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Sunday, March 13 2011

Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Relevante Ziffern der "Liste der Geburtsgebrechen" der Invalidenversicherung (IV)

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>>> CH: Invalidenversicherung (IV) bezahlt Genitalverstümmelungen

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!»


>>> Vollständige "Liste der Geburtsgebrechen"
>>> 831.232.21 Verordnung über Geburtsgebrechen (GgV)
>>> Verordnung + Liste als PDF (501 KB)

Kosmetische Genitaloperationen bei Kindern und Jugendlichen
mit 'uneindeutigen' körperlichen Geschlechtsmerkmalen:

Relevante Ziffern in der "Liste der Geburtsgebrechen"

113. Amastia congenita und Athelia congenita
Angeborenes Fehlen einer oder beider Brüste oder Brustwarzen
Ist nicht lebensbedrohlich. Eventuell problematisch: Formung künstlicher Brustwarzen unter anderem aus Haut von Schamlippen und Formung von Brüsten aus körpereigenem Fett oder Silikonimplantaten, falls schon im frühen Jugendalter, sprich ohne Einwiligung vorgenommen.

350. Extrophia vesicae
Blasenekstrophie: Fehlentwicklung der unteren Bauchwand, Harnblase nach aussen hin offen.
Operation medizinisch notwendig, unter anderem um Nierenschädigung abzuwenden. Allerdings erfolgt manchmal gleichzeitig oder später eine medizinisch nicht indizierte "Genitalkorrektur", da Blasenekstrophien meistens zusammen mit einer Epispadie auftreten (vgl. 352.).

352. Hypospadie und Epispadie
Hypospadie: Harnröhrenmündung nicht an der Penisspitze, sondern irgendwo zwischen Penisspitze und Penisansatz an der Penisunterseite
Epispadie: dito Penisoberseite
Ist medizinisch nicht notwendig, ausser bei gleichzeitiger höhergradiger Harnröhrenverengung, was selten der Fall ist.
Hypospadie ist die wohl häufigste Diagnosen für kosmetische Genitaloperationen (Anlegen einer künstlichen Harnröhre, chronisch hohe Komplikationsraten bis 57%, 50% Nachbesserungsoperationen). Das Vorkommen ist stark im Zunehmen begriffen, höchstwahrscheinlich wegen hormonaktiven Umweltgiften und Beistoffen.

355. Kryptorchismus (unilateral oder bilateral), sofern Operation notwendig ist
Wörtlich: "verborgene Hoden". Hoden bei Geburt nicht (vollständig) abgestiegen, das heisst noch im Bauchraum oder in der Leiste.
Oft werden auch gesunde Bauchhoden ohne medizinische Notwendigkeit chirurgisch entfernt (Kastration), vor allem bei Androgeninsensibilitäts-Syndrom (AIS) und weiblicher Zuweisung, wegen angeblicher hoher Krebsgefahr, was jedoch nur in spezifischen seltenen Fällen zutrifft.
Bei männlicher Zuweisung wird oft versucht, die Hoden chirurgisch nach unten zu verlegen, bei gleichzeitiger chirurgischer Konstruktion des fehlenden Hodensackes. Viele Patienten haben davon lebenslang Schmerzen und Missempfindungen, wünschen, das wäre nicht operiert worden. Es wird behauptet, die Wärme schade dem Hoden, so dass er davon weniger oder keine Spermien bilde und leichter entarte. Es gibt aber Indizien, die dafür sprechen, dass auch sehr frühes Runterholen des Hodens in den Hodensack das nicht verbessert.

357. Palmure und angeborene Verkrümmung des Penis
Palmure: Ansatz des Hodensackes nicht an der Peniswurzel, sondern weiter oben
In beiden Fällen Operation nur medizinisch indiziert, wenn Erektionen Schmerzen bereiten.

358. Angeborene Atresie von Hymen, Vagina, Zervix oder Uterus und angeborene Stenose der Vagina
Vaginalatresie: Scheide nicht komplett durchgängig
Vaginalstenose: Verengung der Scheide
Anlegen einer künstlichen Scheide ist medizinisch nicht notwendig, sollte folglich wenn überhaupt erst nach Pubertät mit Einwilligung der Betroffenen durchgeführt werden.
Auch bei Scheidenverengung ist eine Operation nur indiziert, wenn es zum Stau von Menstruationsblut kommt, also erst ab der Pubertät. Stenose kommt auch bei Adrenogenitalem Syndrom (AGS, vgl. 465.), Turner-Syndrom (vgl. 488.) und Swyer-Syndrom (vgl. 466.) vor, zwingt keineswegs immer zur Operation, nur wenn die Regel nicht gut abläuft. Bei Swyer-Syndrom und Turner-Syndrom kommt es ohne äussere Hormongabe gar nicht zur Menstruationsblutung.

359. Hermaphroditismus verus und Pseudohermaphroditismus
Altmodische Diagnosenamen für Intersex respektive DSD
Medizinisch nicht indizierte "Genitalkorrekturen" und Zwangskastrationen

453. Angeborene Störungen des Fett- und Lipoprotein-Stoffwechsels (wie Amaurotische Idiotie, Morbus Niemann-Pick, Morbus Gaucher, hereditäre Hypercholesterinämie, hereditäre Hyperlipämie, Leukodystrophien)
Darunter fällt auch das Smith-Lemli-Opitz-Syndrom: eine Stoffwechselstörung der Cholesterin-Biosynthese. Cholesterin ist Grundstoff für Geschlechtshormone. Kann bei männlichen Feten zu intersexuellem Genital führen (Mikropenis, Hypospadie vgl. 352., Kryptorchismus vgl. 355.) mit Risiko von medizinisch nicht indizierten Genitaloperationen.

462. Angeborene Störungen der hypothalamohypophysären Funktion (hypophysärer Kleinwuchs, Diabetes insipidus, Prader-Willi-Syndrom und Kallmann-Syndrom)
Prader-Willi-Syndrom und Kallmann-Syndrom (beide mit Hypogonadismus = Unterfunktion der Keimdrüsen) können zu Intersexualität führen (Kryptorchismus vgl. 355., Hypospadie vgl. 352., Gynäkomastie = Brustbildung bei männlich Zugewiesenen) mit Risiko von Zwangsoperationen.

465. Angeborene Störungen der Nebennierenfunktion (adrenogenitales Syndrom und Nebenniereninsuffizienz)
Adrenogenitales Syndrom (AGS): Nebenniere produziert statt Kortisol Testosteron, was bei weiblichen Feten zu Vermännlichung des äusseren Genitale führt.
AGS ist die am häufigsten auftretende klassische Intersex-Diagnose. Der Kortisolmangel kann lebensbedrohliche Ausmasse annehmen (Salzverlust), diesbezügliche Behandlung ist medizinisch indiziert. Meist werden jedoch gleichzeitig massive kosmetische Genitaloperationen ohne medizinische Indikation vorgenommen ("Klitorisreduktion", Vaginalplastiken).

466. Angeborene Störungen der Gonaden-Funktion (bei Missbildungen der Gonaden, Anorchie, Klinefelter-Syndrom und Androgenresistenz, siehe auch Ziff. 488)
Androgenresistenz = Androgeninsensibilitäts-Syndrom (AIS): chromosol männliche (XY) Feten mit Testosteron bildenden Hoden, der Körper reagiert jedoch nicht auf das Testosteron, was zu einem äusserlich verweiblichen Erscheinungsbild führt. Man unterscheidet zwischen kompletter Androgenresistenz (CAIS) und partieller Androgenresistenz (PAIS). Bei CAIS ist das äussere Erscheinungsbild vollständig weiblich, der Körper wandelt das Testosteron in körpereigenes Östrogen um, die Besonderheit wird oft erst in der Pubertät durch Ausbleiben der Regel entdeckt. CAIS ist das zweithäufigste klassische Intersex-Syndrom. Bei PAIS ist das äussere Erscheinungsbild teilweise verweiblicht (Mikropenis, Hypospadie vgl. 352., Kryptorchismus vgl. 355.)
Klinefelter: Menschen mit XXY-Chromosomen, äusserlich bis zur Pubertät unauffällig männlich, danach wegen Hodenunterfunktion Unfruchtbarkeit und Tendenz zu Gynäkomastie.
Leydigzell-Hypoplasie: keine oder wenige der Testosteron produzierenden Leydigzellen in den Hoden, fehlendes Testosteron führt zu Verweiblichung der Geschlechtsorgane (Mikropenis, Hypospadie vgl. 352., Kryptorchismus vgl. 355.).
Swyer-Syndrom: männliche XY-Chromosomen, jedoch keine Bildung von hormonbildenden Keimdrüsen (Hoden), deshalb Ausbildung von Klitoris, Schamlippen, Vagina, Gebärmutter und Stranggonaden mit nach heutigem Wissen hohem Krebsrisiko
Vgl. auch Turner Syndrom, 488.
Steroid-5-Alpha-Reduktase-Mangel: Störung der Bildung von Dihydrotestosteron aus Testosteron, welches für die Ausbildung männlicher Genitalien beim Fötus notwendig ist. Unbehandelt tritt im Pubertätsalter meist eine Vermännlichung ein, was für manche der Betroffenen erwünscht ist, für andere aber nicht.
17-beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase-Mangel: Störung der Bildung von Testosteron aus Androstendion, welches als Vorstufe des Dihydrotesosterons für die Ausbildung männlicher Genitalien beim Fötus notwendig ist. Unbehandelt tritt im Pubertätsalter meist eine Vermännlichung ein, was für manche der Betroffenen erwünscht ist, für andere aber nicht.

CAIS: medizinisch nicht indizierte Kastrationen wegen angeblichem Krebsrisiko. Tatsächlich beträgt das Krebsrisiko 2-4%, das heisst erheblich weniger als das Brustkrebsrisiko bei Frauen. Statt Kastrationen sollten regelmässige Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt werden (Ultraschall).
PAIS und Leydigzell-Hypoplasie: medizinisch nicht notwendige Genitaloperationen und Kastrationen.
Klinefelter: bei seltener weiblicher Zuweisung, manchmal in Verbindung mit anderen Syndromen, medizinisch nicht notwendige Genitaloperationen und Kastrationen. Bei männlicher Zuweisung meist zu Beginn der Pubertät Testosterongaben, mitunter in sehr hohen Dosen, worüber sich manche Betroffene beklagen. Bei Gynäkomastie medizinisch nicht notwendige Brustentfernungen bei Jugendlichen ohne ihre Einwilligung.
Steroid-5-Alpha-Reduktase-Mangel und 17-beta-Hydroxysteroid-Dehydrogenase-Mangel: medizinisch nicht notwendige Kastrationen und manchmal auch Genitaloperationen im Kindes- und Jugendalter. Irreversible chirurgische Eingriffe, aber auch hormonbedingte irreversible körperliche Veränderungen sollten durch pubertsaufschiebende Medikamente ins Mündigkeitsalter verschoben werden.

486. Teratome und andere Keimzelltumoren (wie Dysgerminom, embryonales Karzinom, gemischter Keimzelltumor, Dottersacktumor, Choriokarzinom, Gonadoblastom)
KEINE ZWANGSOPERATIONEN, sofern die Entartung nachgewiesen ist. Oft wird jedoch faktisch das mögliche Risiko einer Entartung als tatsächliche Entartung verkauft und werden Kastrationen hormonproduzierender Gonden prophylaktisch vorgenommen (vgl. oben 466: AIS und Leydigzell-Hypoplasie).

488. Turner-Syndrom (nur Störungen der Gonadenfunktion und des Wachstums)
Karyotyp X0 oder Mosaike X0/XX, Stranggonaden ohne Hormonproduktion, manchmal Vaginalatresie (vgl. 358.).
Prophylaktische Kastrationen medizinisch nicht notwendig. Statt Kastrationen sollten regelmässige Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt werden (Ultraschall).
Zuführung fehlender Wachstums- und sonstiger Hormone KEINE ZWANGSBEHANDLUNGEN.

Zwischengeschlecht.org / 13. März 2011

>>> CH: Invalidenversicherung (IV) bezahlt Genitalverstümmelungen

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen

Wednesday, March 9 2011

Antwort des Ostschweizer Kinderspitals auf den Offenen Brief von Zwischengeschlecht.org vom 6.2.11

Friedlicher Protest vor dem Ostschweizer Kinderspital, St. Gallen 6.2.2011 (Bild: Seelenlos)

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>>> Infoseite zum Protest   >>> Der Offene Brief   >>> Pressemitteilung 2.2.11
>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen

Menschenrechte auch für Zwitter!

Es geschehen noch Zeichen und Wunder?!

Mit Datum vom 10. und Poststempel vom 15. Februar erhielt die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org auf unseren traditionellen Offenen Brief anlässlich des friedlichen Protests vom 6.2. eine >>> ausführliche 2-seitige Antwort des Ostschweizer Kinderspitals (PDF, 333 KB) inkl. einem Angebot zu einem "direkten Gespräch".

Zum Vergleich: Auf die vorgängigen 3 Offenen Briefe an CH-Kinderkliniken blieben das Inselspital Bern und das Kinderspital Luzern bis heute jegliche Antwort schuldig – einzig mit Verantwortlichen des Kispi Zürich kam es im Anschluss zu Gesprächen und schliesslich am 26.3.10 zu einer Fokusgruppe, die aktuell in die lesenswerten Psychologie-Bachelorarbeit von Yvonne Cavicchia-Balmer "Information, Aufklärung und Entscheidungsfindung von Eltern bei der Geburt eines Kindes mit uneindeutigem Geschlecht" (November 2010) und in die kommenden Ethik-Doktorarbeit von Jürg Streuli Eingang fand. In Deutschland erhielten wir auf unsere Offenen Briefe bis heute von APE-AGPD ebenfalls nicht die geringste Antwort bzw. von EMBL/EMBO einzig verbale Beschimpfungen, allein von DGKJ/DGKCH gab's immerhin eine höfliche erste Antwort von ebenfalls 2 Seiten, die jedoch u.a. hauptsächlich aus kopierten und eingefügten Auszügen der "Ethischen Grundsätze und Empfehlungen" bestand, deren Nichteinhaltung der Offene Brief gerade kritisierte.

Kommentar:

Logo bleibt es trotzdem auch in St. Gallen noch ein weiter Weg – wovon nicht zuletzt auch die vorliegende Antwort zeugt, etwa in unverdrossen-fragwürdigen Passagen z.B. von wegen, das Kispi könne sich "nicht nur auf die abstrakte, ethische und juristische Perspektive [...] stützen", wo doch angeblich für das "Wohl des in seiner Familie heranwachsenden Kindes" mitunter uneingewilligte "medizinisch nicht dringend indizierte Operation[en]" (deren angebliche Wirksamkeit wohlbemerkt seit 60 Jahren nie bewiesen wurde) nach wie vor unverfroren als "für uns der bessere Weg" verkauft werden – wird's auch diesmal wohl eh niemand bemerkt haben wollen – wetten?!

Jedoch, auch der längste Weg beginnt mit konkreten ersten Schritten – und wohl nicht zuletzt mit stetig wachsendem öffentlichem und politischem Druck ...

>>> Die Antwort des Ostschweizer Kinderspitals als PDF (333 KB) 

Nachfolgend dokumentieren wir die Rückantwort von Nella im Namen der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org:

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Tuesday, March 8 2011

NZZ Format "Weder Mann noch Frau" - Teaser-Trailer online

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

NZZ Format «Weder Mann noch Frau» am Donnerstag, dem 10.03.2011 um 23.20h auf SF1!   Früher nannte man sie Zwitter oder Hermaphroditen: Menschen die mit uneindeutigem Geschlecht zur Welt kamen. Eines von 2000 bis 5000 Kindern ist intersexuell, hat also Merkmale beider Geschlechter. Lange Zeit machte man solche Kinder gleich nach der Geburt zu Mädchen oder Jungen. Sie wurden routinemässig im Kindesalter an den Genitalien operiert. Heute weiss man, dass dies verheerende Folgen haben kann. Betroffene fordern ein Verbot von kosmetischen Geschlechtsoperationen an Kindern, und Ärzte suchen neue Wege in der Therapie. Eine Mutter, ein Vater und eine erwachsene Zwischengeschlechtliche erzählen von persönlichen Erfahrungen.

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen

>>> 20-sekündiger Teaser-Trailer auf YouTube zur kommenden >>> halbstündigen Dok-Sendung ab Do 10.3.11, inkl. einer kurzen Impression vom >>> friedlichen Protest von Zwischengeschlecht.org vor dem Ostschweizer Kinderspital in St. Gallen am 6.2.11 (siehe Bild).

Nachfolgend das Transkript des Trailers:

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Sunday, February 6 2011

6.2.11: Protest gegen Genitalverstümmelungen im Ostschweizer Kinderspital St. Gallen

Protest + Offener Brief Ostschweizer Kinderspital, St. Gallen 6.2.11 (Bild: Seelenlos)

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>>> Infoseite zum Protest   >>> Der Offene Brief
>>> Genitalverstümmelungen: "Lieber hier durchführen als im Osten"
>>> Kispi-Chefarzt: "Genitalverstümmelungen ethisch unbedenklich"
>>>
Bericht einer Mutter über das Ostschweizer Kinderspital

PRESSEMITTEILUNG von Zwischengeschlecht.org vom 02.02.2011:

Menschenrechte auch für Zwitter!

Daniela Truffer
076 398 06 50

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SPERRFRIST bis SONNTAG 06.02.2011 15:00 h
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„Gott hat uns dieses Kind geschenkt, so wie es ist. Wir nehmen es dankbar an und lieben es. Es ist gesund und fröhlich und entwickelt sich prächtig.“ Eine Mutter

 Am nächsten Sonntag um 15:00 Uhr protestiert die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org zum 4. Mal mit einer friedlichen Aktion gegen die systematischen Menschenrechtsverletzungen an Zwittern in Schweizer Kinderkliniken.

Nach Zürich 2008, Bern 2009 und Luzern 2010 dieses Jahr vor dem Kinderspital St. Gallen, wo ebenfalls regelmässig kleine Kinder ohne ihre Einwilligung an ihren "uneindeutigen" Genitalien zwangsoperiert und "prophylaktisch" kastriert werden. Die meisten Opfer dieser kosmetischen Genitaloperationen tragen lebenslängliche psychische und physische Schäden davon.

Leider tut es auch 2011 immer noch Not, gegen diese menschenrechtswidrige und verstümmelnde Praxis öffentlich zu protestieren. Öffentlichkeit und Politik dürfen bei diesen schwerwiegenden und systematischen Menschenrechtsverletzungen nicht mehr länger wegschauen!

Zwitter kommen so auf die Welt, wie sie sind, und das ist gut so. Kein Halbgott in Weiss hat das Recht, ihnen mit dem Skalpell zwischen den Beinen herumzupfuschen und an ihnen unkontrollierte Humanexperimente durchzuführen, ohne dass überhaupt eine medizinische Indikation vorliegt.

Es würde mich freuen, wenn Sie uns dabei unterstützen würden, die Öffentlichkeit über diese meist im Verschwiegenen praktizierte menschenrechtswidrige Praxis an Kindern aufzuklären.

Unten stehend lasse ich Ihnen einige Informationen zum Thema zukommen. Für weitere Auskünfte bin ich jederzeit für Sie da.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen sowie „Menschenrechte auch für Zwitter!“.


Freundliche Grüsse

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
Gründungsmitglied Schweizerische Selbsthilfegruppe Intersex.ch
Mitglied Intersexuelle Menschen e.V.
Mitglied XY-Frauen
Natel 076 398 06 50
presse@zwischengeschlecht.info

Hintergrundinformationen und Berichte von Opfern: http://zwischengeschlecht.org

Regelmässige Updates: http://zwischengeschlecht.info



ST. GALLEN: KOSMETISCHE GENITALOPERATIONEN AN KINDERN

Seit Jahrzehnten werden im Kinderspital St. Gallen und in anderen Schweizer Spitälern Kinder mit "auffälligen" Geschlechtsorganen systematisch "kosmetisch" zwangsoperiert, um aus ihnen "unauffällige" Buben und Mädchen zu machen – ohne ihre Einwilligung und ohne, dass die angebliche "Wirksamkeit" der verstümmelnden Operationen je klinisch geprüft worden wäre. Dabei wird von den behandelnden Ärzten in Kauf genommen, dass das sexuelle Empfinden vermindert oder gänzlich zerstört wird. Viele solche Kleinkinder werden obendrein kastriert und dadurch ihr Leben lang von gesundheitschädigenden "Hormonersatztherapien" abhängig gemacht.

Seit den 1990ern klagen überlebende Betroffene diese Operationen öffentlich an als medizinisches Verbrechen und westliche Form der Genitalverstümmelung.

Der Unsinn dieser medizinisch nicht notwendigen Zwangsoperationen an Kleinkindern ist längst auch durch wissenschaftliche Studien dutzendfach bekräftigt. Ebenso bestätigen ExpertInnen, dass sie ethische Grundsätze verletzen und auch strafrechtlich nicht haltbar sind.

Seit Jahren beklagen internationale Menschenrechtsorganisationen die kosmetischen Genitaloperationen an Kindern als "fundamentalen Verstoss gegen das Recht auf körperliche Unversehrtheit", und unterstreichen die Parallelen zur weiblichen Genitalverstümmelung in Afrika.

Trotzdem halten auch im Kantonsspital St. Gallen die Mediziner wider besseren Wissens unbeirrt an diesen menschenrechtswidrigen Praktiken fest.

Siehe zum Beispiel:

- Kinderspital St. Gallen laut "Sonntag"/"Leben & Glauben"

- Kinderchirurgie Bern und Kinderchirurgie Luzern laut "Rundschau"

- Kinderspital Zürich laut "Landbote"

>>>
Infoseite zum Protest   >>> Der Offene Brief
>>> Genitalverstümmelungen: "Lieber hier durchführen als im Osten"
>>> Kispi-Chefarzt: "Genitalverstümmelungen ethisch unbedenklich"
>>> Bericht einer Mutter über das Ostschweizer Kinderspital 

Friday, November 12 2010

Luzern: Historischer überparteilicher Vorstoss gegen Genitalverstümmelungen in Kinderspitälern

>>> Nachtrag: Interessante Analyse zum Vorstoss von Oliver Tolmein auf FAZ.net

Offener Brief an das Kantonsspital Luzern, 22.8.2010 (Bild: Ärger)

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„Gott hat uns dieses Kind geschenkt, so wie es ist. Wir nehmen es dankbar an und lieben es. Es ist gesund und fröhlich und entwickelt sich prächtig.“
(Eine Mutter)

Das gab es auf der ganzen Welt noch nie: 

Auf Initiative einer christlichen Parlamentarierin und Mutter unterzeichnet ein Viertel eines gesamten Parlaments, darunter zwei Drittel Frauen, quer durch alle Parteien einen politischen Vorstoss, der Transparenz über kosmetische Genitaloperationen an Kindern in ihrem Einflussbereich verlangt und die Regierung zur Stellungnahme auffordert!

So geschehen aktuell in der Innerschweiz im 120-köpfigen Luzerner Kantonsrat:

Erna Müller-Kleeb (CVP) und 29 MitunterzeichnerInnen (15 CVP, 4 FDP, 1 SP, 8 Grüne, 1 SVP) berufen sich auf Medienauftritte und öffentliche Klagen zwangsoperierter "Intersexueller" während der letzten 12 Monate und stellen dem Regierungsrat als Reaktion darauf 11 Fragen rund um "die Praxis frühkindlicher kosmetischer Genitaloperationen, Kastrationen, Hormontherapien und andere medizinisch nicht dringend notwendigen Eingriffe an Kindern mit uneindeutigen körperlichen Geschlechtsmerkmalen" im Kanton Luzern.

>>> Der Vorstoss im Wortlaut als PDF

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org ist zutiefst gerührt und möchte sich bei Erna Müller-Kleeb und allen Mitunterzeichnenden von ganzem Herzen bedanken! Dies ist ein historischer Tag für alle von kosmetischen Zwangsoperationen Betroffenen oder Bedrohten – und für alle, die sie in ihrem Kampf um körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung unterstützen! 

>>> Offener Brief an das Kinderspital Luzern, 22.8.2010
>>> "Der Zwang zum Geschlecht" - Zentralschweiz am Sonntag, 22.8.10
>>> Kosmetische Genitaloperationen im Kinderspital Luzern 

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Tuesday, November 9 2010

"Möge euch die Hand abfaulen, mit der ihr wehrlose Kinder verstümmelt habt!"

5. Treffen "Netzwerk Intersexualität/DSD" in Kiel, 6.9.2008
Nella versucht den MedizinerInnen ins Gewissen zu reden

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Redebeitrag vom 9.11.2010 zur Lehrveranstaltung „Intersexualität – Fakten und Diskurse“ an der Universität Zürich, Modul „Biomedizinische Ethik“ (für Studierende der Medizin), Modul „Körper, Geschlecht und Sexualität“ (für Studierende der Gender Studies):

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!

Das vernarbte Geschlecht

Mein Name ist Daniela Truffer, ich bin Mitbegründerin der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org. Ich wurde als Zwitter geboren und habe mich Jahrzehnte lang versteckt und verleugnet. Heute kämpfe ich seit über drei Jahren in der Öffentlichkeit gegen kosmetische Genitaloperationen an Kindern und für Menschenrechte auch für Zwitter. Ich bin dank einer fast zehnjährigen psychoanalytischen Aufarbeitung des Drecks, den man mir angetan hat, überhaupt noch am Leben, kann Freude empfinden, befreit von Jahre langen Zwängen und Ängsten.

Aber die Vorstellung, vor angehenden Medizinern zu sprechen, ist für mich immer noch schaurig. Eine schlaflose Nacht, Übelkeit und Dünnschiss ohne Ende. Angst, Scham, Ekel, Wut sind die Gefühle, die hochkommen. Wut darüber, dass ich als gestandener Zwitter Angst haben muss, vor einen Haufen junger Schnaufer hinzustehen, nur weil sie Medizin studieren. Diesen Stempel wird man nie wieder los.

Zu sehr bin ich traumatisiert von dieser menschenverachtenden Behandlung, die zum angeblichen Wohle des Kindes auch heute noch mehrheitlich durchgeführt wird. Zu gut erinnere ich mich an die unzähligen Untersuche, die Augen und die Hände, den Geruch, sogar an das Rascheln des Ärztekittels kann ich mich erinnern! Und ich werde diese Erinnerungen nie mehr los: vom ersten Tag an auf dieser Welt wurde mir zwischen die Beine geschaut, man drückte und zog an meinem uneindeutigen Genital herum, Finger und andere Gegenstände wurden in mich hineingestossen, um zu schauen, wie weit es reingeht. Man redete über mich, aber nicht mit mir. Man entschied über mich, ohne mich zu fragen.

Mit zweieinhalb Monaten wurde ich kastriert, meine gesunden Hoden in den Mülleimer geworfen. Die Mediziner beschlossen, dass ich als Mädchen aufwachsen soll, meine Eltern wurden dementsprechend instruiert. Mit sieben wurde mein uneindeutiges Genital gekürzt. Nach der Operation hatte ich einen Schock, Hämatome, nekroses Gewebe. Schmerzen und Narben blieben zurück. Dass ich wegen eines schweren Herzfehlers während den Operationen hätte sterben können, hat die Mediziner nicht interessiert. Mit achtzehn wurde dann eine Vagina gebastelt, wo vorher nichts war.

Man hat meine Eltern und mich immer angelogen oder mit Halbwahrheiten abgespiesen, hat erzählt, ich hätte entartete Eierstöcke gehabt. Die Wahrheit weiss ich erst seit wenigen Jahren.

Auch heute noch werden Eltern mehrheitlich falsch oder nicht umfassend informiert, Kindern wird ihr wahres Geschlecht verheimlicht, sie werden zwangsoperiert. Damit sie ein glückliches Leben haben können. Wie glücklich sie sind, das kommt erst Jahrzehnte später heraus, wenn sie realisieren, was ihnen angetan wurde. Dann, wenn man nicht mal mehr die Möglichkeit hat, seinen Verstümmler anzuzeigen, weil die Verjährungsfrist schon längst abgelaufen ist. Dann muss man weiterleben, mit den psychischen und physischen Folgen, damit, dass man Opfer ist und bleibt, weil es niemanden interessiert, weil alle wegschauen.

Diese unmenschliche Behandlung hat alle Bereiche meines Lebens überschattet. Ich habe versucht, so unauffällig wie möglich zu sein, normal zu leben. Aber es funktioniert nicht. Die Operationen und die Lügerei machen alles nur viel schlimmer. Alles, was man tut und erreicht ist nichtig, weil man ein grosses schwarzes Loch in sich trägt, vor dem man jeden Tag steht und verzweifelt.

80% aller Zwitter hat einen Selbstmordversuch hinter sich, ein Drittel davon erfolgreich. Wie Opfer von sexuellem Missbrauch und Folter richten die meisten zwangsoperierten Zwitter ihre Wut und ihren Hass gegen sich selber, statt ihre Peiniger zur Rechenschaft zu ziehen. Ohnmacht. Sie haben Angst vor ihrer eigenen Wut. Aber die meisten Zwitter, die ich kenne, würden am liebsten dasselbe mit denen tun, die sie verstümmelt und ihr Leben zerstört haben.

Manche haben nicht mehr viel zu verlieren. Sie sind aufgrund der Kastration und der lebenslangen Einnahme von körperfremden Hormonen gesundheitlich schwer geschädigt, ihre sexuelle Empfindungsfähigkeit wegen den Genitalverstümmelungen komplett zerstört. Sie sind nicht mehr arbeitsfähig, verlieren jeglichen Halt, sind am Ende.

Ich persönlich will nicht Gewalt mit Gewalt vergelten, auch wenn ich schon darüber nachgedacht habe, und möchte nicht wegen meinem ehemaligen Kastrator und Genitalverstümmler noch mehr Gefängnis erleben müssen.

So bleibt mir nur, mich auf andere Art dafür einzusetzen, dass Zwitterkinder in Zukunft leben dürfen. Euren zukünftigen Patienten eine Stimme zu verleihen, euch davon zu überzeugen, dass kosmetische Genitaloperationen und sonstige medizinisch nicht notwendige Eingriffe an Kindern menschenrechtswidrig sind und nicht mehr stattfinden dürfen.

All denen unter euch, die trotzdem eine Karriere als Genitalverstümmler anstreben, wünsche ich von ganzem Herzen eine Horde Zwitter an den Hals, die ihre Wut nicht mehr gegen sich selber, sondern gegen euch richten werden. Sie sollen euch mit Anzeigen wegen Körperverletzung das Leben zur Hölle machen, euren Ruf ruinieren und euer Bankkonto plündern! Und wer dann immer noch nicht genug hat, dem soll die Hand abfaulen, mit der er wehrlose Kinder verstümmelt hat. Und vielleicht kommt auch mal ein Zwitter mit einer Gartenschere bei euch vorbei und zeigt euch, wie es sich anfühlt, mit einem vernarbten Geschlecht sein Leben zu fristen! Das alles gilt auch für diejenigen, die selber nicht Hand anlegen, aber dabei zuschauen.

Wer von euch jedoch nach dem Grundsatz "first do not harm" und im Namen der Menschlichkeit eines Tages den Ärzteberuf ergreift, dem wünsche ich noch mehr von Herzen alles Gute!
 

Siehe auch:
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- "Weder Evidenz noch medizinische Indikation"  – Dr. med. Jörg Woweries
- Das Medizynermärchen von den "früheren Behandlungsmaßstäben"
- Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
- "Verunsicherung und Ängste": Kommentare zur Kritik am "Netzwerk DSD/Intersexualität"
- Weiße Kittel mit braunen Kragen, reloaded
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- "Ethik als Freifahrtschein für operieren auf Teufel komm raus" - Claudia Wiesemann
- "Du sollst den Begriff 'intersexuell' nicht unnütz gebrauchen!" (I)
- Instrumentalisierung von Zwittern: Kritik aus 2002
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung
- Amnesty: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß" gegen körperliche Unversehrtheit 
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Zwangsoperationen an Zwittern: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Genitalabschneider, wir kriegen euch! Zwangsoperateure, passt bloss auf!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Tuesday, October 19 2010

"Die anderen Geschlechter – Leben mit dem Phänomen Intersexualität" - Kontext DRS 2, 20. + 21.10, 09h & 18h

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Menschenrechte auch für Zwitter!Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter! 

2-teilige Sendung mit etwas gar medizyn- und genderlastigen Titeln, u.a. mit Daniela "Nella" Truffer und dem Ethiker Jürg Streuli. Die Sendungsmacherin Katharina Bochsler:

Im Teil 1 wird es hauptsächlich um die Frage gehen, wie sich das Geschlecht entwickelt, auf welchen Ebenen sich Geschlecht definiert (Chromosomen, Gene, Geschlechtsteile, Hormone etc.), wie viel die Wissenschaftler darüber wissen (sehr wenig) und wie die Medizin mit dem Thema Intersexualität in der Vergangenheit umgegangen ist. In Teil 2 geht es dann um die Forderungen der Intersexuellen heute, um ihre Erfahrungen und die Reaktion der Ärzte, Juristen und Ethiker.

Der ursprüngliche Pressetext:

Eines von fünftausend Kindern kommt mit uneindeutigem Geschlecht auf die Welt. Es ist weder eindeutig weiblich noch eindeutig männlich, sondern eindeutig beides. Viele Formen der Intersexualität sind einzigartig und deren Ursachen und Folgen unbekannt. 

Während Jahrzehnten versuchte die Medizin, diesen Kindern mit chirurgischen und hormonellen Eingriffen ein Geschlecht zuzuweisen. Die Ärzte befriedigten damit auch das gesellschaftliche Bedürfnis nach klaren Definitionen. Doch die irreversiblen Eingriffe hinterliessen nicht nur Spuren am Körper. Viele Intersexuelle sind durch die Eingriffe traumatisiert worden und fühlen sich psychisch versehrt. Eine «Kontext»-Sendung in zwei Teilen über das Leben mit und in anderen Geschlechtern - gestaltet von Katharina Bochsler.

>>> Ankündigungen:
- Teil 1: Intersexualität aus medizinischer Perspektive
- Teil 2: Leben mit dem Phänomen Intersexualität

Wir sind gespannt ...

Sunday, August 22 2010

Kosmetische Genitaloperationen im Kinderspital Luzern

Kantonsspital Luzern, 22.8.2010 (Bild: Ärger)

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Menschenrechte auch für Zwitter!

Was 99% der Zwitter erlebt haben, ist verwandt mit sexuellem Missbrauch, ist verwandt mit Folter, ist verwandt mit Mädchchenbeschneidungen in Afrika, ist verwandt mit den medizinischen Experimenten, wie sie im 2. Weltkrieg in KZ‘s durchgeführt wurden

Wie in Basel, Bern, Lausanne, Genf, St. Gallen und Zürich werden die Zwangsbehandlungen an Kindern mit "uneindeutigen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen auch im Kinderspital Luzern experimentell durchgeführt, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, ohne Qualitätssicherung und ohne jegliches Monitoring. Offiziell wird nicht einmal bekannt gegeben, wie viele und welche Eingriffe wo stattfinden.

Offensichtlich sind es in auch Luzern nicht wenige. PD Dr. med. Marcus-G. Schwöbel, Chefarzt der Kinderchirurgie im Kantonsspital Luzern, nannte vor 2 1/2 Jahren die Zahl von "rund 50 geschlechtszuweisenden Behandlungen", an denen er bisher "beteiligt" gewesen sei. (Tages-Anzeiger 05.02.2008)

Eltern von Kindern, die an einem intersexuellen Genitale leiden, stehen vor einem Dilemma. Sie fragen sich, ob ihr Kind nun ein Bub oder ein Mädchen ist, und wollen ihrem Kind die Möglichkeit geben, eine bestimmte Richtung zu leben. Die Idee unserer Chirurgie ist, dass wir versuchen, dem Kind die äusseren Formen zu geben, die seiner Geschlechtsidentität am besten entsprechen. (Schweizer Familie 24.02.2005)

In der Regel [sind die Kinder bei diesen Eingriffen] etwa zwei Jahre alt. Bis Mitte der Neunzigerjahre war es üblich, noch früher zu operieren, da man Fälle von Intersexualität als Notfälle betrachtete. (Schweizer Familie 24.02.2005)

Kurz, für Dr. Schwöbel sind kosmetische Genitaloperationen an Kindern mit 'uneindeutigen' Genitalien schlicht "der in Anführungszeichen normale Weg". (Rundschau 19.12.2007)

Weil die Gesellschaft so gebaut ist und weil jetzt aus der Evolution raus auch schon bei Wenigzellern ganz klar eine Geschlechtsbestimmung vorhanden ist. Bei Würmern, bei Fliegen, bei Mücken haben sie auch schon ganz klar Männchen und Weibchen und sie haben die sexuelle Fortpflanzung [...]. (Rundschau 19.12.2007)

Das sind Menschen, die mit zwei Möglichkeiten auf die Welt kommen. Und man entscheidet sich dann für die Möglichkeit, von der wir meinen, dass sie für den Menschen am Adäquatesten ist. (Rundschau 19.12.2007)

Die betroffenen Menschen selbst haben bei dieser "grossen Entscheidung" (Rundschau 19.12.2007) im Kinderspital Luzern allerdings bisher kein Mitbestimmungsrecht ...

Zwar deutete Dr. Schwöbel 2008 an, aufgrund juristischen Drucks allenfalls eine Änderung dieser menschenrechtswidrigen Praxis in Betracht zu ziehen:

Sollte der Chirurg in Köln für den Eingriff, den er vor 30 Jahren durchführte, verurteilt werden, oder setzt sich die Auffassung von Rechtsprofessorin Büchler durch, müsste die Indikation zu geschlechtsanpassenden Eingriffen neu überdacht werden. (Tages-Anzeiger 05.02.2008)

Der angesprochene Kölner Chirurg wurde inzwischen letztinstanzlich verurteilt.

Trotzdem blieb die Praxis im Kinderspital Luzern bisher unverändert, sind kosmetische Genitaloperationen an Kindern etwa bei "Störungen der Genitalentwicklung und der Geschlechtsdifferenzierung" oder "Hypospadie" nach wie vor im Angebot ...

>>> Offener Brief an das Kinderspital Luzern, 22.8.2010

>>> Pressemitteilung vom 19.8.2010
>>>
"Demonstration vor dem Luzerner Kantonsspital" - zisch.ch, 22.8.10
>>> "Der Zwang zum Geschlecht" - Zentralschweiz am Sonntag, 22.8.10

>>> Überparteilicher Vorstoss gegen Genitalverstümmelung in Kinderkliniken

 

Siehe auch:
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty International gegen Zwangsoperationen
- "Der Beschneidungsskandal": Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung
- Beschneidungsexpertin: Zwangsoperationen an Zwittern = Genitalverstümmelung Typ IV
- Amnesty: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß" gegen körperliche Unversehrtheit
- Terre des Femmes: Genitalverstümmelungen an Zwittern gleich schädlich wie weibliche Genitalverstümmelung
- Genitale Zwangsoperationen im Inselspital Bern
- Zürcher Kinderspital propagiert Zwangskastrationen an Zwittern
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen

Friday, August 20 2010

22.8.2010: Protest gegen Genitalverstümmelungen im Kinderspital Luzern

Kantonsspital Luzern, 22.8.2010 (Bild: Ärger)

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

>>> Offener Brief an das Kinderspital Luzern, 22.8.2010
>>>
Kosmetische Genitaloperationen im Kinderspital Luzern
>>> "Der Zwang zum Geschlecht" - Zentralschweiz am Sonntag, 22.8.10
>>>
"Demonstration vor dem Luzerner Kantonsspital" - zisch.ch, 22.8.10

PRESSEMITTEILUNG von Zwischengeschlecht.org vom 19.8.2010:

Menschenrechte auch für Zwitter!

********************************************************
SPERRFRIST bis SONNTAG 22.08.10 15:00 h
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Am nächsten Sonntag um 15:00 Uhr protestiert die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org zum 3. Mal mit einer friedlichen Aktion gegen die systematischen Menschenrechtsverletzungen an Zwittern in Schweizer Kinderkliniken.

Nach Zürich 2008 und Bern 2009 dieses Jahr vor dem Kantonsspital Luzern, wo regelmässig kleine Kinder ohne ihre Einwilligung an ihren "uneindeutigen" Genitalien zwangsoperiert und "prophylaktisch" kastriert werden. Die meisten Opfer dieser kosmetischen Zwangsoperationen tragen lebenslängliche psychische und physische Schäden davon.

Leider tut es auch 2010 immer noch Not, gegen diese menschenrechtswidrige und verstümmelnde Praxis öffentlich zu protestieren. Öffentlichkeit und Politik dürfen bei diesen schwerwiegenden und systematischen Menschenrechtsverletzungen nicht mehr länger wegschauen!

Zwitter kommen so auf die Welt, wie sie sind, und das ist gut so. Kein Halbgott in Weiss hat das Recht, ihnen mit dem Skalpell zwischen den Beinen herumzupfuschen und an ihnen unkontrollierte Humanexperimente durchzuführen, ohne dass überhaupt eine medizinische Indikation vorliegt.

Es würde mich freuen, wenn Sie uns dabei unterstützen würden, die Öffentlichkeit über diese meist im Verschwiegenen praktizierte menschenrechtswidrige Praxis an Kindern aufzuklären.

Unten stehend lasse ich Ihnen einige Informationen zum Thema zukommen. Für weitere Auskünfte bin ich jederzeit für Sie da.


Freundliche Grüsse

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
Gründungsmitglied Schweizerische Selbsthilfegruppe Intersex.ch
Mitglied Intersexuelle Menschen e.V.
Mitglied XY-Frauen
Natel 076 398 06 50
presse_at_zwischengeschlecht.info

Hintergrundinformationen und Berichte von Opfern: http://zwischengeschlecht.org

Regelmässige Updates: http://zwischengeschlecht.info



LUZERN: KOSMETISCHE GENITALOPERATIONEN AN KINDERN

Seit Jahrzehnten werden im Kinderspital Luzern und in anderen Schweizer Spitälern Kinder mit "auffälligen" Geschlechtsorganen systematisch "kosmetisch" zwangsoperiert, um aus ihnen "unauffällige" Buben und Mädchen zu machen – ohne ihre Einwilligung und ohne dass die angebliche "Wirksamkeit" der verstümmelnden Operationen je klinisch geprüft worden wäre. Dabei wird von den behandelnden Ärzten in Kauf genommen, dass das sexuelle Empfinden vermindert oder gänzlich zerstört wird. Viele solche Kleinkinder werden obendrein kastriert und dadurch ihr Leben lang von gesundheitschädigenden "Hormonersatztherapien" abhängig gemacht.

Seit den 1990ern klagen überlebende Betroffene diese Operationen öffentlich an als medizinisches Verbrechen und westliche Form der Genitalverstümmelung.

Der Unsinn dieser medizinisch nicht notwendigen Zwangsoperationen an Kleinkindern ist längst auch durch wissenschaftliche Studien dutzendfach bekräftigt. Ebenso bestätigen ExpertInnen, dass sie ethische Grundsätze verletzen und auch strafrechtlich nicht haltbar sind.

Seit Jahren beklagen internationale Menschenrechtsorganisationen die kosmetischen Genitaloperationen an Kindern als "fundamentalen Verstoss gegen das Recht auf körperliche Unversehrtheit", und unterstreichen die Parallelen zur weiblichen Genitalverstümmelung in Afrika.

Trotzdem halten auch im Kantonsspital Luzern die Mediziner wider besseren Wissens unbeirrt an diesen menschenrechtswidrigen Praktiken fest.

Siehe zum Beispiel:

- Kinderchirurgie Luzern laut "Schweizer Familie"

- Kinderchirurgie Bern und Kinderchirurgie Luzern laut "Rundschau"

- Kinderspital Zürich laut "Landbote"

>>> Offener Brief an das Kinderspital Luzern, 22.8.2010

>>> Kosmetische Genitaloperationen im Kinderspital Luzern
>>> "Der Zwang zum Geschlecht" - Zentralschweiz am Sonntag, 22.8.10
>>>
"Demonstration vor dem Luzerner Kantonsspital" - zisch.ch, 22.8.10

>>>   Kispi St. Gallen 2011   >>> Inselspital Bern 2009   >>> Kispi Zürich 2008

Siehe auch:
- 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
- Das Medizynermärchen von den "früheren Behandlungsmaßstäben"
- Schweiz: Terre des Femmes und Amnesty International gegen Zwangsoperationen
- Amnesty: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß" gegen körperliche Unversehrtheit
- Terre des Femmes: Genitalverstümmelungen an Zwittern gleich schädlich wie weibliche Genitalverstümmelung
- "Genitalverstümmelung in der westlichen Welt" 
- "Zwangsoperationen an Zwittern = Genitalverstümmelung Typ IV"
- Genitale Zwangsoperationen im Inselspital Bern
- Zürcher Kinderspital propagiert Zwangskastrationen an Zwittern
- Chefarzt Dr. Marcus Schwöbel: genitale Zwangsoperationen an Kindern der "normale Weg" 
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken

Thursday, August 19 2010

Informationen zur AGGPG (2001)

Menschenrechte auch für Zwitter!

[ Dokumentation der Seite:
http://www.postgender.de/postgender/info.htm ]

[ Links innerhalb des Dokuments verweisen auf ev. archivierte Versionen bei archive.org ]

[ --> Postgender.de: Chronik der Texte (via archive.org) ]
  

Informationen zur AGGPG (2001)

(Informationen zur Umbenennung in Postgender im Mai 2002 sowie hierauf folgende Projekte folgen sukzessive)

Im Binnengefüge der Nation galten die Juden als 'Feind im Innern'. Die Grenzen der Nation ließen nicht genügend Raum, um die Juden zu definieren; der Horizont des nationalen Gedächtnisses reichte nicht weit genug, um deren Identität zu durchschauen. (Zygmunt Bauman: Dialektik der Ordnung. Die Moderne und der Holocaust)

Ambivalence, ambiguity, equivocality ...  These words convey the feeling of mystery and enigma; they also signal trouble, whose name is uncertainly, and a dismal state of mind, called indecision or hesitation. When we say that things or situations are ambivalent, what we mean is that we cannot be sure what is going to happen, and so neither know how to behave, nor can predict what the outcome of our actions will be. Instictively or by learned habit, we dislike and fear ambivalence, that enemy of security and self-assurance. We are inclined to believe that we would feel much safer and more comfortable if situations were unambigous - if it were clear what to do and certain what would happen if we do it. (Zygmunt Bauman: Modernity and Clarity. The Story of a Failed Romance)

 

Wer ist die AGGPG?

Die Arbeitsgruppe gegen Gewalt in der Pädiatrie und Gynäkologie (AGGPG; neu zudem: Gewalt in der Psychologie und Genetik; korrekt also: AGGPPGG [1]) gündete sich am 8. März 1996 nach einer Diskussionsrunde zur genitalen Verstümmelung vorwiegend in afrikanischen Ländern. Dort zeigte sich die Notwendigkeit, spezifisch auf die Situation intersexueller Menschen (dem Volksmund als Zwitter oder Hermaphroditen bekannt), vor allem Kindern, hinweisen zu müssen.

Beteiligt an der Gründung waren zunächst Heike Bödeker und Michel Reiter, welche beide kurz nach Geburt einer langjährigen medizinischen Prozedur ausgesetzt wurden mit dem Ziel, eindeutig einem Geschlecht zuzugehören und diese Zuweisung als Erwachsene ablegten. Sie verstehen sich heute weder als Frauen noch Männer, sondern haben normative Geschlechtervorstellungen ähnlich einer nicht annehmbaren Hülle abgestriffen. Zwischenzeitlichen haben personelle Wechsel stattgefunden.

Die AGGPG ist keine feste Gruppe oder ein e.V., sondern eine non-profit Initiative ohne zweckgebundene Finanzmittel zur Wahrung der Autonomie mit Website und Kontaktmöglichkeit. Die Initiative ist auch keine Selbsthilfegruppe, sie kann und will für andere keine Entscheidungen fällen. Auch versteht sie sich nicht als Konsum-, Delegations- und Dienstleistungsunternehmen. Da gleichfalls am Opportunismus kein Interesse besteht sowie immer wieder auf mehreren Parketts gleichzeitig getanzt wird (und bisweilen auch gar nicht), werden Sie die AGGPG schwer verorten und ihr auch keine Konzentration auf eine special-interest-Politik anhängen können - wenngleich radikale Kritik am binären und vereindeutigenden Denken bestehen bleibt und damit diese westliche Kultur in ihren Grundpfeilern angegriffen wird. Summa sumarum sind die Vorstellungen der AGGPG somit ungeeignet für die klassische parlamentarisch-kleingeistig ausgerichtete Lobbyarbeit.

Die Präferenz der AGGPG wird sich nach Bekanntgabe des Urteils vom Amtsgericht München im September 2001 hin zu einer kreativeren, eigenständigeren Arbeit verändern, ggf. mit separater Rubrik. Nicht Aktivismus und Öffentlichkeitsarbeit zur Skandalisierung der Praxen werden ausgedehnt oder akademsiche Fragestellungen perfektioniert (die Basisarbeit zu einem Paradigmenwechsel von der Zwei- zur Mehrwertigkeit leistet diese Webseite bereits), sondern der Fokus auf die eigenen Interessen gelegt. Insofern wird sich auch sukzessive weniger an der Realität als auf der sozialen Oberfläche bestehend Erscheinendem abgearbeitet werden. Zu beginnen wäre bspw. mit einer Filmproduktion, die andere Fragestellungen hat als jene nach der Geschlechternormalität.

Zur Ausgangslage

Wenn ein Kind geboren wird, dessen somatisches Geschlecht nicht klar für die Hebamme / den Arzt einzuordnen ist, spricht der medizinische Diskurs von Intersexualität im engeren Sinne. Gesellschaftliche Normvorgaben und Stigmaängste der Eltern führen zu der prekären Situation sich im Zwang zu sehen, das Kind geschlechtlich vereindeutigen zu müssen als auch Ärzte (vorrangig Endokrinologie und Chirurgie) mit dieser Aufgabe monetäre Vorteile, Prestige und Machbarkeitsphantasien verbinden können. Die Eingriffe sind langwierig, äußerst schmerzhaft und im medizinischen Sinne nicht notwendig. Sie verursachen irreversible körperliche Schäden und garantieren keinen Erfolg sowohl hinsichtlich Operationsergebnis als auch Geschlechtsidentität. Untersuchungen aus Qualitätskontrollen liegen international kaum vor und vorhandene Ergebnisse sprechen durchweg gegen Eingriffe. Binnen intersexueller Kreise wird die Prozedur als Folter beschrieben und suizidale Überlegungen sind üblich.

Dieser stark verkürzt wiedergegebenen Ausgangslage liegen zwei Elemente zugrunde:

  • Die körperliche Existenz mehr als zweier Geschlechter (wie sie heute verstanden werden als Konglomerat aus Chromosomensatz, primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen) ist generell nicht selten. Neuere Erhebungen nennen: USA 5,46 Mio, Deutschland 1,64 Mio, Italien 1,15 Mio, Frankreich 1,22 Mio, England: 1,17 Mio, Australien: 360.000, weltweit: ca. 120 Mio. Die Anzahl der bereits unmittelbar bei Geburt in frage gestellten Kids liegt bei rd. 0,1% der Bevölkerung, also rd. 1/20 der genannten Zahlen. Doch auch 6 Mio weltweit sind keine zu unterschätzende Präsenz.
  • Es findet kein adäquater sozialer Umgang statt, sondern eine Negation der Existenz und Abgabe an die Medizin zur Korrektur. Somit schließt sich ein Kreislauf, der Lobbyarbeit stark erschwert, aber auch alternative Optionen eröffnet.
Die fast perfekte Reibungslosigkeit im Ablauf der Genitalverstümmelungen läßt sich aus massgeblich drei Gründen ableiten:
  • Eltern rechnen nicht damit, dass ihre Frage "Was ist es denn?" mit der impliziten Erwartung "Junge oder Mädchen" nicht oder nicht leicht beantwortet und schon gar nicht sofort beantwortet werden kann. Hier besteht Mangel an Aufklärung und Beantwortungsoptionen, die eine Zweiteilung der Weltanschauung (tertium non datur) nicht bereithält.
  • Viele Menschen schämen sich ihrer Genitalien wie sie sich ihrer Körper schämen, den sie nur funktionalisiert akzeptieren. Hier soll nicht der Scham widersprochen werden, aber der Reflexionslosigkeit. Weil sie bei sich selbst lieber wegsehen, verstehen sie nicht, warum dieser kleine Mensch ihnen solche Angst macht. Und sie verstehen nicht, dass sie zur Selbstkonzeptionierung einer inneren Gewissheit über ihr Selbst auch ihren Körper brauchten, zu dem die Genitalien zentral gehören. Eine Gewissheit, die vor aller sozialen Geschlechtsverortung angesiedelt ist. Sie glauben dann allen Ernstes, wenn sie die Genitalien ihres Kindes manipulieren, würde dieses da schon hineinwachsen - irgendwie. Dies ist falsch, denn die Genitalien werden durch einen chirurgischen und / oder hormonellen Eingriff irreversibel zerstört.
  • Die klassische Logik, die das westliche Weltbild bestimmte, besteht aus drei elementaren Sätzen: a) der Satz der Identität von Denken und Sein (Lehre vom Begriff), b) der Satz vom verbotenen Widerspruch (Urteilslehre), c) der Satz vom ausgeschlossenen Dritten (Lehre vom Schluß). (zum Verständnis der Bedeutung empfehlenswert: Fritz B. Simon (2001): Tödliche Konflikte. Zur Selbstorganisation privater und öffentlicher Kriege. Carl-Auer-Systeme) Diese Sätze sind logisch immanent falsch, wie Gotthard Günther durch Weiterentwicklung der hegel'schen Dialektik nachweisen konnte, denn überall dort, wo das Subjekt logisch denkt, könnte es sich selbst nicht denken. Dadurch wäre es zu keiner Reflexion fähig und Erkenntnis fände nicht statt. Dieses aus dem tertium non datur folgende Denken ist tatsächlich immanent verdrängend, wie Klaus Heinrich durch seinen Rekurs auf Mythenerzählungen nachweisen konnte. Doch es ist die Leitidee der Wissenschaft der letzten 2500 Jahre mit immanenter Einschreibung in modernes/mordendes, aufklärerisches Denken. Der Zwitter als Wahrnehmungsfigur stellt durch seine schiere Existenz die gesamte klassische Logik in Frage und alle daran anhängenden westlichen Denkkonzepte. Daher fordern Zwitterfiguren (heissen diese in vergeschlechtlichtlicher Hinsicht nun Hermaphrodit, Zwitter, Hijra, transgender usw, ist hierbei völlig irrelevant) das Abendland heraus, sich über sich selbst hinaus fortzuentwickeln. Zwitterfiguren sind die Zukunft dieser Kultur, die sich auf eine höhere Komplexitätsebene einstellen muss. Geisteswissenschaften sind dieser Herausforderung bislang nur unzureichend gefolgt und daher existieren noch keine adäquaten Handlungsanweisungen in Situationen, die mit den drei vorgenannten elementaren Sätzen brechen. Anstatt finden sich in Justiz, Militär und Medizin radikale Massnahmen, verein(ein)deutigte, nationale und identitätspolitische Grenzen stets neu zu definieren - ohne die eine Existenzberechtigung dieser Institutionen kaum gegeben wäre.

In heutiger Gesellschaft spiegelt sich der in das induktive Schließungsverfahren eingeschriebene Pragmatismus wieder. Verkörperungen sind von Relevanz. Jede Einzelne kann als Verkörperung des Ganzen betrachtet werden (buddhistisch-metative Sichtweise), das Ganze spiegelt sich in jeder einzelnen Verkörperung wieder (christologische Sichtweise; jeweils deduktive Schließungsverfahren) oder, wie aktuell, Verkörperungen bestehen in wenn- dann- Beziehungen ohne religiös-generative Ableitung und Abhängigkeit. Dieses auf Gesetzesbestimmungen gründende Vertragsverhältnis  (analoges Schließungsverfahren) beinhaltet Rechte und Pflichten und zieht soziale Verantwortlichkeit nach sich.

Mediziner wenden in Geschlechterfragen keine dieser Sichtweisen an, sondern postulieren alleine ihre dem nationalökonomischen Profit dienlichen Wertmaßstäbe. Sie werden substituiert von o.g. Gesamtkonstellation und können ihre reaktionären, dem Fundamentalismus (Wörterbuch: geistige Haltung, die durch kompromissloses Festhalten an [ideologischen, religiösen] Grundsätzen gekennzeichnet ist) geschuldeten Versprechen, eines der beiden Geschlechter herstellen zu können, erfolgreich verkaufen.

Gleichzeitig war es binnen aller Forschungsvorhaben seit Jahrhunderten konsequent nie Ziel, das von ihnen Verworfene zu verstehen, so dass heute überhaupt kein Wissen über vergeschlechtlichte Zwitterfiguren vorliegt. Aktuelle empirische Studien mit Intersexuellen in den USA müssen nun im Mai 2001 (newscientist.com) nach ca. drei Jahren vergeblicher Anstrengungen ihr Scheitern eingestehen. Justine Schober formulierte es konkret: "We don't know what to ask."

Der geistige Horizont jener vormals Geschlechtssegregation betreibenden Forschenden disqualifiziert sie per definitionem, das tertium datur bezüglich Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata zu erfassen. Aus diesem Grunde war es angebracht, für ein in Deutschland geplantes Forschungsvorhaben nur Sachverständige zuzulassen, welche "an der medizinischen Praxis der geschlechtszuweisenden Maßnahmen weder mittelbar noch unmittelbar beteiligt sind." Konkret müssen somit Forscher involviert werden, die sowohl mit der inhärenten Logik einer Kultur vertraut sind, welche mehr als zwei Geschlechter kennt als auch die Übersetzungsarbeit in westliche Denksysteme leisten können.

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Angebote

Für Eltern, die nicht alleine den medizinischen Aussagen folgen und ‚blind‘ einwilligen wollen, gibt es somit seitens der AGGPG allgemeine Informations- sowie in sinnvollem Rahmen Beratungsmöglichkeiten als auch für erwachsene Intersexen zunehmend Vernetzungspotentiale entstehen, vor allem via Internet und email.

Neben den auf dieser Webseite kostenfrei zur Verfügung gestellten Informationen werden öffentlich Vorträge gehalten, Interviews gegeben (sofern die Angebote annehmbar sind) und schriftliche Beiträge erstellt. Die Kapazitätsgrenzen sind mit der Anzahl aktiver MitarbeiterInnen verknüpft. Thematisch ist das Feld sehr weit und komplex.

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Theoretische Verortung und Perspektiven

Die AGGPG distanziert sich theoretisch sowohl von Körper-, Rasse- und Geschlechternormen als sie auch auf eklatante Mängel medizinischer und sozialkonstruktionistischer Diskurse hinweist. Intersexualität wird nicht als drittes, essentialisiertes und ontologisiertes Geschlecht verstanden, aber für die ewig Geschlechtsgläubigen wird auf jene in der Humanwissenschaft vorgefundenen ca. 4000 Geschlechtervarianten verwiesen. Konzepte im Dienste einer Kontrollgesellschaft werden abgelehnt. Jede Idee und das Vorgehen der Reduktion auf zwei Geschlechter sind scharf zu kritisiern. Auch alternative multiple Konzepte im Dienste eines geschlechtlichen Fixierungsmodells werden abgelehnt. Theoretische Entwürfe müssen vielmehr die diskursive Herstellung der Bipolarität als auch Lebensentwürfe außerhalb vorgesehener Strukturen einbeziehen, zugleich flexibel und diesseits des "anything goes" sein. Theoretische Weiterentwicklungen aus den Einsichten der AutorInnen Foucault, Irigary, Deleuze und Butler halten wir für partiell relevant. Gleichfalls relevant erscheinen aber auch politische Maßnahmen, Menschen einen Sprachraum zu eröffnen. Dieser ist nicht in den erneuten Dienst diziplinierender Maßnahmen zu stellen, sondern ein solcher biopolitisch motivierter Gebrauch zu verhindern. Politisches Fernziel ist es, gänzlich auf Geschlecht als Personen zugeschriebenes Merkmal zu verzichten. Hierzu liegen in juristischer Hinsicht bereits Konzepte in der Schublade.

Perspektivisch stehen weitere Forschungsfragen offen (z.B. Ermittlung historischer Zwitter als auch die Untersuchung des Einflusses nationalsozialistischen Gedankengutes an medizinischer Ideologie und konkreter Forschung seit 1950). In Planung befindlich ist noch immer eine  Buchveröffentlichung als auch Irritationen im Kontext normativer Restriktionen, etwa im schulischen Sexualkunde- und Genetikunterricht oder auf medizinischen und sexualpolitischen Versammlungen, hervorzurufen. Ferner soll zunächst mit juristischer Forcierung ein 'drittes Geschlecht' kulturuell eingeführt werden - etwa als "formalisierte Ambivalenz" (Heinrich), "Triologie der Konstitution des Ortes" (Irigary), "Eröffnung einer untotalisierbaren Pluralität der Menschen" (Levians), "Gestalt der Reflexion, die weder im Ich noch im Du lokalisiert ist, sondern die erst im Es, d.h. im Gegenstand, auftritt" (Gotthard Günther), kurz: als durchaus verkörperte, jedoch auch fluide Mittlerfigur und nicht als erneuter Determinismus.

Cyborgs / Postgender (Master of Arts; rtf-download) etwa, propagiert von Donna Haraway, sind eine interessante empirische Vorstellung, sofern sie reflektiert bleiben und nicht in einen Hype münden. Ob postgender der richtige Begriff ist, müsste noch diskutiert werden. Zwar würde er keine Differenzierungen in weiblich und männlich nötig haben, die Idee korreliert jedoch mit Technologiefreudigkeit. Postgender ist insofern lediglich als Metapher und epistemologischer Anreiz zu verstehen (s. hier ein kritischer Einwurf und hier eine Postgenderadaption; Film Gendernauts - 1999). Dennoch, wir haben den Begriff für die neue Webseite verwendet, vielleicht auch, um zu den erwartenden technical bodies Distanzierung auszusprechen.

Dass andererseits transgender nur heisst, "lernen ich selbst zu sein", spricht vielleicht eine ähnliche Sehnsucht an, arbeitet aber mit anderer Methode und bleibt an menschlichen Bedürfnissen im nonvirtuellen Raum orientiert.

Man könnte diese und weitere Bestrebungen auch vereinfacht formulieren: Pansexualität ist im Kommen. Doch Leute, die tatsächlich als nondimorphisiert optisch erkennbar sind, haben realiter noch immer keinen Anspruch auf einen Platz in der Gesellschaft. Sowohl die Welt des individualisierten Lebensästheten als auch die ihn schützenden Institutionen sind im geschlechtlichen Bereich, jenem vorgeblich "wichtigsten Ordnungsprinzip" (Zeit), noch primär unreflektiert.

Eine Zwitterfigur bringt das Ende der Termini Sex und Gender mit sich und bedeutet damit das Ende jener traditionellen, mit der health community korrelierenden Genderstudies: exogender; the exodus of gender. Eine metaphysische Rückbindung nebst Letztbegründung ist nicht mehr möglich. Sie rückt vielmehr Dichotomien wie Kultur und Natur zusammen und überwindet damit die Grenzen. Erst jetzt wird deutlich, dass kategorielle Reinheiten nie existierten. Auch jene in den Genderstudies noch postulierte Spaltung zwischen Maskerade und Original, gender und sex, fällt im Dritten in sich zusammen. Übrig bleibt je nach Lesart das Unmarkierte, das Naturhafte, reiner Code oder Nakultur. Die Differenz zwischen Schein und Sein wird obsolet. Eine echte epistemologische Implusion, nicht nur übersteigerte Synthese, bei gleichzeitiger Multiplikation potentieller Deutungsmuster (die alten vier, noch phänomenologisch orientierten Interpretationsmodelle sind hier zu finden).

eschlechterzwänge sind passé. Das tertium datur ist der Ort der Transformation von äußerer in subjektive Macht, das die Individuen sich selbst neu erfinden läßt und wenn sie klug sind, sich nicht einer erneuten Dominanzkultur ausliefern. Das tertium ist zugleich die Schnittstelle zwischen zweiwertiger Logik und polykontexturalen Systemen.

Da eine völlig Aufhebung des Begriffes 'Geschlecht' ein Ärgernis der Genderproduktionsstätten stellt (s.u., zudem sog. Frauenzeitschriften, Ehe usw.), wird sozial ein drittes Geschlecht gewollt werden. Fliegenbeinzähler (Biologen und Mediziner) werden durch Täuschung (divide et impera) und Statistikfälschung dagegen weiterhin versuchen, die Zahl möglichst gering zu halten, ihre Strategie der Marginalisierung nebst Postensicherung nicht aufgeben und ihre Definitionsmacht fortschreiben wollen.

However, wir wollen der faschistoid motivierten Medizin in diesem Sektor damit in einem Nebenaspekt die Finanzen durch einen Legitimationsentzug streichen, ihnen das Definitionsmonopol entwenden sowie dieser Kultur (und uns) eine Bereicherung bzw. Lebensperspektive ermöglichen.

Kritisch anzumerken in diesem Kontext ist: "Der amerikanische Sozialanthropologe John Fiske befaßte sich außer mit der Kultur des Volkes auch mit der ökonomischen Dimension von Kultur-Mythen und seine Gedankengänge kann man auch auf die speziellen Mythen über die Gender und Sex anwenden: 1.) Sie sollen verkauft werden und die Einnahmen dienen dann a) zum Machterhalt der Produzenten, und b) als Ressourcen zur Produktion neuer Gender- und Sexmythen. 2.) Der Verkauf hat als Ziel, durch hohe Verkaufszahlen einen Wahrheitsgehalt des Genderbegriffs zu produzieren" (Quelle: www.annamagicart.com/ZIPs/Gender.zip) Der im Originaltext in einer Fussnote genannte Adolf Butenandt war Nobelpreisträger und Nazimediziner, sein Söhnchen Otfried bis in die späten 1990 Jahren an der Zwitterverstümmelung in München beteiligt. Wir denken, dies spricht für sich.

Daher gilt, so lange sich die Situation nicht verändert: "Diamanten gelten als besonders wertvoll, weil sie sehr selten sind. Intersexuelle jedoch, obwohl sie sehr selten sind, werden in westlichen Zivilisationen nicht hoch geachtet, wie in indianischen Kulturen, sondern werden in ihrer Integrität vernichtet. Das ist, als ob man Diamanten verbrennen würde, um sie der Kohle gleichzustellen, nur weil Kohle in größeren Mengen vorkommt. Das entsprechende Gesetz würde dann heißen: 'Es ist ein Naturgesetz, daß C12 als schwarze Kohle existiert. Diamanten sind ein Irrtum der Natur und sind deshalb der schwarzen Kohle anzupassen.'" (Quelle: ebd.)

Das Amtsgericht stellte klar, dass ihm Zwitter nicht unbekannt sind, sie gleichwohl bislang und auch mit diesem Urteil als nicht anerkannt bestätigt wurden. Dergestalt erfüllt ihre erzwungene soziale Abwesenheit eine zentrale Rolle zur Determination des geschlechtlich Gebotenen und Normierten: Zwitter stellen de facto ein sozial unzulässiges Geschlecht. Hinter dieser Konstellation steht ein Totem, das stets mit dem Tabu einher geht, es nicht zu töten oder zu verletzen.

Wenn geschlechtliche Vorgaben im Zuge der Emanzipation nicht mehr eingehalten werden, ist es eine schizophrene Dynamik, die Existenz von Zwittern zugleich zu tabuiseren und sie materiell zu eliminieren, statt sie als gleichberechtigt anzuerkennen (Def. schizoide Persönlichkeit: Zerfall emotionaler / handelnder und intellektueller / denkender Aspekte; s. Tertium datur: eine peinliche Befragung sowie Gilles Deleuze (1997): Anti-Ödipus. Kapitalismus und Schizophrenie I, Suhrkamp). Wenn Konformismen hingegen gefolgt wird, haben Zwitter als nonschizoide Ursprungsfigur einen sehr hohen Status inne:

Beschliessung Jurisprudenz soziale Verortung Zwitter Status des traditionellen Geschlechterverständnisses m / w
1. keine Aussage (Stand 2001) sakral, verworfen normierend, verdrängend
2. versagt die Eingriffe sakral, übersteigert normierend
3. akzeptiert ein 3. Geschlecht gleichberechtigt dekonstruierend, emanzipativ

In beiden zuvor genannten Fällen dürften medizinische Eingriffe nicht stattfinden. Da genau das jedoch der Fall ist, zielt die Diskussion um diese mit basalen gesellschaftlichen Verträgen brechenden Praxen sukzessive auf ein alternatives, nonbinäres Geschlechterverständnis, welches jene der Schizophrenie zugrunde liegende Ödipusfigur überwindet. Das Gegenteil der Absichten eines Verstümmelungsmanagements tritt ein, das selbst ohnehin nicht an einen Essentialsmus von "Geschlecht" glaubt, aber zur Profitabsicherung noch an Binaritäten festhält und doch nur mit einer kulturellen Sinnstiftung durch ihre Handlungen bricht: es delegitimiert sich selbst als weltfremd. [2]

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Was können Sie konkret tun...

  • weisen Sie Schwangere oder Eltern, die sich mit einem Kinderwunsch tragen, auf die Möglichkeit hin, ein intersexuelles Kind zu bekommen
  • klären Sie Ihre Umgebung zu Existenz von und medizinischem Umgang mit Intersexen auf
  • weisen Sie Ratsuchende auf unterstützende Stellen hin (alle auf dieser WebSeite genannten Gruppen geben Informationen und, soweit sinnvoll, auch Entscheidungshilfen)
  • sprechen Sie mit Medizinern und weisen diese auf kritische Stimmen Intersexueller zur Methode der Geschlechtszuweisung hin
  • veranlassen Sie kooperative Mediziner zur Mitarbeit, um geschlechtliche Zuweisungen zu stoppen und den beteiligten Erwachsenen statt dessen bei Bedarf psychologische Hilfe in außerklinischem Kontext anzubieten
  • brechen Sie das Schweigen und tauschen Sie sich mit anderen aus
  • denken Sie daran: der Satz 'was nicht sein darf, das nicht sein kann' ist eine fadenscheinige Legitimation für Elimination
  • lernen Sie Ironie und bewerten Sie Ihre Situation nicht über: "...woman, children, and revolutionaries hate irony, which is the negation of all saving instincts, of all faith, of all devotion, of all actions." (Quelle: Linda Hutcheon 1995: Irony's Edge. The Theory and Politics of Irony. London, New York)
  • wenn Sie in eine ärztliche Beratungssituation geraten sind:
  • Zeichnen Sie alle Gespräche mit einem Aufnahmegerät auf und lassen Sie sich zur Begründung entscheidender Aussagen das Material aus Fachbüchern kopieren. Sie werden diese Unterlagen ggf. in einem Prozeß vor Gericht als Beweismaterial brauchen, wenn nicht bloß Aussage gegen Aussage stehen soll. Lassen Sie sich auch alle medizinische Akten stets in Kopie aushändigen. Rechtlich haben Sie darauf Anspruch. Fälle, in welchen chirurgische Eingriffe am Kind ohne Einwilligung und alleine zum Zwecke der geschlechtlichen Verein(ein)deutigung durchgeführt wurden, lassen zur Vorsicht raten.
  • Lassen Sie sich aufklären. Der informed consent ("informierte Einwilligung"; ein kritischer Vermerk dazu findet sich hier) ist Grundlage eines jeden Behandlungsvertrages. Er bedeutet eine umfassende, allgemein verständliche Aufklärung hinsichtlich der Diagnostik (dies impliziert auch, dass Ihr Kind ein intersexuelles Genitale hat und nicht nur Kürzel wie z.B. AGS), den Folgen aus etwaigen Eingriffen und solchen aus einem Unterlassen der Eingriffe. Zu vielen Fragestellungen existieren keine gesicherten Informationen oder nur Spekulationen. In solchen Fällen kann sich deswegen nicht schon für Eingriffe ausgesprochen werden.
  • Der Arzt hat den Regelungen des informed consent zu folgen, wenn er sich nicht strafbar machen will. Zur Beachtung des jeweiligen Wissensstandes gehört, Veröffentlichungen – auch ausländische, wenn nicht zu entlegen – zu diesem Bereich zur Kenntnis zu nehmen und zu berücksichtigen.
  • Neuere Studien belegen, dass die spätere geschlechtliche Verortung eines intersexuellen Kindes sich oftmals unabhängig therapeutischer oder sozialisationsorientierter Art entwickelt und mithin nicht prognostizierbar ist. Gehen Sie nicht davon aus, die einmal getroffene Geschlechtszuordnung, gleich welche, würde für immer Bestand haben. Gehen Sie ferner nicht davon aus, Genitalien, die optisch maskulinisiert oder feminisiert werden, sähen dann auch entsprechend aus, wären nerval intakt oder entsprächen dem Wunsch des Kindes.
  • Treffen Sie niemals Entscheidungen sofort, auch wenn Sie unter Druck gesetzt werden (bspw. mit Lebensgefahr des Kindes bei Therapieablehnung gedroht wird).
  • Unterscheiden Sie bei den medizinischen "Angeboten" zwischen solchen kosmetischer und lebenserhaltender Art. Oft werden diese Optionen als einander bedingend verkauft. Dies ist eine Lüge. Nicht der Norm zu entsprechen, ist eine rein kosmetische Fragestellung und ein Behandlungsvertrag ist formaljuristisch ungültig. Eingriffe an den Geschlechtsmerkmalen ohne explizite Lebensgefahr sind in Ableitung des § 1631c BGB aus 1992 als schwere Körperverletzung (§ 226 StGB) strafbar.
  • Juristisch gibt es keine Veranlassung für Eingriffe zur geschlechtlichen Vereindeutigung, da ein Standesbeamter keine körperliche Eindeutigkeit zur Eintragung fordern kann. Etwaige formale Geschlechtszuweisungen können mit dem § 47 PStG (Personenstandsgesetz) wieder geändert werden, wenn es sich nachweislich um eine Fehleintragung gehandelt hat. Eine solche konstatierte, von Anfang an bestehende Unrichtigkeit impliziert Personenstandsfälschung nach § 169 StGB (Strafgesetzbuch) für die Informationsgeber, i.d.R. das Geburtsklinikum. Beachten Sie, dass die Beantragung eines dritten Geschlechtes derzeit als Präzedenzfall in Arbeit ist und auch Sie einen solchen Antrag beim Standesamt des Geburtsortes Ihres Kindes formlos stellen können. Eine Fristsetzung für die Antragstellung besteht nicht: Die Option gilt somit auch für Erwachsene, die ihre ggf. jahrzehnte rückliegende Eintragung ändern lassen wollen.
  • Wenden Sie sich bei Bedarf für Rückfragen z.B. an die AGGPG, Ihre Anfragen werden weitergeleitet bzw. Ansprechpartner genannt. Einige Intersexen sind zu biologischen Fragestellungen besser informiert als Ärzte und besser qualifiziert als nach Lehrbuch geschulten Psychologen sind alle. Auch juristisch werden unsere Kenntnisse stets besser. Englischkenntnisse sind von Vorteil, denn Sie können sich international Informationen einholen.
  • Wundern Sie sich nicht, dass Sie den Kontakt bspw. zur AGGPG ärztlicherseits nicht genannt bekommen haben. Wir greifen Mediziner an und reden ihnen nicht nach dem Mund. Unsere Kritik richtet sich generell an die vorgeblich 'exakten', aber doch nur polarisiert formalisierten Wissenschaften. Spätestens seit Heisenberg ist deren Kausaldeterminismus obsolet, das sie jedoch nicht an der Brutalität der Zieldurchsetzung gehindert hätte. Die westliche Medizin und ihr Machbarkeitswahn ist Teil dieses Denkens. Der ärztliche Berufsstand und ihm ideell nachfolgende Vertretungen haben an einer Modifikation ihres Denkens bislang kein Interesse. Dies könnte sich allerdings bald ändern, denn am 12.10.01 fand die erste Lesung in der Angelegenheit im Bundestag statt.
  • Vergessen Sie nicht: als Eltern haben Sie auch juristisch die Pflicht, für Ihr Kind zu sorgen. Dieses hat ein grundgesetzlich verankertes Recht auch auf eine freie Persönlichkeitsentwicklung. Lassen Sie genitale Eingriffe zur geschlechtlichen Vereindeutigung vornehmen, mag dies vielleicht Ihrem privaten, ästhetischen Wohlbefinden dienen, aber Sie verstoßen gegen die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland, der EU-Menschenrechtskonvention und dem Übereinkommen über die Rechte des Kindes, ratifiziert am 20. November 1989. Sie handeln strafbar, denn Sie brechen mit Gesellschaftsverträgen, die Sie für sich selbstverständlich in Anspruch nehmen - etwa nicht einfach ermordet zu werden, nur weil Ihnen jemand mit schlechter Laune auf der Straße begegnet und Sie im Wege stehen. In medizinischen und kassenärztlichen Akten sind Ihre Adressangaben usw. erfasst, Sie bleiben in Ihrem Vorgehen nicht anonym und sobald Rechtssicherheit besteht, werden alle Fälle sukzessive juristisch überprüft werden.

__________

...und was sollten Sie nicht tun?

  • verwechseln Sie nicht eine Geschlechtsanpassung erwachsener Transsexueller mit der Geschlechtszuweisung intersexueller Kindern, sondern differenzieren Sie hinsichtlich Freiwilligkeit, Zustimmungsfähigkeit und Intention, auch wenn aktuelle Zeitungsmeldungen dazu tendieren, alles unter die Fragestellung der Geschlechtszugehörigkeit zu subsumieren und damit dem medizinischen Impetus zuarbeiten.
  • verwechseln Sie nicht sexuelle  Lebensweisen (Homo- Hetero, Bisexualität u.a.m.) mit der Feststellung des anatomischen Geschlechtes, welche sich in den Begriffen 'Mann, 'Frau', 'zwittrig' / 'uneindeutig' wiederfinden (siehe Text 'theoretische Differenz...')
  • projezieren Sie nicht Ihre sexuellen Wünsche, geschlechtlichen Weltbilder und Ängste auf uns, sondern fragen Sie sich, warum Sie diese Gedanken haben und wie Sie sie verändern können
Zum Einlesen in den Komplex empfehlen sich u.a. die Texte dieser Webseite mit weiteren Links sowie weiterführende Literatur:

explizit:

  • John Colapinto (2000): Der Junge, der als Mädchen aufwuchs. Walter
  • Alice D. Dreger (1998): Hermaphrodites and the medical invention of sex. Havard University Press
  • Alice D. Dreger (1999): Intersex in the age of ethics. University Publishing Group
  • Anne Fausto-Sterling (2000): Sexing the body. Gender politics and the construction of sexuality. Basic Books
  • Michel Foucault (1998): Über Hermaphrodismus. Der Fall Herculine Barbin. Suhrkamp
  • Bernice L. Hausman (1995): Changing sex. Transsexualism, Technology and the Idea of Gender. Duke University Press
  • Suzanne J. Kessler (1998): Lessons from the intersexed. Ruttgers University Press
implizit:
  • Baudrillard, Jean (1991): Der symbolische Tausch und der Tod. Matthes & Seitz
  • Baudrillard, Jean (1996): Das perfekte Verbrechen. Matthes & Seitz
  • Bauman, Zygmunt (1995): Postmoderne Ethik. Hamburger Edition
  • Bataille, Georges (1997): Theorie der Religion. Matthes & Seitz
  • Bataille, Georges (1997): Die psychologische Struktur des Faschismus. Die Souveränität. Matthes & Seitz
  • Bataille, Georges (1999): Die innere Erfahrung nebst Methode der Meditation und Postskriptum 1953. Matthes & Seitz
  • Bataille, Georges (2001): Die Aufhebung der Ökonomie. Matthes & Seitz
  • Günther, Gotthard (2000): Lebenslinien der Subjektivität. Kybernetische Reflexionen. Suppose (CompactDisk)
  • Günther, Gotthard (2000): Die Amerikanische Apokalypse. Profil*
  • Heinrich, Klaus (1987): Tertium datur. Eine religionsphilosophische Einführung in die Logik. Stroemfeld*
  • Herman, Judith Lewis (1993): Die Narben der Gewalt. Traumatische Erfahungen verstehen und überwinden. Kindler
  • Levinas, Emmanuel (1993): Totalität und Unendlichkeit. Versuch über die Exteriorität. Karl Alber
  • Miller, Alice (1983): Du sollst nicht merken. Variationen über das Paradies-Thema. Suhrkamp

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Lassen Sie uns noch eine Anmerkung formulieren:

Es werden Milliarden DM jedes Jahr über Forschungen und Zwangsassimilation an als intersexuell deklarierten Körpern eingenommen. Umgerechnet bedeutet dies, daß ein Intersexueller bis zu seinem 18. Lebensjahr anderen - gegen seinen Willen - einen Mehrwert verschafft hat, wie ihn manche Arbeitnehmer ihr Leben lang nicht leisten werden. Weiterhin: Menschen, die sich als weiblich oder männlich definieren und eine Identität darauf aufbauen, können dies heute nur, weil Hermaphroditen sozial und kulturell nicht existieren. Gesetze, die auf einer Polarisierung der Geschlechter gründen, provitieren ebenfalls von einer binären Logik und gleiches gilt für Religionen und Philosophien, die montheistischen Ideologien anhängen, um daraus binäre Konzepte zu entwickeln. Soweit zu den Parasiten.

Um es klar zu formulieren: Wir (ein zugegeben problematisches Wort ob realer Heterogenität) haben den Rassismus, der einer Apartheid der Geschlechter inhärent ist, weder erfunden noch, und dies ist entscheidend, tragen wir ihn fort als wir dieser Gesellschaft auch absolut nichts schulden. Keine Aufklärung, keine von uns initiierte Besserung der Situation, ja noch nicht einmal die Beantwortung eines einzigen emails. Alle Leistungen, die von hier erbracht werden, erfolgen als Kredit und lediglich unter Vorbehalt. Sollten sie nicht in akzeptabler Zeit fruchten, werden wir uns andere Mittel als die der Mitteilung und des Dialoges suchen müssen. Und man wird uns gute Angebote machen müssen, um sie als akzeptabel zu werten.

Umgekehrt sieht die Lage anders aus: ein Staat ist dazu verpflichtet, für seine Staatsbürger (so politisch schwierig dieser Begriff auch ist) Sorge zu tragen. In Sachen Hermaphroditen hat er komplett versagt. Eine Gesellschaft, die sich human und demokratisch nennt, hat an dem Exampel der Zwitter ebenfalls komplett versagt. Gleiches gilt für eine Wissenschaft, die glaubt irgend etwas durch Rationalisierung sich aneignen zu können: die Aufklärung hat komplett versagt. Es ist bekannt: jene als intersexuell gelabelten Menschen werden bis heute in Deutschland gefoltert und sollen völlig unsichtbar sein. Sie sollen faktisch eliminiert werden. Von nicht vorhandenen Arbeitsplatzangeboten und sonstigen sozialen Leistungen usw. ist hier noch gar nicht die Rede - diese fehlen ohnehin.

Eine Verfolgung des state of the art der Wissenschaft zeigt andererseits: diese Gesellschaft ist durchdrungen von der Idee des Dritten und Mehrwertigen: u.a. Emmanuel Levinas, Klaus Heinrich, Gotthard Günther und Homi Bhabha schrieben hierzu bereits aus verschiedenen geisteswissenschaftlichen Perspektiven.

Zudem: Aggregatszustände des gleichen Stoffes (fest, flüssig, gas; ineinander transformierbar mittels Druck und/oder Temperatur), Stand-by-Schaltungen, intern analog arbeitende (und schnellere) Computer, Quantentechnik, gelbe Ampelschaltung (zur Beschleunigung des Verkehrsflusses), Neutronen, Antimaterie, Virtual Reality, Klone, Chimären, Hybriditätskonzepte, Fuzzylogic usw. sind teilsweise in den Alltag eingeflossene Beispiele aus Technik, Physik und Mathematik, die eine mittel- oder unmittelbare Zwitterlogik beinhalten.

Dass von A nicht auf B, von Idee nicht auf Manifestation geschlossen wird, sagt etwas aus über die sozialgeistige Begrenzung hiesiger Sozietät, jenen als primitiv abgewerteten nicht-westlichen Kulturen weit unterlegen, und ihren geschlechtlich konditionierten Menschen, die regelrecht fixiert darauf sind, uns bestenfalls als 'leidend', 'Betroffene', 'chronisch krank' oder 'Patienten' zu reduzieren, beleidigen und diffamieren. Und sie berichtet von politischen und wirtschaftlichen Interessensgruppierungen, Reduktionen gezielt herbeiführen und aufrecht erhalten zu wollen.

Sie werden es beim Lesen schon bemerkt haben: wir sind aus einem etwas anderen Holz geschnitzt als viele Menschen, die die Situation, die Hermaphroditen heute vorfinden, keinen Tag auch nur überleben würden. Summa sumarum: Rechnungen ohne uns gehen nicht auf.

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[1] Die Notwendigkeit, diese Begrifflichkeit zu erweitern, speist sich aus unten wiedergegebenen hohlen Geschwafel von Hartmut Bosinski, ein Kollege von Milton Diamond und tätig an der ehemaligen Nazi-Eliteuniversität Kiel sowie Mitherausgeber des Lehrbuches "Sexualmedizin" (2001), welches die Bundesregierung in der Antwort auf die Kleine Anfrage vom März 2001 als Legitimation ihrer Verstümmelungsbefürwortung benutzte und folgendes aufschlussreiche Zitat enthält: "Der Großteil unseres heutigen Kenntisstandes für die .. Schritte der somatosexuellen (und teilweise auch psychosexuellen) Entwicklung verdankt sich dem Studium von klinisch relevanten Störungsbildern, den sog. Intersex-Syndromen." (S. 46) Für das Studium der OP-Techniken, Erblehre und Endokrinologie waren Zwitter maßgebliches Forschungsobjekt als die Kontinuität ihrer Vernichtung sich auch bis heute ungebrochen fortsetzt. John Money, der 1955 seine ohne jede empirische Evidenz entwickelte "Theorie" von der sozialgeschlechtlichen Entwicklung (Gender) einbrachte, die Verstümmelungen an Intersexen pseudotheoretisch untermauerte und aktiv propagierte, dessen Thesen seit 1970 nutzbar gemacht wurden zur Behandlung von Transsexualität und heute für gescheitert erklärt werden müssen, wurde mit großem Hallo von Feministinnen empfangen und zuletzt setzte Judith Butler seine Ideen in der noch immer gehypten Queertheory fort. Hier schließt sich der Kreis der ideell Beteiligten.

Das Zitat von Bosinski:
"Störungen der pränatalen sexuellen Differenzierung können zu Intersex-Syndromen führen, welche nicht selten mit psychosexuellen Entwicklungsproblemen einhergehen. Der Artikel gibt einen kurzen Überblick zur Historie und stellt gegenwärtig kontrovers diskutierte Guidelines für das medizinische Management von Intersex-Syndromen dar, die entweder eine frühzeitige Geschlechtszuschreibung und entsprechende operative Korrekturen oder aber ein weitgehend konservatives Vorgehen unter Berücksichtigung pränataler Hormoneinflüsse auf die Ausbildung der Geschlechtsidentität und die Vermeidung frühzeitiger Genitalkorrekturen favorisieren. Aus Sicht der Sexualmedizin werden Lösungsvorschläge unterbreitet, wobei besonders auf die Notwendigkeit eines auf den Einzelfall abgestimmten, interdisziplinären Vorgehens in hochspezialisierten Zentren unter Berücksichtigung biologischer und psychosozialer Einflussfaktoren und auf den unbefriedigenden Stand der Nachuntersuchungen hingewiesen wird. " (Quelle: MedGen 2001;13:42-45)

... sowie dem Wissen um Abtreibungen aufgrund geschlechtsspezifischer Unverträglichkeiten und ohnehin pränatalen Pfusch durch hormonelle Behandlungen der Mütter.
 

[2]  Das dumpfe Geschlechterkasperletheater verläuft wie folgt:

1. Am kulturellen Anfang war die Bibel: Gott schuf den Menschen als Mann und Frau (und wer bitte war dann Gott?).
2. Am philosophischen Anfang war das tertium non datur aus eben diesem Grunde.
3. Am sozialen Anfang waren Medizin und Eltern: I. Alle Föten sind bis zur X. Woche beidgeschlechtlich,dann differenzieren sie sich aus in Mann und Frau. II. Sage mir, oh heiliger Arzt, was ist es denn, vermag ich es doch nicht selbst zu beurteilen.
3a. Dass eine solche zweigeteilte, deduktive Präskription aller naturwissenschaftlicher Verfahren spottet, tangiert uns Mediziner kein bißchen.
3b. Wenn jetzt doch mal ein uneindeutiger Mensch geboren wird, erklären wir Mediziner ihn als genital fehl- oder mißgebildet, aber eigentlich männlich oder weiblich.
3c. Wir ermitteln durch detaillierte Analyse, selbstredend nunmehr induktiv formuliert, das von uns erfundene Krankheitsbild.
3d. Wir bestätigen den beidgeschlechtlichen Menschen als Totem der Männer und Frauen und ignorieren das Tötungstabu, schließlich sind wir die Geschlechtermacher.
4. Am rechtlichen Anfang war das Standesamt: Mediziner, mein Geschlechtergott, sage mir, was darf ich melden?
5. Am revolutionären Anfang war der Zwitter: was soll das alles eigentlich? Seid ihr alle zu dumm, um logisch zu denken? Fehlt Bildung? Intelligenz? Seid ihr krank? Was ist euer Problem, dass ihr euch so offensichtlich blamieren müßt?
6. Am wissenschaftlichen Anfang waren Biologie und Genetik. Sie behaupteten nicht mehr, irgendeine Aussage über "Geschlecht" treffen zu können. Das wurde ihnen nicht nur von der Medizinergemeinde verübelt.
7. Am sozialen Anfang II waren die Menschenrechtler und Pädagogen. Sie waren nicht mehr willens, einer Wissenschaft voller Lug und Trug Glauben zu schenken ...

Punkt 6 und 7 sind science fiction.

© Copyright AGGPG - 2001

Siehe auch:
- "Medizinische Intervention als Folter" - Michel Reiter 30.6.2000 
- "Genitalverstümmelungen in Deutschland in der Kinder- und Jugendgynäkologie" - AGGPG 1996
- "Für die Kinder kämpfen wir" - Michel Reiter, 1997 
- "Vernichtung intersexueller Menschen in westlichen Kulturen" - AGGPG 1998
- Genitale Verstümmelung & Folgeschäden - AGGPG 1998
- "Medizinische Intervention als Folter" - Michel Reiter 30.6.2000 
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?
- Anliegen an den Deutschen Ethikrat 2010

 

Friday, July 9 2010

"Genitalverstümmelungen in Deutschland in der Kinder- und Jugendgynäkologie" – AGGPG (1996)

[ Dokumentation der Seite auf der Homepage der Arbeitsgruppe gegen Gewalt in der Pädiatrie und Gynäkologie (AGGPG): http://home.t-online.de/home/aggpg/is_tdf.htm ]
 

Zeitschriftenartikel


Genitalverstümmelungen in Deutschland

in der Kinder- und Jugendgynäkologie


Zwei AutorInnen der AG gegen Gewalt
in der Pädiatrie und Gynäkologie


In Deutschland leben mindestens - vage geschätzt - 24000 weißhäutige Menschen ohne bzw. mit verstümmeltem Lustorgan (Klitoris / Penis), an welchen i.d.R. im Alter von 1-2 Jahren durch Kindergynäkologen Operationen vorgenommen wurden.
Die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher, da o.g. Zahl lediglich als intersexuell Eingestufte betreffen, hinzu kommen genitale Eingriffe bei etwa 5% (Pelzer/Distler 1994) der weiblichen Bevölkerung mit der Diagnose genitale Fehl- und Mißbildung. Von weiteren Praktiken, wie auch von dieser, existieren zumeist weder in der Öffentlichkeit noch in der ÄrztInnenschaft Kenntnisse.

Geschichte der Genitalverstümmelung
Genitalverstümmelungen in westlichen Ländern durch Chirurgen haben Tradition. So entfernte im 17. Jahrhundert der Chirurg Dionis auf Veranlassung der Ehemänner Frauen die Klitoris, um „pflichtbewußte“ Frauen aus ihnen zu machen, 1864 empfahl ein berühmter Chirurg, die Klitoris zu schützen und zu diesem Zweck die Schamlippen zusammenzunähen, 1900 empfahl D. Pouillet, die empfindlichen Teile mit Silbernitrat zu verätzen, damit sie nicht weiter „Hand an sich legten“, desweiteren wurden Frauen durch Amputation oder Ausbrennen der Klitoris von der Masturbation „geheilt“ (geschichtlicher Hintergrund aus Schüler / Bode, 1992 und Walker, 1993).
Bereits 1937 wird in diesem Zusammenhang von der Behandlung „genitaler Abnormalitäten“ (Young, 1937) geschrieben.

Kindergynäkologie
Als Begründer der Kindergynäkologie gelten der ungarische Kinderarzt Dobszay und der Frauenarzt Schauffler 1939. Der erste Praktiker auf diesem Gebiet war der tschechische Gynäkologe Peter, in Prag entstand in den vierziger Jahren die erste gynäkologische Abteilung, 1953 wurde der weltweit erste Lehrstuhl für Kindergynäkologie eingerichtet. 1963 legte Dewhurst im Buch „Gynecological Disorders of Infants and Children“ seine Erfahrung mit „Mißbildungsbehandlungen“ bei Mädchen dar, 1967 begann Alfons Huber in Österreich kindergynäkolgische Sprechstunden abzuhalten, Deutschland zog 1970 mit einer kindergynäkologischen Ambulanz in Mainz nach.
Es kann angenommen werden, daß seit der Eroberung des Frauenkörpers durch die Medizin Genitalverstümmelungen mit wechselnden Argumenten durchgeführt werden.

Medizinische Betrachtung
Heute greifen Kinder- und Jugendgynäkologen auf Morphologien zurück, für die sie freilich selbst die Normen setzen. Hiernach darf zum Beispiel eine Klitoris in keinem jugend- und kindergynäkologischen Alter größer als 1 cm sein. Neben einer vergrößerten Klitoris können auch Vagina bzw. Gonaden (Eierstöcke, Hoden) nur „unzureichend“ ausgebildet sein oder es werden sonstige Normabweichungen vorgefunden.
Eine intersexuelle Genitalentwicklung - d.h. einem Auftreten entweder von physischen Charakteristiken beider offiziell anerkannter Geschlechtsmerkmale in einem Menschen oder ein Vorkommen uneindeutiger bzw. dem „offiziellen“ Geschlecht entgegengesetzter Chromosomenvariationen - existiert bei etwa 4% (Fausto-Sterling 1993) der Gesamtbevölkerung.

Das „Krankheitsbild“ AdrenoGenitalesSyndrom
Wir wollen stellvertretend das „Krankheitsbild“ AGS herausgreifen:
Es werden während der Schwangerschaft nach Bildung der inneren Geschlechtsorgane statt des normalerweise von den Nebennierenrinden produzierten Cortisol nur Androgene gebildet, weil ein bestimmtes Enzym fehlt.
Dies hat in der Folge ab dem 4./5. Schwangerschaftsmonat Auswirkungen auf die Entwicklung der äußeren Geschlechtsorgane, welches für Karyotyp 46,XX eine Virilisierung impliziert, welche ggf. operativ behoben wird. Das äußere Erscheinungsbild kann für ungeübte Augen dem eines Knaben mehr oder weniger entfernt ähneln.
Bei AGS gibt es zwei unterschiedliche Enzymdefekte mit den folgenden Auswirkungen:

1. AGS mit Salzverlust: Sowohl Glucorticoide, als auch Mineralcorticoide werden nicht gebildet. Es ist dabei zuviel Kalium und zu wenig Natrium im Blut und es kommt oft zu lebensgefährlichen Stoffwechselkrisen, wenn die Cortisonsubstitution ausbleibt. Alle Mädchen haben bereits bei der Geburt eine vergrößerte Klitoris und zusammengewachsene Venuslippen (Prader 4 und 5).

2. Unkompliziertes AGS (ohne Salzverlust): Leichtere Form mit weniger sog. "Virilisierung". Nur das Glucorticoid wird nicht gebildet und muß substituiert werden.
Genetisch männliche AGS-Geborene mit ebenfalls erhöhter Androgenwirkungen gelten als gut entwickelt und nicht operationsbedürftig. Es werden Cortison und bei Salzverlust Mineralkortikoide substituiert, und sie tragen ein erhöhtes Risiko, an Hodenkrebs zu erkranken.
Die Geschlechtszugehörigkeit steht medizinisch zu keinem Zeitpunkt in Frage, da man sich nur an der chromosomalen Struktur orientiert.

Die „Behandlung“ von AGS bei dem weiblichen Geschlecht Zugewiesenen:
Die Diagnose erfolgt in der Regel gleich nach der Geburt,

  • da ein intersexuelles Genital ausgebildet ist, das Kind also optisch nicht sofort von einem Jungen zu unterscheiden ist, der Mutter aber aufgrund von einer Fruchtwasseruntersuchung mitgeteilt wurde, daß das Baby weiblichen Geschlechts sei,
    oder
  • das Neugeborene erbricht ständig, so daß AGS mit Salzverlust vorliegen könnte
    In diesen Fällen wird eine Röntgenuntersuchung zur Feststellung der inneren Genitalorgane vorgenommen.
    Nach Diagnosestellung wird (lebenslang) mit Cortison behandelt, um die Androgenwirkung herabzusetzen, Minderwuchs zu verhindern oder den manchmal in diesem Zusammenhang auftretenden Salzverlust auszugleichen. Obwohl eine Cortisonsubstitution keine Nebenwirkungen haben sollte, ist die Einstellung oft nicht optimal, und es muß mit den bekannten Nebenwirkungen (Cushing-Syndrom, Depressionen, Osteosporose) gerechnet werden.
    Ab einer Virilisierung nach 'Prader 2' wird die Klitoris reduziert, je nach Ausprägung auch die Harnröhre verlegt sowie eine Neovagina konstruiert (meist aus Darmgewebe).
    Das Setzen einer Neovagina wird meist damit begründet, daß ein Abfluß für Menstruationsblut geschaffen werden muß, da durch die Cortisongaben die Östrogensynthese nicht mehr gedrosselt ist.
    Ärztliche Versicherungen an Eltern, das Kind werde sich zu einem 'normalen' Mädchen entwickeln, basieren eher auf heterosexistischem Wunschdenken als auf empirischen Belegen, denn mindestens 60% aller AGS-Frauen sind lesbisch, weitere 20% bisexuell. Schwangerschaften sind äußerst problematisch. Bei Salzverlust wird frau schwer schwanger, kann die Schwangerschaft dann aber - vermutlich wegen der peniblen Medikamentierung - besser halten.

Operationen
Es erfolgen häufig mindestens zwei Operationen unter Vollnarkose.
Die erste dient einer Aufhebung der diagnostizierten Intersexualität. Dabei wird der nach außen hin sichtbare Bereich der Klitoris reduziert, bis 1982 bedeutete dies die Amputation derselben. Obwohl von einer Klitorisschaftresektion bei gleichzeitigem Erhalt der Glans und dem dazugehörigen Nervenbündel erstmals 1961 berichtet wurde (Altwein, 1989), wurden noch 20 Jahre später Amputationen vorgenommen.
Seit etwa 1980 werden diverse andere Operationstechniken angewandt: So wird die Klitoris z.B. mit der sog. „Zieharmonikatechnik“ „verkürzt“. Dies bedeutet die Entfernung der Schwellkörper und Falten der übrigen Haut, so daß der optische Eindruck entsteht, eine Klitoris sei noch vorhanden. Oder die Klitoris wird „gerafft“ und nach innen, das heißt unter die Venuslippen verlegt. Oder es wird versucht, die Glans zu erhalten, oder „nur“ die Klitorisvorhaut entfernt oder oder...
Diese Operation wird im Alter zwischen 6 und 36 Monaten durchgeführt, also so früh wie möglich, da die Ärzte der Meinung sind, daß das Mädchen dann nichts davon mitbekommt. Als Grund für die Klitoris'reduktion' wird deren Größe angegeben; deren 'penisähnliche Erscheinung', für die 'sich das Mädchen später schämen werde.'
Unter männlichen Kollegen ist unumstritten, daß eine störungsfreie geschlechtsspezifische Erziehung nur möglich ist, wenn eine eindeutige Geschlechtsidentifikation frühestmöglich gegeben ist (nach Hecker, 1982). Mag man als Kritikerin dieses Argument akzeptieren oder nicht, so steht doch fest, daß Klitorisreduktionen allein kosmetische Bedürfnisse befriedigen sollen, ansonsten jedoch eher dysfunktional sind, da die Empfindungsfähigkeit drastisch reduziert wird.
Wesentliche Anforderungen an ein „gutes kosmetisches Ergebnis“ ist, daß die Klitoris klein ist und normgerechte Proportionen des Harnleiter- und Vaginalausganges gewährleistet sind.

In der zweiten Operation wird die Kohabitationsunfähigkeit aufgehoben und eine „Neovagina“ gesetzt, indem der durch Venuslippen verdeckte Vaginaleingang offengelegt und mit einer Vaginaleingangs“plastik“ „verstärkt“ wird. Die Venuslippen werden hierfür zuvor durchtrennt. Das verwendete Material bei dieser „Plastik“ ist häufig ein Stück Haut aus dem Darmgewebe. Diese Operation erfolgt z.T. auch heute noch im Alter zwischen 2 - 5 Jahren. Mittlerweile favourisieren Chrirgen zunehmend das 'Setzen' einer sogenannten Neovagina zum Zeitpunkt des erwarteten Wunsches nach Geschlechtsverkehr ab etwa 11 (!) Jahren. Bei einer Vaginalopertion in der Pubertät wird entweder nach Abheilung sofort zum Geschlechtsverkehr geraten oder ein Penisersatz (Scheidenprothese) verschrieben, der über Nacht zu tragen ist.

Bougierungen
Unter „bougieren“ wird die künstliche Erweiterung einer Körperöffnung, oftmals um das Verschließen einer Öffnung z.B. durch Narben zu verhindern.
Sofern eine Vaginalöffnung in Kindesalter erstellt wurde, folgen jahrelange sogenannte Bougierungen, d.h. Dehnung der Vagina, etwa alle 3-12 Monate in ambulanter Behandlung bis etwa zum 15. Lebensjahr, meist unter örtlicher Betäubung, manchmal angeblich auch ohne. Bougiert wird mit 'Hegarstiften', d.h. mit Metallstäben (benannt nach dessen Erfinder) und einem vorgegebenen Durchmesser in mm bis etwa 'Hegar 24'.
Bei den Vaginalbougierungen, die eine der AutorInnen erlebte, begann mann im Alter von ca. 4 Jahren mit „Hegar 10“ und beendete diese im Alter von ca. 14 Jahren mit „Hegar 24“, da zu diesem Zeitpunkt den Ärzten die Vaginalöffnung groß genug erschien, so daß kein weiteres Kohabitionshindernis bestehe. Eine Nachoperation erfolgte jedoch im Alter von 16 Jahren. Die Bougierungen wurden in 1/2 bis 1-jährigen Abständen unter Vollnakose durchgeführt. Es wird berichtet, daß Ärzte die Mütter dazu anhalten, zu Hause ihre Kinder selbst zu bougieren.

Weitere Behandlung
Es finden zahlreiche gynäkologische Untersuchungen zu diesem Feminisierungsprozeß statt, denn der Hormonhaushalt und das Körperlängenwachstum sollen kontrolliert werden, die Größe der Vagina wird durch Fingerpenetrationen kontrolliert. Unwahrscheinlich ist jedoch, daß diese in Abständen von einigen Wochen wächst.
Insgesamt finden bis zur Volljährigkeit oder dem Abbruch der Behandlung mit Eintritt der Pubertät, was häufiger vorkommt, oftmals etwa 500 gynäkologische und endokrinologische Untersuchungen statt.

Erstellung von Bildmaterial
Ferner wird Bildmaterial angefertigt: Nahaufnahmen der Genitalien gehören hier ebenso zum Standard wir Ganzkörperablichtungen. Aufnahmen werden ohne Genehmigung in medizinischer Fachliteratur wiedergegeben.
Neben Röntgenaufnahmen zur Größenfeststellung der Organe werden vor allem nach den Operationen Genitalnahaufnahmen zur optischen Dokumentation des Wachstums sowie zur bildlichen Dokumentation des Operationsverlaufes (genitale Optik vor und nach der Operation) angefertigt. Auch noch im pubertierenden Alter werden Ganzkörperaufnahmen, nackt, vor einer Rasterwand in Vorder- und Seitenprofil erstellt.
Da ebenso Zeichnungen der Aussagekraft genügen würden, stellt sich die Frage nach der Motivation, Bildmaterial anfertigen zu lassen. Es sind Bilder, die im nicht-klinischem Kontext von pornographischem Material nicht oder kaum zu unterscheiden sind.

Die Qualität der Operationen
Es wird behauptet, daß bei einer Reduktion die nervale und funktionale Integrität der Klitoris gewährleistet bleibt.
Dies ist zum einen technisch nicht machbar, denn bei der Schwellkörperentfernung, der Absenkung der Klitoris, dem Vernähen der inneren Schamlippen, sofern vorhanden, und gegebenenfalls Verlegung der Harnröhre, wenn diese sehr nahe an der Klitorisunterseite mündet, kommt es zu schwerwiegenden Nervenverletzungen. Über die verbliebenen Klitorisreste wird die Haut meist so eng gespannt, daß eine Erektion im Erwachsenenalter schmerzhaft ist. Zudem treten Schmerzen durch nicht-dehnbare Vernarbungen auf.
Zum anderen stellt sich die Frage, wie diese Integrität erfaßt werden soll. Man ist auf die Aussagen der Operierten angewiesen, und es ist schwierig, hierzu korrekte Angaben zu erhalten. Wenn keine oder nur eingeschränkte Empfindungen vorhanden sind, wird dies wohl kaum gegenüber derjenigen Person oder Institution angeführt werden, die eben diese Empfindungseinschränkung hervorgerufen hat.
Bleiben nur noch Spannungsmessungen an den Nerven mittels Stromimpulsen (beschrieben in Altwein, 1989) oder Masturbation am verstümmelten Organ durch den Arzt (nur vermutet, nicht dokumentiert).

Wir wissen, daß klitorale Operationen, gleich welcher Art, zu massiven Empfindungseinschränungen bis hin zur Empfindungsunfähigkeit führen.

Häufig finden vaginale Nachoperationen statt, da nach den Bougierungen unter Umständen nicht einmal ein Tampon eingeführt werden kann (nach Aussage einer Verstümmelten). Mit Ankündigungen wie „Hier werden so große Scheiden gebaut, so große gibt’s normalerweise gar nicht!“ oder „Wir machen Ihnen eine Scheide so groß Sie wollen!“ (O-Ton W. Ch. Hecker) wird geworben und gerne nachoperiert.

Notwendigkeit der Operationen
Dringend geboten sind ärztliche Interventionen ausschließlich bei akuter Lebensgefahr wie durch den Salzverlust bei manchen Formen von AGS oder durch gonadale Tumore bei manchen Formen von Gonadendysgenesie (Fehlen funktionstüchtiger Keimzellen). Die Mehrzahl der Eingriffe hat eher 'kosmetischen' Charakter, um eine auffällige Morphologie unauffällig zu machen.
In solchen Fällen spricht man oft von intersexuellen Genitalien und legitimiert mit dieser pathologisierenden Kategorie chirurgische Eingriffe. Diese Begriffsprägung kritisieren wir jedoch, da auch Personen mit 'echter Intersexualität', also Varianten der gonadalen Ausdifferenzierung, unauffällige äußere Aspekte haben können (Bei Turner und Noonan etwa eindeutig weiblich), während 'Pseudo-Intersexen' oft äußerlich auffälliger sind (PAIS, manche AGS-Formen).

Die Behandlungen können ohne Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit durchgeführt werden, da die operativen Komponenten in Fachbüchern oft fehlen und die Operationen von leitenden Ärzten in klinischen Fachbereichen durchgeführt werden. Es fehlt an adäquater inhaltlicher Aufklärung der Betroffenen durch die Ärzte, die jeweilige 'Störung' wird meist extrem pathologisiert. Auf Nachfragen reagiert die Ärzteschaft meist sehr abwehrend. Gleichzeitig fehlen Angebote zur psychologischen Unterstützung. Zudem existieren - bisher - kaum Kontakte zwischen erwachsenen Betroffenen, vermutlich weil aus Scham und Angst nicht über das Erlebte gesprochen wird.

„Intersexualität“: Norm und Variation
In der geltenden Gesellschaftsform ist das männliche Geschlecht die positiv definierte Kategorie, während das weibliche Geschlecht die per Ausschlußverfahren negativ definierte Restkategorie darstellt. Intersexualität hingegen stellt den „Kathastrophenfall“ dar. Sie ist eine weitere NEGATIVE, d.h. per Ausschlußverfahren definierte RESTKATEGORIE für alles, was außerhalb der Normsetzung in einer Ideologie der Zweigeschlechtlichkeit übrigbleibt. Da „Geschlecht“ ein soziales Konstrukt ist, ist auch die Einstufung 'intersexuell' von sozialen Faktoren abhängig (stellvertretend Kessler/McKenna 1978). Die Pathologisierung von Varianten geschlechtlicher Ausdifferenzierung ist also keine „naturgesetzliche Notwendigkeit“, wenn dies auch viele Vertreter eines biologistischen Ansatzes anders sehen.
Dringend geboten sind ärztliche Interventionen ausschließlich bei akuter Lebensgefahr wie durch den Salzverlust bei manchen Formen von AGS oder durch gonadale Tumore bei manchen Formen von Gonadendysgenese . Die Mehrzahl der Eingriffe hat jedoch eher „kosmetischen“ Charakter, insofern eine auffällige Morphologie unauffällig gemacht werden soll. Früher ging man davon aus, daß ein zeugungsunfähiger Mann es im Leben immer noch leichter hat als eine gebärunfähige Frau. Infolgedessen wurden Vaginas zugenäht und zum Beispiel Menschen mit AGS als Männer definiert und behandelt. Heute hält man „Korrekturen“ in weibliche Richtungen generell für besser „gelungen“. Es wird davon ausgegangen wird, daß eine Frau mit reduzierter Genitalfunktion es im Leben leichter hat als ein Mann, der keinen „normalen“ Sex leben kann. Also werden 75-80% der Intersexuellen als Mädchen definiert. Bei dieser Betrachtungsweise gilt nur die Vagina als Pendant zum Penis, weil diese als 'relevantes' Körperteil für heterosexuellen Penetrationssex angesehen wird. Dieses heterosexistische und patriarchale Analogiemodell hält sich mit Hartnäckigkeit unter genitalverstümmelnden Chirurgen. Das entwicklungsgeschlechtliche Pendant zum Penis ist jedoch die Klitoris, während beim Fötus das Müller’sche Gangsystem, aus dem sich die Vagina entwickelt, bei männlicher Ausdifferenzierung degeneriert, das heißt, Männer können kein Pendant zur Vagina haben.
Ärzte achten oft nur auf eine „kohabitationsfähige“ Vagina. Auf eine annähernd ästhetische Gestaltung der Vulva legen sie wenig Wert legen. Insgesamt gilt das dann als „guter Kompromiß“ - für sie. Ob das die Betroffenen auch so sehen, zumal diese nicht einmal an der „Kompromißfindung“ beteiligt wurden, interessiert offensichtlich nicht.
Um eine „Kompromißfindung“ geht es auch seltenst einmal bei einer ärztlichen „Aufklärung“ der Eltern, hier wird eher überredet. Meist geht es um „die Gesellschaft“ im Allgemeinen und im besonderen um die Unannehmlichkeiten, die den Eltern könnten, wenn beispielsweise andere beim Windelwechsel sehen könnten, „was für ein“ Kind sie haben... Es wird dann allen Ernstes empfohlen, daß nach einer Korrektur die Mutter ihre Freundinnen die Genitalien ihres Kindes sehen läßt, um Diskussionen ein für allemal zu beenden. Wir fragen uns, welche Mutter eines „normalen“ Kindes es nötig hat, auf solch drastische Weise die „Normalität“ ihres Mädchens unter Beweis zu stellen und sind der Ansicht, daß sie erst durch solch übertrieben-demonstratives Verhalten von den Eltern in ihrer sozialen Umgebung irreparabel diskreditiert wird.

Psychosexuelle Auswirkungen
Es ist schwer, die psychologischen Auswirkungen der Behandlung zu benennen, da dies maßgeblich davon abhängt, welche Bereiche die Betroffenen bereits selbst reflektieren konnten. Entsprechende Auswertungen von kritischen Fachfrauen fehlen.
Die psychischen Auswirkungen der Genitalverstümmelung können tief im Unterbewußtsein der Betroffenen verankert sein und verschiedene Verhaltens“störungen“ (wir nennen sie Antworten und Reaktionen) hervorrufen.
Die Betroffenen reagieren mit Gefühlen der Unvollständigkeit, Angst, chronischer Gereiztheit, sexuellem Desinteresse und Psychosen. Schwere Depressionen sind sehr häufig, die Selbstmordrate ist hoch. Der Vertrauensverlust gegenüber dem engsten Umfeld ist eine weitere Folge.
Nicht selten wird auch eine Revision der geschlechtlichen Zuweisungsentscheidung verlangt, wobei das medizinische Establishment gerne vorschnell die Betroffenen zu Transsexuellen erklärt, anstatt ihren Status als falsch behandelte Iintersexuelle anzuerkennen.
Als Ursache der Traumata sind in jedem Fall medizinische Eingriffe (OP’s, Bougierungen, sonstige Nachuntersuchungen) eindeutig auszumachen. Nicht zu unterschätzen ist vor allem die Rolle von „Nachversorgungen“, die die primäre traumatische Erfahrung verstärken. Alleine aus diesem Grund ist von OP’s in frühkindlichem Alter dringendst abzuraten, da sich Nachbehandlungen dann durch die gesamte Kindheit und das Jugendalter hindurchziehen.
Unmittelbare Auswirkungen auf Kinder werden meist ausgeblendet oder billigend als das „kleinere Übel“ in Kauf genommen und sind kaum dokumentiert. Wir wissen jedoch aus eigenen Recherchen, daß Reaktionen bis zum vorübergehendem totalen Sprachverlust und gravierenden Störungen der weiteren kognitiven Entwicklung gehen kann.
Daß sich die Betroffene bei den Untersuchungen schämt, ist selbstredend. Viel schlimmer ist jedoch, daß sie sich vor ihren eigenen Genitalien zu ekeln lernt und bei der permanenten Begutachtung von außen, beginnend bereits im Kleinstkindalter, nicht in der Lage ist, ein eigenes Ich, eine Ich-Identifikation aufzubauen und dahingehende Versuche ständig im Keim zerstört werden.
Doch selbst wenn dem Kind durch die Operation während der Kinder- und Jugendjahre die psychosoziale Belastung erspart bleiben würde, so sind die Operationen irreparabel.
Da nach herrschenden Maßstäben ein Kriterium für eine „gelungene“ Korrektur auch die heterosexuelle Orientierung „des Patienten“ ist, müßte alleine aus diesem Grunde in der Mehrzahl der Fälle „Scheitern“ konstatiert werden, denn eine deutliche Mehrheit von Intersex-Überlebenden ist lesbisch, bisexuell oder schwul.

Psychosoziale Probleme können niemals chirurgisch/endokrinologisch gelöst werden. Stattdessen muß eine fundierte psychologische Betreuung der ganzen Familie stattfinden. Nur so kann sichergestellt werden, daß sich ein Kind selbst für verschiedene Alternativen entscheiden kann. Bisher werden Kinder in sehr frühem Alter bei gleichzeitigem Verschweigen ihres ursprünglichen Geschlechtes korrigiert, um eine vorzeitige Bewußtwerdung als Intersexuelle zu verhindern. Doch dies ist insofern absurd, da das Kind durch eben diese medizinischen Mißhandlungen den Eindruck bekommt, es sei zwar ein Junge (oder Mädchen), aber als solches/r abnormal.

Wir gehen davon aus

  • daß alle Ereignisse aufgenommen werden, demnach auch die unter Narkose und im Kleistkindalter
  • daß die Operation bzw. Bougierung, in welchem Kontext auch immer, doch den ersten sexuellen Kontakt darstellt

Zusammenfassende Bewertung
Genitalverstümmelung an Menschen ist in jedem Kontext die physische Umsetzung des patriarchalen heterosexistischen Gedankengutes mit dem Ziel der psychischen Unterwerfung und Vernichtung.
Sie zeugt in den hier geschilderten Fällen von einer frauenverachtenden Einstellung und von ausgeprägtem Sadismus. Um die insgesamt ausgelebte Brutalität der beteiligten Ärzte an den betroffenen Kindern erklären zu können, kann ein pädophiles Anliegen vermutet werden.
Wie sonst ist es zu erklären, daß wider besseren Wissens einem Mädchen die Klitoris abgetrennt wird, sie auf Lebzeit verstümmelt wird, daß ein kleines Kind immer wieder und ohne neue Veranlassung mit Fingern penetriert wird, bis es blutet, daß ein Mädchen als Kind vergewaltigt wird, um dann mit 14 Jahren „gebrauchsfertig“ zu sein für künftige Penetrationen, daß pornographisches Bildmaterial anzufertigt wird und dann nach all dem Dankbarkeit erwartet wird für die „wichtige Lebensbegleitung zu einer erfüllten Geschlechtsidentität“?
Mit welcher Selbstverständlichkeit wird davon ausgegangen, daß eine heterosexuelle Lebensweise, ausgelebt durch die Penetration des Mannes, die einzig wünschenswerte sei!

Faschismus
„Der moderne Genozid verfolgt ein höheres Ziel. Die Beseitigung des Gegners ist ein Mittel zum Zweck, eine Notwendigkeit, die sich aus der übergeordneten Zielsetzung ergibt. Dieses Ziel ist die Vision einer besseren, von Grund auf gewandelten Gesellschaft. Der moderne Genozid ist ein Element des ‘Social Engeneering’, mit dem eine soziale Ordnung realisiert werden soll, die dem Entwurf einer perfekten Gesellschaft entspricht ... Das ist die Vision des Gärtners, nun allerdings über die ganze Welt gehegt ... Dieser Gärtner haßt das Unkraut, das Häßliche inmitten des Schönen, die Unordnung inmitten der Ordnung ... Nicht als solches muß das Unkraut ausgerottet werden, sondern weil es die schöne Ordnung des Gartens verhindert [...] Alle Vorstellungen von einer Gesellschaft als Garten definieren bestimmte soziale Gruppen als Unkraut: Unkraut muß ausgesondert, gebändigt, an der Ausbreitung gehindert werden, von der Gesellschaft ferngehalten und wenn all dies nichts nützt, vernichtet werden.“ (Baumann (1992): Dialektik der Ordnung. Die Moderne und der Holocaust, Hamburg)

Betroffene erleben Bougierungen und gynäkologische Untersuchungen als Vergewaltigungen, die Behandlungsverläufe insgesamt als Folter.
Der gesamte Behandlungsablauf stellt schwerste Köperverletzung sowie eine gravierende Verletzung von Frauen- und Menschenrechten dar.

Wer wir sind und was wir wollen
Wir stehen im Kontakt mit anderen Betroffenen sowie einer internationalen Vernetzung Intersexueller. Dennoch ist die Kontaktierung weiterer gynäkologisch Geschädigter ein sehr langwieriger Prozeß. Daher suchen wir primär weitere Betroffene zum Erfahrungsaustausch, aktuell jedoch auch InteressentInnen, die in ihrem jeweiligen Tätigkeitsbereich diesen Themenkomplex weiter verfolgen wollen.

Wir wollen neben diesem Kontaktnetz mit Lobbyistinnen u.a.

  • Öffentlichkeitsarbeit durch Herausgabe von Broschüren und Vorträgen leisten, die eine öffentliche Diskussion um die Intersexualität und Genitalverstümmelung anregen sollen,
  • eine unabhängige Beratungsstelle gründen, um
  • eine alternative, psychologische und gynäkologische Beratungsmöglichkeit für Eltern zu bieten,
  • Genitalverstümmelungen mit den dazugehörigen gynäkologischen Untersuchungen Minderjähriger und Bougierungen durch Öffentlichkeitsarbeit, Beratung und Auflärung zu stoppen und
  • Prozeßhilfen bei Schadensersatzforderungen für Betroffene bereitzustellen.

zitierte Literatur


Altwein, 1989: Zeitschrift für Kinderchirurgie (Sonderdruck 1989), Hippokrates, Aufsatz von J.E. Altwein und J. Homoki

Fausto-Sterling, 1993: aus „re-membering a queer body“ von Morgan Holmes in: Undercurrents (publ. by Faculty of Environmental Studies, York University), May 1994, S. 11-13

Hecker, 1982: aus „Zeitpunkt, Operation und Ergebnisse der Korrektur des intersexuellen Genitale“, „Wissenschaftliche Information“ Milupa, 1982, S. 245

Pelzer/Distler, 1994: Praxis der Kinder- und Jugendgynäkologie, Enke-Verlag

Schüßler/Bode, 1992: Geprüfte Mädchen, Ganze Frauen - zur Normierung der Mädchen in der Kindergynäkologie, efef-Verlag

Walker, 1993: Das geheime Wissen der Frauen, 2001 und dtv

Young, 1937: Young HH: Genital Abnormalities, Hermaphroditism and Related Adrenal Disease. Williams an Wilkins. Baltimore, 1937, S. 119-123

Anmerkung zu Terre des Femmes [2001]: Dieser Verein lehnt ein politisches Aufgreifen der Thematik seit März 1996 ohne Angabe von Gründen ab - trotz seinem Engagement zu Genitalverstümmelungen in Afrika. Die Koopertionsbereitschaft weißer Anti-FGM Gegnerinnen gilt weltweit als die schlechteste überhaupt. Sie ist schlechter als jene von ÄrztInnen. Der Abdruck dieses Artikels war das bislang einzige Engagement von TDF zu diesem Komplex.


Siehe auch:

- Selbstdarstellung der AGGPG 
- "Für die Kinder kämpfen wir" - Michel Reiter, 1997
- "Vernichtung intersexueller Menschen in westlichen Kulturen" - Flugblatt AGGPG (1998)
- "Medizinische Intervention als Folter" - Michel Reiter 30.6.2000 
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung (Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal")
- Genitalverstümmelungen an Zwittern gleich schädlich wie weibliche Genitalverstümmelung - Terre des Femmes, 2004
- Konstanze Plett über Genitalverstümmelung, amnesty journal 03/08
- Amnesty Deutschland: Historischer Entscheid für "Menschenrechte auch für Zwitter!"

Sunday, June 27 2010

"Er, sie, es" - Tagesspiegel, 27.6.10

>>> Nachtrag: Kommentare auf dem Hermaphroditforum    >>> Nachtrag 2

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter! 

Als bisher einziges kommerzielles Medium brachte der Tagesspiegel aus Berlin heute einen insgesamt >>> gelungenen Bericht von Ulrike Baureithel über das "Forum Bioethik" des Deutschen Ethikrates vom letzten Mittwoch, dem 23.6.10.

Der Titel des Artikels ist leider weder besonders originell noch neu noch gut. (U.a. wurde er bereits benutzt für einen Artikel von Katrin Hummel in der Frankfurter Allgemeinen vom 15.1.03., der darin mitportraitierte Michel Reiter merkte schon damals an: "[E]in Mensch wird nie ein Es sein; im Titel ist ein Diskredit enthalten und Sprachwissenschaftler sind gefordert, ethymologische Recherche der Pronomina es/ie/r (es, sie, er) zu betreiben.")

Im Gegensatz zur Pressemitteilung des Ethikrates zur Veranstaltung bringt der eigentliche Artikel aber Klartext: Bereits im Lead fällt das Wort "Zwangsoperationen", im ersten Abschnitt steht "Kastration", weiter unten ist die Rede von John Moneys "brutalen und entwürdigenden Experimente[n] an Kindern", die Forderung Überlebender nach einem Verbot der Genitalverstümmelungen wird ebenso erwähnt wie Konstanze Pletts Kritik an der Doppelmoral "unserer" Gesellschaft:

Die westliche Welt lamentiere über Genitalbeschneidung, und der Bundestag diskutiere ein Verbot, ohne wahrzunehmen, dass derlei tagtäglich auch hierzulande passiere.

Interessant auch der Vergleich der Rezensentin mit vorherigen Veranstaltungen des Deutschen Ethikrates:

Dass hinter jedem Einzelfall ein oft von Irrationalität und Leiden begleitetes Schicksal steht, erlebten vergangene Woche auch die deutschen Ethikräte, deren ansonsten akademisch dahin plätscherndes „Forum Bioethik“ beim Thema „Intersexualität – Leben zwischen den Geschlechtern“ plötzlich zu einer Konfrontationsarena zwischen dem Expertensystem und selbstbewussten Anwälten in eigener Sache wurde.

Natürlich stehen zwischendurch wiederholt Dinge drin, nun wirklich nicht hätten sein müssen, wenn etwa als zusätzlicher "Experte" ausgerechnet der unsägliche Sexologe und wohl unverbesserliche Verstümmelungsentschuldiger und -zulieferer Hartmut Bosinski zitiert wird. Auch werden einmal mehr unkritisch und unhinterfragt die beschönigten Zahlen und Statistiken des "Netzwerk DSD/Intersexualität" kolportiert: "Je nach Ausprägung und Zuordnung kommt auf 3000 bis 5000 Geburten ein Kind mit einem uneindeutigen Geschlecht, schätzen Experten." Dabei ist hinlänglich belegt, dass Medizyner diese nur nennen, wenn es um die Abwehr von Kritik geht, während sie bei der "Gewinnung" neuer Opfer 1:1000 veranschlagen.

Auch (ausgerechnet!) Magnus Hirschfeld und Judith Butler werden ebenfalls völlig unkritisch und unhinterfragt hinzugezogen, und so sicher wie das Amen in der Kirche kommt die Autorin zum Schluss wieder zurück auf das ihr selber offenbar viel bedeutende Thema der "Normalgesellschaft", die "auf ein binäres Schema fixiert" sei, obwohl sich an der Veranstaltung, wie sie offensichtlich etwas verwundert festhält, "der Streit um Behandlungspraktiken drehte".

Alles in allem nahm sie die Kritik der Überlebenden daran aber immerhin ernst genug, um ihr im Artikel Platz einzuräumen und dabei Klartext zu bringen. Dafür ein herzliches Danke!

>>> http://www.tagesspiegel.de/wissen/er-sie-es/1869792.html

>>> Nachtrag: Kommentare auf dem Hermaphroditforum

>>> Nachtrag 2: Der Titel wurde inzwischen online geändert zu "Zwischen den Geschlechtern". Auch der Lapsus "Verein interkultureller Menschen" wurde inzwischen berichtigt zu "Verein intersexueller Menschen".  

>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 23.6.10
>>> Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 22.6.10

>>> Pressemitteilung des Deutschen Ethikrates vom 25.6.10
>>> Veranstaltung des Ethikrates in Berlin, Mi 23.6.10 18h: "Intersexualität - Leben zwischen den Geschlechtern" 

Wednesday, June 23 2010

"Intersexualität": Anliegen an den Deutschen Ethikrat, 23.06.2010

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Schreiben und Flugblatt von Zwischengeschlecht.org vom 23.6.2010:

Daniela Truffer, Markus Bauer (Zwischengeschlecht.org), 06.07.2008 Bild: © Dominik Huber
  

Anliegen der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
an den Deutschen Ethikrat

Forum Bioethik vom 23. Juni 2010


Sehr geehrter Deutscher Ethikrat

Keine TäterInnensprache, bitte!

Kann ein Zwitter Sünde sein?

Seit 14 Jahren verurteilen überlebende Zwitter das, was ihnen von PädiaterInnen, EndokrinologInnen und ChirurgInnen angetan wird, öffentlich als Genitalverstümmelungen, Zwangskastrationen, genitale Zwangsoperationen, Hormonzwangsbehandlungen, sexualiserte Gewalt ("Kindesmissbrauch") und als medizinische Folter. Eine neutrale und objektive, aber trotzdem nicht beschönigende Bezeichnung ist zum Beispiel kosmetische Genitaloperationen an Kindern (mit 'uneindeutigen' körperlichen Geschlechtsmerkmalen). Beschönigungen wie "korrigierende oder angleichende Eingriffe" entstammen dagegen der TäterInnensprache. Dass der Ethikrat solche unreflektiert benutzt, muss hoffentlich künftig nicht sein.

Körperliche Unversehrtheit ist das erste Gebot!

Kosmetische Genitaloperationen an Kindern sind ein schwerwiegender Verstoss gegen das Grund- und Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung (Grundgesetz Art. 2 Abs. 2).
Seit über 50 Jahren werden Zwitterkinder systematisch genitalen Zwangsoperationen unterzogen. Es handelt sich unbestritten um medizinisch nicht notwendige, kosmetische Eingriffe, die seit Jahrzehnten als unkontrollierte Menschenexperimente durchgeführt werden, ohne die informierte Einwilligung der Betroffenen und ohne jegliche Evidenz. 
Seit 1996 fordern überlebende Zwitter und ihre Organisationen an erster Stelle die schnellstmögliche Beendigung der Genitalverstümmelungen und die Durchsetzung des Grund- und Menschenrechts auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung auch für Zwitter.
Seit 1997 prangern namhaften KulturwissenschafterInnen, BioethikerInnen und JuristInnen die Zwangsoperationen als unangemessen und menschenrechtswidrig an. Seit 2004 verurteilt Terre des Femmes genitale Zwangsoperationen an Zwittern als Verstümmelung und zieht Parallelen zwischen genitalen Zwangsoperationen in westlichen Kinderkliniken und den weiblichen Genitalverstümmelungen in Afrika.
2008 sah das OLG Köln das "Selbstbestimmungsrecht [...] in ganz erheblichem Maße verletzt" (5 U 51/08).
2009 rügt das UN-Komitee CEDAW die Bundesregierung wegen der Zwangsoperationen und fordert "wirksame[...] Massnahmen zum Schutz ihrer Menschenrechte" (CEDAW/C/DEU/CO/6).
2010 verurteilt die Deutsche Sektion von Amnesty International die kosmetischen Genitaloperationen als "fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte", nennt an erster Stelle das "Recht auf körperliche Unversehrtheit" und setzt die "Ächtung" der Zwangseingriffe in den "Mittelpunkt der Bemühungen".

Solidarität mit Zwittern statt VereinnahmungDass demgegenüber der Deutsche Ethikrat zum heutigen Forum Bioethik anstelle der Urforderung überlebender Zwitter nach Beendigung der Zwangsoperationen plötzlich Anliegen und Forderungen dritter Interessengruppen ins Zentrum rückt (Benachteiligung durch "das Personenstandsrecht, das Namensrecht sowie das Ehe- und Lebenspartnerschaftsrecht", Aufnahme des "Merkmal[s] der sexuellen Identität in das [...] Grundgesetz (Art. 3 Abs. 3 Satz 1)", die zudem politisch alles andere als unumstritten sind, wirft in der Tat Fragen auf.
Ebenso, dass der Ethikrat Artikel 2.2 des Grundgesetzes gar nicht erst erwähnt und obendrein zuerst noch einmal darüber diskutieren will, ob die Verstümmelungen überhaupt gegen "das Recht auf physische und psychische Unversehrtheit" verstossen – oder eventuell auch nicht?!
Konkrete Antworten und Ergebnisse innert nützlicher Frist wären hier hoch willkommen.

Es braucht ein gesetzliches Verbot der Verstümmelungen!

Seit 14 Jahren klagen Überlebende die Genitalverstümmelungen öffentlich an und fordern die Medizyner zum Aufhören und die Politik zum Handeln auf – vergeblich. Die Bundesregierung gab zu Protokoll, von unzufriedenen Zwangsoperierten nichts zu wissen, und sieht bis zum heutigen Tag keinen Handlungsbedarf.
Ähnlich wie bei Überlebenden von sexualisierter Gewalt ("Kindesmissbrauch") ist der Rechtsweg für überlebende Zwitter ein Alptraum und eine Farce. Da die Verstümmelungen in der Regel vor dem 2. Lebensjahr erfolgen sowie wegen der damit verbundenen schweren Traumatisierungen haben erwachsene Überlebende in der Regel keine Chance, vor Ablauf der Verjährung zu klagen. Erst 2007 gelang es Christiane Völling als erster – und immer noch einziger! – praktisch in letzter Minute ihren früheren Chirurgen anzuzeigen, wenn auch nur zivilrechtlich. Wäre sie wie die meisten Zwitter schon als Kleinkind verstümmelt worden, wäre ihr Zwangsoperateur ebenfalls unbehelligt davongekommen.
Wie die potentiellen Opfer von sexualisierter Gewalt und weiblicher Genitalverstümmelung brauchen auch Zwitter besonderen rechtlichen Schutz vor genitalen Zwangsoperationen und zur Gewährleistung der vollständigen Umsetzung und Anwendung ihrer Menschenrechte auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde.
Ein explizites gesetzliches Verbot kosmetischer Genitaloperationen an Kindern ist unter Überlebenden eine der unbestrittensten Forderungen und hat auch realpolitisch gute Chancen.
Der Ethikrat könnte einen entscheidenden Beitrag leisten zu ihrer schnellstmöglichen Verwirklichung – ohne dass zuerst noch zahllose weitere Kinder einen lebenslangen Leidensweg durchlaufen müssen wie schon viele Tausende vor ihnen!

An ihren Taten sollt ihr sie erkennen!

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!Tag für Tag wird in Deutschland mindestens ein wehrloses Kind unwiederbringlich verstümmelt. Seit bald 10 Jahren gibt es dazu regelmässig ExpertInnenrunden, Fachgespräche, Foren – Worte, Publikationen, Absichtserklärungen, Versprechungen, Vertröstungen ...
Die TäterInnen operieren unkontrolliert weiter. Zu konkreten Schritten zur Beendigung der kosmetischen Genitaloperationen kam es bisher nie.
Zahllose Zwangsoperierte setzen seit langem grosse Hoffnungen in den Deutschen Ethikrat. Dass endlich etwas geschieht. Dass das Unrecht und das Leid endlich aufhören. Dass nicht mehr länger vor der eigenen Haustüre tatenlos geduldet wird, was man gleichzeitig anderswo lautstark als unmenschlich verdammt. Dass endlich jemand die Messer und Spritzen stoppt.
Wir wünschen uns vom Ethikrat, dass diese Hoffnung nicht vergebens war.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und "Menschenrechte auch für Zwitter!".


Freundliche Grüsse

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
Gründungsmitglied Schweizerische Selbsthilfegruppe Intersex.ch
Mitglied Intersexuelle Menschen e.V.
Mitglied XY-Frauen
Mobile +41 (0) 76 398 06 50
presse_a_zwischengeschlecht.info

http://zwischengeschlecht.org
Regelmässige Updates: http://zwischengeschlecht.info

>>> Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013

>>> Ethikratdiskurs: "Wie so oft wird um den heissen Brei herumgeredet"
Daniela "Nella" Truffer (Zwischengeschlecht.org), Anhörung 08.06.2011

>>> Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org zum Ethikrat-Forum 23.06.2010
>>> "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik" 23.6.10
>>> "Ethik als Freifahrtschein, an die Eltern eine ohnehin schon feststehende Entscheidung
        abzudelegieren" - Claudia Wiesemann, Forum Bioethik 23.6.10
>>> Pressemitteilung des Deutschen Ethikrates vom 25.6.10
>>> Veranstaltung des Ethikrates in Berlin 23.6.10
>>> "Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org am "Forum Bioethik" 23.6.10
--> Bayerischer Rundfunk   --> Tagesspiegel   --> Deutschlandradio   --> e-politik

>>> Übersichtsseite zur Ethikrat-Anhörung 2011
>>> Ethikrat-Online-Diskurs zensiert Betroffene

>>> Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs "Intersexualität" (I)
>>>
Zensur 2.0 - Ethikrat löscht Kommentar von ETEKAR (II)  
>>> Meinungsäusserung à la Ethikrat: Verstümmeln akzeptieren oder Maulkorb (III) 
>>>
Dokumentation der Zensur auf dem Ethikrat-Online-"Diskurs" (IV) 
>>>
Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org 19.7.11    >>> Dementi Deutscher Ethikrat
>>>
Prof. Hans Naujoks – "seit 1934 rassistische Operationen an Intersexuellen" (V) 
>>> Deutscher Ethikrat: Privilegien für Genitalverstümmler, Zensur für Opfer  

>>> Deutscher Ethikrat: "Verstümmeln ist OK,
        solange es nicht um die Geschlechtsidentität geht" 

Ethikrat-Pressekonferenz, 23.2.12 (Bild: © dapd / sueddeutsche.de)

Ethikratstellungnahme 2012 als Freibrief zum Kinderverstümmeln:
>>> Prof. Dr. Dagmar L’Allemand-Jander ("EuroDSD")  
>>> Prof. Dr. Wieland Kiess (Dekan Medizinische Fakultät Leipzig) 

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>>
Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>>
Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>>
150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>>
Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter

Siehe auch:
- "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller chirurgischen Genitalverstümmelungen in deutschen Kinderkliniken
- USA: Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Dix Phillip Poppas von Ethikerinnen geoutet
- Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg  
- Genitale Zwangsoperationen: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert
- EthikerInnen als MittäterInnen   

Sunday, June 20 2010

Bundesregierung und Ethikrat: Genitalverstümmelungen an Zwitterkindern in Diskussion mit aufnehmen und handeln - Marion Böker

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Die Menschenrechtsexpertin Marion Böker hat auf ihrer Kalenderseite (--> Eintrag zum 23.6.10) beim Hinweis auf die Ethikrat-Veranstaltung vom nächsten Mittwoch in Berlin folgende solidarische Anmerkung publiziert:

Im Zuge dieser Debatte im Ethikrat ist darauf hinzuweisen, dass die Bundesregierung Genitalverstümmelungen bzw. kosmetischen Genitaloperationen an Kindern mit "uneindeutigen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen (sogenannte Zwitter / Hermaphroditen / Intersexuelle) in der ganzen Diskussion nicht mitaufgenommen hat. Es geht dabei um massive Verstöße gegen körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung. Trotz der CEDAW-Sitzung 2/2010 und dem CEDAW-Schattenbericht auch zum Thema kosmetische Genitaloperationen und weitere medizinisch nicht notwendige Zwangsbehandlungen an Zwitterkindern, die durch die Beschneidungen mehrheitlich zu "eindeutigen Frauen" zurechtgestutzt werden sollen, sowie mit der anschließenden Rüge des CEDAW-Ausschusses an die Bundesregierung, hat die Bundesregierung noch nicht gehandelt.

Hier finden Sie den CEDAW-Schattenbericht auch zum Thema kosmetische Genitaloperationen und weitere medizinisch nicht notwendige Zwangsbehandlungen an Zwitterkindern [PDF]

Wir sagen Dankeschön! Und hoffen, dass sich noch mehr solidarische Nicht-Zwitter tatkräftig dafür einsetzen werden, dass das Grund- und Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit endlich auch für Zwitterkinder durchgesetzt wird – von selbst wird das leider nicht kommen ...

Siehe auch:
- Genitalverstümmelungen an Zwittern: Aufruf zur Solidarität
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit)
- "Genitalverstümmelung ein afrikanisches Problem?" 
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung (Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal")
- Genf: UNO mahnt Bundesregierung
- CEDAW: Schriftliche Empfehlungen an die Bundesregierung
- Intersex-Schattenbericht online und als Download 

Tuesday, June 8 2010

Positionspapier Bündnis 90/Die Grünen + Fachgespräch QueerGrün Berlin, 8.6.10: Am konkreten Problem vorbei

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Die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hat unlängst ein Positionspapier "Menschenrechte Intersexueller gewährleisten" veröffentlicht, das leider das eigentliche Problem der Verletzung des Grund- und Menschenrechts auf körperlichen Unversehrtheit einmal mehr aussen vor lässt.

Auch konkret lassen die Bundes-Grünen genitalverstümmelte Zwitter weiterhin im Regen stehen:

Statt wie von der Zwitterbewegung seit 14 Jahren gefordert endlich einmal konkrete Vorstösse gegen die SeriengenitalabscheiderInnen in deutschen Spitälen zu unternehmen, starten die Grünen lieber die x-te chancenlose Initiative zu einer Änderung des Personenstandsrechts – bekanntlich eine Hauptforderung von Transsexuellen/Transgendern, und NICHT von Zwittern – während die SerientäterInnen weiterhin ungehindert im Akkord wehrlose Zwitterkinder verstümmeln ...

Schlimmer noch, das Positionspapier macht sprachlich und in der Sache wiederholt gemeinsame Sache mit den TäterInnen (mehr zum Positionspapier siehe unten "Kommentar").

Gleichzeitig lädt heute die Landesarbeitsgruppe QueerGrün Berlin unter dem Titel: "Kontrollierte Körper und beschädigte Psychen: Menschenrechtsverletzungen der Medizin an Intersexuellen und Trans*" wieder einmal zu einem "Fachgespräch" (die entsprechende Ankündigung ist zu unterst vollständig dokumentiert).

Leider scheint dabei auch QueerGrün nicht zum ersten Mal primär die Problematik und Sichtweise der Transsexuellen im Blickfeld zu haben. Zumindest die Ankündigung zielt ebenfalls in leider altbekannter Weise am eigentlichen Problem der Zwitter vorbei:

Die massivsten Grund- und Menschenrechtsverletzungen an den "Intersexuellen" werden (im Gegensatz zur den Forderungen der Tanssexuellen/Transgender) laut Ankündigung leider, leider wieder mal von vornherein bagatellisiert – und nach bekanntem Muster instrumentalisiert zu Gunsten einer erhöhten Sichtbarmachung der in Wahrheit auf einer anderen Ebene gelagerten Grundrechtsverletzungen von Transsexuellen:

Dies beginnt schon im Titel, wo die massiven körperlichen Schäden durch die heute noch möglichst flächendeckend durchgeführten Genitalverstümmelungen an wehrlosen Zwitterkindern verniedlicht werden, indem deren Körper nach dem Verständnis von QueerGrün Berlin nicht etwa "beschädigt" werden, sondern lediglich "kontrolliert" (im Gegensatz zur Psyche/Identität, dem Hauptthema der Transsexuellen).

Dieselbe Tendenz setzt sich in der Ankündigung dann auch im Kleingedrucken konsequent fort: Statt Klartext zu reden über Genitalverstümmelungen, Zwangskastrationen, genitale Zwangsoperationen oder nur schon von kosmetischen Genitaloperationen an Zwitterkindern, ist in Bezug auf die Zwitter lediglich die Rede von "sogenannte „geschlechtsangleichende Operationen“ [...], um dem Kind ein „eindeutig“ männliches oder weibliches Geschlecht zuzuweisen". Dies ist TäterInnensprache! Zwangsoperierte Zwitter wehren sich seit Jahrzehnten gegen diesen sprachliche Verschleierung und Beschönigung!

Doch es kommt noch übler: Bei den "Trans*-Menschen" ist nebst der von diesen bevorzugten Sprachregelung, nämlich "„geschlechtsangleichende“ Maßnahmen" dann demgegenüber zusätzlich noch explizit die Rede von "Zwangskastration"! Dies ist nicht nur eine Verdrehung der Tatsachen, sondern eine schamlose Vereinnahmung und Verniedlichung der medizynischen Verbrechen an Zwittern!

Denn es verdeckt den realen Unterschied zwischen Zwangskastrationen, wie sie einerseits wehrlosen Zwittern gewaltsam oder mit Lügen von einer angeblich direkt lebensbedrohenden "generellen Krebsgefahr" aufgezwungen werden, ohne dass diese eine Möglichkeit hätten, sich dagegen zu wehren oder abzulehnen, und andrerseits dem Kastrationszwang, wie ihm Transsexuelle/Transgender mit eindeutigen körperlichen Geschlechtsmerkmalen ausgesetzt sind, die eine Änderung des Personenstandseintrags wollen, ohne dass sie deshalb gewaltsam oder durch hinterlistische Täuschung gezwungen würden. Diese Verdrehung entspricht sinngemäss etwa einer Gleichsetzung/"Verwechslung" von Nötigung ("Geld oder Leben!") mit Mord aus dem Hinterhalt.

In dieselbe Kerbe haut auch das von QueerGrün als Ankündigung verwendete Piktogramm:

Hier ist klar ein erwachsener Mensch abgebildet, es steht also wiederum für Transsexuelle oder Transgender – Zwitter, die in der Regel nach wie vor als Kleinkinder vor dem 2. Lebensjar von den Medizynern verstümmelt werden, bleiben einmal mehr aussen vor.

Wörter, Symbole und Zeichen schaffen Tatsachen, wer sie unsachgemäss benutzt oder gar mutwillig für eigene Zwecke verdreht, macht sich zur MittäterIn!

Aus diesen Gründen, und weil Vereinnahmung und Instrumentalisierung von Zwittern durch LGBT inkl. "Trans*-Menschen" leider eine Jahrzehnte alte, unwürdige Tradition hat, die bisher von beiden Seiten noch nicht wirklich aufgearbeitet wurde, sollten die massiven Menschenrechtsverletzungen an Zwittern besser nicht im selben Atemzug bzw. an derselben Veranstaltung mit Transgender/Transsexuellen behandelt werden. Wer dies trotzdem tut, sollte sich der Gefahr bewusst sein und entsprechende Vorsicht an den Tag legen – ausser, die Betreffenden nehmen die Fortsetzung der Zwittervereinnahmung entweder mutwillig in Kauf, oder haben es gar von vornherein darauf abgesehen.

Kommentar:

An und für sich ist es ja prinzipiell positiv, dass QueerGrün wie auch die Mutterpartei sich gegen Menschenrechtsverletzungen an Zwittern positionieren wollen.

Die vorliegende Veranstaltungsankündigung lässt jedoch leider nicht zum ersten Mal betreffend der oben angesprochenen Kritikpunkte jegliche notwendige Sensibilität vermissen, und auch die geladenen Expert_innen haben sich leider diesbezüglich zumindest bisher nicht gerade durch analytische Trennschärfe hervorgetan (geschweige denn durch realpolitisch durchsetzbare, klare Positionen und Forderungen, etwa indem sie sich aktiv für ein Verbot der Genitalverstümmelungen an Zwitterkindern einsetzen würden).

Bezeichnenderweise kommt das von allen Zwitterorganisationen in ihren Forderungslisten nicht zufällig an erster Stelle angeführte, zentrale Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung im ganzen QueerGrün-Ankündigungstext nicht ein einziges Mal vor!

Obwohl u.a. Amnesty Schweiz und Amnesty Deutschland, aber auch Terre des Femmes Schweiz erst gerade bewiesen, dass es auch anders geht – nämlich mit Klartext, auf den Punkt gebracht und erst noch ohne Vereinnahmung! Ebenso die schweizer Grünen.

Nur die deutschen Grünen haben bisher trotz bald Jahrzehnte langem Gerede noch nichts konkretes zur Durchsetzung des Rechts auf körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter auf die Reihe gekriegt – sondern zumindest bisher stattdessen stets bloss Vereinnahmung pur! (eins / zwei / drei / vier / fünf / sechs)

Auch das 4-seitige Positionspapier der Bundes-Grünen "Jenseits des Geschlechts: Menschenrechte Intersexueller gewährleisten" mit Datum vom 6. Mai 2010 zielt einmal mehr am eigentlichen Problem vorbei und hofiert letztlich gar zum Teil einmal mehr die Zwangsoperateure (etwa, in dem es auf S. 2 unbesehen und unhinterfragt deren je nach Bedarf beschönigte Zahlen und Statistiken übernimmt). Auf S. 3 wird gar unterstellt, zwangsoperierte Zwitterkinder (in der Regel unter 2-jährig!) wären zumindest "bedingt einwilligungsfähig". Weiter ist die Rede von "sexuelle Funktionsfähigkeit", ohne dass eben der deren Infragestellung durch Verminderung/Verlust des sexuellen Empfindens durch die Verstümmelungen je angesprochen wird (viele Zwangsoperierte spüren nichts mehr oder nur noch Schmerzen). Das ist einmal mehr unhinterfagt übernommene TäterInnensprache der SerienverstümmlerInnen vom "Netzwerk DSD/Intersexualität" / "EuroDSD"!

Das den Zwittern nach wie vor vorenthaltene, zentrale Grund- und Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit kommt im ganzen Positionspapier immer noch kein einziges Mal vor!

Statt endlich entschlossen gegen die Medizyner-Verbrecher vorzugehen und ihnen endlich, endlich das Verstümmeln wehrloser Kinder gesetzlich zu verbieten (z.B. entsprechend dem aktuellen Gesetzesentwurf gegen weibliche Genitalverstümmelung), geht es den Grünen auf S. 4 in ihrer konkreten politischen Arbeit aktuell dann folgerichtig einmal mehr lediglich um das Lieblingskind der Transsexuellen und Transgender, nämlich ausschliesslich um das Personenstandsgesetz. Während gleichzeitig wherlose Zwitterkinder genitalverstümmelt und kastriert werden – allein in deutschen Spitälern etwa JEDEN TAG EINES!!!

Fazit: Es wäre ja wirklich sehr schön und eine Riesenfreude, falls sich das alles anlässlich dieses x-ten "Fachgesprächs" der Grünen endlich ändern würde – aber ehrlich gesagt halt ich bis dahin die Luft nicht an ...

Siehe auch:
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung 
- Bundestag: "Weibliche Genitalverstümmelung ahnden" - aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ...
- Zitty 14/2013: Heute noch Intersex-Genitalverstümmelungen in der "Charité"  
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: "Du sollst den Begriff 'intersexuell' nicht unnütz gebrauchen!" 
- "Netzwerk DSD/Intersexualität" / "Euro-DSD": Lübecker Zwitterstudie frisiert 

Nachfolgend dokumentieren wir die oben kritisierte Veranstaltungseinladung:

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Sunday, May 9 2010

Genitalverstümmelungen an Zwittern

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Rundmail von Zwischengeschlecht.org vom 9.5.2010.
Ein entsprechendes Mail inkl. einer Bitte um Rückmeldung ging zusätzlich an diverse Meschenrechts- und Frauenorganisationen (darunter Frauenrat, Terre des Femmes, Amnesty Deutschland, Deutscher Ethikrat, Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, Ethikbeirat des Bundestags, LSVD, GenderKompetenzZentrum, u.s.w.), sowie an alle Mitglieder des Bundestags.

Menschenrechte auch für Zwitter!

Liebe Freund_innen der Zwitterbewegung

Mit grosser Freude haben wir erfahren, dass der Gesetzesentwurf "Strafbarkeit der Verstümmelung weiblicher Genitalien" an den Deutschen Bundestag überwiesen wurde, und dass in der Begründung unmissverständlich festgehalten wird, dass weibliche Genitalverstümmelungen ein "schwerwiegender Verstoß gegen das Recht auf körperliche Unversehrtheit des Opfers" darstellen. Sowie, dass auch Bundesrat und Bundesregierung beide unterstützend bestätigen, dass es sich bei weiblicher Genitalverstümmelung "um eine schwerwiegende Grund- und Menschenrechtsverletzung handelt".

Gleichzeitig sind wir aber bitter enttäuscht und zutiefst empört darüber, dass die Genitalverstümmelungen bzw. kosmetischen Genitaloperationen an Kindern mit "uneindeutigen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen (sogenannte Zwitter / Hermaphroditen / Intersexuelle) unseres Wissens nach in der ganzen Diskussion um den Gesetzesentwurf nirgends zur Sprache kamen, und insbesondere, dass bisher keine Frauen- oder Menschenrechtsorganisation dieses sträfliche Versäumnis lautstark reklamierte.

Und wir fragen: Warum ist das so?

Haben Zwitterkinder weniger Recht auf körperliche Unversehrtheit als Mädchen oder Frauen? Sind bei Zwittern Genitalverstümmelungen eine weniger schwere Grund- und Menschenrechtsverletzung als bei Frauen? Kann bei Zwitterkindern – im Gegensatz zu Frauen – tatsächlich einfach weggeschaut und auf eindeutige Signale gegen Genitalverstümmelungen verzichtet werden? Und, statt die Barbarei vor der eigenen Haustüre ebenfalls energisch zu bekämpfen, diese vielmehr billigend toleriert werden?

Warum schweigen die Menschenrechts- und Frauenorganisationen – und nehmen nicht längst laut und unmissverständlich Stellung gegen diese himmelschreiende Ungerechtigkeit?!

Wie lange noch?!

Umso mehr enttäuscht und empört sind wir über das Schweigen der Frauen- und Menschenrechtsorganisationen, weil namhafte ExpertInnen seit Jahren immer wieder bestätigen, dass die Genitalverstümmelungen an Zwittern durchaus mit der weiblichen Genitalverstümmelung vergleichbar sind. Dies sowohl betreffend ihren Folgen an Leib und Seele für die unschuldigen Opfer, wie auch in Bezug auf die theoretischen "Begründungen" namentlich durch die ausführenden MedizinerInnen (vgl. dazu z.B. Hanny Lightfoot-Klein 1992 und 2003 oder Antke Engel 1997). Übereinstimmungen, die von deutschsprachigen organisierten Zwittern seit über 14 Jahren öffentlich angeprangert werden (eins / zwei).

Umso unverständlicher erscheint uns dieses Schweigen weiter, als 2008/2009 eine Vielzahl von Frauen- und Menschenrechtsorganisationen verbal ihre Solidarität kundtaten im Zusammenhang mit dem von der Allianz der Frauenorganisationen unterstützten CEDAW-Schattenbericht zum Thema kosmetische Genitaloperationen und weitere medizinisch nicht notwendige Zwangsbehandlungen an Zwitterkindern, die durch die Beschneidungen mehrheitlich zu "eindeutigen Frauen" zurechtgestutzt werden, sowie mit der anschliessenden Rüge des CEDAW-Ausschusses an die Bundesregierung, jetzt aber anscheinend keine Taten folgen lassen wollen.

Dass es auch anders ginge, zeigt das Beispiel von Terre des Femmes Schweiz, Amnesty Schweiz und Grüne Schweiz, die sich letztes Jahr in der Vernehmlassung zu einem entsprechenden Gesetzesentwurf in der Schweiz klar und deutlich dafür aussprachen, dass auch die Genitalverstümmelungen an Zwittern mit einbezogen werden müssten, und ihre stillschweigende Ausklammerung im Schweizer Gesetzesentwurf unmissverständlich kritisierten.

Zwar gibt es auch zumindest einen klaren Unterschied zwischen weiblicher Genitalverstümmelung und den Verstümmelungen an Zwittern, nämlich, dass Zwitterorganisationen (im Gegensatz zu Organisationen betroffener Frauen) sich darüber einig sind, dass bei Zwittern lediglich uneingewilligte Eingriffe an wehrlosen Kindern verboten gehören, während erwachsene Zwitter selbst darüber bestimmen können sollen, ob sie als Erwachsene solche Eingriffe wollen oder nicht, und wenn ja, welche.

Abgesehen von diesem klaren Unterschied gibt es aber hauptsächlich weitgehende Übereinstimmungen, z.B. die lebenslangen körperlichen und seelischen Folgen der Verstümmelungen, die schwerwiegende Verletzung des Menschenrechts auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung, sowie auch die grundlegende juristische Problematik, dass verstümmelte Zwitter im Gegensatz zu verstümmelten Frauen noch weniger die Möglichkeit haben, später straf- und zivilrechtlich gegen das ihnen angetane Unrecht vorzugehen, da sie in der Regel noch früher verstümmelt werden, nämlich meist in den ersten zwei Lebensjahren, und so wegen der damit einhergehenden Traumatisierungen kaum je erfolgreich vor Ablauf der Verjährungsfrist Anzeige machen können. (Ausnahmen bestätigen die Regel: Christiane Völling, die bisher einzige Intersexuelle, die ihren Peiniger wenigstens noch zivilrechtlich erfolgreich belangen konnte, wurde erst im Alter von 18 Jahren zwangsoperiert. Sämtliche anderen Anzeigen von Betroffenen blieben bisher erfolglos.)

Wir bitten euch deshalb im Zusammenhang mit der kommenden Bundestagsdebatte um eure Solidarität!

Schweigt nicht weiter, während gleichzeitig TÄGLICH wehrlose Zwitterkinder genitalverstümmelt werden!

Macht euren Einfluss geltend, dass das unteilbare Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit auch für Kinder mit "uneindeutigen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen gilt!

Damit künftig auch Zwitterkinder mit unversehrten Genitalien aufwachsen können.

Vielen Dank für euren Einsatz für die Menschenrechte!

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Freundliche Grüsse

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
Gründungsmitglied Schweizerische Selbsthilfegruppe Inters*x.ch
Mitglied Inters*xuelle Menschen e.V.
Mitglied XY-Frauen
Mobile +41 (0) 76 398 06 50
presse_at_zwischengeschlecht.info

http://zwischengeschlecht.org
Regelmässige Updates: http://zwischengeschlecht.info

Siehe auch:
- Schweiz: Terre des Femmes, Amnesty und Grüne gegen Zwangsoperationen an Zwittern 
- "Genitalverstümmelung ein afrikanisches Problem?" 
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung (Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal")
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert
- Bundestag: "Weibliche Genitalverstümmelung ahnden" - aber die Zwitter verstümmelt nur ruhig weiter ... 
- Internationaler Tag gegen Mädchenbeschneidung (aber die Zwitter operiert nur ruhig weiter, sind ja keine Frauen, äh, Menschen ...)
- Bundesärztekammer gegen genitale "Zwangsoperationen" – natürlich nur bei "Mädchen und Frauen" ...

Wednesday, April 21 2010

Heute im Bundestag: Zwitter als Kanonenfutter für "sexuelle Identität" (Prof. Dr. Susanne Baer, Prof. Dr. Nina Dethloff)

>>> Nachträge 1-9

Solidarität mit Zwittern statt VereinnahmungHeute 21.4.10 findet um 12h im Bundestag eine >>> öffentliche Anhörung statt zu den erneuten Anträgen um Aufnahme von "sexuelle Identität" ins Grundgesetz. Insgesamt 9 JuristInnen werden dazu Stellungnahmen abgeben. Nachtrag 1: Alle haben inzwischen ihre Position schriftlich auf der Bundestagshomepage zugänglich gemacht.

Ob BefürworterInnen oder GegnerInnen, eines ist (Nachtrag 2: mit einer einzigen Ausnahme) allen gemeinsam:

Alle verwenden sie (u.a. entsprechend den Anträgen) den Begriff "Intersexuell", und alle verwenden sie ihn (wie auch die Anträge) vereinnahmend bzw. missbräuchlich.

Am schlimmsten treiben's dabei 2 "fortschrittliche" Befürworterinnen aus dem "Gender"- bzw. "Familien"-Umfeld:

Prof. Dr. Susanne Baer, LL.M., Direktorin GenderKompetenzZentrum, Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien an der Humboldt Universität zu Berlin, sowie Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Geschlechterstudien der Humboldt-Universität zu Berlin

Prof. Dr. Nina Dethloff, LL.M., Direktorin Institut für Deutsches, Europäisches und Internationales Familienrecht der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Nachtrag 3: Eine besondere Erwähnung verdient weiter >>> Prof. Dr. Bernd Grzeszick (PDF), LL.M., Direktor Institut für Staatsrecht, Verfassungslehre und Rechtsphilopsphie der Ruprecht-Karls-Univerität Mannheim, der es tatsächlich schafft, unter dem Zwischentitel "b) weitere Formen des Zusammenlebens"  "Intersexuelle" (als obligates Anhängsel von "Transgender") mit Polygamie in Zusammenhang zu bringen, und so deutlich illustriert, welch immensen politischen Schaden die Jahrzente langen LGBT-Vereinnahmungen anrichten.

Ausser Baer und Dethloff beschränken sich die übrigen JuristInnen zumeist darauf, den Begriff "Intersexuell" 1–2x als Zitat aus den vereinnahmenden Antragstexten zu übernehmen (Nachtrag 4 – Ausnahmen: Prof Dr. Winfried Kluth bringts auf 4 obligate Anhängsel unter "Personengruppe der Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgenden [sic!], transsexuellen und intersexuellen Menschen", während Prof. Dr. Ute Sacksofsky als einzige ganz ohne "Intersexuelle" auskommt – es ginge also doch!).

Prof. Dr. Susanne Baer und Prof. Dr. Nina Dethloff wollen sich offensichtlich zusätzlich als grossartige Expertinnen profilieren.

Beide beweisen dabei letztlich vor allem eines: Dass sie von der Sache, nämlich von den konkreten und realen Problemen und Leiden der realen Zwitter, nichts kapiert haben (wollen), sondern einzig und allein auf Vereinnahmung aus sind.

Dabei gehen Prof. Dr. Susanne Baer und Prof. Dr. Nina Dethloff beide mit einer Arroganz vor, die schon von weiten zeigt, dass beide sich ihres Privilegs als Nicht-Zwitter auch nicht ansatzweise bewusst sind (bzw. nicht sein wollen) – nämlich, im Gegensatz zu den allermeisten Zwittern, sich in ihrem ganzen Leben noch nie um die Unversehrtheit ihrer Geschlechtsteile gefürchtet haben zu müssen:

Beide klammern sie die eigentliche Problematik der genitalen Zwangsoperationen und sonstigen uneingewilligten, kosmetischen Zwangsbehandlungen letztlich konsequent aus.

Ebenso verschweigen beide Rechtsprofessorinnen die grundlegende juristische Problematik mangelnder rechtlicher Mittel der Zwangsoperierten wegen der aktuell geltenden Verjährungsfristen.

Der Ausgang dieses Vereinnahmungs-Wettkampfs:

Mit 11 : 5  gewinnt Prof. Dr. Nina Dethloff gegen Prof. Dr. Susanne Baer nicht nur nach der Anzahl der missbräuchlichen Verwendungen des Begriffs "Intersexuell", sondern auch qualitativ in Sachen mutwilliger Ausblendung, Verdrehung und Vereinnahmung der konkreten Anliegen und Forderungen der Zwitter. Prof. Dr. Susanne Baer gewinnt dafür den Spezialpreis für besonders kreative Beschönigungen von medizynischen Verbrechen.

Die Herz- und Mitleidlosigkeit, mit der beide Professorinnen dabei zur Sache gehen, steht der mancher Zwangsoperateure wohl kaum nach.

Die Verdrehungen der beiden "Wissenschaftlerinnen" im einzelnen, jedoch ohne die Fussnoten (WARNUNG):

>>> Prof. Dr. Susanne Baer (PDF), LL.M., Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Geschlechterstudien der Humboldt-Universität zu Berlin [Direktorin GenderKompetenzZentrum]:

Intersexuelle – kurz gefasst: Menschen, die geschlechtsuneindeutig geboren werden - haben erst vor wenigen Jahren den Mut finden können, ihre Erfahrungen öffentlich zu thematisieren. Sie sind u.a. im Rahmen ihrer medizinischen Versorgung und auch sozial gravierenden Demütigungen, Ausgrenzungen und Benachteiligungen ausgesetzt. Die Möglichkeit, die eigene Identität zu leben und nicht an eine traditionelle Vorstellung von einem Geschlecht angepasst zu werden, besteht bislang nicht.

[...] Das ganz überwiegende Schweigen der Kommentar- und sonstigen Fachliteratur zu diesem Thema und zur Intersexualität trägt zur Benachteiligung der Betroffenen bei: Sie scheuen den Weg zum Gericht, denn die Grundrechte meinen sie bislang ausdrücklich nicht mit. 

[...] [„sexuelle Identität“] benennt nicht nur Hetero-, Homo- und Bisexualität („sexuelle Orientierungen“), sondern auch transgender- und transsexuelle sowie intersexuelle Lebensweisen.

Kommentar: Dass der medizynische Bereich überhaupt irgendwie angesprochen wird, wäre ja prinzipiell schon mal positiv. Die Formulierung "im Rahmen ihrer medizinischen Versorgung [...] gravierenden Demütigungen, Ausgrenzungen und Benachteiligungen ausgesetzt [zu sein]" als anscheinend euphemistische Umschreibung von Genitalverstümmelungen, Kastrationen, Zwangshormon"therapien" usw. erfreut jedoch wohl ausschliesslich Medizynerverbrecher und Konsorten. "[I]ntersexuelle Lebensweisen" ist zudem schon als Begriff einfach nur zum Lachen, vergleichbar etwa mit dem Insiderwitz "Nennen sie mir 3 intersexuelle Sexpraktiken", aber von Prof. Dr. Susanne Baer offensichtlich bitter ernst gemeint (oder etwa auch nur wieder eine euphemistische Umschreibung für "von klein an medizinischer Folter ausgesetzt sein"?). Damit zeigt sich in Verbindung mit dem oben erwähnten Statement von Prof. Dr. Bernd Grzeszick einmal mehr und schon wieder der immense realpolitsche Schaden durch vereinnahmenden Etikettenschwindel a.k.a. "bei LGBT mitgemeint". 

>>>
Prof. Dr. Nina Dethloff (PDF), LL.M ., Institut für Deutsches, Europäisches und Internationales Familienrecht der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Intersexuelle, d.h. Personen, deren Geschlechtsmerkmale weder eindeutig weiblich noch männlich sind, kritisieren vor allem die Möglichkeiten, die für eine Eintragung des Geschlechts in die Geburtsurkunde bestehen13. De lege lata kann als Geschlechtsbezeichnung in die Geburtsurkunde lediglich „männlich“ oder „weiblich“ eingetragen werden14. Dies soll jedenfalls gelten, soweit die Zuordnung zum männlichen oder weiblichen Geschlecht möglich ist, d.h. wenn die Geschlechtsorgane nicht gleichwertig männlich und weiblich sind15. Das LG München I hat die Ansicht vertreten, aus den Grundrechten lasse sich kein Anspruch auf Anerkennung eines weiteren Geschlechts neben männlich und weiblich herleiten: In Art. 3 II 1 GG gehe die deutsche Verfassung von einem bipolaren Geschlechtsbegriff aus, der auch dem Diskriminierungsverbot des Art. 3 III 1 GG zugrunde liege16. Die Betroffenen sind hingegen der Auffassung, der für Intersexuelle oder Transgender bestehende Zwang zur Geschlechtszuordnung und –kategorisierung stelle eine Diskriminierung dar und streben einen bei der Geburt provisorischen Geschlechtseintrag17 bzw. die Option, als Geschlecht „Zwitter“ eintragen lassen zu können, an18.

[...] Das Kriterium der „sexuellen Identität“, wie es auch schon im AGG verwendet wird, ist zudem hinreichend weit gefasst, um einen umfassenden Schutz vor Diskriminierungen zu gewährleisten. Es ist dem Kriterium der „sexuellen Orientierung bzw. Ausrichtung“ vorzuziehen, da diese insbesondere Diskriminierungen von Intersexuellen nicht erfassen.

[...] Bestehende Unsicherheiten über die Höhe des verfassungsrechtlichen Schutzniveaus unter Anwendung des allgemeinen Gleichheitssatzes würden beseitigt und die maßgeblich durch die Rechtsprechung des BVerfG bewirkte Verbesserung der Rechtsstellung von Homosexuellen, Transsexuellen und Intersexuellen ausdrücklich verfassungsrechtlich abgesichert.

Kommentar: Dass hier die Medizyner und ihre Verbrechen an wehrlosen Zwitterkindern von Anfang bis zum Schluss konsequent unter den Tisch fallen, während stattdessen der Nebenschauplatz Geburtsurkunde ausgewalzt wird, kann in diesem Fall nachweislich nicht mehr mit Unwissenheit entschuldigt werden, da sich Prof. Dr. Dethloff explizit auf die Forderungsliste von Intersexuelle Menschen e.V. beruft (Fussnote 17). Dort steht aber unter Punkt 1 unmissverständlich die Beendigung der kosmetischen Zwangsbehandlungen, während der Personenstand erst unter dem 5. und letzten Punkt auftaucht. Dass Prof. Dr. Nina Dethloff stattdessen ausschliesslich darauf herumreitet (und dabei vereinnahmenderweise gleich "Trangsender" noch mit reinverwurstet) und sich auch sonst auf – wie sie selber sagt schon im AGG verbotene – "Diskriminierungen" sowie gar auf rein fiktive "Rechtsprechung des BVerfG" versteigt, verweist deutlich auf die altbekannte Masche der Zwitter-VereinnahmerInnen: Hauptsache bei LGBT "mitgemeint" und dadurch einmal mehr unsichtbar gemacht – während die Zwangsoperateure ungehindert weiterverstümmeln.

Nachtrag 5: Inzwischen liegt auch eine Medienmmitteilung des Bundestags zur Anhörung vor, die in gleich 2-facher Ausfertigung zum (wenig überraschenden) Schluss kommt: >>> Deutscher Bundestag: Skepsis bei Sachverständigen bzw. >>> Deutscher Bundestag: Mehrheit der Experten gegen Grundgesetzänderung zum Schutz der sexuellen Identität. "Intersexuelle" sind darin wie üblich bloss als obligates Anhängsel "mitgemeint". Weiter gibt es eine Medienmitteilung des Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland (LSVD): >>> Gute Argumente für Ergänzug der Verfassung – Gegner wollen weiter diskriminieren. Auch hier sind "Intersexuelle" bloss das "mitgemeinte" obligate Schlusslicht. In einer Medienmitteilung des LSVD im Vorfeld der Anhörung >>> Lesben und Schwule in die Verfassung! ist nur die Rede vom "gleichberechtigten Schutz von Lesben, Schwulen und Transgender", "Intersexuelle" sind nur stillschweigend mitgemeint. In der >>> Pressemitteilung der Grünen sind "Intersexuelle" in einem Zitat von Volker Beck wieder als obligates, kommentarloses Schlusslicht "mitgemeint", einmal mehr geht es ausschliesslich um die "Diskriminierungen", denen sie ausgesetzt seien, kein Wort zu menschenrechtswidrigen Zwangsoperationen usw. Kommentar überflüssig.

Nachtrag 6: Der LSVD hat ebenfalls eine >>> offizielle Stellungnahme zur Anhörung veröffentlicht (PDF ) >>> Anhang 1 (PDF) >>> Anhang 2 (PDF), verfasst von Martin Bruns, Bundesanwalt beim Bundesgerichtshof a.D. Bezeichnenderweise geht es in der LSVD-Stellungnahme AUSCHLIESSLICH um die Rechte der "Schwulen" (14x), "Homosexuellen" (11x), "Lesben" (11x) sowie "Transgender" (1x); "Intersexuelle" kommen darin gar nicht erst vor. Kommentar überflüssig.

Nachtrag 7: Die bisher einzige Pressemeldung über die Anhörung, worin auch "Intersexuelle" erwähnt sind (als obligates Anhängsel – wie könnte es auch anders sein?), stammt aus "Die Welt" und trägt den verheissungsvollen Titel: >>> "Sexuelle Identität" darf kein Feigenblatt für Pädophile sein. Vielen Dank auch, liebe VereinnahmerInnen.

Nachtrag 8: >>> Interessanter Post zur Anhörung von Oliver Tolmein auf faz.net 

Nachtrag 9: >>> Diskussion zum Post auf dem Hermaphroditforum

Fazit: Und während sie alle so schön reden und reden, nach Kräften vereinnahmen und ihre Sitzungsgelder einstreichen, werden weiterhin TÄGLICH WEHRLOSE ZWITTERKINDER GENITALVERSTÜMMELT.

Wetten – wenn von diesen JuristInnen und den übrigen VereinnahmerInnen und MittäterInnen bei Grüne, SPD, Linke usw. nur schon ein paar selber mal etwas genital zwangsoperiert würden, würden sie ziemlich plötzlich ganz anders argumentieren?!

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

>>> Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung

Siehe auch:
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: "Du sollst den Begriff 'intersexuell' nicht unnütz gebrauchen!"
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2 (Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit) 
- Kosmetische Genitaloperationen an Kindern: Gesetzgeber gefordert 
- Klaus Wowereit und Ole von Beust: Komplizen der Zwangsoperateure inszenieren sich als "Zwitter-Schützer"
- Bundesrat: Kein Schutz "sexueller Identität" im Grundgesetz – VereinnahmerInnen machen unbeirrt weiter wie gehabt 
- SPD: Zwitter vereinnahmender Gesetzesentwurf eingereicht 
- Menschenrechtsverletzungen an Intersexuellen: Yogyakarta untaugliches Instrument
- LSVD und Zwittervereinnahmung: 1 Schritt vor, 3 Schritte zurück? 
- Instrumentalisierung von Zwittern: Kritik aus 2002
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung
- Mit der Hoffnung im Herzen

Saturday, April 3 2010

Claire Nihoul-Fékété, Mouriquand, El-Ghoneimi: Zwangsoperateure in Frankreich ohne nennenswerten Widerstand

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Ausgeliefert!Das archetypische Aushängeschild der Zwangsoperateure im Ursprungsland der Aufklärung und der modernen Menschenrechte heisst Prof. Claire Nihoul-Fékété, "Chefin pädiatrische viszerale Chirurgie im Necker Spital für kranke Kinder (Paris)".

Die offensichtlich unbeirrbare Serienverstümmlerin mit Jahrzehnte langer Praxis brüstet sich in "wissenschaftlichen" Publikationen wie in Interviews gleichermassen unbeirrbar ihrer medizynischen Verbrechen mit einer ungeschminkt menschenverachtender Arroganz, die sich in der Schweiz, aber auch in Deutschland oder Amerika wohl längst keinE MedizynerIn mehr öffentlich zur Schau zu stellen getrauen würde.

Claire Nihoul-Fékété referierte auch schon in Deutschland, z.B. am Kongress der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie DGE vom 7.3.2001 in Magdeburg, wo sie neueste Verstümmelungstechniken präsentierte (siehe unten nach dem Break), was u.a. von Georg Klauda unter dem Zwischentitel "Ein blutiges Geschäft" unmissverständlich öffentlich kritisiert wurde (ein 2. Kongress am 24.3.2001 an der Charité Berlin konnte wegen einer Demonstration gar nur noch unter Polizeischutz stattfinden – das waren noch Zeiten!).

Claudia Kreuzer: "Wenn ich die Fékété in dem Film ["Eindeutig zweideutig" von Ilka Franzmann, Arte 4.7.2003] höre, es gäbe nur zwei Möglichkeiten, entweder abtreiben oder umoperieren, wie krank muss diese Fékété sein? [...] Wir regen uns auf über die Medizinmänner, die aus kulturellen religiösen Gründen diese Beschneidungen machen. Aber diese weißen Medizinmänner, die überall in unseren Kliniken sitzen und Kinder komplett umbauen, die ihnen Zeit ihres Lebens ihre Gefühlsempfindungen wegnehmen, sind das die besseren, nur weil die eine andere Hautfarbe haben?"  (zitiert nach: Claudia Lang: Intersexualität, 2006, S. 234.)

Fékété operierte auch in Berlin: Wie die "Serienverstümmlerin" (Georg Klauda) Prof. Annette Grüters-Kieslich, "Leiterin des Instituts für Experimentelle Pädiatrische Endokrinologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin von der Charité in Berlin" und Verantwortliche des "Studienzentrum Berlin" im "Netzwerk Intersexualität/DSD" anlässlich des "Fachgesprächs" der Grünen im Bundestag vom 27.5.2009 verriet, lassen sie Claire Nihoul-Fékété zwecks Genitalverstümmelung von "AGS-Mädchen" jeweils nach Berlin an die Charité einfliegen – ein Faktum, das meines Wissens nach sonst in keinen öffentlich zugänglichen Quellen je bekanntgemacht wurde. (Wen wundert's?)

Immerhin öffentlich zugänglich, aber trotzdem nur wenig bekannt ist Claire Nihoul-Fékétés Funktion im Beirat des "Netzwerk Intersexualität/DSD".

Dr. Stephen Lortat-Jacob, Kinderchirurg im selben Kinderverstümmelungsetablissement "Necker Spital für kranke Kinder (Paris)", profiliert sich mit vergleichbar menschenverachtenden Parolen (erreicht aber kaum die internationale Ausstrahlung eines Pierre Mouriquand oder Alaa El-Ghoneimi.)

Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!

Bisher konten diese überdurchschnittlich üblen Seriengenitalabschneider in Frankreich ihr Unwesen offensichtlich praktisch unbehelligt treiben. Zwar gibt es mittlerweile eine gute Handvoll organisierte Zwitter, die z.T laut Eigendarstellung "für die Menschenrechte der Intersexuellen kämpfen".

Bis heute scheint sich dieser "Kampf" aber offenbar darauf zu beschränken, sporadisch ein paar kritische öffentliche Worte zu genitalen Zwangsoperationen im allgemeinen äussern, oder im Extremfall gar einen Leserbrief zu verfassen gegen besonders unverfrorene Diffamierungen von "Madame Fékété". Zu konkreten Kampagnen scheint es jedoch kaum gereicht zu haben, geschweige denn zu politischen und/oder juristischen Vorstössen.

Und ist ausnahmsweise trotzdem mal irgendeine konkrete Aktion verlinkt, so geht es dabei entweder um "Intersexuelle" bloss dem Namen nach, praktisch aber ausschliesslich Anliegen von Transsexuellen/Transgendern und/oder abstrakt gegen das böse "Zweigeschlechtersystem" (so übrigens auch zumindest im Trailer zum Film im "Les Complices") – oder aber es handelt sich (Überraschung!) um eine Demo von Zwischengeschlecht.org, die womöglich kurzerhand annektiert wird.

Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt ...

Gonade um Gonade, Lustorgan um Lustorgan!

Nachfolgend einige aktuelle Kostproben der offensichtlich ethisch, moralisch und menschlich gestörten SeriengenitalverstümmlerInnen Prof. Claire Nihoul-Fékété und Dr. Stephen Lortat-Jacob (WARNUNG!), gefolgt vom einigen Beispielen zum "Kampf um die Menschenrechte der Intersexuellen" in Frankreich:

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Sunday, March 21 2010

TeleBärn, 18.3.10: "Zwangsoperiert wird schon lange nicht mehr" - Inselspital lügt wie gehabt ...

>>> Video des Beitrags auf TeleBärn, News 18.3.2010
(Transkript auf Hochdeutsch siehe unten)

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Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!

Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Etwas durchmischter Beitrag über den politischen Vorstoss im Berner Kantonsrat betreffend "Kosmetische Genitaloperationen bei Kindern mit „uneindeutigen“ körperlichen Geschlechtsmerkmalen" auf dem Berner Regionalsender.

Daniela "Nella" Truffer von der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org, die selbst im Inselspital mehrfach genital zwangsoperiert worden war, bringt wie gewohnt Klartext.

Nachdem Medizyner des Inselspitals in den letzten Jahren mit gönnerhaften und pseudofortschrittlichen, aber bei genauerem Hinschauen nach wie vor ungehemmt zwangsoperationsgeilen Aussagen Anlass zu konkreter Kritik boten, die im (nach wie vor unbeantworteten) Offenen Brief vom 16.8.09 noch einmal zusammengefasst wurde, erteilte das Inselspital den Medizynern offensichtlich einen Maulkorb und schickte stattdessen den Pressesprecher Markus Hächler mit faulen Ausreden vor. Einmal mehr verbreitet dieser die (durch öffentliche Aussagen der Inselmedizyner mehrfach widerlegte) Mär, am Inselspital würden "keine Zwangsoperationen mehr durchgeführt".

Wenn dem nur so wäre! Wir fordern vom Inselspital:

a) diesen allzuschönen Worten endlich ehrliche, überprüfbare Taten folgen zu lassen

b) die Jahrzehnte lange Geschichte ihrer Menschenrechtsverbrechen an Zwittern am Inselspital endlich transparent aufzuarbeiten, sowie

c) Entschädigung und Wiedergutmachung für alle Opfer!

Im Vergleich schon beinahe lustig: Obwohl der Beitrag nur 2 Minuten dauert und im Grossen und Ganzen positiv zu bewerten ist, schaffte es TeleBärn darin trotzdem, sozusagen kein einziges der "obligaten" Fettnäpfchen auszulassen.

Einige Müsterchen:

  • Obwohl der Anlass zum Beitrag eine offizielle Medienmitteilung von Daniela Truffer in ihrer Funktion als Präsidentin der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org war, wird die Existenz dieser Menschenrechtsgruppe nach altbekanntem Muster unterschlagen und Nella stattdessen als unorganiserter, einsamer Einzelzwitter dargestellt.
  • "als Mann und als Frau gleichzeitig geboren" – die korrekte Formulierung wäre "weder Mann noch Frau" (die realen Zwitter sind NICHT die Hermaphroditen aus der griechischen Mythologie)

Siehe auch:
- Politischer Vorstoss betreffend kosmetische Genitaloperationen an Kindern im Inselspital
- Genitale Zwangsoperationen im Inselspital
- Pressespiegel Aktion & Offener Brief Inselspital Bern 16.8.09  
- Aktion & Offener Brief Kinderspital Zürich 6.7.08 

Nachfolgend das Transkript zur Sendung:

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Wednesday, March 17 2010

Do 18.3.10: Politischer Vorstoss betreffend kosmetische Genitaloperationen an Kindern im Inselspital Bern

>>> Aktion & Offener Brief Inselspital Bern 16.8.2009 (Bild: Ärger)

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Update 18.3: Neben Kantonsrätin Margreth Schär wurde von TeleBärn auch Daniela "Nella" Truffer interviewt. Für das Inselspital war nur mehr der Pressesprecher erhältlich ...

>>> Interpellationstext als PDF
>>> Beitrag auf TeleBärn 18.3.

Was 99% der Zwitter erlebt haben, ist verwandt mit sexuellem Missbrauch, ist verwandt mit Folter, ist verwandt mit Mädchchenbeschneidungen in Afrika, ist verwandt mit den medizinischen Experimenten, wie sie im 2. Weltkrieg in KZ‘s durchgeführt wurden.

Im Inselspital Bern werden schweizweit wohl am meisten Kinder mit "uneindeutigen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen kosmetischen Genitaloperationen und weiteren medizinisch nicht notwendigen, irreversiblen Behandlungen unterzogen.

Da die Wirksamkeit dieser Eingriffe nie klinisch getestet wurde und auch die in der Medizin sonst üblichen Nachkontrollen bisher stets unterbleiben, handelt es sich um unkontrollierte Menschenversuche. Überforderten Eltern werden diese trotzdem regelmässig als erprobt und sicher verkauft.

Solche kosmetischen Genitaloperationen werden auch im Inselspital seit über 50 Jahren an Zwitterkindern systematisch durchgeführt – unter Ausschluss der Öffentlichkeit, ohne Qualitätssicherung und ohne jegliches Monitoring. Offiziell wird nicht einmal bekannt gegeben, wie viele und welche Eingriffe wo stattfinden.

Auch auf einen Offenen Brief der Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org vom 16. August 2009 blieb das Inselspital bisher jegliche Antwort schuldig.

Zwischengeschlecht.org freut sich deshalb sehr, dass morgen Donnerstag, den 18. März 2010, im Kantonsrat Bern ein politischer Vorstoss zugunsten von Zwittern gemacht wird.

Margreth Schär (SP) und Corinne Schärer (Grüne) werden eine Interpellation zum Thema "Kosmetische Genitaloperationen an Kindern mit 'uneindeutigen' körperlichen Geschlechtsmerkmalen" einreichen und der Regierung Fragen stellen über die Art und den Umfang solcher Zwangseingriffe an Kindern im Kanton Bern und wie die Regierung diese beurteilt.

Der 18. März wird ein wichtiger Tag für alle Zwischengeschlechtlichen und für alle, die sie in ihrem Kampf um Selbstbestimmung unterstützen!

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Zwangsoperationen an Kindern und "Menschenrechte auch für Zwitter!". Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.  

Siehe auch:
- TeleBärn, 18.3.10: "Zwangsoperiert wird schon lange nicht mehr" - Inselspital lügt wie gehabt ...
- Genitale Zwangsoperationen im Inselspital
- Offener Brief an das Inselspital Bern (PDF)
- Pressespiegel Aktion & Offener Brief Insel 16.8.09  
- Aktion & Offener Brief Kinderspital Zürich 6.7.08
- Basel-Stadt: Politischer Vorstoss gegen kosmetische Genitaloperationen an Kindern!
- Mo 26.10.09: Intersex Awareness Day - Historischer politischer Vorstoss in Zürich gegen kosmetische Genitaloperationen an Kindern
- Milton Diamond fordert gesetzliches Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern

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