemand würde tatsächlich etwas gegen Ungerechtigkeit in der Medizin tun." (2)

Oder die deutlichen Worte der Leiterin der Arbeitsgruppe Ethik im Netzwerk Intersexualität "Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung", Prof. Dr. Claudia Wiesemann, die, angesprochen auf die selektive Berücksichtigung der ethischen Grundsätze und Empfehlungen in der aktuellen AWMF-Leitlinie 027/022 "Störungen der Geschlechtsentwicklung", auf dem Forum Bioethik des Deutschen Ethikrates vom 23.6.2010 von Situationen sprach, in denen

"operiert wird auf Teufel komm raus (…) und (…) der informed consent aller Wahrscheinlichkeit nach Makulatur ist und letztendlich die Ethik nur noch als Freifahrtschein dazu dient, an die Eltern eine ohnehin feststehende Entscheidung abzudelegieren." (3)

(Claudia Wiesemann bezog sich dabei hauptsächlich auf "Kleinstzentren". Nach allen uns vorliegenden Informationen ist genau dasselbe jedoch auch in den grossen Behandlungszentren der Fall, und ist noch nirgends die auch in der AWMF-Leitlinie geforderte Beteiligung von Psychologen, Sozialarbeitern und Ethikern in den multidisziplinären Behandlungsteams wirklich gewährleistet, auch durch entsprechende Festanstellungen.) (4)

Eine in noch stärkerem Maße Besorgnis erregendere Problematik besteht weiter darin, wenn von der Medizinethik den direkt verantwortlichen TäterInnen eine Plattform geboten wird, sich als "Ethik-ExpertInnen" in eigener Sache zu präsentieren – wie dies offensichtlich auch bei der heutigen Ringvorlesung "Medizin und Ethik" der Fall ist.

Als sogenannt 'intersexuelle' Menschen und in diesem Zusammenhang auch Betroffene von nicht eingewilligten medizinischen Maßnahmen sind wir sehr besorgt darüber, dass das Forum Medizin und Ethik mit der Kinderchirurgin PD Dr. med. Susanne Krege als "Ethik-Expertin" ausgerechnet eine bekennende und praktizierende Genitalverstümmlerin einlädt, die seit Jahr und Tag medizinisch nicht notwendige, irreversible kosmetische Genitaloperationen an wehrlosen Kleinkindern in Publikationen propagiert und auch persönlich durchführt. Obwohl sogar die "Ethischen Grundsätze und Empfehlungen" der Arbeitsgruppe Ethik im "Netzwerk Intersexualität/ DSD" (welchem Krege mit angehört) letztlich unmissverständlich klarmachen, dass sowohl kosmetische Genitaloperationen an Kindern im Besonderen wie auch medizinisch nicht notwendige Eingriffe an Kindern ohne jegliche Evidenz im Allgemeinen ethisch unhaltbar sind:

"Maßnahmen, für die keine zufrieden stellende wissenschaftliche Evidenz vorliegt, sowie Maßnahmen, die irreversible Folgen für die Geschlechtsidentität oder negative Auswirkungen auf Sexualität oder Fortpflanzungsfähigkeit haben können, sind besonders begründungs- und rechtfertigungspflichtig und bedürfen einer zwingenden medizinischen Indikation." (5)

Weiter bekräftigt das Ethikpapier verschiedentlich, dass auch "intersexuelle" Kinder Rechte haben, darunter insbesondere das Recht auf "körperliche Integrität und Lebensqualität, insbesondere im Bereich der Fortpflanzungsfähigkeit sowie des sexuellen Erlebens, und die freie Entwicklung der Persönlichkeit", sowie das "Recht von Kindern und Jugendlichen auf Partizipation bzw. Selbstbestimmung" (6) – Rechte, die sowohl von der "Ethikerin" Susanne Krege wie auch in der Kinderurologie des Universitätsklinikums Aachen (7) regelmäßig mit Füßen getreten werden.

Kommt noch dazu, dass Susanne Krege für ihr "Ethik"-Referat einen irreführenden Untertitel wählte, nämlich "Gefangen im falschen Körper" (wie Ihnen sicherlich bekannt ist eine Umschreibung für Transsexualität, NICHT "Intersexualität"). Was leider kaum zufällig geschah: Susanne Krege ist in Deutschland eine der HauptprotagonistInnen, die Transsexualität medizinisch bei "Intersexualität" eingliedern wollen – ungeachtet der Tatsache, dass dies sämtliche "Intersex"-Betroffenenverbände aus sachlichen wie auch ethischen Gründen strikt ablehnen (ebenso wie – wenn auch aus anderen Gründen – praktisch alle behandelnden MedizinerInnen).

Als Betroffene sowohl von nicht eingewilligten "Genitalkorrekturen" wie auch von nicht eingewilligten Gonadektomien sind wir über die Praktiken der Kinderurologie des UKA wie auch über die Wahl der Genitalverstümmlerin Susanne Krege als "Ethik-Expertin in eigener Sache" durch das Forum Medizin und Ethik entsetzt und halten fest:

"Geschlechtszuweisende chirurgische Genitalkorrekturen" ohne medizinische Indikation, wie sie unter anderem von Susanne Krege seit langem propagiert und auch im Universitätsklinikum Aachen immer noch regelmäßig an Kleinkindern durchgeführt werden, sind auch in der medizinischen Lehre alles andere als unumstritten. Nach wie vor gibt es keine gesicherten Erkenntnisse, dass sie auf lange Sicht wirksam und sicher sind. Hingegen gibt es viele Indizien, welche ihre Wirksamkeit in Frage stellen.

Weder ist gesichert, dass Genitalkorrekturen langfristig zu besseren psychosozialen Resultaten führen, als wenn sie unterlassen werden. Noch kann garantiert werden, dass ein Kind sich entsprechend der ihm zugewiesenen Geschlechtsidentität entwickelt. Im Gegenteil, aktuelle Studien belegen:

"Die Behandlungsunzufriedenheit von Intersexuellen ist [...] eklatant hoch. [...] Ein Drittel [der Patienten] bewertet geschlechtsangleichende Operationen als zufriedenstellend bzw. sehr zufriedenstellend, ein weiteres Drittel ist unzufrieden bzw. sehr unzufrieden und das letzte Drittel ist z.T. zufrieden, z.T. unzufrieden." (8)

Die Behandlungszufriedenheit ist bei intersexuellen Erwachsenen und auch Eltern intersexueller Kinder "gering". Eltern beurteilen "die behandelnden Ärzte/Ärztinnen schlechter als Eltern von Kindern mit anderen chronischen Erkrankungen". (9) "Als Ergebnis zeigt sich, dass viele Erwachsene mit DSD mit der medizinischen Behandlung sehr unzufrieden sind." (10)

"The outcome of early genital vaginoplasty is poor and repeat procedures are common. Complications such as stenosis and persistent offensive vaginal discharge and bleeding are common. [...] It is also increasingly clear that clitoral surgery in childhood is detrimental to adult sexual function." (11)

"Auch aus der Literatur ist bekannt, dass sich ein überdurchschnittlich hoher Prozentsatz von Menschen mit DSD im Lauf der Pubertät oder im Erwachsenenalter entschließt, das ihnen zugewiesene soziale Geschlecht zu wechseln." (12)

Dass die Wirksamkeit der chirurgischen und hormonellen Behandlungsmethoden an Kleinkindern auch nach sechzigjähriger Praxis immer noch nicht erwiesen werden konnte, unterstreicht zudem auch die aktuelle Leitlinie selbst, die sich bekanntlich auf der niedrigsten Entwicklungsstufe 1 befindet.

Flächendeckende prophylaktische Gonadektomien sind laut medizinischen Studien in den meisten Fällen medizinisch nicht notwendig, haben aber für die Betroffenen lebenslange, sehr schwerwiegende Folgen, insbesondere bei anschliessender Hormonersatztherapie entgegen der ursprünglichen Hormonproduktion des Körpers. So beträgt beispielsweise bei CAIS das Krebsrisiko lediglich 0.8 %, bei PAIS 15 %. (13) Sogar Wünsch und Wessel halten in einer aktuellen Publikation fest: "Indikation und Zeitpunkt der Gonadenentfernung müssen dem individuellen Tumorrisiko angepasst werden. Der Schutz der Fertilität ist ein zentrales Anliegen." (14)

Auch aus ethischen und juristischen Gründen sind geschlechtszuweisende chirurgische Genitalkorrekturen und prophylaktische Gonadektomien an Kindern ohne deren informierte Zustimmung strikt abzulehnen.

Wie bereits oben erwähnt, sind laut "Ethische Grundsätze und Empfehlungen" irreversible, medizinisch nicht notwendige Eingriffe ohne ausreichende Evidenz klar unzulässig:

"Maßnahmen, für die keine zufrieden stellende wissenschaftliche Evidenz vorliegt, sowie Maßnahmen, die irreversible Folgen für die Geschlechtsidentität oder negative Auswirkungen auf sexualität oder Fortpflanzungsfähigkeit haben können, sind besonders begründungs- und rechtfertigungspflichtig und bedürfen einer zwingenden medizinischen Indikation. [...] Die Verfügung über Organe und Strukturen, die für die körperliche Integrität oder Geschlechtsidentität wichtig sind (z.B. Keimdrüsen), sollten in der Regel – wenn keine gewichtigen, das Kindeswohl betreffenden Gründe entgegenstehen – dem Betroffenen selbst überlassen bleiben." (15)

2010 bestätigte der Deutsche Ethikrat:

"Der Umgang mit der Intersexualität berührt eine Reihe medizin-, rechts- und sozialethischer Fragen, insbesondere das Recht auf körperliche Unversehrtheit." (16)

Auch internationale Ethikgremien kommen zum Schluss:

"Our working group unanimously supported waiting for children to be old enough to participarte in decisions about risky and painful surgeries that might fail to reliably retain function and produce more normal appearance (for example, surgery for intersex and achondroplasia)." (17)

Die Rechtsprofessorin Konstanze Plett vertritt seit langem den Standpunkt, dass das medizinisch nicht notwendige Gonadektomieren intersexueller Kinder gegen das Sterilisationsverbot verstosse. (18)

Auch international werden medizinisch nicht notwendige Eingriffe an Kindern als Verstoß gegen ihre höchstpersönlichen Rechte gewertet. Vgl. zum Beispiel Prof. Dr. iur. Andrea Büchler, Professorin für Privatrecht an der Universität Zürich:

"Ein medizinischer Eingriff braucht die Zustimmung der betroffenen Person. In der Regel können die Eltern für ihr Kind zustimmen. Geschlechtszuweisende Operationen aber tangieren die höchstpersönlichen Rechte und dürfen nicht ohne Zustimmung des betroffenen Kindes vorgenommen werden – ausser es ist medizinisch notwendig." (19)

Nicht zuletzt verletzen medizinisch nicht notwendige, kosmetische Genitaloperationen an Kleinkindern Grund- und Menschenrechte, insbesondere das Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung.

Namhafte Menschenrechtsorganisationen unterstreichen zudem die Parallelen zur weltweit geächteten Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung.

Die Juristin Dr. Angela Kolbe kritisiert in ihrer mit dem Deutschen Studienpreis der Körber-Stiftung ausgezeichneten Dissertation über die verfassungsrechtliche Situation intersexueller Menschen insbesondere die schweren Eingriffe bei Kleinkindern als Verstoß gegen das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit. (20)

Als Reaktion auf einen Schattenbericht von Intersexuelle Menschen e.V., der verschiedene Menschenrechtsverletzungen von Intersexuellen durch medizinische Zwangseingriffe auflistete (21), rügte 2009 das UN-Komitee CEDAW die Bundesregierung wegen Missachtung ihrer Schutzpflicht gegenüber intersexuellen Kindern. In den daraus resultierenden schriftlichen Empfehlungen forderte das Komitee die Bundesregierung auf, "wirksame Maßnahmen zum Schutz ihrer Menschenrechte zu ergreifen" (22).

Die Sektionen Deutschland und Schweiz von Amnesty International verabschiedeten 2010 an ihren Jahresversammlungen je eine Motion, worin sie Handlungsbedarf unterstrichen.

Amnesty Deutschland wertete die kosmetischen Genitaloperationen an Kindern als "fundamentalen Verstoß gegen die Menschenrechte":

"Im Mittelpunkt der Bemühungen steht die Ächtung einer medizinischen Praxis, intersexuellen Menschen entweder im frühen Kindesalter ohne Einwilligungsfähigkeit – oder Erwachsenen ohne Aufklärung über Folgen – auf operativ-medikamentösem Weg ein eindeutiges Geschlecht „zuzuweisen“. Dies wird als fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte (Recht auf körperliche Unversehrtheit, auf Selbstbestimmung und Würde und auf Nicht-Diskriminierung) gewertet, da solche Maßnahmen in den allermeisten Fällen aus medizinisch-gesundheitlicher Sicht keinerlei Begründung haben." (23)

Und Amnesty Schweiz führte in der Begründung aus:

"Wir erachten genitale Zwangsoperationen für ein schweres Verbrechen, das gegen die Menschenrechte auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde verstösst. Genitale Zwangsoperationen sind schwere medizinische Eingriffe an Kindern mit gesunden, aber sogenannten nicht eindeutigen Geschlechtsmerkmalen, die ohne die Einwilligung der Betroffenen vorgenommen werden. Die Folgen von chirurgischen und medikamentösen Eingriffen werden von den Betroffenen oft als Verstümmelungen wahrgenommen. Die Suizidrate bei operierten und hormonbehandelten Intersexuellen ist stark erhöht; auch verstösst die Zuweisung zum explizit männlichen oder weiblichen Geschlecht gegen die Menschenrechte auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde, die nicht nur bei Female Genital Mutilation (FGM) in Entwicklungsländern, sondern weiterhin auch bei genitalen Zwangsoperationen in Industrieländern verletzt werden." (24)

Terre des Femmes und internationale Expertinnen konstatieren seit Jahren, dass kosmetische Genitaloperationen an Kleinkindern eine Form von Genitalverstümmelung sind und für die Opfer vergleichbar schädlich wie die weibliche Genitalverstümmelung. (25)

Erwachsene, die als Kinder kosmetischen Genitaloperationen unterzogen wurden, beklagen seit den 1990er-Jahren öffentlich die "Zerstörung des sexuellen Empfindens" und der "körperlichen Unversehrtheit" (26) durch diese Eingriffe, welche sie als "Genitalverstümmelung" erfahren. (27)

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org bittet deshalb das Forum Medizin und Ethik inständig, die Einladung von Susanne Krege wie auch die Praktiken in der Kinderurologie des UKA kritisch zu reflektieren, und bittet um eine diesbezügliche Stellungnahme innert nützlicher Frist.

Ebenso bitten wir um angemessenen Einbezug der Betroffenen und ihrer Organisationen bei eventuellen künftigen Anlässen.

Sowie grundsätzlich um (selbst-)kritische Reflexion der oben bereits erwähnten Problematik:

"Die Wahrheit ist, die meisten BioethikerInnen wollen einfach durch den Tag kommen und ihre Karriere verfolgen, ohne dabei in irgendwelche realen ethischen Verwicklungen verstrickt zu werden. Sie wollen einfach tun, wofür sie belohnt werden: Publikationen verfassen und Forschungsbeiträge einstreichen um interessante Fragen stellen zu können.

Sie haben grosse Ähnlichkeit mit den Medizinern der Tuskegee Syphilis Studie: fleissig taten sie, wofür sie belohnt werden, und sammelten dabei Forschungsgelder und Publikationen. Die an der Tuskegee Studie beteiligten Mediziner wurden nicht belohnt für gesündere Ergebnisse. Und die BioethikerInnen werden nicht belohnt für ethischere Ergebnisse. Und Menschen sind Säugetiere. Sie tun, wofür sie belohnt werden." (28)

Freundliche Grüße


Im Namen von Zwischengeschlecht.org

Daniela Truffer
Gründungsmitglied Zwischengeschlecht.org
Gründungsmitglied Selbsthilfegruppe Intersex.ch
Mitglied XY-Frauen
Mitglied Intersexuelle Menschen e.V.


Quellen (alle Links Stand 29.5.2011)

(1) Arbeitsgruppe gegen Gewalt in der Pädiatrie und Gynäkologie (AGGPG):
"Genitalverstümmelungen in Deutschland in der Kinder- und Jugendgynäkologie"
https://blog.zwischengeschlecht.info/pages/Genitalverstuemmelungen-AGGPG-%281996%29

(2) Alice Dreger: "Sitting Down with Rosa Parks". http://www.alicedreger.com/Rosa.html. Deutsche Übersetzung durch Zwischengeschlecht.info: https://blog.zwischengeschlecht.info/post/2010/04/17/Alice-Dreger-%C3%BCber-pr%C3%A4natale-Dexamethason-Zwangsbehandlungen

(3) Claudia Wiesemann, Redebeitrag in der Abschlussdiskussion am „Forum Bioethik“ des Deutschen Ethikrates, 23.06.2010, Transkript:
https://blog.zwischengeschlecht.info/post/2010/09/13/Ethik-als-Freifahrtschein-Claudia-Wiesemann-23-6-10

(4) vgl. Eckhard Korsch: "Überlegungen zur praktischen Umsetzung des DSD-Consensus-Statements", Vortrag gehalten an der APE 2006, Folien 11-17

(5) Arbeitsgruppe Ethik im Netzwerk Intersexualität "Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung": "Ethische Grundsätze und Empfehlungen bei DSD. In: Monatsschrift Kinderheilkunde 2008, Nr. 156, S. 241-245

(6) Ebd., S. 244

(7) Die Kinderurologie des UKA bietet auf ihrer Homepage kosmetische Genitaloperationen an u.a.bei "Fehlbildungen des Genitale (Hypospadie, Epispadie), intersexuellem Genitale, Hodenhochstand".

http://www.ukaachen.de/go/show?ID=1035690&ALTNAVID=5668000&DV=0&COMP=page&ALTNAVDV=0

(8) Christian Schäfer: "Intersexualität: Menschen zwischen den Geschlechtern".

http://www.springer.com/medicine/thema?SGWID=1-10092-2-513709-0

Lisa Brinkmann; Katinka Schweizer; Hertha Richter-Appelt: "Behandlungserfahrungen von Menschen mit Intersexualität. Ergebnisse der Hamburger Intersex-Studie". Gynäkologische Endokrinologie 04/2007, S. 235-242

(9) Eva Kleinemeier, Martina Jürgensen: "Erste Ergebnisse der Klinischen Evaluationsstudie im Netzwerk Störungen der Geschlechtsentwicklung/Intersexualität in Deutschland, Österreich und Schweiz Januar 2005 bis Dezember 2007", S. 18. http://www.netzwerk-dsd.uk-sh.de/fileadmin/documents/netzwerk/evalstudie/Bericht_Klinische_Evaluationsstudie.pdf

(10) Ebd., S. 37

(11) Sarah M. Creighton: "Adult Outcomes of Feminizing Surgery". In: Sharon E. Sytsma (Ed.): "Ethics and Intersex", Dordrecht: Springer, 2006, S. 207-214

(12) M. Jürgensen; O. Hiort; U. Thyen: "Kinder und Jugendliche mit Störungen der Geschlechtsentwicklung: Psychosexuelle und -soziale Entwicklung und Herausforderungen bei der Versorgung". Monatsschrift Kinderheilkunde, Volume 156, Number 3, March 2008, S. 226-233

(13) Martine Cools, Stenvert L. S. Drop, Katja P. Wolffenbuttel, J. Wolter Oosterhuis, and Leendert H. J. Looijenga: "Germ Cell Tumors in the Intersex Gonad: Old Paths, New Directions, Moving Frontiers". Endocrine Reviews 27(5), 2006: S. 468–484 (S. 481)

(14) L. Wünsch, L. Wessel: "Chirurgische Strategien bei Störungen der Geschlechtsentwicklung". Monatsschrift Kinderheilkunde, Volume 156, Number 3. Springer Berlin / Heidelberg 2008, S. 234-240

(15) Arbeitsgruppe Ethik im Netzwerk Intersexualität "Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung": "Ethische Grundsätze und Empfehlungen bei DSD. In: Monatsschrift Kinderheilkunde 2008, Nr. 156, S. 241-245

(16) Pressemitteilung 06/2010 des Deutschen Ethikrates vom 25.6.2010

http://www.ethikrat.org/presse/pressemitteilungen/2010/pressemitteilung-2010-06

(17) Erik Parens (Ed.): "Surgically Shaping Children", Baltimore: The Johns Hopkins University Press, 2006, S. xxix

(18) Vortrag vom 7.3.2001, gehalten anläßlich der 45. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Druckfassung:
Konstanze Plett: Intersexualität aus rechtlicher Perspektive. "Gigi - Zeitschrift für die sexuelle Emanzipation" Nr. 13 (Mai/Juni 2001)

(19) Katrin Hafner: "Ein Intersexueller klagt seinen ehemaligen Arzt an". Tages-Anzeiger, 05.02.2008. http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/wissen/medizin/838834.html

(20) Angela Kolbe: Intersexualität, Zweigeschlechtlichkeit und Verfassungsrecht. Eine interdisziplinäre Untersuchung. Nomos 2010 (Dissertation)

(21) Lucie G. Veith / Sarah Luzia Hassel-Reusing / Claudia J. Kreuzer: Parallelbericht zum 6. Staatenbericht der Bundesrepublik Deutschland zum Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Beseitigung jeder Form der Diskriminierung der Frau (CEDAW). Erstellt von: Intersexuelle Menschen e.V. / XY-Frauen (http://intersex.schattenbericht.org)

(22) CEDAW/C/DEU/CO/6
Deutsche Übersetzung: http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Aussenpolitik/Themen/Menschenrechte/Download/ConcludingCommentsFrauen.pdf

(23) "Intersexualität und Menschenrechte", Mitteilung vom 26.5.2010
http://www.mersi-hamburg.de/Main/20100526001

(24) Motion 6: "Position zu Intersexualität"

http://www.queeramnesty.ch/docs/QAI_Motion_GV2010_Intersex.pdf

(25) Hanny Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal". Orlanda 2003. Vgl. insbesondere Kapitel 3: "Intersex-Chirurgie – ein Segen für wen?", S. 49-58
Fana Asefaw, Daniela Hrzán: Genital Cutting – Eine Einführung. In: ZtG Bulletin 28, 2005, S. 8-21

Relevante Auszüge: https://blog.zwischengeschlecht.info/post/2010/08/07/Genitale-Zwangsoperationen-an-Zwittern-Genitalverstuemmelung-Typ-IV-Fana-Asefaw%2C-Daniela-Hrzan%2C-2005

Ganzer Text: http://www.gender.hu-berlin.de/w/files/ztgbulletintexte28/2artikel_asefaw_hrzan.pdf

Marion Hulverscheidt: "Weiblich gemacht? Genitalverstümmelung bei afrikanischen Frauen und bei Intersexuellen". In: TDF. Menschenrechte für die Frau, Nr. 3/4, 2004, S. 23-26
http://kastrationsspital.ch/public/Hulverscheidt_TDF_3-4-04.pdf

Konstanze Plett: "Die Macht der Tabus". amnesty journal 03/2008 - Das Magazin für die Menschenrechte
http://schattenblick.net/infopool/buerger/amnesty/bagru265.html

(26) Cheryl Chase: "Letters from Readers". In: The Sciences, July/August, 3, 1993
http://www.isna.org/articles/chase1995a

(27) Arbeitsgruppe gegen Gewalt in der Pädiatrie und Gynäkologie (AGGPG):
"Genitalverstümmelungen in Deutschland in der Kinder- und Jugendgynäkologie"
https://blog.zwischengeschlecht.info/pages/Genitalverstuemmelungen-AGGPG-%281996%29

(28) Alice Dreger: "Sitting Down with Rosa Parks". http://www.alicedreger.com/Rosa.html. Deutsche Übersetzung durch Zwischengeschlecht.info: https://blog.zwischengeschlecht.info/post/2010/04/17/Alice-Dreger-%C3%BCber-pr%C3%A4natale-Dexamethason-Zwangsbehandlungen


>>>
Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Fakten und Zahlen

Siehe auch:
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- 9. Menschenrechtsbericht: Bundesregierung deckt medizinische Verbrechen 
- Zwitter-Genitalverstümmelungen: Ethikrat gefordert
- "Ethik als Freifahrtschein für operieren auf Teufel komm raus" - Claudia Wiesemann
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen! 
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag (I)
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Sunday, May 29 2011

Aachen 30.05.2011: Protest gegen "Ethik"-Vortrag von Genitalverstümmlerin Susanne Krege

«Menschenrechte auch für Zwitter!» vor dem UK Aachen 30.5.2011, im Hintergrund: Genitalverstümmlerin Prof. Dr. Med. Susanne KregeFriedlicher Protest mit Christiane Völling vor dem Universitätsklinikum Aachen, 30.5.2011
Im Hintergrund (Pfeil): Genitalverstümmlerin Susanne Krege

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>>> Offener Brief an das "Forum Medizin und Ethik" 

PRESSEMITTEILUNG von Zwischengeschlecht.org vom 29.05.2011:

Jeden Tag wird in Deutschland in einer Kinderklinik mindestens ein wehrloses Kind irreversibel genitalverstümmelt – auch im Universitätsklinikum Aachen (UKA).

Morgen Montag, den 30. Mai 2011, organisiert das "Forum Medizin und Ethik" des Universitätsklinikums Aachen (UKA) im Rahmen seiner öffentlichen "Ringvorlesung Medizin & Ethik" einen Vortrag zum Thema "Intersexualität". Dies ist prinzipiell begrüßenswert, handelt es sich doch um ein aktuelles Thema mit erheblichem Handlungsbedarf, das "eine Reihe medizin-, rechts- und sozialethischer Fragen [berührt], insbesondere das Recht auf körperliche Unversehrtheit" (Deutscher Ethikrat, vgl. unten).

Als Referentin bestellte das "Forum Medizin und Ethik" mit der Kinderchirurgin PD Dr. med. Susanne Krege ausgerechnet eine bekennende und praktizierende Genitalverstümmlerin, die seit Jahr und Tag medizinisch nicht notwendige, irreversible kosmetische Genitaloperationen an wehrlosen Kleinkindern in Publikationen propagiert und auch persönlich durchführt. Obwohl sogar die "Ethischen Grundsätze und Empfehlungen" der Arbeitsgruppe Ethik im "Netzwerk Intersexualität/DSD" (welchem Krege mit angehört) letztlich unmissverständlich klarmachen, dass sowohl kosmetische Genitaloperationen an Kindern im Besonderen wie auch medizinisch nicht notwendige Eingriffe an Kindern ohne jegliche Evidenz im Allgemeinen ethisch unhaltbar sind.

Noch dazu wählte die Täterin Krege für ihr Referat einen irreführenden Untertitel: "Gefangen im falschen Körper" (bekanntlich eine Umschreibung für Transsexualität, NICHT "Intersexualität"). Was leider kaum zufällig geschah: Die Genitalabschneiderin Krege ist in Deutschland eine der HauptprotagonistInnen, die Transsexualität medizinisch bei "Intersexualität" eingliedern wollen – ungeachtet der Tatsache, dass dies sämtliche "Intersex"-Betroffenenverbände aus sachlichen wie auch ethischen Gründen strikt ablehnen (ebenso wie – wenn auch aus anderen Gründen – praktisch alle ihrer Medizyner-KollegInnen).

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org ist entsetzt, dass das "Forum Medizin und Ethik" des UKA im Rahmen seiner "Ringvorlesung Medizin und Ethik" ausgerechnet einer international berüchtigten Genitalverstümmlerin eine Plattform bietet, um sich selbst und ihren ZunftsgenossInnen einen Ethik-Persilschein auszustellen und einmal mehr unethische und menschenrechtswidrige Genitalverstümmelungen trotz fehlender Evidenz unwidersprochen als "Standard" anzupreisen.

Markus Bauer, Zwischengeschlecht.org: "Die Wahl einer bekennenden und praktizierenden Genitalverstümmlerin als Referentin für einen 'Ethik'-Vortrag über 'Intersexualität' ist unverantwortlich und ein Schlag ins Gesicht aller Überlebenden von Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken. Es ist, als würde man einen Folterknecht als 'Ethik-Experten' für Verhörmethoden einladen oder einen Nazi-Medizyner für ein 'Ethik'-Referat über Menschenversuche."

Wir wollen diesen täglichen Genitalverstümmelungen vor unserer Haustüre nicht mehr länger tatenlos zusehen!

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org wird am Mo 30.5. vor Ort in Aachen friedlich protestieren – gegen die GenitalabschneiderInnen sowie gegen die Untätigkeit von Politik und Justiz bei diesem fortdauernden Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
  

FRIEDLICHER PROTEST
anläßlich der "Ringvorlesung Medizin & Ethik" vom 30.5.
Vortrag der Genitalverstümmlerin PD Dr. med. Susanne Krege:
"Intersexualität – Gefangen im falschen Körper"
Mo 30.5.11, 18:00-19:30 h
vor dem Universitätsklinikum Aachen (UKA), Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen

 


KOSMETISCHE GENITALOPERATIONEN AN KINDERN

«STOP Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken!» - Zwischengeschlecht.org

Etwa jedes 2000. Kind wird mit "auffälligen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen geboren (Zwitter, Hermaphroditen, "Intersexuelle", "Hypospader" u.a.m. – die Medizyner sprechen heute von "Störungen der Geschlechtsentwicklung / DSD").

Diese Kinder werden heute noch zu 90% systematisch "kosmetisch" zwangsoperiert, um aus ihnen "unauffällige" Jungen und Mädchen zu machen – ohne ihre Einwilligung, ohne medizinische Notwendigkeit und ohne, dass die angebliche "Wirksamkeit" der verstümmelnden Operationen je klinisch geprüft worden wäre. Viele werden obendrein kastriert und dadurch ihr Leben lang von gesundheitschädigenden "Hormonersatztherapien" abhängig gemacht.

Die behandelnden Medizinern nehmen dabei in Kauf, dass das sexuelle Empfinden vermindert oder gänzlich zerstört wird.

Seit den 1990ern klagen überlebende Betroffene diese Operationen öffentlich an als medizinische Verbrechen und "westliche Form der Genitalverstümmelung".

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org organisiert seit 3 Jahren friedliche Proteste und Mahnwachen u.a. vor Kinderkliniken, Medizinerkongressen und vor der UNO in Genf. Unsere mittelfristige Hauptforderung sind gesetzliche Maßnahmen zur Beendigung der Zwangsoperationen, entsprechend dem aktuellen Gesetzesentwurf im Bundestag gegen Genitalverstümmelungen an Mädchen und Frauen.
 
Unkontrollierte Menschenversuche ohne medizinische Notwendigkeit

Kosmetische Genitaloperationen an Kindern mit "auffälligen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen sind massive Menschenrechtsverletzungen. Sie sind medizinisch nicht notwendig, verstoßen gegen die Bundesverfassung (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) und verletzen die höchstpersönlichen Rechte der Kinder. Eltern haben deshalb kein Recht, im Namen ihrer Kinder in eine kosmetische Genitaloperation einzuwilligen.

Da die Wirksamkeit dieser Eingriffe nie klinisch getestet wurde (fehlende Evidenz) und auch die in der Medizin sonst üblichen Nachkontrollen bisher stets unterbleiben, handelt es sich um unkontrollierte Menschenversuche.
 
Ethisch, menschenrechtlich und juristisch unhaltbar

Seit Jahren bekräftigen Medizin- und BioethikerInnen: Nach medizinethischen Grundsätzen und Richtlinien sind kosmetische Genitaloperationen an Kindern klar unzuläßig. Jahrzehnte lange Klagen der Opfer über massive physische und psychische Schäden werden durch namhafte Studien bekräftigt.

Ebenso bestätigen JuristInnen, dass die nicht-eingewilligten Operationen gegen Grund- und Menschenrechte verstoßen und auch strafrechtlich nicht haltbar sind.

Terre des Femmes und internationale FGM-ExpertInnen betonen die Parallelen zur Weiblichen Genitalverstümmelung.

2009 wurde in Köln erstmals ein Chirurg letztinstanzlich zu einer Schmerzensgeldzahlung von 100'000 Euro verurteilt. Ebenfalls 2009 rügte das UN-Komitee CEDAW die Bundesregierung wegen Verletzung ihrer Schutzpflicht gegenüber zwischengeschlechtlichen Kindern.

2010 bestätigte der Deutsche Ethikrat: "Der Umgang mit der Intersexualität berührt eine Reihe medizin-, rechts- und sozialethischer Fragen, insbesondere das Recht auf körperliche Unversehrtheit."

Auch Ländersektionen von Amnesty International kommen zum Schluss:

"Im Mittelpunkt der Bemühungen steht die Ächtung einer medizinischen Praxis, intersexuellen Menschen entweder im frühen Kindesalter ohne Einwilligungsfähigkeit – oder Erwachsenen ohne Aufklärung über Folgen – auf operativ-medikamentösem Weg ein eindeutiges Geschlecht „zuzuweisen“. Dies wird als fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte (Recht auf körperliche Unversehrtheit, auf Selbstbestimmung und Würde und auf Nicht-Diskriminierung) gewertet, da solche Maßnahmen in den allermeisten Fällen aus medizinisch-gesundheitlicher Sicht keinerlei Begründung haben." (Amnesty Deutschland 2010)

"Wir erachten genitale Zwangsoperationen für ein schweres Verbrechen, das gegen die Menschenrechte auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde verstösst. Genitale Zwangsoperationen sind schwere medizinische Eingriffe an Kindern mit gesunden, aber sogenannten nicht eindeutigen Geschlechtsmerkmalen, die ohne die Einwilligung der Betroffenen vorgenommen werden. Die Folgen von chirurgischen und medikamentösen Eingriffen werden von den Betroffenen oft als Verstümmelungen wahrgenommen." (Amnesty Schweiz 2010)

Trotzdem halten die Mediziner wider besseres Wissen unbeirrt an diesen menschenrechtswidrigen Praktiken fest – auch in Aachen.
 
Verhängnisvoller Druck auf die Eltern zu irreversiblen OPs

Nach wie vor setzen Ärzte Eltern unter Druck zu einem möglichst raschen Entscheid - obwohl kein medizinischer Notfall vorliegt, die Operationen irreversibel sind und es für die betroffenen Kinder um eine existenzielle Frage geht:

"Wir Eltern wurden von den Ärzten massiv unter Druck gesetzt, das Kind geschlechtsbestimmend operieren zu lassen, obwohl es vollkommen gesund war und keine Beschwerden hatte. Nicht zu operieren, wäre für das Kind ein gesellschaftliches Desaster, lautete die Begründung. Die Rede war zuerst von einem Mädchen. 'Aber wir machen auch einen Bub, wenn Sie das lieber wollen', bot uns die Ärztin an." (Eine Mutter über eine "Netzwerk DSD"-Endokrinologin)

Viele Eltern, die sich von den Ärzten überrumpeln ließen, bereuen dies später und beklagen sich darüber, dass sie nicht umfassend informiert wurden, und dass ihnen keine oder wenig Unterstützung für alternative Überlegungen geboten wurden, insbesondere Hinweise auf Kontaktmöglichkeiten zu Betroffenen und Selbsthilfegruppen.
 
Diskussion über gesetzliches Verbot notwendig

Seit 20 Jahren klagen Betroffene den Ärzten und der Öffentlichkeit ihr Leid. Trotzdem operieren die Mediziner stur weiter - sicher im Wissen, dass sie wegen der Verjährungsfristen und der Traumatisierung der Opfer juristisch kaum belangt werden können.

Während Genitalverstümmelungen in Afrika verurteilt und juristisch bekämpft werden, sind die Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken vor der eigenen Haustüre nach wie vor kein Thema.

Was 99% dieser Kinder erleben mussten, ist verwandt mit sexuellem Missbrauch, ist verwandt mit Folter, ist verwandt mit Mädchenbeschneidungen in Afrika, ist verwandt mit den medizinischen Experimenten, wie sie im 2. Weltkrieg in KZ's durchgeführt wurden.
 
Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!". Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.
  
Freundliche Grüße

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
Gründungsmitglied Schweizerische Selbsthilfegruppe Intersex.ch
Mitglied Intersexuelle Menschen e.V.
Mitglied XY-Frauen
Mobile +41 (0) 76 398 06 50
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http://zwischengeschlecht.org
Regelmässige Updates: http://zwischengeschlecht.info

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>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>>
150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

>>> Friedlicher Protest & Offener Brief "3rd EuroDSD" 2011 
>>> Friedlicher Protest & Offener Brief DGE 2011
>>> Friedlicher Protest & Offener Brief DGKJ-DGKCH 2010
>>> Friedlicher Protest & Offener Brief APE-AGPD 2010
>>> Friedlicher Protest & Offener Brief 11th EMBL/EMBO 2010
>>> Aktion & Offener Brief Ostschweizer Kinderspital St. Gallen 2011
>>> Aktion & Offener Brief Kinderspital Luzern 2010
>>> Aktion & Offener Brief Inselspital Bern 2009
>>> Aktion & Offener Brief Kinderspital Zürich 2008

Siehe auch:
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- Das Medizynermärchen von den "früheren Behandlungsmaßstäben"
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken 
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- "Netzwerk DSD/Intersexualität": Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Zwangsoperateure
- Amnesty Deutschland: "fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte"
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung
- Genitale Verstümmelung & Folgeschäden - AGGPG 1998
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern
- Göttingen / Lübeck: Direktor Rolf-Hermann Ringert und Oberarzt Dominique Finas propagieren genitale Zwangsoperationen an Zwittern
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 2010 
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2
- Chirurgische Genitalverstümmelungen: UNO mahnt Bundesregierung
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty gegen Zwangsoperationen an Zwittern
- "Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08
- Die grosse "Intersex"-Statistik-Lüge
- Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Friday, May 20 2011

"Lübeck: Zwitter protestieren gegen Tagung über Intersexualität" - dpa, 20.5.11

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Lübeck: Zwitter protestieren gegen Tagung über Intersexualität. (Bild: Zwitter Christiane V. protestiert 2007 gegen ihre 'geschlechtszuweisende Behandlung'. Ihr wurden Uterus und die Eierstoecke entfernt. Foto: ddp) Eine Fachtagung zum Thema Intersexualität in Lübeck steht in der Kritik der Betroffenen. Sie werfen Medizinern 'menschenrechtswidrige Genitalverstümmelung' vor. (dpa)

>>> Gelungene dpa-Meldung über die Proteste gegen das "3rd EuroDSD Symposium in Lübeck ab heute bis und mit Sonntag. Seinerzeit im >>> Schenefelder Tageblatt [inzwischen offline] zusätzlich mit einem Bild von Christiane Völling von der 1. Zwitterdemo in Köln 2007. Wir sehn uns, wo die Action ist ...

Nachtrag: Aufdatierte dpa-Nachfolgemeldung 

>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Genitalverstümmelungen der übliche Weg" 

Saturday, March 12 2011

Lesung mit Christiane Völling, Kulturbunker Köln Mi 16.3. 20h

Christiane Völling: »Ich war Mann und Frau. Mein Leben als Intersexuelle.« Fackelträger Verlag, erscheint 25.08.2010Veranstaltungshinweis:

Wer & Was? Christiane Völling liest aus ihrer lesenswerten Biographie, mit anschliessender Diskussion.

Wann? Nächsten Mittwoch 16.3.11 20h

Wo? Kulturbunker Köln-Mülheim, Berliner Str. 20, 51063 Köln

Wieviel? Eintritt: 6,50 € / 5,- € (erm.) 

Kommentar zum Ankündigungstext: Der ist ja wieder mal ziemlich typisch, besch...euert und durch-die-Schända-Brille-mit-Tunnelblick-auf-den-eigenen-Bauchnabel-fixiert ...

Einen Schlusssatz wie folgenden kann z.B. wohl nur ein selbsteingenommener und privilegierter Mensch schreiben, der selber noch der nie um die Unversehrtheit seiner eigenen Genitalien fürchten musste (oder sich nur schon wenigstens mal paar Gedanken dazu machte):

Eine überfällige Kritik an einer Gesellschaft, die die Existenz einer großen Gruppe von Menschen verleugnet, und ein starkes Plädoyer an alle Betroffenen und deren Angehörige, das Dazwischenleben anzunehmen und sich dafür einzusetzen.

Nun ja, wer weiss – vielleicht kapieren's dann ja nach der Lesung wenigstens ein paar Menschen mehr:

• Solange für Zwitter das Recht auf körperliche Unversehrtheit nicht endlich ebenso selbstverständlich wird wie z.B. für privilegierte "Geschlechter-Spielen"-Schända-EnthusiastInnen ...

• solange Zwitterkinder weiterhin tagtäglich in Kinderkliniken verstümmelt werden, auch in Köln und Umgebung ...

... solange sollten privilegierte Nicht-Verstümmelte, die mit dem Leid verstümmelter Zwitter Politik treiben und "die Gesellschaft kritisieren" wollen, zuerst gefälligst mal konkret was dafür tun, dass die täglichen Verstümmelungen vor der eigenen Haustüre endlich aufhören und das Recht auf körperliche Unversehrtheit endlich auch für Zwitter gilt!

(Statt weiterhin wie gehabt beim täglichen Verstümmeln tatenlos zuzusehn und gleichzeitig die verstümmelten Zwitter als Mittel zum eigenen Zweck zu benutzen, z.B. für eine "das Dazwischenleben annehmen"-(Trans-)Schända-Agenda.)

Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken sind KEIN "Nebenwiderspruch des Zweigeschlechtersystems"!

Danke.

Siehe auch:
- Christiane Völlings Geschichte in ihren eigenen Worten
- Buch von Christiane Völling: "Mein Leben als Intersexuelle"
- Sieg für Christiane Völling!!!
- Zwitterprozess: 100'000 Euro Schmerzensgeld für Zwangskastration!
- Wie die Zwitterorganisationen Christiane Völlings Zwangsoperateur Prof. Dr. L. 150'000 Euro schenkten 
- "Tabu Intersexualität" - Dok. u.a. mit Christiane Völling
- Die Bielefelderin Britta Dombrowe über "Tabu Intersexualität"
- Alle Posts zu Christiane Völling auf Zwischengeschlecht.info 

Friday, February 18 2011

"Sag es niemandem!" - Das verinnerlichte Schweigegebot, Zwittertabu & Medizynermacht (II)

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1. Zwitterdemo vor dem Landgericht Köln, 12.12.07

(Full Disclosure: Seelenlos ist verantwortlicher Redakteur dieses Blogs, Gründungsmitglied und Kampagnenleiter bei Zwischengeschlecht.org und ein mit einem Zwitter verbandelter "normaler" XY, also ein solidarischer Nicht-Zwitter.) 

>>> Zwittertabu & Medizynermacht (I)

Geschlecht: ZwangsoperiertEiner der schlimmsten Feinde der Zwitterbewegung in ihrem Kampf um die Beendigung der Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken ist das verinnerlichte Schweigegebot.

Traumatisierte Betroffene (und cotraumatisierte Eltern) stehen vielfach und auf allen Ebenen unter massivem (Geheimhaltungs-)Druck, und das von allem Anfang an und über Jahrzehnte:

Man hat mir nichts erklärt, man hat mich ständig angelogen oder mit Halbwahrheiten abgespiesen. Ich habe aber immer gespürt, dass etwas nicht stimmt, habe mich geschämt, denn ich wusste, dass es mit meinen Genitalien zu tun hat. Sonst würden die doch nicht ständig da hingucken und hingreifen und so besorgt und peinlich berührt tun. Ich war abartig, man musste mich verstecken, man musste meinen Körper korrigieren. Ich war immer innerlich wie gelähmt, machte mich so unsichtbar wie möglich.  Nella 

Kommt dazu: Die wenigsten Betroffenen können es gefühlsmässig überhaupt aushalten, sich direkt mit dem zu konfrontieren, was ihnen von ethisch und moralisch gestörten Pädo-MedizynerInnen an Körper und Seele angetan wurde, geschweige denn eine Konfrontation damit über längere Zeit.

Und sogar noch bei den wenigen Ausnahmezwittern und -Eltern, die sich überhaupt öffentlich über die TäterInnen und das von ihnen angerichtete Leiden äussern, führen das verinnerlichte Zwittertabu, Scham und die anhaltende Verdrängung der Demütigungen und Schmerzen im Zusammenhang mit den Zwangsbehandlungen leider immer wieder dazu, dass sie oft nur durch Auslassungen abgeschwächte bzw. geschönte Versionen dessen bekannt geben, was ihnen angetan wurde, vor allem konkret über übergriffige Worte und Taten von Medizynern.

Was es den TäterInnen und ihren HelfershelferInnen erst recht erleichtert, mit ihren immergleichen Beschönigungen und Ausreden unhinterfragt bei Medien, ParlamentarierInnen und BürgerInnen durchzukommen (womit sich gleichzeitig das traumatisierende Unrecht an den wehrlos gemachten Zwangsoperierten jedesmal noch einmal mehr wiederholt).

"Retraumatisierung" heisst dann wenig überraschend mit unschöner Regelmässigkeit der letzte Sargnagel im öffentlichen Aufbegehren von Verstümmelten gegen die heute noch täglich begangenen medizynischen Verbrechen in den Kinderspitälern. 

Elisabeth Müller, Daniela Truffer, Katrin Ann Kunze †, Christiane Völling

"Those who cannot remember the past are condemned to repeat it."
George Santayana (1863 – 1952)

Zumindest dieser Blog weiss von keinem einzigen Zwitter, der es länger als einige wenige Jahre aushielt, den Medizynern kontinuierlich öffentlich Paroli zu bieten, ohne meist eher früher als später emotional unter die Räder zu kommen und ausgebrannt die Segel zu streichen. Wohl nicht wenige schweigen danach für immer.

Worauf die TäterInnen & Co. die Forderungen der Überlebenden einmal mehr als "Einzelproteste und eine sehr sehr kleine Gruppe" usw. in der Öffentlichkeit diffamieren (womit sich das traumatisierende Unrecht gleich noch einmal mehr wiederholt).

Auf dass in den Kinderspitälern alles weiterhin schön so bleibt wie es ist, erpressen die Medizyner zusätzlich Betroffene und Eltern reflexhaft und systematisch – ganze Familien über mehrere Generationen – mit der Drohung, ihnen auch ev. benötigte ECHTE medizinische Hilfeleistungen zu verweigern, wenn sie weiter aufmucken wollen.

All dieser Druck ist weitaus mehr, als die allermeisten (durch das Schweigebot isoliert gehaltenen) Zwitter und ihr Umfeld auf Dauer je aushalten können. Die wenigsten können es nur schon ertragen, wenn andere Zwitter das Schweigegebot brechen:

[...] Wenn etwas, was uns angetan wurde, zu schrecklich ist, verdrängen wir es. Was wir nicht ertragen, blenden wir aus. Opfer sein ist schrecklich, unerträglich. Deshalb sucht jedes Opfer in seinem Täter etwas Gutes, um weniger Opfer sein zu müssen. Deshalb kommen die meisten Täter ungeschoren davon. Und wenn doch ein Opfer einmal aufsteht und die unerträgliche Wahrheit heraus schreit und die Täter anklagt, dann sind die anderen Opfer die ersten, die es zum Schweigen bringen wollen. [...] 
Nella: "Stockholm under Water"

Umso wichtiger, dass empathische Nichtzwitter den Kampf der Verstümmelten gegen ihre PeinigerInnnen und für die Unversehrtheit der kommenden Generationen aktiv solidarisch unterstützen!

Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

>>> Zwittertabu & Medizynermacht (I)
>>> Erpressung, Zwittertabu & Medizynermacht (III) 

Siehe auch:
- Trauma, Opferrolle, Befreiung
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Die grosse "Intersex"-Statistik-Lüge
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- "Unseres Wissens zufolge unternehmen 80% der Intersexen Suizidversuche, hiervon 25% erfolgreich" - AGGPG 1998
- Schweiz: Bundesrat will weibliche Genitalverstümmelung verbieten – aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- Bundestag: "Weibliche Genitalverstümmelung ahnden" - aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- "Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Genitale Verstümmelung & Folgeschäden - AGGPG 1998
- "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik", 23.6.10
- "Gott hat uns dieses Kind geschenkt, so wie es ist."
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Monday, January 31 2011

Zwittertabu & Medizynermacht (I)

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Proteste gegen Genitalabschneider-Jahrestreffen "DGKJ 2010", Potsdam 16.-18.9.

(Full Disclosure: Seelenlos ist verantwortlicher Redakteur dieses Blogs, Gründungsmitglied und Kampagnenleiter bei Zwischengeschlecht.org und ein mit einem Zwitter verbandelter "normaler" XY, also ein solidarischer Nicht-Zwitter.) 

Der stärkste Verbündete der zwangsbehandelnden Pädo-Medizyner ist und bleibt das sogenannte Zwittertabu:

So lange die breite Öffentlichkeit weiterhin ahnungslos darüber bleibt, dass es

a) Zwitter allgemein überhaupt real gibt, sowie
b) über die an ihnen in den Kinderspitälern tagtäglich verübten medizynischen Verbrechen im Speziellen,

ebenso lange werden die Medizyner & ihre Helfershelfer ungestört nach Lust und Laune weiter verstümmeln können.

(Zumal die Zwangsoperationen auch für die Kinderkliniken selbst ebenfalls Mal für Mal einen hübschen Gewinn abwerfen.)

Umgekehrt gilt: Sobald mehr als die Hälfte der "Menschen auf der Strasse" wissen, dass Zwitter a) real und zuhauf existieren, und was b) in den Kinderkliniken konkret mit ihnen geschieht, wird dies das Ende der Genitalverstümmelungen und sonstigen Zwangsbehandlungen einläuten.

Denn zum Glück sind Folter und Verstümmelung von wehrlosen Kleinkindern in der hiesigen Wahlbevölkerung NICHT mehrheitsfähig! Ganz im Gegensatz zu Bestrebungen zur Abschaffung solcher menschenverachtender Praktiken, wie sie in hiesigen Kinderkliniken leider nach wie vor an der Tagesordnung sind.

Sprich, sobald es gelingt, das gesellschaftliche Tabu über Zwitter und ihre "Behandlung" wirkungsvoll zu durchbrechen, wird dadurch der Druck auf die TäterInnen und ihre HelfershelferInnen insbesondere in Politik und Justiz derart wachsen, dass die Interessen der zwangsoperierten und künftigen Zwitter plötzlich eine reale politische Chance haben werden – auch gegen die nicht zu unterschätzende Macht der ethisch und moralisch herausgeforderten Pädo-MedizynerInnen & Co.

Aus diesem Grund hat für die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung über die Machenschaften der GenitalabschneiderInnen einen grossen Stellenwert, und wir begrüssen entsprechende Berichterstattung in allen Medien, ausdrücklich inkl. Boulevard und ungeachtet persönlicher Vorlieben – vorausgesetzt, dass die medizynischen Verbrechen an Zwittern in der Berichterstattung angemessen erwähnt werden.

(Letzteres darf allerdings nicht dem Zufall überlassen werden, sondern muss aus verschiedenen Gründen leider bei so ziemlich allen Medien Mal für Mal durch effektive Medienarbeit erkämpft werden.)

Elisabeth Müller, Daniela Truffer, Katrin Ann Kunze †, Christiane Völling

"Those who cannot remember the past are condemned to repeat it."
George Santayana (1863 – 1952)

Auch wenn mache Zwitter wegen des verinnerlichten Schweigegebots das Licht der Öffentlichkeit primär als Gefahr wahrnehmen: Klartext, ungeschminkte Fallberichte von Freiwilligen, TäterInnen, Taten und Tatorte öffentlich beim Namen nennen, kurz: Transparenz und Informationsfreiheit sind die mächtigsten Waffen im Kampf um die Beendigung der Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken – Geheimhaltung, Maulkörbe, Geheimverhandlungen durch den Dienstboteneingang und Redeverbote spielen hingegen erwiesenermassen Mal für Mal letztlich den MedizynerInnen in die Hände.

Und nicht zuletzt: Auf einen groben Klotz gehört bekanntlich auch ein grober Keil. Sprich, ein derart mächtiges und lange bestehendes Tabu wie dasjenige über die Existenz der Zwitter und die an ihnen bis heute verübten medizynischen Verbrechen wird kaum mit Geflüster und subtilen theoretischen Aufsätzen zu knacken sein. Sondern dazu braucht es nicht zuletzt kontinuierliche, angriffige Medienarbeit und öffentlichkeitswirksame friedliche Protestaktionen (Gewaltfreie Aktion).

Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

>>> Das verinnerlichte Schweigegebot (Zwittertabu & Medizynermacht II) 
>>>
Erpressung, Zwittertabu & Medizynermacht (III)  

Siehe auch:
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Die grosse "Intersex"-Statistik-Lüge
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- Schweiz: Bundesrat will weibliche Genitalverstümmelung verbieten – aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- Bundestag: "Weibliche Genitalverstümmelung ahnden" - aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- "Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08
- Medizinische Verbrechen an Zwittern
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Genitale Verstümmelung & Folgeschäden - AGGPG 1998
- "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik", 23.6.10
- "Gott hat uns dieses Kind geschenkt, so wie es ist. Wir nehmen es dankbar an und lieben es."
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Wednesday, November 17 2010

"Cornelia Goethe Colloquien" / "11th EMBL/EMBO": Geschlechterforschung ohne Ethik und ohne Gewissen?

Friedliche Mahnwache der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org vor der '11th EMBL/EMBO Science and Society Conference: The Difference between the Sexes – From Biology to Behaviour', 06.11.2010Friedliche Mahnwache vor der "11th EMBL/EMBO Conference", 06.11.2010

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>>> "11th EMBL/EMBO": Unethische Forscher als Zulieferer der Genitalabschneider
>>>
"STOP Genitalverstümmelung als 'Rohmaterial' für die Geschlechterforschung!" 
>>>
Infoseite zu den Protesten    >>> OB "APE-AGPD"   >>> OB "11th EMBL/EMBO"


PRESSEMITTEILUNG von Zwischengeschlecht.org vom 17.11.2010:

INHALT:
1) Zusammenfassung
2) Zur heutigen Veranstaltung des "Cornelia Goethe Centrum", Frankfurt am Main 17.11.2010
3) Hintergrund: Genitalverstümmelung als "Rohmaterial" für die Geschlechterforschung
4) "Kosmetische Genitaloperationen" an Kindern sind menschenrechtswidrig, unethisch und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit
 

1) Zusammenfassung

Jeden Tag wird in Deutschland in einer Kinderklinik mindestens ein wehrloses Kind irreversibel genitalverstümmelt.

Die Geschlechterforschung ist in einer für diese Kinder verhängnisvollen Wechselwirkung mit der Medizin bis heute als Mittäterin maßgeblich an diesen Verstümmelungen und deren Weiterführung mitbeteiligt.

Trotzdem weigern sich sowohl die natur- wie auch die geisteswissenschaftlichen Disziplinen der Geschlechterforschung bis heute, Verantwortung für die ethischen und menschenrechtlichen Implikationen dieser Mittäterschaft zu übernehmen – geschweige denn, ihren Beitrag zu leisten, dass diese unsäglichen Verstümmelungen vor unserer Haustüre endlich gestoppt werden!

Im Gegenteil versuchte vor kurzem die "11th EMBL/EMBO Science and Society Conference: The Difference between the Sexes – From Biology to Behaviour" in Heidelberg, fundierte Kritik von Überlebenden an dieser Komplizenschaft durch Drohungen zum verstummen zu bringen. >>> mehr

Und auch in einer thematisch ähnlichen heutigen Veranstaltung des Cornelia Goethe Centrums der J. W. Goethe-Universität in Frankfurt a.M. bleiben menschenrechtliche und ethische Aspekte einmal mehr außen vor – obwohl diese medizinisch nicht notwendigen "kosmetischen Genitaloperationen" an Kindern in Frankfurt u.a. auch im Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität weiterhin ungebrochen praktiziert werden ...

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und „Menschenrechte auch für Zwitter!“.

2) Zur heutigen Veranstaltung des "Cornelia Goethe Centrum", Frankfurt am Main 17.11.2010

Die Cornelia Goethe Colloquien im WS 2010/2011 stehen unter dem Motto "Geschlechter|ent|grenzungen" und beschäftigen sich laut Ankündigung "mit den in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen vorherrschenden Geschlechterordnungen ebenso wie mit verschiedenen Strategien zur Überwindung noch immer vorhandener Geschlechtergrenzen. [...] Im Kontext des Körpers wird es dabei um Trans- und Intersexualität sowie Drag gehen; auch die Disability Studies und neue medizinische Aspekte von Körper- und Geschlechtsidentität werden in den Fokus genommen."

Offensichtlich wird somit "Intersexualität" einmal mehr als blosses Mittel zum Zweck der Dekonstruktion von Geschlecht a.k.a. "zur Überwindung noch immer vorhandener Geschlechtergrenzen" missbraucht.

Und dies, obwohl Betroffene und solidarischen Nicht-Zwitter solchen vereinnahmenden und objektivierenden Gebrauch "als Forschungsobjekt [...] und nicht als ein Thema [...], das in der realen Welt Implikationen für reale Leute hat" seit längerem kritisieren, weil er "die Nicht-Sichtbarkeit und die Objektivierung der Intersexuellen perpetuiert" (Koyama/Weasel, 2003).

Der 2. Vortrag dieser Reihe heute abend von "Dr. Ulrike Klöppel (Charité-Universitätsmedizin Berlin)" beschäftigt sich scheinbar kritisch mit dem brisanten Thema der Entstehung der "wissenschaftlichen Kategorie" "Gender" unmittelbar aus den menschenrechtswidrigen Humanexperimenten an "Intersexuellen" Kindern inkl. systematischer Genitalverstümmelungen seit den 1950ern.

Ob dabei die ethischen und menschenrechtlichen Implikationen der heute noch andauernden Verstümmelungen adäquat gewürdigt werden, scheint mehr als fraglich. Einmal mehr geht es laut Ankündigung offensichtlich vielmehr ausschließlich darum, anhand des "Rohmaterials" der Genitalverstümmelungen die "heutige Geschlechterforschung" auf neue Höhen emporzuführen und dabei "das Verhältnis der sozialen Kontingenz von Geschlecht erneut kritisch zu diskutieren"

Dies scheint umso bedenklicher, als Dr. Ulrike Klöppel für ihre 'rein wissenschaftlichen Intersex-Studien' sozusagen direkt an der Quelle sitzt: Ihr Arbeitsort und Brötchengeber Charité-Univeritätsmedizin Berlin lässt bis auf den heutigen Tag systematisch und serienmäßig wehrlose kleine Kinder verstümmeln. 

Trotzdem ist zumindest Zwischengeschlecht.org nicht bekannt, dass sich Dr. Klöppel je konkret gegen die andauernden Verstümmelungen eingesetzt hätte, weder in der Charité noch anderswo, oder sich nur schon öffentlich konkret und unmissverständlich entsprechend geäussert hätte. Trotz einzelner Ansätze bleibt jegliche Kritik letztlich bequem im Abstrakten verhaftet bzw. richtet sich stets nur gegen das theoretische "Prinzip Zweigeschlechtlichkeit" an sich, jedoch nie konkret gegen die menschenrechtswidrige und zutiefst unethische Praxis der Verstümmelungen oder gar gegen die GenitalabschneiderInnen selbst. 

Dadurch wird es gar möglich, dass entsprechende Äußerungen und Veranstaltungen letztlich von verantwortlichen PolitikerInnen als Feigenblatt zur Rechtfertigung der Weiterführung der Verstümmelungen und zur Inschutznahme der GenitalabschneiderInnen benutzt werden, so z.B. vom Berliner Senat am 17.06.2010 in der Drucksache 16/14436.

Noch die Sprache in der Ankündigung der heutigen Veranstaltung ist entsprechend verharmlosend: Statt von Genitalverstümmelungen, unkontrollierten Humanexperimenten, medizinischen Verbrechen oder nur schon massiven Menschenrechtsverletzungen ist lediglich verschämt die Rede von "medizinischer Normierung" und "chirurgisch-hormonellem Behandlungsmodell".

Frage: Würden Dr. Klöppel und das Cornelia Goethe Centrum bei weiblicher Genitalverstümmelung auch bloss verschämt z.B. von "kultureller Normierung" reden? Würden sie ebenfalls tatenlos zuschauen, wenn innerhalb ihrer eigenen Institutionen "richtige Mädchen" systematisch verstümmelt würden, und sich gar noch widerspruchslos als Rechtfertigung zur Weiterführung der täglichen Verstümmelungen hinzuziehen lassen?

3) Hintergrund: Genitalverstümmelungen als "Rohmaterial" für die Geschlechterforschung

Die Geschichte der Geschlechterforschung in all ihren Disziplinen (Biologie, Endokrinologie, Genetik, Sexologie und Gender Studies) ist untrennbar verbunden mit der Geschichte der medizinischen Verbrechen an Menschen mit "auffälligen" Körperlichen Geschlechtsmerkmalen (Zwitter / Hermaphroditen / "Intersexuelle"). Diese andauernden medizinischen Verbrechen, die seit den 1950ern systematisch an wehrlosen Kindern verübt werden, sind wohl eine der schlimmsten Menschenrechtsverletzungen in westlichen Gesellschaften seit dem 2. Weltkrieg.

Schlimmer noch, die Geschlechterforschung trug maßgeblich dazu bei, dass sich die gesellschaftliche Situation der Zwitter seit Beginn der Moderne dramatisch verschlechterte:

Während des Mittelalters bis in die Neuzeit waren Zwitter nicht nur juristisch anerkannt und wuchsen mit unversehrten Körpern auf, sondern hatten das einzigartige Privileg, als Erwachsene selber darüber entscheiden zu dürfen, ob sie als Männer oder als Frauen leben wollten. Erst im 19. Jahrhundert wurde ihnen dieses Privileg aberkannt im Namen der Wissenschaft, die sich seither und bis auf den heutigen Tag anmaßt, besser als die Betroffenen selbst darüber entscheiden zu können, welches ihr "wahres Geschlecht" sei. Seit den 1950ern setzt die Medizin diese selbstherrlichen "Entscheidungen" systematisch chirurgisch durch, so dass heute Zwitter als Spezies ebenso wie in der öffentlichen Wahrnehmung nahezu ausgelöscht sind. Heute noch werden nach Erhebungen der GenitalabschneiderInnen selbst 90% aller Zwitter im Kindesalter ohne medizinische Notwendigkeit durchschnittlich mehrfach irreversibel genitalverstümmelt.

Die Geschlechterforschung und ihre Disziplinen sind in einer für Zwitter verhängnisvollen Wechselwirkung mit der Medizin bis heute als Mittäterin maßgeblich an der Weiterführung der Verstümmelungen mitbeteiligt:

Von Anfang an benutzten GeschlechterforscherInnen "wissenschaftliche Berichte" über Zwittergenitalverstümmelungen als Grundlage und Datenmaterial zur Entwicklung und Verfeinerung ihrer "wissenschaftlichen Theorien", während andererseits die Medizyner diese Theorien bis heute zur Rechtfertigung und Fortführung der laufend "verbesserten" Verstümmelungen benutzen, worauf die Geschlechterforschung diese neuen "Erkenntnisse" wiederum benutzt zur Weiterführung ihrer Theorien, usw. usf. – für die täglichen Opfer der Verstümmelungen ein Teufelskreis.

Zwar streiten vor allem die mittlerweile verstärkt in die Kritik geratenen MedizinerInnen und ihre Standesorganisationen die weiterhin täglich andauernden Verstümmelungen in der Öffentlichkeit gerne ab. Aktuelle Leitlinien und Publikationen belegen jedoch:

  • medizinisch nicht notwendigen "kosmetischen Genitaloperationen" werden nach wie vor systematisch an Kleinkindern durchgeführt,

  • nach wie vor werden 90% aller erfassten Menschen mit "auffälligen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen im Durchschnitt mehrfach irreversibel verstümmelt.

  • die andauernden Verstümmelungen sind nicht nur das Werk einzelner "scharzer Schafe" (wie z.B. der heute oft als "alleiniger Sündenbock" zitierte John Money), sondern ein gesamtmedizinisches bzw. gesamtwissenschaftliches Problem

  • jedeR, der/die den täglichen Verstümmelungen innerhalb der eigenen Institutionen weiterhin tatenlos zuschaut und die "Ergebnisse" der Verstümmelungen gar noch dankbar für eigene Forschungszwecke benutzt, macht sich mitschuldig


4) "Kosmetische Genitaloperationen" an Kindern sind menschenrechtswidrig, unethisch und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Zum Teil seit Jahren sprechen sich Menschenrechtsorganisationen, EthikerInnen und sogar Gerichte gegen die täglichen Verstümmelungen aus (sofern letztere wegen der Verjährung überhaupt zum Zug kommen):

„Ethik als Freifahrtschein für operieren auf Teufel komm raus“

Seit längerem kritisiert Zwischengeschlecht.org öffentlich, dass Medizyner ethische Bedenken gleich außen vor lassen oder Ethik als Feigenblatt für Zwangsoperationen missbrauchen.

Am "Forum Biotehik: Intersexualität – Leben zwischen den Geschlechtern" des Deutschen Ethikrates vom 23.6.10 in Berlin beklagte die Ethikerin Claudia Wiesemann ebenfalls, "dass einfach noch zuviel operiert wird auf Teufel komm raus" und beklagte eindringlich "Situation[en]", in denen "der informed consent aller Wahrscheinlichkeit nach Makulatur ist und letztendlich die Ethik nur noch als Freifahrschein dazu dient, an die Eltern eine ohnehin feststehende Entscheidung abzudelegieren. Das halte ich selber auch für höchstgefährlich und auch höchstproblematisch."

„Weder Evidenz noch medizinische Indikation“

Obwohl die Genitalverstümmelungen ohne medizinische Notwendigkeit seit 60 Jahren systematisch praktiziert werden, wurde ihre angebliche „Wirksamkeit“ noch nie klinisch getestet, d.h. sie erfolgen als unkontrollierte Menschenversuche. Noch die aktuellen AWMF-Leitlinien stehen unverändert auf der niedrigsten Evidenzstufe.

Auch dies wird von verantwortungsvollen Medizinern sowie Medizinethik seit längerem kritisiert – wiederum ohne jegliche Resonanz bei den verantwortlichen Zwangsbehandlern ...


Amnesty: „fundamentaler Verstoß gegen körperliche Unversehrtheit“

Menschenrechtsorganisationen (u.a. Amnesty Deutschland, Terre des Femmes und das UN-Komitee CEDAW) kritisieren die Duldung der chirurgischen Genitalverstümmelungen u.a. als „schweres Verbrechen“.

 
Terre des Femmes: „westliche Form der Genitalverstümmelung“

International anerkannte ExpertInnen zum Thema weibliche Genitalverstümmelung (FGM), darunter Hanny Lightfoot-Klein, Marion Hulverscheidt und Fana Asefaw, sowie die Rechtsprofessorin Konstanze Plett stützen die Klagen überlebender Zwitter, die Zwangsoperationen seien die „westliche Form der Genitalverstümmelung“, und ihre mutwillige Tabuisierung und Ausblendung der in der politischen Debatte ein typisches Beispiel scheinheiliger Doppelmoral.

Trotzdem blieben in Deutschland in der aktuellen Debatte um den Gesetzesentwurf zur Einführung eines eigenen Straftatbestandes „weibliche Genitalverstümmelung“ (inkl. adäquater Anpassung der Verjährung) die chirurgischen Verstümmelungen an Zwittern bisher sorgsam ausgeklammert ...

 
BMBF-Studien: Lebenslanges Leiden an Zwangsoperationen

Seit bald 20 Jahren klagen überlebende Zwangsoperierte öffentlich über über massive körperliche und seelische Schäden und lebenslanges Leiden durch uneingewilligte kosmetische GenitalOPs.

Umfangreiche, BMBF-finanzierte Studien bestätigten diese Klagen 2007 und 2008 wiederholt: „Die Behandlungsunzufriedenheit von Intersexuellen ist [...] eklatant hoch.“
 

EndokrinologInnen und KinderchirurgInnen drängen auf OPs

Wie internen Untersuchungen bestätigen, sind es hauptsächlich Endokrinologen, die allein oder zusammen mit einem Kinderchirurgen in den Kinderkliniken den Eltern medizinisch nicht notwendige, irreversible Genitaloperationen aufdrängen.

Eine Mutter: „Wir Eltern wurden von den Ärzten massiv unter Druck gesetzt, das Kind geschlechtsbestimmend operieren zu lassen, obwohl es vollkommen gesund war und keine Beschwerden hatte. Nicht zu operieren, wäre für das Kind ein gesellschaftliches Desaster, lautete die Begründung. Die Rede war zuerst von einem Mädchen. ‘Aber wir machen auch einen Jungen daraus, wenn Ihnen das lieber ist’, bot uns die Ärztin an.“


„ökonomische Interessen“ der Kinderkliniken

Vereinzelt sprechen verantwortungsvolle Ärzte Missstände seit längerem an und kritisieren offen die fehlende Einhaltung zentraler medizinischer Standards: „Kliniken behalten Kinder aus ökonomischen Interessen.“

Und nennen durch interne Abrechnungen belegte Zahlen: „Plastische Rekonstruktion der Vulva: ERLÖS € 8175,12“

Leider stößt solche interne Kritik in den Medizinerverbänden mit unschöner Regelmäßigkeit auf taube Ohren ...
 

OLG Köln: „schuldhaft in Selbstbestimmungsrecht verletzt“

2009 war es Christiane Völling als erster überhaupt gelungen, in Köln einen Chirurg für einen Zwangseingriff an einem Zwitter wenigstens zivilrechtlich vor die Justiz zu bringen. Mit Erfolg: Nach 2-jährigem „Zwitterprozess“ wurden ihr in 3. Instanz 100‘000 Euro Schmerzensgeld zugesprochen.

Laut OLG Köln hatte der Zwangsoperateur Christiane Völling „vor der Operation nicht hinreichend aufgeklärt und sie daher mangels wirksamer Einwilligung schuldhaft in ihrer Gesundheit und ihrem Selbstbestimmungsrecht verletzt“, und zwar „in ganz erheblichem Maße“ (5 U 51/08).

Seither scheiterten wiederum alle Versuche, einen Zwangsoperateur vor Gericht zu bringen, stets am selben Knackpunkt – Verjährung.


UNO rügte Bundesregierung – Politik als Mittäterin

2009 gelangten Zwangsoperierte zum ersten Mal mit einem Schattenbericht an die UNO. In der Folge rügte das UN-Komitee CEDAW die Bundesrepublik Deutschland wegen Verletzung der Schutzpflicht gegenüber potentiellen und bereits geschädigten Opfern. Trotzdem weigert sich die Bundesregierung weiterhin, die Menschenrechtsverletzungen durch die Genitalverstümmelungen durch angemessene Schritte künftig zu verhindern ...

 
Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und „Menschenrechte auch für Zwitter!“.

Freundliche Grüsse

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
Gründungsmitglied Schweizerische Selbsthilfegruppe Intersex.ch
Mitglied Intersexuelle Menschen e.V.
Mitglied XY-Frauen
Mobile +41 (0) 76 398 06 50
presse_at_zwischengeschlecht.info

http://zwischengeschlecht.org
Regelmässige Updates: http://zwischengeschlecht.info

>>> "STOP Genitalverstümmelung als 'Rohmaterial' für die Geschlechterforschung!"
>>>
"11th EMBL/EMBO": Unethische Forscher als Zulieferer der Genitalabschneider

Wednesday, November 3 2010

Proteste gegen Genitalverstümmelung: "Gott hat uns dieses Kind geschenkt, so wie es ist." (Augsburg / Heidelberg, 4.-6.11.10)

Protest gegen Genitalabschneider-Jahrestreffen "DGKJ 2010", Potsdam 16.9.2010

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Infoseite zu den Protesten 4.-6.11.2010

PRESSEMITTEILUNG von Zwischengeschlecht.org vom 03.11.2010:

„Gott hat uns dieses Kind geschenkt, so wie es ist. Wir nehmen es dankbar an und lieben es. Es ist gesund und fröhlich und entwickelt sich prächtig.“ Eine Mutter.

• Informationsveranstaltung + Friedlicher Protest in Augsburg,
   Do 4. + Fr 5. November 2010

• Friedliche Mahnwache in Heidelberg, Sa 6. November 2010

Jeden Tag wird in Deutschland in einer Kinderklinik mindestens ein wehrloses Kind irreversibel genitalverstümmelt – auch in Bayern und Baden-Württemberg.
 

Operieren auf Teufel komm raus: „APE-AGPD 2010“ in Augsburg

Ab Freitag 5.11. versammelt sich in Augsburg zur „APE-AGPD 2010“ eine der hauptsächlich für die Verstümmelungen hauptverantwortliche Ärzte-Standesorganisationen: die „Arbeitsgemeinschaft für pädiatrische Endokrinologie (APE)“ und ihre „AG DSD/Störungen der Geschlechtsentwicklung“.

APE-Mitglieder sind weiter prominent vertreten im BMBF-finanzierten „Netzwerk DSD/Intersexualität“ sowie dessen EU-Entsprechung „EuroDSD“ und praktizieren zum Teil international.

Die APE und ihre „AG DSD“ zeichnen beide mitverantwortlich für die aktuellen AWMF-Leitlinien 027/022 „Störungen der Geschlechtsentwicklung“ und 027/047 „Adrenogenitales Syndrom“.

Insbesondere die Leitlinie 027/022 steht seit längerem in der Kritik, u.a. weil sie ethische Empfehlungen missbraucht als „Freifahrschein für operieren auf Teufel komm raus“ (Ethikprofessorin Claudia Wiesemann am „Forum Bioethik“ des Deutschen Ethikrates, 23.06.2010).

Die 2010 neu eingeführte Leitlinie 027/047 lässt ethische Bedenken gleich ganz außen vor und propagiert stattdessen medizinisch nicht notwendige, menschenrechtswidrige „Genitalkorrekturoperationen“ an Kleinstkindern ohne Wenn und Aber: „In der Regel wird die Operation in Deutschland im ersten Lebensjahr durchgeführt.“

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org wird vor Ort in Augsburg über diese menschenrechtswidrigen Praktiken informieren, und friedlich dagegen protestieren.

Donnerstag, 04.11.2010, 19:30 h: INFOVERANSTALTUNG + FILM
Bildungscafé, Fuggerstraße 9 RG, Augsburg

Freitag, 05.11.2010, 16:00-19:00 h: FRIEDLICHER PROTEST
vor dem IHK Schwaben-Veranstaltungscenter, Stettenstraße 1, Augsburg

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Endokrinologen drängen auf OPs

Wie internen Untersuchungen der APE bestätigen, sind es hauptsächlich Endokrinologen, die allein oder zusammen mit einem Kinderchirurgen in den Kinderkliniken den Eltern medizinisch nicht notwendige, irreversible Genitaloperationen aufdrängen.

Eine Mutter: „Wir Eltern wurden von den Ärzten massiv unter Druck gesetzt, das Kind geschlechtsbestimmend operieren zu lassen, obwohl es vollkommen gesund war und keine Beschwerden hatte. Nicht zu operieren, wäre für das Kind ein gesellschaftliches Desaster, lautete die Begründung. Die Rede war zuerst von einem Mädchen. ‘Aber wir machen auch einen Jungen daraus, wenn Ihnen das lieber ist’, bot uns die Ärztin an.“


„ökonomische Interessen“ der Kinderkliniken

Vereinzelt sprechen verantwortungsvolle Ärzte Missstände seit längerem an und kritisieren offen die fehlende Einhaltung zentraler medizinischer Standards: „Kliniken behalten Kinder aus ökonomischen Interessen.“

Und nennen durch interne Abrechnungen belegte Zahlen: „Plastische Rekonstruktion der Vulva: ERLÖS € 8175,12“

Leider stößt solche interne Kritik (nicht nur) innerhalb der APE mit unschöner Regelmäßigkeit auf taube Ohren ...


„Weder Evidenz noch medizinische Indikation“

Obwohl die Genitalverstümmelungen ohne medizinische Notwendigkeit seit 60 Jahren systematisch praktiziert werden, wurde ihre angebliche „Wirksamkeit“ noch nie klinisch getestet, d.h. sie erfolgen als unkontrollierte Menschenversuche. Noch die aktuellen AWMF-Leitlinien stehen unverändert auf der niedrigsten Evidenzstufe.

Auch dies wird von verantwortungsvollen Medizinern sowie Medizinethik seit längerem kritisiert – wiederum ohne jegliche Resonanz bei den verantwortlichen Zwangsbehandlern ...


BMBF-Studien: Lebenslanges Leiden an Zwangsoperationen

Seit bald 20 Jahren klagen überlebende Zwangsoperierte öffentlich über über massive körperliche und seelische Schäden und lebenslanges Leiden durch uneingewilligte kosmetische GenitalOPs.

Umfangreiche, BMBF-finanzierte Studien bestätigten diese Klagen 2007 und 2008 wiederholt: „Die Behandlungsunzufriedenheit von Intersexuellen ist [...] eklatant hoch.“


OLG Köln: „schuldhaft in Selbstbestimmungsrecht verletzt“

2009 war es Christiane Völling als erster überhaupt gelungen, in Köln einen Chirurg für einen Zwangseingriff an einem Zwitter wenigstens zivilrechtlich vor die Justiz zu bringen. Mit Erfolg: Nach 2-jährigem „Zwitterprozess“ wurden ihr in 3. Instanz 100‘000 Euro Schmerzensgeld zugesprochen.

Laut OLG Köln hatte der Zwangsoperateur Christiane Völling „vor der Operation nicht hinreichend aufgeklärt und sie daher mangels wirksamer Einwilligung schuldhaft in ihrer Gesundheit und ihrem Selbstbestimmungsrecht verletzt“, und zwar „in ganz erheblichem Maße“ (5 U 51/08).

Seither scheiterten wiederum alle Versuche, einen Zwangsoperateur vor Gericht zu bringen, stets am selben Knackpunkt – Verjährung.


UNO rügte Bundesregierung – Politik als Mittäterin

2009 gelangten Zwangsoperierte zum ersten Mal mit einem Schattenbericht an die UNO. In der Folge rügte das UN-Komitee CEDAW die Bundesrepublik Deutschland wegen Verletzung der Schutzpflicht gegenüber potentiellen und bereits geschädigten Opfern. Trotzdem weigert sich die Bundesregierung weiterhin, die Menschenrechtsverletzungen durch die Genitalverstümmelungen durch angemessene Schritte künftig zu verhindern ...

 
Amnesty: „fundamentaler Verstoß gegen körperliche Unversehrtheit“

Menschenrechtsorganisationen (u.a. Amnesty Deutschland, Terre des Femmes und das UN-Komitee CEDAW) kritisieren die Duldung der chirurgischen Genitalverstümmelungen u.a. als „schweres Verbrechen“.

 
Terre des Femmes: „westliche Form der Genitalverstümmelung“

International anerkannte ExpertInnen zum Thema weibliche Genitalverstümmelung (FGM), darunter Hanny Lightfoot-Klein, Marion Hulverscheidt und Fana Asefaw, sowie die Rechtsprofessorin Konstanze Plett stützen demgegenüber die Klagen überlebender Zwitter, die Zwangsoperationen seien die „westliche Form der Genitalverstümmelung“, und ihre mutwillige Tabuisierung und Ausblendung der in der politischen Debatte ein typisches Beispiel scheinheiliger Doppelmoral.

Trotzdem blieben in Deutschland in der aktuellen Debatte um den Gesetzesentwurf zur Einführung eines eigenen Straftatbestandes „weibliche Genitalverstümmelung“ (inkl. adäquater Anpassung der Verjährung) die chirurgischen Verstümmelungen an Zwittern bisher sorgsam ausgeklammert ...
 

„11th EMBL/EMBO“ in Heidelberg: Genitalverstümmelungen als „Rohmaterial“ für die Geschlechterforschung

Parallel zur „APE-AGPD 2010“ findet in Heidelberg mit der „11th EMBL/EMBO“„Science and Society Conference: The Difference between the Sexes – From Biology to Behaviour“ – eine internationale wissenschaftliche Tagung statt, an der aus den medizinischen Verbrechen an Zwittern gewonnene „Erkenntnisse“ für die Weiterentwicklung der Geschlechterforschung benutzt werden.

Einmal mehr werden dabei die damit verbundenen menschenrechtlichen und ethischen Implikationen in der realen Welt nicht angesprochen. Gleichzeitig werden in den Kinderkliniken weiterhin täglich wehrlose Kinder verstümmelt – auch in Heidelberg.

Zusätzlich profilieren sich die diversen Geschlechterforschungs-Teildisziplinen seit Jahrzehnten als Zulieferer der GenitalabschneiderInnen – sei es mit "neuen biologischen Erkenntnissen" zur "Verbesserung" der serienmäßigen Verstümmelungen, sei es mit "(Gender-)theoretischem Überbau" zur Rechtfertigung der Fortführung der systematischen medizynischen Verbrechen an Zwittern.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org wird in Heidelberg mit einer friedlichen Mahnwache der realen Opfer dieser „wertfreien Wissenschaft“ gedenken und gegen die Ausbeutung von Zwittern als „Rohmaterial“ für die Geschlechterforschung protestieren.

Samstag, 06.11.2010, 13:30-16:30 h: FRIEDLICHE MAHNWACHE
vor dem EMBL Advanced Training Centre (ATC), Meyerhofstraße 1, Heidelberg

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Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und „Menschenrechte auch für Zwitter!“.

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Daniela Truffer
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>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

Siehe auch:
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- "Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr" (DGKJ/APE/DGE)
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken 
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Amnesty Deutschland: "fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte"
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung
- Genitale Verstümmelung & Folgeschäden - AGGPG 1998
- Lübeck: Klinikdirektor propagiert genitale Zwangsoperationen an Kindern
- Göttingen / Lübeck: Direktor Rolf-Hermann Ringert und Oberarzt Dominique Finas propagieren genitale Zwangsoperationen an Zwittern
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 2010 
- Das Medizynermärchen von den "früheren Behandlungsmaßstäben"
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2
- Chirurgische Genitalverstümmelungen: UNO mahnt Bundesregierung
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty gegen Zwangsoperationen an Zwittern
- "Die Macht der Tabus" - Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08
- "Netzwerk DSD/Intersexualität": Ethik-Empfehlungen als Feigenblatt für Zwangsoperateure
- Die grosse "Intersex"-Statistik-Lüge
- Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Sunday, October 17 2010

"Tabu Intersexualität" - Arte Doku von Britta Dombrowe u.a. mit Christiane Völling, 8.10.10

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>>> http://www.youtube.com/watch?v=rNg8NhVwb5s  

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter! 

Kann ein Zwitter Sünde sein?Quasi als Begleitfilm zu Christiane Völlings druckfrischer Biographie strahlte Arte am 8.10. einen 52-minütigen Dokfilm von Britta Julia Dombrowe aus u.a über Christiane Völling und die 4-jährige, zwischengeschlechtlich geborene Inge und ihre Familie – zu später Stunde um 22:40h. (Der feministische Blog Mädchenmannschaft dazu treffend: "Über viele vorgebliche Tabus wird dieser Tage wieder viel geredet. Wahre Tabus erkennt man daran, dass sie nur gut versteckt auf Spartensendern thematisiert werden.")

Immerhin ist der Film auf Arte inzwischen (ab und zu) >>> auch online verfügbar.
>>> Nachtrag: Der ganze Film auf Youtube  >>> YouTube 2  >>> YouTube 3

Nebst Christiane Völling und Inges Familie kamen im Beitrag weiter zu Wort der Berliner Kinderarzt mit Gewissen, Dr. med. Jörg Woweries.

Sowie auf der Seite der wohl unverbesserlichen Zwangsoperateure der "EuroDSD" / "Netzwerk DSD/Intersexualität"-Chef Prof. Dr. Olaf Hiort und der französische Urologe und Zwangsoperateur Prof. Dr. Pierre Mouriquand. Und als weiterer "Experte" der in den Vorankündigungen speziell hervorgehobene "Hirnforscher" Dick Swaab.

Vom Verein Intersexuelle Menschen e.V. gaben die Vorstandsmitglieder Claudia und Frances Kreuzer dem interessierten Publikum zum wiederholten Male die Geschichte ihrer Hochzeit zum Besten.

Dies alles untermalt von "eindrucksvollen" Grafik-Animationen, den obligaten "klassischen Hermaphroditen-Statuen" in allen möglichen "gewagten" Positionen und Winkeln, sowie einem überdurchschnittlich bescheuert agierenden "objektiven Sprecher", der Klartext konsequent vermied, sondern stattdessen im Medizyner-"Gestörten"-Jargon schwelgte, und obendrein noch als bestätigte Tatsache ausgab, die südafrikanische Läuferin Mokgadi Caster Semenya habe "XY-Chromosomen".

Den Part der Stempelung von John Money zum alleinigen Sündenbock für die Genitalverstümmelungen übernahm die "Genderforscherin" sowie TGNB- und IVIM-Mitglied Ulrike Klöppel. Die natürlich die Genitalverstümmelungen nicht als solche bezeichnete – der Höhepunkt einer kritischen Bemerkung ihrerseits war, die Zwitterkinder seien "Fremdbestimmung" ausgesetzt ...

Dass medizinisch nicht notwendige, kosmetischen Genitaloperationen an Kindern ungebrochen andauern, ja, dass die Verstümmelungen in den Kinderkliniken sogar je länger, desto hemmungsloser verbrochen werden, daüber liess die im Film mit Prof. Dr. Olaf Hiort und Prof. Dr. Mouriquand vertretene Genitalbschneider-Fraktion übrigens offenherzigerweise keinerlei Zweifel offen – im Gegenteil. Prof. Dr. Mouriquand räumte weiter offen ein, die sexuelle Empfindsamkeit nach der Verstümmelung könne er "nicht garantieren", aber das sei auch nicht so wichtig, da unverstümmelt aufzuwachsen für die Kinder seiner Meinung nach "extrem grausam und nicht zu bewältigen" sei.

Demgegenüber schilderte Christiane, wie die ungeschminkte Realität der medizynischen Zwangseingriffe sich aus der Opfer- bzw. Überlebendenperspektive anfühlt.

Und die junge Inge und ihre Familie sowie Inges Kindergartenbetreuerin straften als reale Positivbeispiele die Horrorprojektionen des Zwangsoperateurs Prof. Mouriquand Lügen. Auch wenn Inges liebende und mutige Eltern gleichzeitig deutlich machten, dass nicht alles nur einfach ist, und in ihrem Fall prophylaktische Vorsorge wichtig. Mit Dr. Looijenga steht den Eltern dabei ein Endokrinologe zur Seite, der nicht erst seit gestern eine differenzierte Sichtweise einbringt (--> 4. Krebsrisiken nach Looijenga et. al., 2006 / 2007).

Im Spiegel der Kritik: Auf dem >>> Hermaphroditforum (wo aktuell die "(Trans-)Genderfraktion" allein postet, nachdem alle mit einer anderen Meinung zwischenzeitlich weggemobbt wurden) und auf dem >>> Genderfree-Blog (wie der Name nahelegt derselben Fraktion zugehörig) wurde am Film über sicherlich berechtigte Kritik hinaus abschliessend kein gutes Haar gelassen, sowie auf dem Forum zudem einmal mehr dito an Christiane Völling. Soweit nichts neues (-->). Als Behebung der bemängelten Missstände wird auf dem Forum vorgeschlagen, künftig nur noch bei Filmen mitzumachen, wo die Portraitierten selber die Regie führen, sowie dass irgendjemand bitte die Zwitter-Statue im Louvre "endlich mal in die Luft jagen" sollte.

Kommentar: Na ja, wenn's weiter nix ist ... Natürlich hätte auch ich selber den Dokfilm besser gemacht als die Regisseurin Britta Dombrove – Kunststück, wer könnte das auch nicht, zumindest nachträglich und bloss in der Vorstellung?! Die wahre Kunst besteht allerdings darin, einen Film real herzustellen und dann auch real ausgestrahlt zu kriegen. Wozu schöne Worte allein bekanntlich selten reichen.

Persönlich finde ich zwar nach wie vor die Güldenpfennig-Doku vor 2 Jahren auf VOX/Stern-TV unübertroffen, was das Ausreizen des auf einem Realsender Möglichen anbelangt (womit ironischeise erst noch ein Boulevard-Kommerzsender den "Kultursender" Arte vorführte).

Wie schon festgehalten, trägt meiner Meinung nach jedoch auch der Arte-Film von Britta Dombrowe letztlich dazu bei, dass mehr Menschen als vorher über die Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken Bescheid wissen, inkl. den Klagen der Opfer darüber, sowie mit einem positiven Gegenbeispiel, dass es auch anders geht.

Und das ist beim gegenwärtigen Stand der Dinge nach wie vor die Hauptsache!

(Auch wenn es bekanntlich nicht den Präferenzen der Genderfragen-Fixierten entspricht.)

Deshalb von diesem Blog an alle Protagonist_innen ein herzliches Dankeschön, sowie – trotz aller begründeter Kritik – auch an die Regisseurin Britta Dombrowe!

>>> Transkript Aussagen Prof. Dr. Pierre Mouriquand (Frankreich) 
>>> Transkript Aussagen Prof. Dr. Olaf Hiort ("EuroDSD", Lübeck)
>>> Britta Julia Dombrowe gewinnt Preis für "Tabu Intersexualität"

Siehe auch:
- Christiane Völlings Geschichte in ihren eigenen Worten
- Buch von Christiane Völling: "Mein Leben als Intersexuelle"
- Wie die Zwitterorganisationen Christiane Völlings Zwangsoperateur Prof. Dr. L. 150'000 Euro schenkten
- "Die Bielefelderin Britta Dombrowe über ihren Arte-Film zur Intersexualität" - Neue Westfälische, 2.10.10
- "Tabu Intersexualität" - Dokfilm u.a. über Christiane, Arte 8.10.10
- "Tabu Intersexualität" - dpa, 8.10.10
- "Arte-Doku über Intersexualität: Mal Mann, mal Frau, meist Inge" - taz, 8.10.10
- Alle Posts zu Christiane Völling auf Zwischengeschlecht.info
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- John Money & Co. - Der Mythos vom Einzeltäter
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- Vereinnahmung von Zwittern: Das Transgender Netzwerk Berlin TGNB macht's vor ... 
- "Transgenderfraktion" vs. "Menschenrechtsfraktion"
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung
- Wie das "Netzwerk Intersexualität/DSD" seine Versprechen bricht - und Intersexuelle Menschen e.V. sich nicht wehrt
- Intersexuelle Menschen e.V.: Katzbuckeln gegenüber den Medizynern und den verantwortlichen PolitikerInnen
- Intersexuelle Menschen e.V. informiert (nicht)
- Intersexuelle Menschen e.V. / XY-Frauen Elterngruppe nimmt "EuroDSD"-Zwangsoperateure in Schutz
- Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Friday, October 8 2010

"Arte-Doku über Intersexualität: Mal Mann, mal Frau, meist Inge" - taz, 8.10.10

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>>> Typisch vereinnahmender Artikel in der taz – von Menschenrechtsverletzungen bzw. Recht auf körperliche Unversehrtheit einmal mehr kein Wort. Stattdessen als einzige Forderung, als "wissenschaftliche Referenz" müssten auch – ausgerechnet! – "Gender-Forscher zu Wort kommen".

Mein dazu geposteter (bisher aber noch nicht freigeschalteter) Kommentar (der Bezug nimmt auf einen vorherigen Kommentar, der die Vernunft von Inges Eltern lobte):

Ja, Hut ab vor Inges Eltern, vor ihrer Vernunft, vor ihrer Menschlichkeit und vor ihrer Liebe zu ihrem Kind.

Kein Hut ab vor diesem Artikel, der vor lauter Projektion und Fixiertheit auf den eigenen Gender-Bauchnabel noch immer nicht bemerken will, dass dies in erster Linie ein Thema ist für MenschenrechtlerInnen, EthikerInnen und StaatsanwältInnen (und NICHT für GendertheoretikerInnen). All diese erstgenannten zentralen Aspekte bleiben in der taz wie gehabt aussen vor ...

Die Gender-Theorie war zudem Ursprung und Anlass und bleibt bis heute die Begründung für diese systematischen westlichen Genitalverstümmelungen, die in Deutschland JEDEN TAG mindestens einmal in einer Kinderklinik an einem wehrlosen Kind verbrochen werden.

Gender-ForscherInnen beuten diese fortdauernden medizynischen Verbrechen bis heute schamlos aus für die "Verbesserungen" ihrer "wertfreien wissenschaftlichen Theorien". Konkret gegen die Verstümmelungen etwas getan haben sie noch NIE. Im Gegenteil, meist arbeiten sie einträchtig in den selben Institutionen wie die VerstümmlerInnen, z.B. in Berlin in der "Charité-Universitätsmedizin". Und lassen sich von mittäterischen verantwortlichen PolitikerInnen unwidersprochen als Feigenblatt vorschieben. Aktuelles Beispiel:

Der Berliner Senat Wowereit III behauptete betreffend Genitalverstümmelungen vor der eigenen Haustüre noch am 17.06.2010 schamlos:

„Dem Senat liegen keine Erkenntnisse über konkrete Fälle mit derartigen Eingriffen oder Therapien vor. Eine rechtliche Beurteilung ist somit nicht möglich.“ (Drucks. 16 / 14436, S. 2).

„Auch gibt es keine Erkenntnisse darüber, ob und welche Krankenhäuser in Berlin solche Behandlungen an Kindern vorgenommen haben.“ (Drucks. 16 / 14436, S. 1).

Tatsache bleibt, dass „solche Behandlungen an Kindern“ im Zuständigkeitsbereich des Berliner Senats z.B. in der Charité seit Jahr und Tag systematisch „vorgenommen“ werden.

Tatsache bleibt, dass der Senat, der diese Verstümmelungen duldet und unterstützt, dann abschliessend zu seiner Weisswaschung als Feigenblatt auf ein von ihm veranstaltetes Fachgespräch mit den üblichen "Gender-ExpertInnen" verweist, in der Zwitter einmal mehr letztlich nichts als vereinnahmt wurden. (Drucks. 16 / 14436, S. 2)

Gleichzeitig spielt sich der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit öffentlich als Zwitterbeschützer auf und wird dafür in der taz bejubelt (während er in Tat und Wahrheit die Zwitter für seine eigenen Anliegen instrumentalisiert).

Schämt euch und macht es in Zukunft besser!

>>> "Tabu Intersexualität" - ARTE 8.10.10 + online auf arte.tv

>>>  Berliner Senat leugnet Verstümmelungen

Siehe auch:
- Genitalverstümmelung & Gendertheorie: Hirschfeld-Money-Butler
- John Money & Co. - Der Mythos vom Einzeltäter
- Vereinnahmung von Zwittern: Das Transgender Netzwerk Berlin TGNB macht's vor ... 
- "Die Bielefelderin Britta Dombrowe über ihren Arte-Film zur Intersexualität" - Neue Westfälische, 2.10.10
- Buch von Christiane Völling: "Mein Leben als Intersexuelle"
- "Tabu Intersexualität" - Dokfilm u.a. über Christiane, Arte 8.10.10
- Alle Posts zu Christiane Völling auf Zwischengeschlecht.info
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung

"Tabu Intersexualität" - dpa, 8.10.10

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Geschlecht: Zwangsoperiert>>> Zwiespältige Meldung der Deutschen Depeschen Agentur zum Dokfilm u.a. über Christiane Völling heute auf Arte um 22:45h.

Nach bekanntem "Gender"-ABC geht's um "Geburtsurkunde" statt um medizynische Verbrechen, um "richtige Geschlechtsbestimmung" statt um Recht auf körperliche Unversehrtheit. John Money wird einmal mehr zum alleinigen Sündenbock gestempelt.

Das einzige, was an den täglichen Verstümmelungen in den Kinderkliniken als problematisch dargestellt wird, ist, dass sie vielleicht etwas zu früh gemacht würden, nämlich "solange noch Unklarheit über das Geschlecht besteht", weshalb "oftmals [...] beim Versuch der Bestimmung die Zeichen nicht richtig [...] erkannt" würden.

Doch die Rettung naht: "in den vergangenen Jahren hat die Wissenschaft mit Hochdruck begonnen, die Ursachen und Auswirkungen von Intersexualität zu erforschen". Und die neuen, gender-optimierten Verstümmelungsmethoden werden's dann schon richten: 

«Man muss warten, bis das Gehirn anfängt, in einer geschlechtlich differenzierten Weise zu arbeiten», sagt der Hirnforscher Dirk Swaab. «Nur vom Verhalten eines Menschen können wir ableiten, ob er ein männliches oder weibliches Gehirn hat.»

Liebe Leute von der dpa: Es gibt keine "richtigen" Zwangsoperationen! Verstümmelungen a.k.a kosmetische GenitalOPs an wehrlosen Kindern sind IMMER falsch und ein Verbrechen. Wenn die Kinder später einmal entscheidungsfähig sind, können sie selbst am besten sagen, ob sie überhaupt Eingriffe wollen, und falls ja, welche. Vorher ist JEDER nicht gesundheitsnotwendige Eingriff einfach nur daneben und die TäterInnen gehören allesamt bestraft. Was ihr bestimmt schnell einsehen würdet, wenn's um Eure eigenen Genitalien ginge, wetten?!

Ausserdem, der "Hirnforscher" heisst Dick Swaab und NICHT Dirk.

Fazit: Ungenügend, setzen. Das nächste Mal besser, bitte. Genderbrille zwischendurch absetzen könnte helfen.

>>> "Tabu Intersexualität" - ARTE 8.10.10 + online auf arte.tv

Siehe auch:
- Christiane Völlings Geschichte in ihren eigenen Worten
- "Die Bielefelderin Britta Dombrowe über ihren Arte-Film zur Intersexualität" - Neue Westfälische, 2.10.10
- Buch von Christiane Völling: "Mein Leben als Intersexuelle"
- "Tabu Intersexualität" - Dokfilm u.a. über Christiane, Arte 8.10.10
- Alle Posts zu Christiane Völling auf Zwischengeschlecht.info
- Genitalverstümmelung & Gendertheorie: Hirschfeld-Money-Butler
- John Money & Co. - Der Mythos vom Einzeltäter

Saturday, October 2 2010

Wie die Zwitterorganisationen Christiane Völlings Zwangsoperateur Prof. Dr. L. 150'000 Euro schenkten

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Christiane Völling: »Ich war Mann und Frau. Mein Leben als Intersexuelle.« Fackelträger Verlag, erscheint 25.08.2010Bemerkenswertes "Detail" zu Christiane Völlings Prozess:

Wenn die einen und die anderen der hier (-->) erwähnten Gruppen und Organisationen die Wichtigkeit der Unterstützung konkreter juristischer Kämpfe bewusst wäre, und hätten diese Organisationen gar von ihren jährlichen Beiträgen und Subventionen jeweils etwas dafür zur Seite gelegt oder wären zumindest bereit, nötigenfalls rasch aktiv Spenden sammeln, hätte Christianes Zwangsoperateur 250'000 Euro Schadenersatz hinblättern müssen statt "nur" 100'000.–.

Wie Christiane nämlich in ihrem gelungenen Buch auf S. 163f. beschreibt, hatte ihr Anwalt Georg Groth ihr ursprünglich geraten, Prof. Dr. L. auf 250'000.– zu verklagen, was sie schlussendlich vom Landgericht wohl auch bekommen hätte.

Leider konnte sie aber Prof. Dr. L. nicht auf 250'000.– verklagen, da es ihr nirgends möglich war, das für die höhere Streitsumme zusätzlich notwendige Geld zu leihen zwecks Hinterlegung beim Gericht als Voraussetzung für die Klageeinreichung.

Aus diesem Grund verklagte sie Prof. Dr. L. schliesslich nur auf 100'000.–.

Die dazu notwendige (niedrigere) Kaution schoss ihr Anwalt Groth aus eigener Tasche vor.

Andernfalls wäre auch Christianes Zwangsoperateur gratis und ungeschoren davongekommen – wegen Verjährung.

Wie bisher alle anderen Genitalverstümmler vor und nach ihm ...

Siehe auch:
- Buch von Christiane Völling: "Mein Leben als Intersexuelle"
- "Tabu Intersexualität" - Dokfilm u.a. über Christiane, Arte 8.10.10
- Alle Posts zu Christiane Völling auf Zwischengeschlecht.info
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken 
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation" (Dr. med. Jörg Woweries)
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen? 

"Die Bielefelderin Britta Dombrowe über ihren Arte-Film zur Intersexualität" - Neue Westfälische, 2.10.10

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Christiane Völling nach ihrem 1. Sieg vor dem Landgericht Köln, 6.2.08

>>> Gelungenes Interview mit der Regisseurin Britta Julia Dombrowe (und Co-Autorin von Christiane Völlings Biographie) über ihren kommenden Dokfilm zum Thema (Arte 8.10.10). Britta Dombrowe redet wiederholt Klartext. Danke!

Zwei Beispiele:

2007 arbeitete ich an einem Film über afrikanische Frauenbeschneidung. Ich sprach mit einer Medizinhistorikerin, die sagte: ,Wir regen uns darüber auf, wie andere Länder die Genitalien manipulieren. Dabei passiert es mit intersexuellen Menschen in europäischen Krankenhäusern sehr häufig, dass Genitalien angeglichen werden.’ Das hat mich schockiert. So bin ich drangeblieben. Ich konnte die Diskrepanz nicht vertragen, dass wir uns einerseits darüber aufregen, was anderswo passiert – gleichzeitig wird es bei uns hinter verschlossenen OP-Türen ganz ähnlich gemacht.

Viele Menschen sind so nachhaltig traumatisiert, dass sie Probleme mit Sexualität und Partnerschaft haben. Auch die Organe, die man ihnen anoperiert hat, werden oft nicht als lustspendende Organe empfunden. Die meisten sagen: Ich wäre am liebsten so geblieben, wie ich war.

Siehe auch:
- Christiane Völlings Geschichte in ihren eigenen Worten
- Buch von Christiane Völling: "Mein Leben als Intersexuelle"
- "Tabu Intersexualität" - Dokfilm u.a. über Christiane, Arte 8.10.10
- Alle Posts zu Christiane Völling auf Zwischengeschlecht.info

Saturday, September 25 2010

Christiane Völling: "Wie beginnt man den Rest seines Lebens?" Die Biografie einer Überlebenden

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter! 

Am Dienstag kam das Paket mit Christianes Biografie bei mir an - ich bin gleich nach Hause und habe das Buch in einem Zug gelesen!

Es ist der erschütternde Bericht eines zwischengeschlechtlichen Menschen, der in den gnadenlosen Mühlen einer unvorstellbar menschenverachtenden Medizin (beinahe) um sein Leben kam. Der Bericht einer Überlebenden und Kämpfenden. Christiane berichtet schonungslos ehrlich über ihr Leid, ihre Schmerzen, ihre Angst, ihre Verzweiflung, ihre Einsamkeit. Eine Biografie, die unter die Haut geht und einen bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt. Und darüber hinaus.

Ich habe warme Tränen der Trauer geweint über dieses erlittene Unrecht, vor Wut die Faust geballt und mit den Zähnen geknirscht: Wie können Menschen nur so menschenverachtend und grausam sein? Ich habe wohl auch um mich selber und um all die anderen geweint, die da waren und die da sind und noch kommen werden.

Aber auch aus Freude und Rührung kamen mir die Tränen, als ich mich selbst durch Christianes Augen vor dem Landgericht Köln stehen sah, war doch Christianes mutiges Hinstehen für uns der Auslöser für das, was wir in den letzten Jahren gemacht haben. Ich erinnerte mich an das Bangen und Hoffen mit Christiane, an all die Stunden harter Arbeit gegen diese Ungerechtigkeit, an die Freude über Christianes Sieg.

Und ich habe auch Tränen gelacht, wenn auch nur mit einem Auge, wenn Christianes einmaliger trockener Humor durch die Zeilen schien: einfach umwerfend!

Liebe Christiane, ich möchte dir wieder einmal zu deinem Mut gratulieren: zu deinem Prozess, zu deiner Biografie und dass du weitergemacht hast, obwohl es so schlimm war! Ich wünsche dir von ganzem Herzen alles Gute für den Rest deines Lebens!!

Ein Buch für alle, die sich der Menschlichkeit verschrieben haben: als Anreiz dazu, dranzubleiben und sich vermehrt für die Menschenrechte von Zwittern einzusetzen!

Und ein Buch für die Unmenschlichen: Pflichtlektüre für Genitalverstümmler und solche, die es werden wollen!

Nella

Siehe auch:
- "Tabu Intersexualität" - Dokfilm u.a. über Christiane, Arte 8.10.10
- Buch von Christiane Völling: "Mein Leben als Intersexuelle"
- Alle Posts zu Christiane Völling auf Zwischengeschlecht.info

Zuletzt möchte ich Christiane selber sprechen lassen in einer der ergreifendsten Passagen aus ihrem Buch:

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