Friday, June 19 2015

Intersex-Redebeitrag zum Welttag der genitalen Selbstbestimmung

Markus Bauer (Zwischengeschlecht.org) mit Plakis vom 1. Kölner Zwitterprozess 2007-08

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Die Reden zum Worldwide Day of Genital Autonomy sind jetzt alle online! Der gut  1 1/2 minütige Beitrag von Markus Bauer zum Thema Intersex-Genitalverstümmelungen erinnerte an der Kölner Zwitterprozess von Christiane Völling, die 2007 ihren ehemaligen Chriurgen verklagte und 100'000 Euro Schmerzensgeld erstritt für eine uneingewilligte Kastration – als allererste Intersex Person überhaupt, und 5 Jahre vor dem allseits bekannten Knabenbeschneidungs-Urteil. Dank an alle, die das möglich machten, und besonders an Patrick, der die Schilder hielt mit den Bildern von der Demo zum 1. Prozesstag!

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Friday, June 12 2015

Intersex: "Protest gegen 'genitale Verstümmelung'" - AVS TV Belgien

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

TV-Chef sah unsere Demo aus dem Auto –
>>> AVS TV in Gent (Belgien) berichtete über Intersex-Proteste (maschinelle Übersetzung):

"In Gent in dieser Woche ein Symposium zum Thema "Störungen der Geschlechtsentwicklung." Bei 1 in 4000 Kinder in Belgien geboren, können die Ärzte nicht wirklich sagen, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist. Manchmal sind diese Kinder werden dann operiert. Laut einer internationalen Aktivistengruppe kommt es zu Genitalverstümmelung." Danke!

>>> Intersex-Proteste + Info: Belgien 7.-13.6., FFM/Seligenstadt 21.-24.6.

Tuesday, June 9 2015

1. Intersex-Protest in Belgien vs. "DSDnet Training School"

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Intersex Protest #1: '1st DSDnet Training School' @ Ghent University 'Het Pand', 08.06.2015

Mit der Universität Gent versuchte einmal mehr eine VerstümmlerInnen-Uni, öffentliche Kritik durch Einschüchterung mundtot zu machen – einmal mehr ohne Erfolg!  :-)

Zwischengeschlecht.org on Facebook>>> 2 weitere Bilder + Report (englisch) auf StopIGM.org!

>>> Intersex-Proteste + Info: Belgien 7.-13.6. ("D$Dnet", "5th I-D$D")

Sunday, June 7 2015

D > Amnesty beschließt Anstrengungen gegen IGM-Praktiken international zu intensivieren

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STOP Intersex Genital Mutilation!Zwischengeschlecht.org on FacebookHipp, hipp! An der diesjährigen Generalversammlung beschloss Amnesty Deutschland am 24. Mai auf Antrag von Queeramnesty mit großer Mehrheit, "die Arbeit zum Thema Intersexualität und Menschenrechte auf internationaler Ebene zu intensivieren und dabei die Kernforderungen zum Thema deutlich hervorzuheben", sowie Betroffene direkt einzubeziehen.
>>> Bericht bei Queeramnesty 

Dafür von diesem Blog ein ganz herzliches DANKESCHÖN!

Auch die CH-Sektion hatte an ihrer Jahresversammlung 2015 einen über weite Strecken gleichlautenden Antrag gutgeheißen (dieser Blog berichtete). Bereits 2010 hatte Amnesty Deutschland eine Motion verabschiedet, worin der Dachverband aufgefordert wurde, sich mehr für die Menschenrechte von Intersex-Menschen stark zu machen. Darauf hatte der Dachverband eine Position erarbeitet, worin alle Staaten aufgerufen werden, menschenrechtswidrige Intersex-Behandlungen zu stoppen. Diese Position wurde jedoch bisher nicht öffentlich gemacht, und blieb gemäß beiden Queeramnestys "bis heute ohne konkrete Folgen". Das soll sich nun (hoffentlich) ändern:

"Der Vorstand der Deutschen Sektion wird sich demnach auf internationaler Ebene dafür einsetzen, dass die inzwischen vorliegende Positionierung von Amnesty zum Thema innerhalb der Bewegung breiter bekannt gemacht und mit Berichten, Hintergrundinformationen und Einzelfällen sowie mit Vorschlägen für Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit ergänzt wird. Bei der Recherche sollen insbesondere die Menschen, welche direkt von Intersex spezifischen Menschenrechtsverletzungen betroffen waren und es immer noch sind, im Direktkontakt einbezogen werden.

Der Antrag wurde von der Themenkoordinationsgruppe Queeramnesty eingereicht und von vielen Amnesty Koordinationsgruppen unterstützt: Heilberufe, Kinderrechte, Gegen Folter, Menschenrechtsverletzungen an Frauen, Antirassismus, WSK (Wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte) sowie von vielen Bezirken, Regionalgruppen, Hochschulgruppen und Einzelpersonen."

Bleibt zu hoffen, dass Entsprechendes auch von weiteren Sektionen sekundiert wird – gefolgt von (auch öffentlichkeitswirksamen) Aktionen auch aus der Londoner Zentrale! 

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Intersex-Verstümmelungen – eine Genealogie der TäterInnen

NGO Report an das UN-Kinderrechtskomitee
Belegt 17 gebräuchliche IGM-Formen und NS-Verbrechen in CH, D, A

Intersex Genital Mutilations
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy
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Thursday, June 4 2015

Intersex-Proteste + Info: Belgien 7.-13.6. ("D$Dnet", "5th I-D$D")

>>> So 21.06. – Mi 24.06.  Seligenstadt / FFM / Offenbach: Info + Proteste vs. '6th I$HID'

Bild: Intersex-Proteste vs. "4th I-D$D Symposium", Glasgow 08.06.2013  >>> Video

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Menschenrechte auch für Zwitter!

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Im Juni stehen nicht weniger als 3 internationale Genitalabschneider-Treffen an: In Gent (Belgien) tagen die europäischen "Forschungsprojekte" "D$Dnet" und "5th I-D$D" hintereinander in derselben Woche, während eine Woche darauf in Seligenstadt bei Frankfurt am Main sich VerstümmlerInnen aus aller Welt an der "6th I$HID 2015" zum traditionellen "Live-Genitalverstümmeln" (!!!) einfinden.

Zwischengeschlecht.org organisiert zu allen Veranstaltungen friedliche Proteste.

Helft mit, die TäterInnen daran zu erinnern, dass wehrlose Kinder zu verstümmeln NICHT OK ist! Wir sehn uns, wo die Action ist!

Infoveranstaltung Brüssel 7.6. + Proteste Gent 8.-13.6. ("D$Dnet" + "5th I-D$S"):

"D$Dnet" ist das neueste Multi-Millionen-Euro-TäterInnen-"Forschungsprojekt" (ohne angemessene Beteiligung der Betroffenen und ihren Organisationen), und propagiert offen "mehrfache chirurgische Eingriffe [...] für genitale Rekonstruktion einer männlichen oder weiblichen Erscheinung. Die Gonaden werden oft entfernt, um [angebliche] Krebsentwicklung zu verhindern" ("D$Dnet Memorandum of Understanding", PDF englisch). Dementsprechend stehen an der '1st D$Dnet Training School' in Gent auch die ganze Bandbreite von IGM-Praktiken auf dem Programm, inkl. "Vaginalplastiken, Bougierungen, Uro-Chirurgie (männlich)" (Programm, englisch). Austragungsort ist das "HetPand Congress Center" der Universität Gent.  >>> alle Demo-Termine 8.-10.6.

• Während das "5th I-D$D Symposium 2015" einerseits Lob verdient, weil es wiederum Betroffene in einer "Parallel Session" miteinbezieht, und zum allerersten Mal auch eine Gastvorlesung zum Thema Menschenrechte beinhaltet, bietet es andrerseits immer noch eine Plattform für notorische TäterInnen, inkl. IGM-KinderendokrinologInnen, z.B. Olaf Hiort (Lübeck), Ieuan Hughes (Cambridge, UK), und Christa Flück (Bern, Schweiz), sowie IGM-KinderchirurgInnen, z.B. Alexander Springer (Wien), Joao Pippi Salle (Doha, Katar / Toronto, Kanada), und Piet Hoebeke (Gent, Belgien), siehe Programm (englisch)>>> alle Demo-Termine 11.-13.6.

• Die Universität Gent und ihre Uni-Klinik und IGM-SpezialistInnen sind sowohl beim "D$Dnet" wie auch beim "I-D$D"-Anlass involviert, und propagieren und begehen weiterhin IGM-Praktiken – trotz gegenteiliger öffentlicher Behauptungen, und trotz der eingeräumten Tatsache, dass z.B. medizinisch nicht notwendige, chirurgische "Hypospadie Korrekturen" zwangsläufig (oft gefährliche) Komplikationen verursachen (Publikation, englisch). Dementsprechend ist auch die Leitung des sog. "Multidisziplinären D$D-Teams" (typischerweise) fest in Hand eine Kinderendokrinologin, und Kinderchirurgen sind die größte und am prominentesten vertretene Disziplin (Uniklinik Gent: "D$D-team voor aandoeningen van de geslachtsontwikkeling"). Erst letztes Jahr organiserten Universität und Uniklinik Gent ein berüchtigten "Live Surgery Event" (Programm, PDF englisch).  >>> alle Demo-Termine 8.-13.6.

Eine Woche nach "D$Dnet" und "I-D$D" steigt in Seligenstadt bei Frankfurt a. M. vom 21.-24.6. schon das nächste Genitalabschneider-Treffen: "6th I$HID" – inkl. "Live-OPs"!

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

NGO Report an das UN-Kinderrechtskomitee
Belegt 17 gebräuchliche IGM-Formen und NS-Verbrechen in CH, D, A

Intersex Genital Mutilations
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy
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Monday, June 1 2015

Kinderspital Zürich: Aufarbeitung kosmetischer Klitorisamputationen an Intersex-Kindern – Kispi-Ball-Protest ausgesetzt

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Kispi-Protest 31.10.2013: Direktor Malagoli liest erneuten Aufruf zur Aufarbeitung (PDF)

Zwischengeschlecht.org on FacebookPressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 01.06.2015:

Das Kinderspital Zürich startet als weltweit erste Universitäts-Kinderklinik eine öffentliche Aufarbeitung von Klitoris-Amputationen und weiteren, nicht-eingewilligten kosmetischen "Genitalkorrekturen" an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen – Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org setzt geplanten Protest zum diesjährigen Kispi-Ball aus.

Das Kinderspital Zürich veröffentlichte jüngst eine >>> Ersterhebung "Historische Evaluation der Behandlung von Patienten und Patientinnen mit Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung am Kinderspital Zürich" (PDF), die sich hauptsächlich mit kosmetischen Klitoris-Amputationen an Intersex-Kindern im Kispi zwischen 1933 und 1969 befasst. Diese bestätigt: Kosmetische Klitorisamputationen an Zwitterkindern waren im Kispi ZH (wie auch sonst in Uni-Kinderkliniken nicht nur in der Schweiz) jahrzehntelang unhinterfragte Praxis.

Zusätzlich >>> kündigte das Kispi via NZZ eine weitergehende historische Aufarbeitung an: "In einer zweiten Phase soll die Untersuchung nun ausgeweitet werden. Dabei sind auch Interviews mit Betroffenen und eine Tagung vorgesehen. Läuft alles nach Plan, wird das Projekt nächsten Februar mit einem Abschlussbericht beendet." 

Kispi-Ball-Protest ausgesetzt

Kosmetische Klitorisamputationen an Kindern im Kispi Zürich und Insel Bern, z.B. Andrea Prader, Max Grob, Marcel Bettex, von Zwischengeschlecht.org

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org, die >>> seit Jahren eine öffentliche Aufarbeitung aller IGM-Praktiken fordert, begrüsst die nun öffentlich vorliegende Pilotstudie in Verbindung mit der angekündigten, weitergehenden historischen Aufarbeitung aufs Herzlichste.

In einem heutigen Dankesmail an die Verantwortlichen des Kinderspitals kündigte sie an, aus gegebenem Anlass einen ursprünglich für den 19. September geplanten gewaltfreien Protest zum diesjährigen Kispi-Ball auszusetzen. 

Mit der angekündigten öffentlichen Aufarbeitung u.a. in welchem Umfang und bis wann im Kispi Klitorisamputationen und weitere medizinisch nicht notwendige Eingriffe mit "psychosozialer Indikation" (Nationale Ethikkommission NEK-CNE) an Kindern mit Varianten der Geschlechtsanatomie praktiziert wurden, setzt das Kinderspital Zürich einen wichtigen Meilenstein, der bereits von Betroffenen rund um den Globus einhellig gelobt wurde.

Für Zwischengeschlecht.org wäre es wünschenswert, dass nun auch der Kanton Zürich und die Universität Zürich diesbezüglich ihre Mitverantwortung endlich wahrnehmen – und dass die historische Pioniertat des Kispi ZH künftig weiteren betroffenen Universitätskliniken und verantwortlichen Behörden als Beispiel dienen möge.

2015: UN-Kinderrechtsausschuss und Europarat verurteilen IGM-Praktiken

Erst im Januar 2015 hatte auch der UN-Ausschuss für die Recht des Kindes (CRC) die >>> Schweiz wegen Intersex-Genitalverstümmelungen gerügt, und – u.a. unter Verweis auf die NEK-Stellungnahme – generell nicht-eingewilligte, medizinisch nicht notwendige, irreversible, kosmetische "Genitalkorrekturen" explizit als "schädliche Praxis" und "Gewalt an Kindern" eingestuft.

Intersex: Ohne Aufarbeitung, Keine Aussöhnung

Dieser historische Beschluss des UN-Kinderrechtsausschusses verpflichtet die Schweiz, nicht nur endlich gesetzgeberische Massnahmen gegen IGM-Praktiken an die Hand zu nehmen, sondern auch eine ganzheitliche Strategie zu ihrer Eliminierung, einschliesslich Datenerfassung, Monitoring, Aufarbeitung, öffentliche Entschuldigung sowie angemessene Entschädigung aller Überlebenden, unter Einbezug der betroffenen Kliniken, medizinischer Standesorganisationen und des Staates, der seine Schutzpflicht gegenüber betroffenen Kindern viel zu lange auf die leichte Schulter nahm, und heute noch nimmt.

Ebenso kritisierte im Mai 2015 der Menschenrechtskommissar des Europarates (CoE) in einem >>> Issue Paper "Human Rights and Intersex People" explizit und unmissverständlich IGM-Praktiken inkl. "Hypospadie-Korrekturen" als menschenrechtswidrig, und kritisierte insbesondere (wie schon die Nationale Ethikkommission) explizit den fehlenden Rechtszugang für Überlebende. 

Die internationale Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.

Freundliche Grüsse

Daniela "Nella" Truffer, Markus Bauer
Gründungsmitglieder Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org

Mobile +41 (0)76 398 06 50, +41 (0)78 829 12 60
presse_at_zwischengeschlecht.info

http://zwischengeschlecht.org
Regelmässige Updates: http://zwischengeschlecht.info

>>> Klitorisamputationen: Kinderspital ZH beginnt Aufarbeitung von IGM-Praktiken

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

NGO Report an das UN-Kinderrechtskomitee
Belegt 17 gebräuchliche IGM-Formen und NS-Verbrechen in CH, D, A

Intersex Genital Mutilations
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy
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IGM as a Harmful Practice: 2015 UN-CRC Briefing
• IGM: A Survivor's Perspective • Intersex Movement History
• What are IGM Practices? • What are Variations of Sex Anatomy?
• IGM and Human Rights • Conclusion: IGM as a Harmful Practice
>>> Download PDF (3.14 MB)     >>> Table of Contents

Sunday, May 31 2015

Intersex: CSD Berlin fordert gesetzliches Verbot von IGM-Praktiken

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STOP Intersex Genital Mutilation!

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Der CDS Berlin hat in seiner >>> Forderungsliste 2015 offiziell stehen:

"Geschlechtsnormierende Operationen an Intersexuellen vor deren Einwilligungsfähigkeit sind gesetzlich zu verbieten."

Dafür von diesem Blog an alle, die das möglich machten, ein ganz herzliches Dankeschön!

Noch schöner wäre nun, wenn sich auch bei den CSD-Verantwortlichen in Berlin gelegentlich rumsprechen würde, dass der Knackpunkt ist, dass es sich um nicht-eingewilligte, medizinisch nicht notwendige, irreversible, kosmetische Genitaloperationen und (viele) weitere entsprechende Eingriffe (!) an Intersex-Kindern handelt.

Ausdrücke wie "geschlechtsnormierend", "geschlechtszuweisend", "geschlechtsbestätigend" etc. werden dagegen bekanntlich von den Täter_innen und ihren Helfershelfer_innen (inkl. Deutscher Ethikrat) andauernd und stets ins Feld geführt, um im Zusammenhang mit einem möglichen Verbot höchstens einen kleinen Bruchteil aller Intersex-Verstümmelungen zu diskutieren, die große Mehrzahl aller IGM-Praktiken dagegen weiter straflos zu lassen! (Beispiel 1 | Beispiel 2 | Beispiel 3 | Beispiel 4) Daher wäre künftig eine passendere Formulierung wünschenswert. Vielleicht 2016?

Dank an DasEndedesSex für den Hinweis.

>>> Zwitter und progressive LGBTs gegen Intersex-Vereinnahmung

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

NGO Report an das UN-Kinderrechtskomitee
Belegt 17 gebräuchliche IGM-Formen und NS-Verbrechen in CH, D, A

Intersex Genital Mutilations
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy
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Friday, May 29 2015

Call for Papers: Symposium "Männlich – weiblich – zwischen: Auf dem Weg zu einer langen Geschichte geschlechtlich uneindeutiger Körper"

«Alle Menschen sind Männer, oder Frauen, oder Hermaphroditen.» intersex.hypotheses.org

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Zwischengeschlecht.org on FacebookChristof Rolker ist es gelungen, von der Volkswagen-Stiftung Mittel für ein wissenschaftliches Symposium (16.-19.09.2015) zu erhalten, in dem es ausdrücklich um einen nicht-vereinnahmenden "langen Blick" auf den gesellschaftlichen Umgang mit Intersex-Menschen gehen soll:

"Nicht die „Ent­deckung“ der binären Zweigeschlechtlichkeit zu diesem oder jenen Zeitpunkt, sondern das ganze Spektrum der ausgesprochen vielfältigen Umgangswei­sen mit geschlechtlich ambivalenten Körpern in modernen wie in vormodernen Gesellschaften soll zur Sprache kommen. Gerade die „unspektakulären“, unaufgeregten und alltäglichen Arten, mit denen Menschen mit mehr­deutigen Körpern in ihrer sozialen Umwelt lebten, sollen dabei aufgewertet werden."

Dafür werden nun in einem >>> Call for Papers (Deadline: 15.07.) Abstracts für entsprechende Beiträge gesucht.

Dafür an Christof Rolker und sein Projekt "Männlich - weiblich - zwischen" von diesem Blog einmal mehr ein ganz herzliches Dankeschön!

Wednesday, May 27 2015

CH > Kosmetische Klitorisamputationen an Intersex-Kindern: Kinderspital Zürich beginnt Aufarbeitung von IGM-Praktiken

>>> Pressemitteilung 01.06.2015: Intersex-Aufarbeitung – Kispi-Ball-Protest ausgesetzt


1. Zwitterdemo vor dem Kinderspital Zürich, 06.07.2008
>>>
Tagesschau-Video  >>> Transkript  >>> Demo-Bericht

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Intersex: Ohne Aufarbeitung, Keine Aussöhnung

Am 27.05.2015 erschien ein >>> NZZ-Artikel von Alan Niederer (Redaktion Wissenschaft) über einen vom Kispi in Auftrag gegebenen Bericht "Historische Evaluation der Behandlung von Patienten und Patientinnen mit Besonderheiten der Geschlechtsentwicklung", beruhend auf archivierten Krankenakten von betroffenen Kindern mit Diagnose AGS/CAH.

Dieser >>> Kispi-Bericht (PDF) (welcher der Öffentlichkeit und auch diesem Blog bisher nicht vorlag) bestätigt offiziell, was Zwischengeschlecht.org und dieser Blog seit 2012 anhand verschiedener Fachpublikationen aus dem Kispi wiederholt belegten: Kosmetische Klitorisamputationen an Zwitterkindern waren im Kispi ZH (wie auch sonst in Uni-Kinderkliniken nicht nur in der Schweiz) jahrzehntelang unhinterfragte Praxis.

Soweit, so sensationell – doch es kommt noch besser: Beim besagten Bericht handelt es sich lediglich um einen ersten Schritt für eine grundlegende historische Aufarbeitung von IGM-Praktiken, bei der künftig auch Betroffene und ihre Organisationen miteinbezogen werden sollen. Dem Vernehmen nach seien dazu beim Kispi bereits konkrete Pläne auch zur Weiterfinanzierung in der Pipeline.

Dieser Blog gratuliert dem Kispi und allen vor und hinter den Kulissen Beteiligten ganz herzlich zu diesem konstruktiven Schritt in eine bessere Zukunft!

Mit der angekündigten öffentlichen Aufarbeitung, in welchem Umfang und bis wann Klitorisamputationen und weitere medizinisch nicht notwendige Eingriffe mit "psychosozialer Indikation" (NEK-CNE) an Kindern mit Varianten der Geschlechtsanatomie praktiziert wurden, setzt das Kinderspital Zürich einen wichtigen Meilenstein.

Es wäre wünschenswert, dass nun auch der Kanton Zürich und die Universität Zürich diesbezüglich ihre Mitverantwortung endlich wahrnehmen – und dass diese historische Pioniertat des Kispi ZH künftig weiteren betroffenen Universitätskliniken und verantwortlichen Behörden als Beispiel dient ...

Gleichzeitig wollen wir heute daran erinnern, dass auch diese positive Entwicklung einmal mehr nicht "vom Himmel fiel", sondern vielmehr das Resultat von entschiedener und hartnäckiger Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit von Betroffenen und ihren Unterstützer_innen war.

Deshalb nachfolgend ein kurzer Rückblick auf 7 Jahre Kampf um Aufarbeitung von IGM-Praktiken im Kinderspital Zürich:

>>> Aktion & Offener Brief Kinderspital Zürich, 6.7.08   (Bild: Dominik Huber>>> Video

Am 6. Juli 2008 organisierte Zwischengeschlecht.org zum ersten Mal einen friedlichen Protest vor dem Kispi, um auf das gesellschaftliche Tabu zu Intersex und IGM-Praktiken aufmerksam zu machen. In einem Offenen Brief wurde auf die Unhaltbarkeit und Menschenrechtswidrigkeit aller Intersex-"Genitakorrekturen" hingewiesen. Das Medienecho war erfreulich: Die Tageschau berichtete in der Hauptausgabe (Video), weiter der Landbote, der Tages-Anzeiger, 20 Minuten, Tachles und die NZZ am Sonntag.

Als Reaktion auf den Offenen Brief kam es zu mehreren konstruktiven Gesprächen zwischen Kispi-ÄrztInnen, Zwischengeschlecht.org und der Eltern-Selbsthilfe. Daraus resultierte wiederum eine weltweit beachtete explorative Studie u.a. von Yvonne Cavicchia-Balmer und Jürg Streuli zum Thema Auswirkungen von medikalisierender Elternberatung durch MedizinerInnen mit verblüffenden Resultaten (vgl. nachfolgende Grafik, mehr dazu englisch | deutsch).

Streuli JC, Vayena E, Cavicchia-Balmer Y, and Huber J. Shaping parents: Impact of contrasting professional counseling on parents' decision making for children with disorders of sex development. J Sex Med 2013;10:1953–1960.

Zum Intersex Awareness Day 2009 initiierte Zwischengeschlecht.org eine historische Anfrage im Kantonsrat Zürich zum Thema IGM-Praktiken im Kispi, inkl. Medienecho u.a. im Tages-Anzeiger:

(Diesem ersten politischen Vorstoss zum Thema Intersex und IGM-Praktiken in der Schweiz überhaupt folgten 2010 drei weitere kantonale Anfragen meist aufgrund von gewaltfreien Intersex-Protesten (Bern / Luzern / Basel Stadt), sowie 2011 zwei im Nationalrat. Aufgrund letzterer erfolgte der Auftrag des Bundesrats an die Nationale Ethikkommission (NEK-CNE), welche 2012 ihre weltweit beachtete Stellungnahme ablieferte.)

Friedlicher Protest + Offener Brief 10.05.2012    >>> 10vor10-Video zu den Protesten

Am 10. Mai 2012 doppelte Zwischengeschlecht.org anlässlich einer Aktion zu einer Kinderurologenkonferenz in Zürich mit einem erneuten Offenen Brief an das Kispi, die Universität Zürich und die kantonale Bildungsdirektorin nach, worin erstmals Klitorisamputationen im Kispi nachgewiesen wurden, und explizit eine historische Aufarbeitung eingefordert wurde. Zwar erhielten wir nie eine offizielle Antwort, doch aus informellen Gesprächen wurde deutlich, dass die historischen Tatsachen im Kispi bisher kaum bekannt waren und ÄrztInnen zum Teil betroffen machten. 2013 bekräftigten wir diese Forderung nach Aufarbeitung anlässlich von 2 Veranstaltungen u.a. an der Uni im Zusammenhang mit den NEK-Empfehlungen (die ebenfalls Aufarbeitung fordern).

>>> "Club"-Video    >>> Hochdt. Untertitel .srt    >>> Video-Download (386 MB)

Am 22. Mai 2012 kam es im Zusammenhang mit dem Intersex-CH-Tatort "Skalpell" zu einer denkwürdigen "Club"-TV-Diskussion zu Intersex und IGM-Praktiken. Im Studio waren u.a. Daniela "Nella" Truffer und Markus Bauer (Zwischengeschlecht.org), Karin Plattner (Elternselbsthilfe SI-Global) und auf ÄrztInnenseite Kinderchirurgin Rita Gobet (Kispi ZH) und der Pädiater Christian Kind (damaliger Chef CH-Pädiatergesellschaft, SAMW-Ethikkommission und des Ostschweizer Kinderspitals). Vor allem Nellas "durchschlagende" Diskussionsbeiträge (ab der 13. Sendungsminute) dürften nicht unwesentlich dazu beigetragen haben, dass das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Aufarbeitung im Kispi weiter zunahm ...

Kosmetische Klitorisamputationen an Kindern im Kispi Zürich und Insel Bern, z.B. Andrea Prader, Max Grob, Marcel Bettex, von Zwischengeschlecht.org

2013 veröffentlichte Zwischengeschlecht.org eine Dokumentation zu "Kosmetische Klitorisamputationen" (PDF) in Kispi Zürich und Insel Bern – mit Belegen aus Fachpublikationen, die jahrzehntelange, systematische Klitorisamputationen an wehrlosen Kindern aufzeigen – und wie beteiligte Institutionen im In- und Ausland sich bisher vor jeglicher Verantwortung drücken.

Anlässlich eines Interviews mit Daniela Truffer für Al Jazeera kam es am 31.10.2013 zu einem weiteren friedlichen Intersex-Protest vor dem Universitäts-Kinderspital Zürich:

"Alle Jahre wieder": Friedlicher Protest vor dem Kispi ZH, 31.10.2013

Dabei wurde ein Flugblatt (PDF) verteilt, das einmal mehr eine historische Aufarbeitung von kosmetischen Klitorisamputationen und weiteren IGM-Praktiken einforderte:

Als Kispi-Direktor Markus Malagoli bei einem Augenschein realisierte, dass es sich um einen Intersex-Protest handelte, kommentierte er trocken: "Alle Jahre wieder." Trotzdem schien auch er nicht ganz unbeindruckt von unserem Flugblatt resp. Anliegen:

Am 4. Februar 2015 kritisierte schliesslich der UN-Kinderrechtsausschuss CRC aufgrund eines Schattenberichts u.a von Zwischengeschlecht.org die Schweiz wegen Intersex-Genitalverstümmelungen, welche der Auschuss unter Verweis u.a. auf die Stellungnahme der Nationalen Ethikkommission (NEK-CNE) explizit als "schädliche Praxis" und "Gewalt an Kindern" klassifizierte.

20min-Report zum UN-Kinderrechtsausschuss - Vergrössern: reinklicken!

Dieser historische Beschluss des UN-Kinderrechtsausschusses verpflichtet die Schweiz, nicht nur endlich gesetzgeberische Massnahmen gegen IGM-Praktiken an die Hand zu nehmen, sondern auch eine ganzheitige Strategie zu ihrer Eliminierung, einschliesslich Datenerfassung, Monitoring, Aufarbeitung, öffentliche Entschuldigung sowie angemessene Entschädigung aller Überlebenden, unter Einbezug der betroffenen Kliniken, medizinischer Standesorganisationen und des Staates, der seine Schutzpflicht gegenüber betroffenen Kindern viel zu lange auf die leichte Schulter nahm, und heute noch nimmt.

Wie weit sich dies alles wie vom Kispi in der heutigen NZZ angekündigt mit einem auf Februar 2016 angesetzten Abschlussbericht bewältigen lässt, scheint eher fraglich. Das Bewusstsein, dass IGM-Praktiken eine Menschenrechtsverletzung und insbesondere eine schädliche Praxis darstellen, und was dies konkret bedeutet, steckt vielerorts noch immer in den Kinderschuhen. Fortsetzung folgt ...

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

NGO Report an das UN-Kinderrechtskomitee
Belegt 17 gebräuchliche IGM-Formen und NS-Verbrechen in CH, D, A

Intersex Genital Mutilations
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy
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IGM as a Harmful Practice: 2015 UN-CRC Briefing
• IGM: A Survivor's Perspective • Intersex Movement History
• What are IGM Practices? • What are Variations of Sex Anatomy?
• IGM and Human Rights • Conclusion: IGM as a Harmful Practice
>>> Download PDF (3.14 MB)     >>> Table of Contents

Wednesday, May 20 2015

Gedenken an 1. Intersex-Prozess: "Internationale Demo zum Worldwide Day of Genital Autonomy in Köln" - hpd, 18.05.2015

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LG Köln, 07.05.2015: Tafeln m. Bildern v. "1. Zwitter-Schadenersatzprozess" 12.12.07  © hpd

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> Bericht auf Humanistischer Pressedienst über die Demonstration zum Weltweiten der genitalen Selbstbestimmung von Eva Matthes (Text) und Meike Beier (Fotos), der auch den Intersex-Redebeitrag von Markus Bauer (Zwischengeschlecht.org) zu Erinnerung an den weltweit allerersten "Zwitterprozess" von Christiane Völling am gleichen Kölner Landgericht (von dem auch die Welttag-Demo ihren traditionellen Anfang nahm, und an dessen folgenreiches Urteil in Sachen Kabenbeschneidung vom 07.05.2012 auch das Austragungsdatum erinnert):

Christiane Völling, eine Überlebende von genitalen Intersex-Zwangsoperationen ohne Einwilligung (u.a. Zwangskastration und Gebärmutter-Entfernung), erstritt bekanntlich 2007-2008 in Köln durch alle Instanzen erfolgreich 100'000 Euro Schadenersatz von ihrem ehemaligen Verstümmler-Chirurgen Prof. L. Und: Tag und Monat (12.12.2007) von Christianes 1. Prozesstag sind die gleichen, an denen der Bundestag mit einem Schnellgesetz das Kölner Beschneidungsurteil stürzte (12.12.2012).

Trotz dieser denkwürdigen Übereinstimmungen war Christiane Völlings (für die Intersex-Bewegung heute noch zukunftsweisender) "Zwitterprozess" praktisch allen Intaktivist_innen am "Worldwide Day of Genital Autonomy" bisher gänzlich unbekannt gewesen. Auch, dass aktuell 2 weitere Intersex-Schadenersatzprozesse in Deutschland laufen (in Nürnberg und München), sowie ein weiterer in den USA, wurde jedoch mit großem Interesse aufgenommen – ebenso am 2-tägigen Symposium "Genital Autonomy 2015" die Beiträge zu Intersex und IGM-Praktiken

Dank an alle, die das möglich machten – besonders an David Smith für das standhafte Halten des Transpis trotz böiger Brise!

Der "Kölner Zwitterprozess 2007-2008" von Christiane Völling auf diesem Blog:
- Christiane Völlings Geschichte in ihren eigenen Worten (2007)
- 1. Pressemitteilung (10.07)
- Demoaufruf 1. Prozesstag (17.11.07)
- Bericht 1. Prozesstag (12.12.07)
- Pressespiegel 1. Prozesstag (13.12.07)
- Warum Christiane Völling zur Transsexuellen gemacht werden soll (28.01.08)
- Wegen Zwitterprozess: Druck auf Ärzte wächst (05.02.08)
- Bericht und Pressespiegel 2. Prozesstag (06.02.07)
- Bericht provisorischer Entscheid OLG (30.06.08)
- Bericht definitiver Entscheid OLG (03.09.08)
- Pressespiegel definitiver Sieg vor OLG (10.09.08)

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

NGO Report an das UN-Kinderrechtskomitee
Belegt 17 gebräuchliche IGM-Formen und NS-Verbrechen in CH, D, A

Intersex Genital Mutilations
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy
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Monday, May 18 2015

Small Luk ist eine Intersex-Aktivistin aus Hongkong

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... und kämpft für ein Verbot von unnötigen Genitaloperationen an Intersex-Kindern, und dass Intersex-Menschen in der Öffentlichkeit nicht mehr mit Transsexuellen vermischt werden. Danke, Small Luk, dass du für Intersex-Menschenrechte kämpfst! (Video mit englischen Untertiteln.)

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>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
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Saturday, May 16 2015

Zwitter und progressive LGBTs gegen Intersex-Vereinnahmung

'Bild: Intersex Proteste gegen den "4. Weltkongress der Kinderchirurgie WOFAPS", Berlin 14.10.2013

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[ Reloaded zum IDAHOT* 2015 ]

Solidarität mit Zwittern statt VereinnahmungDie ungefragte politische Adoption von Zwittern als Unterabteilung von "sexuelle Identität", "Sexualität(en)", "(Trans-)Gender" usw. trägt bei zur Unsichtbarmachung der realen, zwangsoperierten Zwitter und ihrer spezifischen Anliegen in der öffentlichen Wahrnehmung.

Die Geschichte der Kritik an dieser Vereinnahmung inkl. Aufforderungen zur Selbstreflexion ist wohl so alt und vielfältig wie der Kampf der Zwitter gegen genitale Verstümmelung und für "Selbstbestimmung und körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!" 

Wird 2015 das Jahr, in dem diese begründete Kritik von organiserten LGBTs endlich überall umgesetzt wird? 

Vertreter_innen englischsprachiger Zwitterorganisationen kritisieren seit langen Jahren Vereinnahmung ("appropriation") durch LGBT-Interessen:

Raven Kaldera:
"Dangerous Intersections: Intersex and Transgender Differences" (2001)
>>> http://www.ravenkaldera.org/gender-archive/intersection/dangerous-intersections.html

Chris Somers:
"The appropriation of the Intersexed" (2002) --> S. 20 im PDF
>>> http://www.aissga.org.au/daisy/dAISy%20Sept02.pdf

Caitlin Petrakis Childs (-> Blog) in Kommentaren auf "Queers United" (ab 14.7.2009 2:27pm):
>>> http://queersunited.blogspot.com/2009/07/word-of-gay-intersex-surgery.html

Nicky (-> Blog) in einem Thread auf "A Room of our Own" (2009):
>>> http://web.archive.org/web/20090915181354/http://aroomofourown.wordpress.com/2009/03/26/in-support-of-intersexed-classifiedraised-as-female/#comment-2525

Aidan Dunn:
Excerpt from a reading @ "For Lack of a Better Word" (2007) (5 min video clip)
>>> http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=bbG43uUHjwo

Ebensolange kritisieren Zwitter-Aktivist_innen den Missbrauch von zwangsoperierten Zwittern als "Daten- und Rohmaterial" im Rahmen von Gender Studies – und fordern stattdessen aktive Solidarität:

"Die Ergebnisse dieser Pilotstudie bestätigten unsere Vermutung, dass Intersex Hauptsächlich als Forschungsobjekt verstanden wird, um den Begriff der Zweigeschlechtlichkeit (und des Sexismus, sowie der Homophobie) zu dekonstruieren, und nicht als ein Thema gesehen wird, das in der realen Welt Implikationen für reale Leute hat."

"Auch wenn die Lehrenden die besten Absichten hegen, untergraben fehlendes Bewusstsein für und die fehlende Beachtung der Realitäten von Intersexuellen die adäquate Darstellung des Themas. Dabei werden unbeabsichtigt die Nicht-Sichtbarkeit und die Objektivierung der Intersexuellen perpetuiert." 

Emi Koyama (-> Homepage) / Lisa Weasel:

"Von der sozialen Konstruktion zu sozialer Gerechtigkeit. Wie wir unsere Lehre zu Intersex verändern."
 (2002)    >>> PDF (1.47 MB) 
In: Die Philosophin. Forum für feministische Theorie und Philosophie. 14. Jahrgang, Heft 28, Dezember 2003: "Intersex und Geschlechterstudien". Tübingen: Edition Diskord, 2003, S. 79-89.
Die englische Originalversion ist auch in dieser Online-Broschüre enthalten:
Emi Koyama (-> Homepage) / Lisa Weasel / Alice Dreger:
"Teaching Intersex Issues. A Guide for Teachers in Women's, Gender and Queer Studies. Second Edition" (2003)
>>> http://www.ipdx.org/publications/pdf/teaching-intersex.pdf

Vereinzelt beginnt dieses Unrecht bei den Kritisierten wenigstens theoretisch reflektiert zu werden. So kommt eine kritische Untersuchung von 4 exemplarischen Texten der Gendertheorie zum Schluss:

Die politischen Forderungen nach körperlicher Selbstbestimmung einer breit angelegten Medizinkritik oder einer Kritik der Zweigeschlechtlichkeit, welche die Individuen nicht aus dem Fokus verliert, finden sich ich den von mir gewählten gendertheoretischen Texten nicht wieder. Im Gegenteil lässt sich durchaus sagen, dass Intersexualität nur als abstrakt bleibende Widerlegung des Prinzips Zweigeschlechtlichkeit Eingang in die von mir kritisierten Texte findet. [...]

Eine theoretische Behandlung von Intersexualität, welche die Forderungen von Aktivist_innen nicht mitdenkt, schafft eine textuelle Wirklichkeit, in der eine «Gruppe» eine andere repräsentieren kann und Individuen bestimmte Kriterien erfüllen müssen, um an Diskursen teilnehmen zu können.

Joke Janssen:
"Theoretisch intersexuell. Wie intersexuelle Menschen zwischen den Zeilen bleiben." (2006/2009)
In: AG Queer Studies (Hrsg.): "Verqueerte Verhältnisse. Intersektionale, ökonomiekritische und strategische Interventionen" Hamburg, Männerschwarm Verlag, 2009, S. 165-184
>>> Relevante Auszüge sowie die ursprüngliche Fassung von 2006 als PDF

Progressive Feministinnen kritisieren seit über 10 Jahren die teils rassistischen Hintergründe des Umstands, dass Genitalverstümmelungen an Zwittern nicht auf der gleichen Stufe bekämpft werden wie Genitalverstümmelungen an Frauen:

"Deutlich ist jedenfalls, dass sich feministische Medien für Genitalverstümmelungen als alltäglicher medizinischer Praxis in modernen westlichen Gesellschaften nicht interessieren, während - häufig rassistisch gefärbte - Beiträge über "unzivilisierte" Praktiken der Klitorisbeschneidung und Verstümmelung in einigen afrikanischen Staaten durchaus zum bewährten Repertoire zählen."

Antke Engel:
"Ene mene meck und du bist weg. Über die gewaltsame Herstellung der Zweigeschlechtlichkeit" (1997)
Hamburger Frauen Zeitung, No. 53, Herbst 1997, S. 26-28
>>> https://blog.zwischengeschlecht.info/pages/Antke-Engel:-Ene-mene-meck-Hamburger-Frauenzeitung-53-1997

"Western feminism has represented African genital cutting as primitive, irrational, harmful, and deserving of condemnation. The Western medical community has represented its genital cutting as modern, scientific, healing, and above reproach. When will Western feminists realize that their failure to examine either of these claims “others” African women and allows the violent medical oppression of intersex people to continue unimpeded?"

Nancy Ehrenreich / Mark Barr:
 "Intersex Surgery, Female Genital Cutting, and the Selective Condemnation of 'Cultural Practices'" (2005)
Harvard Civil Rights-Civil Liberties Law Review Vol. 40 (Winter 2005), S. 71.
>>> http://www.law.harvard.edu/students/orgs/crcl/vol40_1/ehrenreich.pdf  

"Vor allem darf nicht der Eindruck entstehen, »der Westen« wolle in anderen Teilen der Welt etwas durchsetzen, was er selbst nicht beachtet. Ich denke dabei an etwas, das in der westlichen Kultur seinen Ursprung hat und seit Ende der fünfziger Jahre praktiziert wird, nämlich die Genitalverstümmelung intersexuell geborener Kinder, deren mehrdeutige Geschlechtsorgane mit dem Skalpell manipuliert werden, damit sie einem nur von den Erwachsenen angenommenen Idealbild weiblicher oder männlicher Genitalien entsprechen. Nur wenn »zu Hause« dieselben Maßstäbe gelten wie andernorts, ist der Einsatz für die Menschenrechte glaubhaft."

Konstanze Plett:
"Die Macht der Tabus" (2008)
amnesty journal 03/08
>>> http://schattenblick.net/infopool/buerger/amnesty/bagru265.html

Gar Ansätze zu einer kritischen Aufarbeitung der feministischen (Ideen-)Geschichte und ihrer Verwicklungen in der Durchsetzung der genitalen Zwangsoperationen im Namen von "Gender" wurden schon geleistet:

"Ohne sich der Quelle bewusst zu sein oder darauf zu reflektieren, 'umarmte' die zweite amerikanische Frauenbewegung den nützlichen Begriff Gender und begründete mit ihm den Ursprung einer neuen wissenschaftlichen Spezies (Disziplin), die Gender Studies."

"Vonnöten ist allerdings nicht nur ein Bewusstsein der Gender Studies gegenüber der Real-Existenz von Intersexualität und den traumatisierenden Effekten des gegenwärtigen Gender Normalisierungsregimes, sondern es ist ebenso zentral, die Genealogie der Kategorie Gender erneut zu durchschreiten und die Geschichte ihrer Operationalisierung mit der Tatsache zu konfrontieren, dass sie sozusagen in ihrer Ursprungsszene schon 'operativ' war."

Gabriele Dietze:

"The Cutting Edge of Gender Studies. Die Geburt der Kategorie Gender aus dem Geist des Skalpells"
 a.k.a "Schnittpunkte. Gender Studies und Hermaphroditismus"
 (2006)
>>> In: Dietze / Hark (Hg.): "Gender kontrovers. Genealogie und Grenzen einer Kategorie." Königstein/Taunus: Ulrike Helmer Verlag, 2006, S. 46-68.

Auch progressive Schwule kritisieren seit Jahr und Tag die unreflektierte Vereinnahmung von Zwittern:

"Dass sich gerade [Transsexuelle sowie Lesben und Schwule] dieses Themas annehmen, liegt an einem Überschuss von Projektion. Sie sehen nicht, dass ihre Problematik, d. h. die Problematik von Coming-out und gesellschaftlicher Anerkennung, nicht die von Hermaphroditen ist. Sie sehen nicht, dass die ungefragte Adoption von Hermaphroditen durch die Lesben-, Schwulen- und Trans[*]bewegung einer Überrumpelung und Kolonialisierung gleichkommt und moralisch unzulässig ist, weil sie das eigentliche Anliegen von Menschen mit medizinischer Gewalterfahrung überdeckt."

Georg Klauda:
"Über die Verstümmelung von Hermaphroditen" a.k.a. "Fürsorgliche Belagerung" (2002)
>>> Relevante Auszüge   >>> Vortragsfassung kpl   >>> Druckfassung kpl | PDF

Vereinzelt wird diese Vereinnahmung durch "ungefragte Adopition" (Georg Klauda, siehe oben) durch LGB(T)-Organisationen sogar zumindest schon konkret konstatiert, wie hier in einer Dissertation am Beispiel von ILGA:

"Diese Befürchtung [von ‹Transsexuellen› und ‹Transgendern› instrumentalisiert zu werden und in ihrem Diskurs unterzugehen] ist mit Blick auf die inflationäre Verwendung von LGTBQI, wenn eigentlich vor allem LGB gemeint ist, nachvollziehbar. (41)
(41) So zeigt zum Beispiel ein aktuell erschienener Bericht der International Lesbian Gay and Bisexual Association (ILGA) [sic! korrekt: International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA)] über die weltweite Homophobie (Ottoson 2009) inklusive einer Übersichtskarte Lesbian and Gay Rights (ILGA 2009), dass Intersex abgesehen von der Namensgebung (allerdings fließt das ‹I› noch nicht mal ins Kürzel ein) kein Thema ihrer Arbeit ist und es eigentlich um die Legalität homosexueller Praktiken und Lebensweisen geht. Im Bericht kommt Intersex als Begriff denn auch nur zweimal in Form von Aufzählungen vor."

Kathrin Zehnder:
"Zwitter bein Namen nennen. Intersexualität zwischen Pathologie, Selbstbestimmung und leiblicher Erfahrung." (2010)
>>> Bielefeld: transcript Verlag, 2010, S. 268
 

Seit 2009: Beendigung der menschenrechtswidrigen Genitalverstümmelungen an Zwittern als realpolitische Forderung

Als erste grosse LGBT-Organisation hat 2009 der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) die Anliegen der Zwitter endlich ernst genommen. U.a. in einem sensationellen erstmaligen Wahlprüfstein Nr. 9 "Menschenrechtsverletzungen an Intersexuellen bekämpfen!" kritisiert der LSVD die genitalen Zwangsoperationen, Zwangskastrationen und Zwangshormontherapien an Zwittern ausdrücklich als "erheblichen Verstoß gegen das Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde" und fordert konkrete Massnahmen.

Mit dieser Formulierung bezog sich LSVD direkt auf die Forderungsliste des Dachverbandes der Selbsthilfegruppen Intersexuelle Menschen e.V. vom Juni 2008, die in der Präambel ebendiese Rechte explizit einfordert, sowie an erster Stelle die Beendigung der Zwangseingriffe. Auch OII Deutschland / IVIM fordert seit Frühjahr 2009 an erster Stelle "Das Recht auf körperliche Unversehrtheit" (gefolgt von "2. Das Recht auf Schutz vor medizinischer und/oder psychologischer Misshandlung, Bevormundung und Zwang"). Dieser Blog und die daraus hervorgegangene Menschenrechtssgruppe Zwischengeschlecht.org fordern bekanntlich seit jeher "Schluss mit genitalen Zwangsoperationen!" und "Menschenrechte auch für Zwitter!", insbesondere das Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung

Diese Solidarität des LSVD mit dem Kampf der Zwitter gegen Genitalverstümmelungen zeigte bereits erste Wirkung: 4 von 5 Bundestagsfraktionen bezogen darauf Stellung gegen genitale Zwangsoperationen!

(Die einzige Partei, die unbeirrbar an den Genitalverstümmelungen an Zwittern festhält, nämlich die CDU/CSU, verwechselte bezeichnenderweise in ihrem Statement "Intersexualität" einmal mehr mit "sexueller Orientierung" a.k.a "sexueller Identität" – und befindet sich damit leider in 'bester Gesellschaft' u.a. mit Bündnis 90/Die Grünen und Amnesty Schweiz ...)

Nachtrag 2010: Aktuell scheint leider auch der LSVD gemeinsam mit SPD/Grüne/Linke wieder zurückzukrebsen, noch dazu deutlich hinter die Startlinie – schade, schade, schade!

Nachtrag 2010: Auch im Bundestag erreicht die Vereinnahmung ein noch nie dagewesenes Ausmaß. In den 7 Monaten vom 26.11.09-30.6.10 wurde der Begiff "Intersex" in 29 offiziellen Dokumenten benutzt – genauer gesagt missbraucht: KEIN EINZIGES Mal ging es dabei um die Beendigung der Genitalverstümmelungen oder sonst um spezifische Zwitterforderungen, sondern ausnahmslos um LGB(T)-Eigeninteressen.

2009 forderte Terre des Femmes Schweiz anlässlich einer Vernehmlassung zu einem Gesetzesvorschlag gegen weibliche Genitalverstümmelung ausdrücklich auch ein Verbot von genitalen "Zwangsoperationen von Zwischengeschlechtliche Betroffenen" und bedauerte, dass diese nicht auch in den Gesetzesentwurf eingeschlossen wurden. Auch die Grünen Schweiz hatten eine entprechende Vernehmlassungs-Stellungnahme abgegeben. Amnesty Schweiz bedauerte in ihrer Vernehmlassung ebenfalls, dass "Genitalverstümmelungen an Intersexuellen (besser bekannt als Hermaphroditen) nicht angesprochen wurde[n]" – leider mit der altbekannten vereinnahmenden "Begründung", die Zwangsoperationen würden "Verletzungen der sexuellen Identität dieser Menschen [...] darstellen", und zeigt sich der verantwortliche LGBT-Flügel von Amnesty Schweiz / "queeramnesty" zunächst uneinsichtig.

Nachtrag 2010: In einer einstimmig verabschiedeten, historischen Motion hat Amnesty Schweiz inzwischen die Zwangsoperationen politisch sinnvoll ins Zentrum gestellt und explizit gerügt als "schweres Verbrechen, das gegen die Menschenrechte auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde verstösst", gefolgt von Amnesty Deutschland

Nachtrag 2011: Der UN-Ausschuss gegen Folter fordert gesetzgeberische Maßnahmen gegen IGM und zur Sicherstellung des Rchtszugangs für Überlebende.

Nachtrag 2012: Die schweizerische Nationale Ethikkomission (NEK-CNE) fordert in ihrer Intersex-Stellungnahme explizit gesetzgeberische Überprüfung von Intersex-Verstümmelungen, sowohl zivil- wie auch strafrechtlich, und inkl. Verjährungsfristen – das 1. Mal überhaupt, dass eine staatliche Stelle Klartext redet, weshalb die Stellungnahme auch von Intersex-Organsiationen in der ganzen Welt hervorgehoben wird. – Der Deutsche Ethikrat hatte demgegenüber eine klar verstümmlerInnenfreundliche Stellungnahme abgegeben, die einzig betreffend Personenstand konkrete gesetzgeberische Forderungen stellt, es bezüglich IGM-Praktiken bei unverbindlichem Blabla belassen – mit umgehenden Folgen:

Nachtrag 2013: 3 Anträge von SPD, Linke und Grüne fordern ein gesetzliches Verbot von Genitalverstümmelungen – alle Anträge werden jedoch schlussendlich mit den Stimmen von CDU/CSU und FDP abgelehnt. Parallel zu diesem Freipass für Intersex-VerstümmlerInnen verabschiedete der Bundestag (ohne Konsultation der Betroffenen und ihren Organsiationen) eine stigmatisierenden Intersex-Personenstandsmurks, der von Intersex-Menschen und ihren Organsiationen rund um den Globus kritisiert wird. Im gleichen Jahr forderten demgegenüber der UN-Sonderberichterstatter gegen Folter und der Europarat gesetzgeberische Maßnahmen zur Beendigung der Intersex-Genitalverstümmelungen.

Nachtrag 2014: WHO, UNICEF und 5 weitere UN-Gremien fordern gesetzgeberische Maßnahmen gegen IGM-Praktiken, sowie Datenerfassung, Monitoring, Aufarbeitng und Wiedergutmachung.

Nachtrag 2015: Der UN-Kinderrechtsauschuss klassifiziert Intersex-Genitalverstümmelungen als schädliche Praxis – und Malta verbietet als erstes Land IGM-Praktiken, wenn auch vorerst nur zivilrechtlich, ohne Anpassung der Verjährungsfristen und ohne Gewährleistung des Zugangs zur Justiz für Überlebende. Die ILGA Rainbow Map listet neu auch explizit "Prohibition of medical intervention without informed consent (intersex)" ("Verbot medizinischer Eingriffe ohne informierte Einwilligung (Intersex)") als Kriterium.

Fazit: Während der Kampf gegen die Zwangsoperationen als LGBT-Gender-Identität-Sexualität-usw.-Forderung politisch chancenlos ist, ist die Beendigung der medizinischen Verbrechen an Zwittern als eigenständige Menschenrechtsforderung mehrheitsfähig und kurzfristig durchsetzbar.

Zwischengeschlecht.org ruft alle fortschrittlichen LGBTQs und ihre Organisationen dazu auf,

  • ihre diesbezüglichen Positionen und Praktiken kritisch zu reflektieren 
  • den Jahrzehnte langen Kampf der Zwitter gegen Genitalverstümmelungen als eigenständigen Kampf um "das Recht intersexueller Kinder auf Selbstbestimmung und körperliche Unversehrtheit" zu respektieren
  • die Zwitter in ihrem Kampf gegen Genitalverstümmelungen nach Kräften solidarisch zu unterstützen, NICHT die Leiden der Zwitter bloss als Aufhänger oder 'Material' für die eigenen Forderungen und Kämpfe zu benutzen!   

Die Durchsetzung der Beendigung der Genitalverstümmelungen an Zwittern wird am Sockel des Zweigeschlechtersystems möglicherweise mehr rütteln als 1000 Gendertheorien ...

>>> IDAHOT* 2015: Lasst uns über Intersex-Vereinnahmung reden ...
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

NGO Report an das UN-Kinderrechtskomitee
Belegt 17 gebräuchliche IGM-Formen und NS-Verbrechen in CH, D, A

Intersex Genital Mutilations
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy
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Siehe auch:
- Mit der Hoffnung im Herzen 
- Du sollst nicht die Leiden der Zwitter als Aufhänger und 'Material' für deine eigenen Forderungen und Kämpfe benutzen! 
- Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher Genitalverstümmelung (Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal")
- CSD Konstanz & Kreuzlingen fordert Selbstbestimmung für Zwitter! 
- Bundestag: Zwitter als Kanonenfutter für "sexuelle Identität" 
- LSVD und Zwittersolidarität: 1 Schritt vor, 3 Schritte zurück?
- "Zwitter-Neid": Zwischengeschlechtliche als (fiktives) Ideal 
-
- Gender Studies und Zwitterkampf  
- "Genitalverstümmelung ein afrikanisches Problem?"   
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: "Du sollst den Begriff 'intersexuell' nicht unnütz gebrauchen!" 
- GPGF Basel 10.-12.09.09: Stop Vereinnahmung des Zwittersymbols im Namen von "Gender" und "Psychiatrie"! 
- Zwitter und Patriarchat aus feministischer Perspektive 
- Warum Zwitterforderungen, worin zu oberst nicht die schnellstmögliche Beendigung der Zwangsoperationen steht, keine Zwitterforderungen sind, sondern Vereinnahmung
- Amnesty International zum x-ten Mal zur Unterstützung aufgefordert
- Warum Zwitterforderungen, worin es um "sexuelle Identität" geht statt um "Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung", keine Zwitterforderungen sind, sondern Vereinnahmung
- Zwitter als Kanonenfutter für die Transgenderagenda 
- Etwas Solidarität mit Intersexuellen, bitte ...
- Wie Dr. Magnus Hirschfeld einen Zwitter zwangsoperiert, um mit dem Erlös das "Institut für Sexualwissenschaft" zu finanzieren
- Erneute Anfrage um Unterstützung an Deutschen Ethikrat
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Merkel & Co: Einladung zum Zwitterprozess!   

Thursday, May 14 2015

"Europarat rügt Zwangsoperationen von Intersexuellen" - AFP-Agenturmeldung, 13.5.15

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Bild: Agenturfoto des Intersex-Protests zum "Nürnberger Zwitterprozess", Landgericht Nürnberg-Fürth 26.02.2015

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

>>> AFP-Agenturmeldung (mit Foto vom 1. Prozesstag im "Nürnberger Zwitterprozess") zur Veröffentlichung des hervorragenden, vom Menschenrechtskommissar des Europarates (COE) herausgegebenen "Issue Paper 'Human rights and intersex people'" (im Gegensatz zum gleichentags veröffentlichten, Zwitter-vereinnahmenden "Fokuspapier" der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) – dieser Blog berichtete). Danke!

>>> Nürnberger Zwitterprozess: "Schluss mit straflos verstümmeln!"
>>> Wegen Zwitterprozess: Bayern zensiert parlamentarische Anfrage zu IGM-Praktiken!
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

"Für genitale Selbstbestimmung" - Allgemeine Zeitung 7.5.15

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Bild: Gruppenfoto mit TeilnehmerInnen und ReferentInnen der "Genital Autonomy 2015"

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

STOP Intersex Genital Mutilation!

>>> Vorabbericht der "Allgemeinen Zeitung" zur "Genital Autonomy 2015"-Konferenz (dieser Blog berichtete), mit Interviews mit Viola Schäfer (Vorstand Intaktiv) und Shemuel Garber, der ein Referat hielt über die Verflechtungen von kulrurellen, religiösen und medizinischen Rechtfertigungen für Vorhautentfernungen bei Knaben. Auch die Beiträge zum Thema Intersex von Markus Bauer (Zwischengeschlecht.org) und Simon Zobel werden erwähnt. Danke!

>>> Welttag der Genitalen Selbstbestimmung + Symposium "Genital Autonomy 2015"
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen

Tuesday, May 12 2015

IDAHIT* 2015: Lasst uns über Intersex-Vereinnahmung reden ...

Bild: Friedlicher Protest vor der Ethikrat-Pressekonferenz, Berlin 23.02.2012 

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Solidarität mit Zwittern statt Vereinnahmung

Zwischengeschlecht.org on FacebookZuerst die guten Nachrichten: Nachdem Leipzig 2013 voranging, Intersex nicht mehr bloß "mitzumeinen", sondern den Betroffenen gerecht zu werden einerseits mit dem neuen Akronym IDAHIT* und andrerseits mit inhaltlichen Veranstaltungen sowie mit der expliziten Forderung nach einem Verbot der andauernden Intersex-Genitalverstümmelungen, zogen 2014 Halle (Saale) und 2015 nun auch Jena nach! Danke!!

Trotzdem werden auch 2015 Intersexe allzuoft nur "mitgemeint" – oder gar schamlos von Dritten vereinnahmt! Wie so oft wird dabei Intersex primär als eine Frage von (Geschlechts-)Identität, Personenstand und Diskriminierung "verkauft", während gleichzeitig Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM), das durch sie verursachte Leid und konkrete Maßnahmen zu ihrer schnellstmöglichen Beendigung einmal mehr unterschlagen, verharmlost, verniedlicht, auf die lange Bank geschoben und unter den Tisch gekehrt werden.

Ein besonders typischer Fall: Das "Fokuspapier 'The fundamental rights situation of intersex people'" der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA),
>>> Pressemitteilung FRA    >>> Focus paper (englisch, PDF)
das heute am "IDAHO-Forum 2015" in Montenegro vorgestellt wird:

  • Als einzige konkrete gesetzgeberische Maßnahme wird darin gefordert – 3x dürft ihr raten –, Personenstandsgesetze zu überarbeiten, sprich "Geschlechtsangaben in Ausweispapieren und Geburtsregistern" abzuschaffen oder auszusetzen, "um Intersexuelle [angeblich] besser zu schützen".
  • Kein Wort dagegen zum Thema Schäden und Beeinträchtigungen durch Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) – und statt konkreter, griffiger Forderungen zu ihrer Beendigung (wie sie z.B. CAT, NEK-CNE, CRC, WHO, UNICEF etc. auf Anraten Betroffener formulierten) einmal mehr bloß unverbindliches, verstümmlerInnenfreundliches Wischi-Waschi.

Um wessen Interessen und Prioritäten es in diesem angeblichen "Intersex-Fokuspapier" (für welches Intersex-Menschen und ihre Organisationen offensichtlich einmal mehr höchstens alibimäßig konsultiert wurden) tatsächlich geht, unterstreicht weiter, wie häufig welche Schlagworte im ganzen Text vorkommen (und welche eben nicht):

gender: 42
certificate/certification/registration (d.h. Geschl.eintrag in Geburtsurkunde): 33
discrimination/discriminated/discriminatory: 30
identity: 28
orientation (d.h. sexuelle Orientierung): 9

vs.

surgery (d.h. OPs): 14
integrity (d.h. Unversehrtheit): 8
[intersex] mutilation: 2

harm [done by IGM] (d.h. Schäden durch IGM): 0
sexual sensitivity/sensation (d.h. sexuelle Empfindungsfähigkeit): 0
trauma: 0

redress (d.h. Zugang zu Rechtsmitteln und Entschädigung): 0
statutes of limitation (d.h. Verjährungsfristen): 0
data collection (d.h. Datenerfassung): 0
monitoring: 0

Fazit: Intersex-Vereinnahmung – Bingo! Einmal mehr müssen Überlebende von Intersex-Genitalverstümmelungen am "IDAHO-Forum 2015" dazu herhalten, um (Gender-)Identitäts- und Personenstandspolitik auf ihrem Buckel zu betreiben – während gleichzeitig täglich weitere wehrlose Kinder irreversibel verstümmelt werden – wie lange noch?! Pfui!! Würde stattdessen zur Abwechslungmal den Vereinnahmer_innen was an ihren eigenen Genitalien ungefragt rumgeschnibbelt, hätten sie wohl ziemlich schnell ziemlich andere Prioritäten – wetten?!

PS: Dass es auch anders geht, zeigt das ebenfalls am "IDAHO-Forum 2015" vorgestellte, vom Menschenrechtskommissar des Europarates herausgegebene und von Silvan Agius verfasste "Issue Paper 'Human rights and intersex people'" >>> PDF-Downloadseite (englisch), das  (mit Ausnahme von "Verjährungsfristen" und "Monitoring") alle im FRA-"Fokuspapier" fehlenden Stichworte enthält, und auch sonst meist Klartext bringt. Danke!! (Ausnahmen: Leider wird im "Issue Paper" einmal mehr fälschlicherweise John Money als der "Erfinder" der systematischen IGM-Praktiken dargestellt, und bei der Kinderrechtskonvention – ausgerechnet – der betreffend IGM zentrale, auch vom UN-Kinderrechtsausschuss besonders hervorgehobene Art. 24 ("Schädliche Praktiken") unterschlagen – schade!)

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Wednesday, May 6 2015

Köln-FFM, 6.-9.5. > Welttag der Genitalen Selbstbestimmung + Symposium "Genital Autonomy 2015"

Bild: Friedliche Mahnwache gegen "23rd ESPU 2012", Zürich 09.05.2012  >>> Video

FrançaisEnglishVerein Zwischengeschlecht.orgSpendenMitglied werdenAktivitäten

Zwischengeschlecht.org on FacebookMarkus Bauer (Zwischengeschlecht.org/StopIGM.org) wird am "Genital Autonomy 2015" Symposium in Frankfurt a.M. (8.-9.5.) über Intersex und Soziale Bewegungen präsentieren. Zusammen mit Intersex-Aktivist Simon Zobel wird Markus das Thema an der GA 2015 vertreten.

Im Anschluss an die jährliche Demonstration zum Welttag der Genitalen Selbstbestimmung am Do 7.5. in Köln (Beginn 11h vor dem Landgericht) behandelt das 2-tägige Symposium in Frankfurt (Main) rechtliche und medizinische Aspekte der Beschneidung von Kindern – egal ob Mädchen, Jungen oder Intersex-Kinder.

"Genital Autonomy" wurde 1989 ins Leben gerufen als ein ursprünglich alle 2 Jahre stattfindendes, internationales (englischsprachiges) Symposium für Kinderrechte. Am letztjährigen Symposium in Boulder (USA) (abstracts englisch, PDF) war Markus u.a. mit der US-Intersex-Aktivistin Hida Viloria (OII) vertreten. 2012 (abstracts, PDF) referierten Julius Kaggwa (SIPD, Uganda) und Mika Venhola (youtube-interview) zu Intersex und IGM-Praktiken, und das Symposium verabschiedete die "Helsinki Deklaration des Rechts auf Genitale Selbstbestimmung 2012" (dieser Blog berichtete). Nachfolgend das deutsche Abstract von Markus' diesjähriger Präsentation:

Markus Bauer: "2015: Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) von UN als ‘Schädliche Praxis’ eingestuft –– Soziale Intersex-Bewegungs-Strategien in Aktion"

Im Februar 2015 stufte der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes (CRC) Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) als “Schädliche Praxis” ein – ein mächtiges Konzept, das nicht nur gesetzgeberische Maßnahmen einfordert mit dem Ziel, schädliche Praktiken zu eliminieren, sondern auch praktische Anwendung, Monitoring, Vollstreckung und Zugang zur Justiz für Überlebende betont. Ich betrachte diese und weitere jüngste Errungenschaften der Intersex-Bewegung im Kontext ihres mittlerweile über 20-jährigen Kampfes zur Beendigung von IGM-Praktiken, unter Einsatz von Strategien sozialer Graswurzelbewegungen, einschließlich koordiniertem Einsatz gewaltfreier Aktionen, Teilnahme an Menschenrechtsmechanismen und Schmerzensgeldklagen gegen TäterInnen.

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Intersex Genital Mutilations
Human Rights Violations Of Children With Variations Of Sex Anatomy
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Thursday, April 30 2015

CH > Amnesty beschliesst Intersex-Menschenrechtsverletzungen vermehrt zu bekämpfen

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STOP Intersex Genital Mutilation!Zwischengeschlecht.org on FacebookHipp, hipp! An der diesjährigen Generalversammlung beschloss Amnesty Schweiz am 26. April auf Antrag von Queeramnesty einstimmig, die "Arbeit zum Thema Intersexualität und Menschenrechte auf nationaler und internationaler Ebene zu intensivieren", und dabei Betroffene vermehrt einzubeziehen.
Dafür von diesem Blog ein ganz herzliches DANKESCHÖN!
>>> Bericht bei Queeramnesty       >>> Bericht auf Queer.ch

Die CH-Sektion hat in Sachen Intersex-Menschenrechte innerhalb von Amnesty bis heute eine wichtige Vorläuferrolle: Bereits 2009 setzte sie sich explizit für ein Verbot von Intersex-Genitalverstümmelungen ein. 2010 folgte eine Motion an die Dachorganisation, sich mehr für die Menschenrechte von Intersex-Menschen stark zu machen (ebenso im gleichen Jahr auch die Deutsche Sektion) .

Bisher leider aber nur mit bedingtem Erfolg. Zwar erarbeitete die Londoner Zentrale als Reaktion darauf immerhin 3 Jahre später ein internationales Positionspapier, das Staaten aufforderte, IGM-Praktiken zu stoppen. Dieses Posititionspapier und alles weitere dazu bleibt jedoch bis auf den heutigen Tag "geheim", und (aus Intersex-Aktivist_innenperspektive wenig überraschend) in der Folge "bis heute ohne jede konkrete Folgen", wie in der aktuellen Mitteilung nun auch queeramnesty.ch einräumt.

Umso erfreulicher, dass die nun verabschiedete Motion u.a. explizit auch ein Ende der Geheimniskrämerei einfordert:

Der Forderungskatalog umfasst drei Punkte:

  • Der Vorstand der Schweizer Sektion bemüht sich, die Arbeit zum Thema Intersexualität und Menschenrechte zu aktivieren.
  • Der Vorstand setzt sich auf internationaler Ebene dafür ein, mittels Berichten, Hintergrundinformationen und Einzelfällen sowie Vorschläge für die Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit das Thema breiter bekannt zu machen.
  • Betroffene von intersex-spezifischen Menschenrechtsverletzungen sollen dafür im Direktkontakt einbezogen werden.

Bleibt zu hoffen, dass Entsprechendes z.B. auch aus Deutschland sekundiert wird – gefolgt von (auch öffentlichkeitswirksamen) Aktionen auch aus der Londoner Zentrale! 

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>> Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Intersex-Verstümmelungen – eine Genealogie der TäterInnen

NGO Report an das UN-Kinderrechtskomitee
Belegt 17 gebräuchliche IGM-Formen und NS-Verbrechen in CH, D, A

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Wednesday, April 29 2015

"Niemand von uns ist frei, bis wir alle frei sind"

"None of us is free until all of us are free" (Plaki Bildmitte) Baltimore, 28.04.2015 >>> Quelle

Siehe auch:
- "Was wollt ihr?" - "Gerechtigkeit!" - "Wann wollt ihr sie?" - "Jetzt!"
- Von der Frauenbewegung lernen (1): "Vom Nutzen unseres Ärgers"  
- Menschenrechtsverbrechen: Wer schweigt, macht sich mitschuldig  
- Alle Posts zu "Blick über den eigenen Tellerrand hinaus"  

Friday, April 17 2015

D > UN Behindertenrechtsausschuss kritisiert Intersex-Genitalverstümmelungen, fordert u.a. Untersuchung, gesetzgeberische Maßnahmen, Zugang zu Justiz und Entschädigung

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'STOP Intersex Genital Mutilation!' - UNHRC Geneva 20.10.2012 Zwischengeschlecht.org on FacebookHipp, hipp! Zum Ende seiner 13. Sitzung veröffentlichte der UN-Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen (CRPD) heute zum 1. Mal Empfehlungen zum Thema Intersex (>>> PDF englisch --> S. 6–7, Abs. 37-38), nachdem er zuvor in Genf die Deutsche Staatenvertretung dazu befragt hatte (dieser Blog berichtete).

In seinen verbindlichen Empfehlungen rügt der Ausschuss unter "Schutz der Unversehrtheit der Person (Art. 17)" ausdrücklich die Untätigkeit der Bundesregierung bei den in der BRD immer noch weit verbreiteten IGM-Praktiken, und erinnert Deutschland daran, die diesbezüglichen Forderungen des UN-Ausschusses gegen Folter (CAT) aus dem Jahre 2011 endlich umzusetzen. Dabei macht sich der Behindertenrechtsausschuss die CAT-Empfehlungen zu eigen.

Der UN-Ausschuss gegen Folter hatte 2011 verbindlich empfohlen (CAT/C/DEU/CO/5), u.a.

"Vorfälle, in denen intersexuelle Menschen ohne wirksame Einverständniserklärung chirurgisch oder anderweitig medizinisch behandelt wurden, zu untersuchen, und Rechtsvorschriften zu erlassen, die den Opfern solcher Behandlungen Rechtsschutzmöglichkeiten, einschließlich angemessener Entschädigungen, gewähren".

Nachfolgend eine inoffizielle Deutsche Übersetzung der Empfehlungen des UN-Behindertenrechtsausschusses an Deutschland betreffend Intersex:
(CRPD/C/DEU/CO/1 >>> PDF Deutsch | DOC englisch --> Abs. 37-38)

Schutz der Unversehrtheit der Person (Art. 17)

37. Der Ausschuss ist besorgt über: [...] c) die fehlende Umsetzung der Empfehlungen CAT/C/DEU/CO/5, Abs. 20 von 2011, betreffend Aufrechterhaltung der körperlichen Unversehrtheit von Intersex-Kindern.

38. Der Ausschuss empfiehlt, dass der Vertragsstaat notwendige Schritte unternimmt, einschließlich gesetzgeberischer Art, um:

[...]

(d) Alle Empfehlungen von CAT/C/DEU/CO/5, Abs. 20 betreffend Intersex-Kinder umzusetzen.

Meine 2 Cent: Zwar blieb der Ausschuss mit dieser Empfehlung wohl hinter den (hohen) Erwartungen der meisten Betroffenen zurück. Insbesondere, dass nicht (wie bereits zuvor in den Fragen der List of Issues (LoI)) explizit auch betreffend Datenerfassung und Statistik zusätzlich Druck gemacht wurde, ist zu bedauern, ebenso betreffend des andauernden Skandals der Verweigerung lebenswichtiger Medikamente für Betroffene mit AGS/CAH mit Salzverlust.

Trotzdem ist es ein schöner Erfolg, dass sich der Behindertenrechtsausschuss die CAT-Empfehlungen ausdrücklich zu eigen macht:

Dadurch wird sich der Druck nochmals deutlich erhöhen – sowohl auf die unbelehrbaren GenitalabschneiderInnen, wie auch auf ihre HelfershelferInnen in der Politik! DANKE!

Der thematische Intersex-NGO-Bericht 2015 v. Zwischengeschlecht.org an den UN-Behindertenrechtsausschuss dokumentiert relevante Menschenrechtsverletzungen an Intersex-Menschen in Deutschland:
>>> "Intersex-Menschen in Deutschland und die BRK" 
>>> "IGM-Statistiken: 20 Jahre Lügen und Leugnen der Bundesregierung" 
>>> "Faktische Straflosigkeit von IGM-Praktiken, kein Zugang zu Justiz"
>>> "Verweigerung lebenswichtiger Medikamente"

>>> Live-Bericht aus der BRD-Staatenprüfung in Genf, 26.03.2015
>>> Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 25.03.2015

>>>
Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> IGM – eine Genealogie der TäterInnen
>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben

Thursday, April 16 2015

Nürnberger Zwitterprozess: Nächste Verhandlung am 22. Oktober!

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Bild: Großes Medieninteresse zum 1. Prozesstag am 26. Januar 2015, LG Nürnberg-Fürth

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Die Zwitter Medien Offensive™ geht weiter!

Das Landgericht Nürnberg hat entschieden: Der nächste Verhandlungstag im Schmerzensgeldprozess von Michaela "Micha" Raab gegen die Uniklinik Erlangen und den Operateur Prof. S. um über 250'000 Euro ist angesetzt auf Donnerstag, den 22. Oktober, dann sollen 2 Zeugen angehört werden.
Medienberichte
auf >>> nordbayern.de von Clara Grau (16.4.)
>>> dpa-Agenturmeldung (16.4.)   >>> dpa-Vorankündigung (15.4.)
Wir sehn uns, wo die Action ist!

>>> Mehr Medienberichte zum 1. Prozesstag
>>>
Nürnberger Zwitterprozess: "Schluss mit straflos verstümmeln!"
>>> Wegen Zwitterprozess: Bayern zensiert parlamentarische Anfrage zu IGM-Praktiken!
>>> "Verweigerung von Zugang zu Justiz für Überlebende von IGM-Praktiken"

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