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Thursday, February 23 2012

Ethikrat: 150-jährige Geschichte der Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken jetzt beenden!

'Genitalverstümmelungen stoppen!' - Aktion von Zwischengeschlecht.orgFriedliche Aktion vor der Ethikrat-Pressekonferenz, 23.2.12 (Bild: © dapd / sueddeutsche.de)

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Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 23.02.2012:

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Heute präsentiert der Deutsche Ethikrat in Berlin seine Stellungnahme zu "Intersexualität". Zahllose Betroffene erhoffen sich davon entscheidende Impulse zur Beendigung der verheerenden kosmetischen Genitaloperationen an "uneindeutigen" Kindern. Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org wird zuvor eine Stunde lang über die blutige Geschichte dieser "westlichen Genitalverstümmelungen" informieren und mit einer farbenfrohen friedlichen Aktion die politisch Verantwortlichen zum Handeln auffordern (09:30-10:30 Uhr vor dem dbb forum, Friedrichstraße 169/170, 10117 Berlin).

Seit über 150 Jahren experimentieren westliche Chirurgen an Kindern mit "abnormalen Geschlechtsteilen" oder "Hermaphroditen", wie sie es zunächst nannten. Zwar waren im 19. Jahrhundert fragwürdige Praktiken wie zum Beispiel Klitorisamputationen auch bei "normalen Mädchen" verbreitet. Während bei diesen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert die Unmenschlichkeit solcher "Heilmittel" erkannt wurde und die Mediziner davon abkamen, wurden ab 1950 bei "Intersexuellen" (wie der medizinische Fachbegriff nun lautete) Genitalamputationen und sonstige verstümmelnde Operationen ausgeweitet und ab ca. 1960 flächendeckend und systematisch im Kindesalter durchgeführt. Heute reden die Mediziner von "Genitalkorrekturen" bei "Störungen der Geschlechtsentwicklung" und allein in Deutschland wird jeden Tag mindestens ein wehrloses Kind einem solchen Eingriff unterzogen - ohne dessen Einwilligung, ohne medizinische Notwendigkeit, ohne Evidenz und obwohl Betroffene seit bald 20 Jahren öffentlich dagegen protestieren. 

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org appelliert an die Verantwortlichen in Politik und Justiz, jetzt konkrete Schritte einzuleiten, um diese menschenrechtswidrigen Genitalverstümmelungen in unseren Kinderkliniken endlich zu stoppen. Seit 1996 hatte die Bundesregierung die Anliegen der Betroffenen von kosmetischen Genitaloperationen im Kindesalter ignoriert und geleugnet. Noch 2010 verkündete der Berliner Senat über "keine Erkenntnisse über konkrete Fälle mit derartigen Eingriffen oder Therapien" zu verfügen. Noch 2011 leugnete der Bremer Gesundheitsstaatsrat Hermann Schulte-Sasse im Bremer Landtag öffentlich das Fortdauern der Zwangsoperationen. Obwohl bereits 2008 das Kölner Landgericht entschieden hatte, im Fall von Christiane Völling sei "das Selbstbestimmungsrecht der Klägerin in ganz erheblichem Maße verletzt worden". 

Auch dass der Deutsche Ethikrat nun heute eine Stellungnahme präsentiert, geschah letztlich erst, nachdem sich Betroffene an das UN-Komitee CEDAW wandten und dieses 2009 die Bundesregierung zum Handeln aufforderte. Eine Kritik, die erst letztes Jahr das UN-Komitee gegen Folter erneut bekräftigte. Auch der UN-Menschenrechtsrat wird sich dieses Jahr zum ersten Mal mit diesem Thema befassen. 

Laut BMBF-finanzierten Studien werden heute noch 90% aller Betroffenen im Kindesalter oft mehrfach irreversibel kosmetisch genitaloperiert. Ihr Schrei nach Gerechtigkeit darf nicht mehr länger ignoriert, ihre berechtigten Anliegen dürfen nicht mehr weiter auf die lange Bank geschoben oder für Geschlechterpolitik instrumentalisiert werden. Niemand mehr wird später mit gutem Gewissen sagen können, man habe es nicht gewusst. Die Zeit zum Handeln ist jetzt.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.
 
Freundliche Grüße

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org

Mobile +41 (0) 76 398 06 50
presse_at_zwischengeschlecht.info

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Regelmäßige Updates: http://zwischengeschlecht.info

>>> Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013

>>> Deutscher Ethikrat: "Verstümmeln ist OK,
        solange es nicht um die Geschlechtsidentität geht" 

>>> "Westliche Form der Genitalverstümmelung"  
>>>
150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter 

Monday, February 6 2012

06.02.2012: Null Toleranz gegen Genitalverstümmelung – außer vor der eigenen Türe?

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Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 06.02.2012:

STOP Genitalverstümmelung in Kinderkliniken!

Genau vor einem Jahr protestierte die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org zum 4. Mal in Folge vor einer Kinderklinik, in der regelmäßig "kosmetische Genitaloperationen" an Kindern mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen praktiziert werden.

Zum heutigen "Internationalen Tag gegen (weibliche) Genitalverstümmelung" ruft Zwischengeschlecht.org Politik und Öffentlichkeit dazu auf, bei diesen systematischen Menschenrechtsverletzungen vor der eigenen Haustüre nicht mehr länger wegzuschauen!

Jeden Tag wird in Deutschland in einer Kinderklinik mindestens ein wehrloses Kind irreversibel genitalverstümmelt.

Die Mediziner nennen es beschönigend "korrigierende und angleichende Eingriffe" – Betroffene prangern die uneingewilligten und irreversiblen Operationen seit bald 20 Jahren an als fundamentalen Verstoß gegen ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit und als "westliche Form der Genitalverstümmelung". Eine Einschätzung, die mittlerweile auch von ExpertInnen betreffend weibliche Genitalverstümmelung bekräftigt wird, ebenso von Ländersektionen von Terre des Femmes und Amnesty International.
 
Hätten Sie's gewusst?

Betreffend der "weiblichen" bzw. "afrikanischen" Genitalverstümmelung monieren Betroffenen- und Lobbyorganisationen zu Recht, dass von offiziellen Stellen zu viel schön geredet und gleichzeitig kaum Konkretes zum Schutz gefährdeter Mädchen im eigenen Land unternommen wird.

Bisher gänzlich ausgeklammert wurde in der öffentlichen Debatte über die "afrikanischen Verstümmelungen" dagegen, dass

a) auch Kinder mit "atypischen" Genitalien der "weiblichen" Genitalverstümmelung in Afrika zum Opfer fallen >>> mehr

b) Klitorisamputationen bei Mädchen in der westlichen Medizin seit dem 19. Jahrhundert als "Heilmittel" für vielerlei "Diagnosen" bis ins 20. Jahrhundert verbreitet waren und sind – über 1945 hinaus und in modifizierter Form bis heute jedoch nur bei "Mädchen" mit "zu großer Klitoris" oder sonstwie "fehlgebildetem Genitale" >>> mehr

c) in westlichen Kinderkliniken Kinder mit "atypischen" Genitalien bis auf den heutigen Tag zu 90% meist mehrfach irreversiblen kosmetischen Genitaloperationen unterworfen werden, ohne medizinische Notwendigkeit, ohne Evidenz und ohne ihre Einwilligung >>> mehr
 
Betroffene fordern Gerechtigkeit!

Überlebende von Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken beklagen seit über 15 Jahren die vorherrschende Doppelmoral, dass einerseits Genitalverstümmelungen in Afrika als "barbarisch" gebrandmarkt und zu Recht verurteilt werden, während gleichzeitig die chirurgischen Genitalverstümmelungen an wehrlosen Kindern mit "atypischen" Genitalien vor der eigenen Haustüre ausgeblendet und öffentlich geleugnet werden – etwa vom Berliner Senat (Drucks. 16/144436) oder vom Bremer Staatsrat Hermann Schulte-Sasse (Landtag Bremen, 23.02.2011).

Eine Kritik, die mehr und mehr auch von ExpertInnen öffentlich geteilt wird, etwa von der Juristin Konstanze Plett (Amnesty Journal 03/08) oder dem Publizisten Andreas Nentwich (Editorial Sonntag / Leben & Glauben, Nr. 36/2010).
 
Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.
 
Freundliche Grüße

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org

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Nachtrag: Maedchenmannschaft.net und Queerdenker.ch berichteten über unseren Aufruf. Oliver Tolmein verwies in einem Tweet auf die Pressemitteilung von Gesundheitsminister Bahr "Null Toleranz bei Genitalverstümmelung" und konstatierte trocken: "OPs an Intersexuellen interessieren aber nicht". Danke! 

>>> "Westliche Form der Genitalverstümmelung"  
>>>
150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter 
>>> "Zero Tolerance to Intersex Genital Mutilation"
>>> Zur kommenden Bundestagsdebatte über weibliche Genitalverstümmelung 

Sunday, January 22 2012

Dresden, Ort von Genitalverstümmelungen – Internationale Konferenz ohne Betroffene

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Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 20.01.2012:

INHALT
1.  Diagnose "auffälliges Genitale"
2.  "Intersex-Tagung": Eigenwerbung und Wirklichkeit
3.  Lange Liste der Genitalverstümmler
4.  Organisatoren der Konferenz schweigen sich aus
Anhang:
Stellungnahmen von Menschenrechtsorganisationen

>>> Pressemitteilung lesen 
>>> Offener Brief von Zwischengeschlecht.org an die Tagung 

Intersex im Bundestag: "Niemand hat das Recht, an den Genitalien eines Kindes oder Jugendlichen herumzuschneiden" - Sibylle Laurischk (FDP)

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)Einer der besten Redebeiträge der >>> historischen "Intersex"-Bundestagsdebatte stammte von der FDP-Abgeordeten Sibylle Laurischk.

(Einziger Wermutstropfen darin war die – an anderen Stellen des Redebeitrags allerdings mehrfach relativierte – Behauptung, seit den 1980-Jahren würde nicht mehr möglichst früh verstümmelt – tatsächlich wurde ab diesem Zeitpunkt lediglich mit den bis dahin gebräuchlichen "Klitoris"amputationen aufgehört und stattdessen auf ebenfalls verheerende chirurgische "Klitorisverkürzungen" umgestellt.

Ansonsten enthält der Redebeitrag aber praktisch alle Kernpunkte in konzentrierter Form, darunter Verstoss gegen das Recht auf körperliche Unversehrtheit, dass es sich nicht um ein parteipolitische Frage handelt, dass das Elternrecht hier seine Grenzen findet, und dass das unwürdige Vorgehen der "geschlechtszuweisenden Operationen" aufhören muss.

Und mit dem im Titel dieses Posts gerafft wiedergegebenen, deutlichen Statement erhielt Sibylle Laurisck erfreulicherweise (und zu Recht!) gar überparteilichen Beifall von der FDP, der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Es geschehen noch Zeichen und Wunder ...

Dafür von diesem Blog an die Abgeordnete Sibylle Laurischk ein ganz herzliches Danke! 

Nachfolgend der Videolink zum nochmaligen Nachhören des historischen Beitrags, gefolgt vom Transkript der gesamten Rede:    

>>> http://dbtg.tv/fvid/1431761 

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Wednesday, January 18 2012

Offener Brief an "Transgender und Intersex in Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft", Dresden 18.-20.01.2012

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>>> Pressemitteilung 20.1.12     >>> Vorschau 17.1.12     >>> English Translation 19.1.12
>>> Antwort von Tagungs-Referent Heinz-Jürgen Voß 18.1.12    
>>> Antwort von Tagungs-Organisator Stefan Horlacher 22.1.12 (PDF)

Offener Brief von Zwischengeschlecht.org vom 18.01.2012:

Kann ein Zwitter Sünde sein?Sehr geehrte Organisierende, Vortragende, Teilnehmende und Sponsoren der internationalen & interdisziplinären Konferenz "Transgender und Intersex in Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft"

Als Menschenrechtsgruppe, die sich seit 4 Jahren aktiv gegen die täglichen Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken einsetzt, freuen wir uns, dass Ihre Konferenz ab heute in Dresden "die sozialen, politischen und rechtlichen Dimensionen" von Intersex berücksichtigen will (Ankündigung) sowie "Betroffenen Gehör zu verschaffen und die Öffentlichkeit zu sensibilisieren" (Pressemitteilung 9.1.12).

Als führende Wissenschaftler der Intersex-Forschung (Pressemitteilung 9.1.12) ist Ihnen in diesem Zusammenhang sicher bekannt,

• dass mindestens jedes 1000. Neugeborene mit "atypischen" Genitalien auf die Welt kommt, und diese Kinder laut aktuellen Studien der Mediziner selbst heute noch zu 90% im Kindesalter "korrigierenden" kosmetischen Genitaloperationen unterworfen werden, für die keine zwingende medizinische Indikation besteht,

• dass Betroffene solcher Operationen diese seit bald 20 Jahren als "immens destruktiv für die sexuelle Empfindsamkeit und das Gefühl für körperliche Unversehrtheit", als "westliche Form von Genitalverstümmelung", "medizinisches Verbrechen" und "fundamentale Menschenrechtsverletzung" anprangern, 

• dass praktisch alle Organisationen von Betroffenen als erste und wichtigste Forderung von Beginn bis heute die sofortige Beendigung kosmetischer Genitaloperationen an Kindern einklagen.

Demgegenüber ist aus dem öffentlichen Auftritt der Konferenz zumindest für die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org bisher leider nicht ersichtlich, wie die Konferenz

a) die Problematik der täglichen Verstümmelungen an Kindern mit "atypischen" Genitalien angemessen berücksichtigen will, geschweige denn dazu "die Öffentlichkeit zu sensibilisieren", sowie

b) welche Vortragenden eine Praxis zur konkreten Beendigung der täglichen Verstümmelungen ins Zentrum stellen oder anderweitig in der "politischen und rechtlichen Dimension" dazu beitragen, diesbezüglich "Betroffenen Gehör zu verschaffen".

Zumindest den Verantwortlichen sowie einem Großteil der Beitragenden der Konferenz ist fraglos weiter bekannt,

• dass Betroffene das Thematisieren von "Intersex" in Wissenschaft und Politik bei gleichzeitigem Ausblenden der Genitalverstümmelungen seit vielen Jahren als schädlich, unzulässig und vereinnahmend kritisieren.

Ebenso sollte den Organisierenden und Beitragenden bekannt sein,

• dass innerhalb praktisch aller wissenschaftlicher Institutionen, die an der Tagung direkt oder indirekt beteiligt sind, in deren kinderchirurgischen Abteilungen genau die angeprangerten Genitalverstümmelungen jahrein, jahraus unwidersprochen an wehrlosen Kleinkindern praktiziert sowie öffentlich propagiert werden, darunter:

- TU Dresden
- Humboldt-Universität Berlin
- Freie Universität Berlin
- Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
- Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
- Justus-Liebig-Universität Gießen
- University of London
- University of Leeds

(Ausnahmen bestätigen die Regel: Bei Institutionen, die wie z.B. die Universität Siegen oder die Manchester Metropolitan University nicht über eigene pädiatrische Kliniken verfügen, werden die Verstümmelungen einfach in der nächstgelegenen durchgeführt, im vorliegenden Fall im Universitätsklinikum Gießen und Marburg bzw. in den Central Manchester University Hospitals.)

Dass unter diesen Umständen an einer internationalen & interdisziplinären Konferenz, welche die Begriffe "Intersex" und "Gesellschaft" in ihrem Titel trägt, ausgerechnet die zentrale Tatsache der täglichen Genitalverstümmelungen an wehrlosen Kindern ebenso unter den Tisch zu fallen scheint wie die Stimmen und Anliegen der davon Betroffenen, erfüllt die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org mit tiefer Sorge.

Im Namen von durch uneingewilligte kosmetische Genitaloperationen im Kindesalter Betroffenen oder Bedrohten ersuchen wir deshalb die Organisierenden, Vortragenden und Teilnehmenden der Konferenz um Aufklärung über folgende Fragen:

1) Ist Ihnen bekannt, in welchen Institutionen, die an der Konferenz direkt oder indirekt beteiligt sind, jeweils a) welche und b) wie viele kosmetische Genitaloperationen an Kindern durchgeführt werden?

2) Was ist Ihre Position zu kosmetischen Genitaloperationen an Kindern?

3) Warum sind Betroffene von kosmetischen Genitaloperationen im Kindesalter an der Konferenz nicht angemessen vertreten?

4) Sind Sie bereit, etwas zur konkreten Beendigung der täglichen Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken beizutragen? Wenn ja, wie? Wenn nein, warum nicht?

Über Rückmeldungen würden wir uns freuen!

Freundliche Grüße

Im Namen von Zwischengeschlecht.org

Daniela Truffer
Gründungsmitglied Zwischengeschlecht.org

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Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.

[Eine >>> englische Übersetzung dieses offenen Briefes wird in Kürze verfügbar sein.]

>>> Pressemitteilung 20.1.12     >>> Vorschau 17.1.12   
>>> Antwort von Tagungs-Referent Heinz-Jürgen Voß 18.1.12    
>>> Antwort von Tagungs-Organisator Stefan Horlacher 22.1.12 (PDF)

>>> Unethische Forscher als Zulieferer der Genitalabschneider 
>>>
"STOP Genitalverstümmelung als 'Rohmaterial' für die Geschlechterforschung!"  

Wednesday, December 28 2011

Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: "Täter, Mitläufer und Apologeten: Wer ist an dem Bösen Schuld?"

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Kann ein Zwitter Sünde sein?Um die Verbrechen in den Kinderkliniken endlich zu stoppen, ist es notwendig, die TäterInnen öffentlich zu benennen. Solange die TäterInnen nicht in der Öffentlichkeit blossgestellt und dadurch unmissverständlich damit konfrontiert werden, was nicht nur ihre Opfer, sondern auch die meisten MitbürgerInnen von ihren Taten halten, werden sie von ihrem schädlichen Tun offensichtlich nicht ablassen – weil sonst hätten sie es schon lange getan, seit sie durch die öffentlichen Klagen und Proteste Betroffener seit 20 Jahren wissen, dass sie ihren "Patienten" nicht das Gute tun, das sie vorgeben, aber insgesamt offensichtlich zu verstockt sind, um aus diesem durchaus vorhandenen Wissen die notwendigen Konsequenzen zu ziehen.

Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, die gesellschaftliche Verantwortung von uns allen einzufordern und aufzuarbeiten, um – wie von mehreren Betroffenenorganisationen auch im Diskurs des Deutschen Ethikrates klar gefordert – anschliessend eine gesellschaftliche Aussöhnung herbeizuführen.

Ein differenziertes Instrumentarium dazu bietet ein Vortrag des Bioethikers Erich H. Loewy, gehalten anlässlich des 2. Symposions "Zur Geschichte der NS-Euthanasie in Wien" vom 8. und 9. Mai 2000 im Psychiatrischen Krankenhaus der Stadt Wien mit dem vollständigen Titel  "Täter, Mitläufer und Apologeten: Wer ist an dem Bösen Schuld? Können wir es in Zukunft verhindern?". Nachfolgend einige relevante Ausschnitte, >>> ganzen Text lesen dringend empfohlen!

[...] über Schuld oder über Verantwortung zu sprechen darf nicht zu einem Abwälzen dieser Verantwortung die wir alle tragen werden. Falls wir wirklich etwas gegen Greuel wie die, die hier geschehen sind unternehmen wollen, so ist es wichtig, daß wir uns nicht mit der Frage wer Schuld war begnügen, sondern daß wir uns auch unserer eigenen Verantwortung klar werden. Es ist deswegen wichtig den Unterschied zwischen Schuld und Verantwortung auszuarbeiten und daraus Konsequenzen zu ziehen.

Um ethisch schuldig zu sein, müssen gewisse Kriterien erfüllt werden. Leute, die wir schuldig heißen müssen: 1) was sie tun bewußt tun; 2) wissen, daß was sie tun verwerflich, oder schlecht ist und 3) die Möglichkeit, es anders zu tun haben. [...] Wenn ich etwas unwissend tue – mir nicht klar ist, daß Mord ein Verbrechen ist – so werde ich nicht für schuldig, sondern für Geisteskrank erklärt werden.

Schuld kann größer, oder kleiner sein. Wenn man unter schwerem Zwang steht, so tut man zwar was man tut wissend, aber man hat allenfalls weniger Wahl – etwas Anderes tun zu können wird erschwert. Wenn man allerdings etwas anderes hätte tun können, so hat man die Wahl – mit einer Pistole konfrontiert könnte man sich zwar weigern mitzumachen, aber wenn man es unter solchem Druck tut, so wäre es vielleicht verständlich. Allerdings wird diese “Pistole” [...] überschätzt: die Wahl war öfters nicht zwischen mittun, oder sterben, sondern zwischen mittun, oder seine Karriere nicht fördern. [...]

Falls man etwas tut, von dem man die Folge nicht wirklich weiß, wäre die Schuld eine viel kleinere. Der Mann, der die Fahrpläne für Züge nach Auschwitz gemacht hat, ohne zu wissen, wo diese Züge hingehen sollten, wäre nicht in demselben Sinne schuldig wie der Kollege, der es sehr wohl wußte. Leider aber wußten es die Meisten die die Fahrpläne machten genau, oder sie haben es absichtlich nicht wissen wollen.

Obwohl Unwissen als mildernder, oder sogar entschuldigender, Umstand gelten kann, so kann Unwissen an und für sich schuldig oder unschuldig sein. “Ich wußte es nicht, weil ich es nicht hätte wissen können” ist etwas ganz anderes als “ich hätte es mehr oder weniger leicht wissen können, wollte es aber nicht wissen – um nicht zu wissen habe ich mich abgewendet.” Es ist klar daß in dem “ich wollte es nicht wissen” bereits ein Wissen oder wenigsten ein Ahnen steckt. Falls ich etwas tatsächlich nicht hätte wissen können, so wäre ich nicht schuldig – ich habe nichts bewußt getan. Falls ich es aber nicht wissen wollte so wußte ich ja bereits etwas – genug allenfalls um zu wissen daß ich davon nichts wissen will. Falls ich etwas nicht wissen will, so habe ich meinen Willen zwischen das Wissen können und das sehr wohl Wissen mit voller Absicht gestellt. Und dann bin ich allerdings schuldig – schuldig nicht nur für was geschehen ist sondern auch schuldig weil ich absichtlich Wissen abgelehnt habe. Wissen ablehenen heißt einem Willen Ausdruck geben.

Es stellt sich die Frage: was ist das was man gewußt, oder nicht gewußt hat? [...]

Verantwortung für etwas zu haben heißt, für etwas zu sorgen, für etwas zuständig zu sein. Es ist eine bestimmte Beziehung zu Anderen, zur Gesellschaft, zur Natur und zu sich selbst. Man kann das Wort verschieden verstehen. Kausalverantwortung bedeutet, daß man in die Kausalkette ohne, oder mit Schuld verstrickt ist. Kausalverantwortung kann schuldig sein – etwa “ich habe es mit voller Absicht getan”, oder “es war was geschehen ist zwar nicht meine Absicht, aber ich konnte was geschehen wird voraussehen und habe es trotzdem getan”. Andererseits kann Kausalverantwortung unschuldig sein “ich konnte es nicht verhindern (oder voraussehen), aber es ist durch mein Tun oder Lassen geschehen – meine Bremsen haben versagt und ich bin in ein anderes Auto hineingefahren.”

Andererseits kann Verantwortung eine Rollenverantwortung sein – als Lehrer oder Arzt habe ich gewisse Verantwortungen. [...] Als Arzt hat man einem Patienten gegenüber eine Verantwortung die ein Laie nicht hat. Ein Ehegatte hat Verantwortungen, die jemand anderer nicht hat.

Und vor allem haben wir als Menschen menschliche Verantwortung -- als Mensch bin ich für meine Mitmenschen verantwortlich. [...]

Schuld ist immer persönlich, Kollektivschuld ist absurd. Verantwortung kann, allerdings, eine kollektive sein. Da ich in einer gewissen Gesellschaft lebe, bin ich für das, was diese Gesellschaft tut oder läßt verantwortlich. [...]

Man kann für etwas keine Schuld haben (also nicht selbst in die Kausalkette verstrickt sein), aber trotzdem dadurch, daß etwas auch ohne sein Dazutun geschehen ist verantwortlich sein. Da ich nicht in der Sklavenzeit gelebt habe, trage ich für die Sklaverei keinerlei persönliche Schuld. Da ich, allerdings, als weißes, männliches in Amerika wohnendes Wesen täglich und ohne es zu wollen durch die Tatsache und durch die historischen Gegebenheiten bevorzugt werde, habe ich die Pflicht, Alles um die Benachteiligung, die Folge der Sklaverei ist gut zu machen – wenn ich das nicht tue, so werde ich für die weitere Benachteiligung Schuld tragen.

Als Miglied einer Gesellschaft, die Kinder, Behinderte und andere Schwache, als  “lebensunwert” deklariertes Leben ermordet hat, trage ich eine gewisse Verantwortung. [...]

Wenn wir noch immer heute Leute behaupten hören, daß entweder sie, oder ihre Eltern und Großeltern “von nichts gewußt haben”, so muß man sich fragen, was dieses “nichts” eigentlich war.

Meine 2 Cent:

Dieselben Fragen stellen sich bekanntlich z.B. auch bei Genitalabschneiderverbänden, der Bundesregierung, dem Berliner Senat, dem Bremer Gesundheits-Staatsrat u.v.a.m., die betreffend der Folgen der täglichen Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken für die Opfer über Jahrzehnte und zum Teil bis heute ebenfalls behaupten, von "nichts" gewusst haben zu wollen – und bei praktisch allen westlichen Gesellschaften, die diese unmenschliche Praxis seit 60 Jahren unwidersprochen in ihrer Mitte dulden ... 

>>> Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter 
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen   

Sunday, December 18 2011

Schweiz: Anhörungen der Nationalen Ethikkommission im Bereich der Humanmedizin (NEK-CNE) zum Thema "Intersexualität/DSD"

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>>> Öffentliche Vorstellung NEK-Stellungnahme in Bern, 09.11.2012
>>> Die Stellungnahme online als PDF (206 kb) 

Als Reaktion auf 2 von Zwischengeschlecht.org initiierte parlamentarische Anfragen im Frühjahr 2011 führt aktuell die schweizerische Nationale Ethikkommission im Bereich der Humanmedizin (NEK-CNE) im Auftrag des Bundesrates nicht-öffentliche Anhörungen zum Thema "Intersexualität/DSD" durch. Dabei steht zuerst jeweils einen 10-15 minütiger Redebeitrag eines geladenen Sachverständigen auf dem Programm, gefolgt von einer weiteren Viertelstunde Befragung durch die Mitglieder der Nationalen Ethikkommission.

Den Auftakt machte Nella im Namen der Betroffenen, bei der Befragung unterstützt durch yours truly a.k.a. Markus Bauer. Die beiden unmittelbar folgenden Anhörungen waren betroffenen Eltern gewidmet, darunter Karin Plattner von der CH-Elternselbsthilfe.

Die weiteren von der Nationalen Ethikkommission angefragten Sachverständigen bleiben geheim, auch die (anonymisierten) Protokolle der Befragungen sind nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Ich hatte deshalb am Schluss der Befragung im Namen von Zwischengeschlecht.org die Ethikkommission auf den hohen öffentlichen Aufklärungsbedarf über dieses Tabuthema hingewiesen und die Mitglieder gebeten, als Beitrag dazu ausnahmsweise die anonymisierten Protokolle aller Anhörungen öffentlich zugänglich zu machen. Dieser Blog wird seinerseits das ihm mögliche tun, um Transparenz herzustellen:

>>> Nellas Redebeitrag zur NEK-Anhörung vom 15.12.11

>>> Schriftliche Stellungnahme von Zwischengeschlecht.org (PDF, 460 kb)
>>>
Fehlende Einsicht der Täter - Nationale Ethikkommisson (NEK-CNE)  
>>> Verstoss gegen die Menschenrechte - Nationale Ethikkommisson (NEK-CNE)  

Thursday, November 24 2011

Historische Debatte im Bundestag: "Intersex"-Genitalverstümmelungen stoppen – keine Genderpolitik auf Kosten der Opfer (17/5528)

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!»Aktion von Zwischengeschlecht.org, 6.2.2011 (Bild: NZZ Format)

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Nachtrag [UPDATED]:

Das war eine historische Debatte! Besonders erfreulich, dass – entgegen dem vereinnahmenden ursprünglichen Antrag der Grünen, vgl. untenstehende Pressemitteilung – praktisch alle RednerInnen sich sehr konkret und kritisch über kosmetische Genitaloperationen ausließen (sogar die Parallelen zur weiblichen Genitalverstümmelung wurden explizit erwähnt), und dass durchs Band betont wurde, dies sei erst der Anfang und dass Taten folgen müssen. Dies alles wird den Druck auf die Zwangsoperateure fraglos weiter erhöhen. Somit ist es trotz aller Vereinnahmung (siehe unten) ironischerweise auch das Verdienst des "Intersex"-Antrags 17/5528 der Grünen, einen historischen politischen Prozess konkret in Bewegung gesetzt zu haben. Dafür von diesem Blog an alle Beteiligten ein herzliches Danke!

Mittlerweile sind alle gehaltenen Redebeiträge als Videos zum online nachhören/herunterladen verfügbar:

>>> Gesamtaufnahme der 17/5528-Debatte mit allen gehaltenen Redebeiträgen (43:44)
>>>
Einleitung d. Vizepräsidentin Petra Pau (00:21)    >>> Monika Lazar (B90/Grüne, 05:20)
>>> Dr. Peter Tauber (CDU/CSU, 09:26)    >>> Christel Humme (SPD, 06:14)
>>> Sibylle Laurischk (FDP, 07:13)    >>> Rede Linke zu Prot. geg., VP Petra Pau (00:06)
>>> Jürgen Klimke (CDU/CSU, 7:49)    >>> Angelika Graf (Rosenheim) (SPD, 6:44)
>>> Überweisung durch Vizepräsidentin Petra Pau (00:26)

Sibylle Laurischk (FDP): "dass niemand das Recht hat,
an den Genitalien eines Kindes oder Jugendlichen
herumzuschneiden"

Ebenso ist das >>> schriftliche Protokoll (PDF, 1.4MB) online (Debatte zum Antrag 17/5528 siehe S. 17174-17181 sowie 17183-17184), inkl. dem direkt zu Protokoll gegebenen >>> Redebeitrag von Barbara Höll (Die Linke) im Anhang (S. 17183-17184).

>>> Kommentare auf dem Hermaphroditforum 
>>> Pressemitteilung des Bundestages, 25.11.2011
>>> Preseemitteilung der SPD, 25.11.2011 

Siehe auch:
- CEDAW im Bundestag: Nach bekanntem Muster
- Bundesregierung deckt weiterhin ZwangsOPs (16/13269)
- Bundesregierung: Leugnen, Wegschauen, Schweigen wie gehabt ... (16/13270)
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen
- Faule Eier für "die Bundesregierung"! 


Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 23. November 2011:

Bundestag: "Intersex"-Genitalverstümmelungen stoppen – keine Genderpolitik auf Kosten der Opfer (Do 24.11.2011, 19:20-20:15h)

INHALT
1.  Jeden Tag wird ein wehrloses Kind verstümmelt
2.  Verstoß gegen Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit
3.  "Wir operieren das inzwischen 4-10 Mal pro Woche"
4.  Grüne: "Geschlechterpolitik" auf Kosten der Verstümmelten
5.  Keine Tätersprache, bitte!
6.  Körperliche Unversehrtheit ist das erste Gebot!
7.  Diskussion über gesetzliches Verbot notwendig
Anhang: Aktuelle Stellungnahmen

1.  Diagnose "auffälliges Genitale": Jeden Tag wird in Deutschland in einer Kinderklinik mindestens ein wehrloses Kind irreversibel genitalverstümmelt.

Die Mediziner nennen es "korrigierende" und "angleichende Eingriffe", neuerdings auch "Rekonstruktionen".

Überlebende Betroffene berichten ihrerseits von Genitalverstümmelungen, von uneingewilligten Zwangsoperationen ohne Evidenz und medizinische Notwendigkeit, von Zwangskastrationen und von medizinischer Folter.

2.  Kosmetische Genitaloperationen an Kindern verstoßen gegen das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit

Seit 1950 propagieren und praktizieren Mediziner systematisch medizinisch nicht notwendige Genitaloperationen an Kindern mit "atypischen Genitalien". Laut BMBF-finanzierten Studien werden in Deutschland 90% dieser Kinder durchschnittlich mehrfach kosmetisch genitaloperiert – mit verheerenden Folgen und hohen Komplikationsraten.

Seit 1993 klagen Betroffene öffentlich über "Verlust der sexuellen Empfindsamkeit" und "Verletzung der körperlichen Unversehrtheit" und fordern die Beendigung von kosmetischen Eingriffen ohne informierte Zustimmung der Betroffenen selbst.

Die Mediziner jedoch stellen sich taub und verstümmeln unbeirrbar weiter bis heute:

3.  "Wir operieren das inzwischen vier bis zehn Mal pro Woche",

gibt etwa in der gestern mit dem "Europäischen Journalistenpreis" ausgezeichneten ARTE-Dokfilm "Tabu Intersexualität" von Jutta Dombrowe ein bekannter Kinderchirurg zu Protokoll.

Und: Es gebe keine Garantie, "dass sich bei einer Klitorisreduktion die Empfindsamkeit nicht verändern würde. Das kann keiner."

Der Lübecker "EuroDSD"-Chef Olaf Hiort rechtfertigt in derselben Dokumentation kosmetische Genitaloperationen an Kindern seinerseits lakonisch als "in unserer Gesellschaft letztendlich der übliche Weg".

4.  Grüne: "Geschlechterpolitik" auf Kosten der Verstümmelten

Seit 15 Jahren sind Betroffene solcher nicht-eingewilligter Eingriffe auch (scheinbar) Thema im Bundestag. Das nächste Mal morgen Donnerstag, 24.11.2011, von 19:20–20:15 Uhr (Drucksache 17/5528).

Jedoch, statt endlich die Beendigung kosmetischer Genitaloperationen in den Kinderkliniken ins Zentrum zu stellen, soll nach dem Antrag der Grünen konkret einmal mehr einzig am Personenstandsrecht gedreht werden.

Angestrebtes Ziel der Grünen: dass künftig "bei der Angabe „Geschlecht“ nicht nur zwei Antworten möglich sind" – bekanntlich ein politisches Anliegen ganz anderer Interessensgruppen (die wohlbemerkt noch nie um die Unversehrtheit ihrer eigenen Genitalien zu fürchten brauchten!).

Dabei wehren sich Betroffene von kosmetischen Genitaloperationen in Kinderkliniken seit langem explizit gegen solche politischen Vereinnahmungen durch Dritte.

Stattdessen wünschen sich Betroffene vom Bundestag, dass ihr ureigenes, legitimes und begründetes Anliegen nach Beendigung der Verstümmelungen endlich ernst genommen und konkret angepackt wird – statt letztlich einmal mehr bloß chancenlose "Genderpolitik" auf ihre Kosten zu betreiben.

5.  Keine Tätersprache, bitte!

Erst unter ferner liefen und ohne konkrete gesetzgeberische Konsequenzen werden im Antrag der Grünen kosmetische Genitaloperationen beschönigend umschrieben als "prophylaktische[s] Entfernen und Verändern von Genitalorganen [...] bei intersexuellen Kindern".

Das ist Tätersprache! Kosmetische Eingriffe als "Prophylaxe" ausgeben zu wollen würde keinem Betroffenen einfallen.

6.  Körperliche Unversehrtheit ist das erste Gebot!

Im Gegensatz zum aktuellen Antrag der Grünen stellen Betroffenenverbände wie "Intersexuelle Menschen e.V.", "IVIM" und "Zwischengeschlecht.org" in ihren Forderungslisten einhellig die Beendigung der nicht-eingewilligten "Behandlungen" an erste Stelle.

Ein spezieller "Geschlechtseintrag in der Geburtsurkunde" für "intersexuelle" Kinder, wie von den Grünen in ihrem Namen propagiert, fordert dagegen kein einziger Betroffenenverband.

(Im Gegenteil sprechen sich Betroffene seit langem ausdrücklich GEGEN einen solchen amtlichen Eintrag aus, wegen der begründeten Befürchtung, dass dadurch bedrohte Kinder von überforderten Eltern erst recht zur Verstümmelung freigegeben werden.)

7.  Diskussion über gesetzliches Verbot der Verstümmelungen notwendig

Seit 20 Jahren klagen Betroffene den Ärzten und der Öffentlichkeit ihr Leid. Trotzdem operieren die Mediziner unkontrolliert weiter – unbeirrbar im Wissen, dass sie wegen der Verjährungsfristen und der Traumatisierung der Opfer juristisch kaum belangt werden können.

Während Genitalverstümmelungen in Afrika verurteilt und juristisch bekämpft werden, sind die Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken vor der eigenen Haustüre nach wie vor kein Thema.

Betroffene fordern: Die Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken müssen so schnell wie möglich gestoppt werden!

"Eines der dunkelsten Kapitel der Medizingeschichte" (Apotheken Umschau, 01.06.2011) muss beendet und anschließend öffentlich aufgearbeitet, das "Unrecht der Medizinversuche" (Oliver Tolmein) muss gesellschaftlich anerkannt und so weit wie noch möglich ausgesöhnt werden.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.

Freundliche Grüße

n e l l a
Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org

Mobile +41 (0) 76 398 06 50
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ANHANG: AKTUELLE STELLUNGNAHMEN

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

a)  UN-Ausschuss gegen Folter (2011)
b)  Terre des Femmes (2004)
c)  OLG Köln (2008)
d)  Amnesty Deutschland (2010)
e)  Deutscher Ethikrat (2011)

a)  UN-Ausschuss gegen Folter: "Verstümmelung", "Zwangsoperationen an Intersex-Kindern", "nicht notwendige Operationen"

Am 04.11.2011 befasste sich in Genf der UN-Ausschuss gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe (CAT) zum ersten Mal mit Genitaloperationen in Kinderkliniken – und fand dabei deutliche Worte.

b)  Terre des Femmes: "gleich schädlich wie weibliche Genitalverstümmelung"

2004 kam ein Artikel in der TDF-Zeitschrift "Menschenrechte für die Frau" zu folgendem Ergebnis, auf welches die Terre des Femmes bis heute verweist: Genitalverstümmelungen an Zwittern sind als körperlich vergleichbar schädlich einzustufen wie Genitalverstümmelungen an Frauen; Zwitter leiden außerdem im Vergleich noch an zusätzlichen seelischen (Folge-)Schäden.

Eine Einschätzung, die seit längerem von immer mehr FGM-ExpertInnen geteilt wird, darunter Marion Hulverscheidt (2000), Hanny Lightfoot-Klein (2003/2007) und Fana Asefaw (2005).

c)  OLG Köln: "Selbstbestimmungsrecht in ganz erheblichem Maße verletzt"

2007 gelang es Christiane Völling, die als Ausnahme erst im Alter von 18 Jahren operiert wurde, als erster und bisher immer noch einziger Betroffener, ihren ehemaligen Chirurgen zu verklagen, unmittelbar vor Eintritt der absoluten Verjährung. 2008 erkannte das OLG Köln letztinstanzlich das "Selbstbestimmungsrecht [...] in ganz erheblichem Maße verletzt" (5 U 51/08).

d)  Amnesty Deutschland: "fundamentaler Verstoß gegen körperliche Unversehrtheit"

2010 verabschiedete die Deutsche Sektion von Amnesty International eine Motion und wertete darin "die medizinische Praxis [...] als fundamentaler Verstoß gegen die Menschenrechte (Recht auf körperliche Unversehrtheit, auf Selbstbestimmung und Würde und auf Nicht-Diskriminierung)".

e)  Deutscher Ethikrat: "Recht der Betroffenen auf körperliche Unversehrtheit"

Auf Februar 2012 erarbeitet aktuell der Deutschen Ethikrat im Auftrag der Bundesregierung eine Stellungnahme zur Problematik. In einer ersten Einschätzung vom 15. Juni 2011 hielt der Deutsche Ethikrat u.a. fest:

"Ein zentraler Punkt ist das Recht der Betroffenen auf körperliche Unversehrtheit. [...] Hier findet das Elternrecht seine Grenzen und auch dies spricht dafür, mit solchen Eingriffen so lange wie möglich zu warten, damit die betroffenen Intersexuellen selbst entscheiden können."

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.

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Monday, November 7 2011

UN-Ausschuss gegen Folter verurteilt kosmetische Genitaloperationen an Zwitterkindern als "Verstümmelung", "Zwangsoperationen" und "nicht notwendige Operationen"

 >>> Nachtrag 8.11. - Antworten der Bundesregierung

>>> Friedlicher Protest vor der UNO, Genf 26.01.2009

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

Letzten Freitag 4. November tagte in Genf das UN-Committee against Torture in seiner 47. Session über die Einhaltung des Übereinkommens gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe (CAT) in Deutschland und stellte den VerteterInnen der Bundesrepublik diesbezüglich mehrere kritische Fragen auch betreffend kosmetische Genitaloperationen in Kinderkliniken. Eine weitere Beratung dazu ist auf nächsten Dienstag ab 15 Uhr angesetzt, danach folgen schriftliche Empfehlungen. Anlass dazu war ein >>> Schattenbericht von Intersexuelle Menschen e.V. (Berichterstatterin: Lucie Veith) in Kooperation mit der Humboldt Law Clinic.

Über die Beratungen vom 4. November liegt nun eine höchst erfreuliche
>>> englischsprachige UN-Pressemitteilung vor. Darin werden kosmetische Genitaloperationen in Kinderkliniken von den UN-ExpertInnen Claudio Grossmann und Myrna Kleopas gleich mehrfach kritisch erwähnt, und zwar zum Teil sowohl "vermännlichende" wie auch "verweiblichende" OPs, und wiederholt mit deutlichen Worten!

Bereits in den einleitenden Abschnitten ist die Rede von "Zwangsoperationen an Intersex-Kindern" ("forced surgery on inter-sex children").

Im Abschnitt "Fragen von Ausschuss-ExpertInnen" wird Komitee-Experte Claudio Grossmann u.a. zitiert wie folgt:

Er sagte, diese Kinder würden oft gezwungen sich Operationen zu unterziehen, um ihre Genitalien entweder männlichen oder weiblichen Genitalien übereinstimmend zu machen, was oft Entfernung oder Verstümmelung beispielsweise der Klitoris oder der Gonaden beinhalte. Sowohl die Kinder wie auch die Eltern würden nicht angemessen über die damit einhergehenden Massnahmen informiert. Würden medizinische Kräfte geschult zu sexueller und körperlicher Vielfalt, ebenso wie über die Notwendigkeit, Eltern über die Folgen nicht notwendiger Operationen an den Genitalien ihrer Kinder?

(Englischer Originalwortlaut: He said that those children were often forced to undergo surgery on their genitals to make them conform to either male or female genitalia, often involving removal or mutilation of, for example, the clitoris or gonads. Both the children and their parents were not properly informed of the procedures involved. Were medical persons being trained on sexual and physical diversity, as well as the need to inform parents of the consequences of unnecessary surgery on their children’s genitalia?)

Weiter unten wurde die Komitee-Expertin Myrna Kleopas zum Thema zitiert wie folgt:

Bestünden irgendwelche Pläne, die medizinische Praxis der frühzeitigen Geschlechtsbestimmung von Intersex-Kindern zu überarbeiten, zu diskutieren und zu analysieren? Die gängige Praxis basiere auf der Abhilfe der Errichtung einer identität, dass, wenn ein Kind chirurgisch verändert würde, um wie ein Mädchen auszuschauen, es sich auch zu einem Mädchen entwickeln würde. Neue Forschung hätte ergeben, dass dies nicht notwendigerweise der Fall sei. Weiter, was begründet Zustimmung im Deutschen Recht, speziell in medizinischen Fällen, die Operationen an Geschlechtsorganen von Personen beinhalten?

(Englischer Originalwortlaut: Were there any plans to revise, discuss and analyse the medical practice of early determination of sex in inter-sex children? The current practice was based on the relief of establishing an identity, that if a child was surgically changed to look like a girl, she would then develop into a girl. New research has established that that was not necessarily the case. Furthermore, what constituted consent in German law, particularly in medical cases involving surgery to an individual’s sexual organs?)

Dieser Blog bleibt gespannt auf die weiteren Beratungen des Komitees am nächsten Dienstagnachmittag, ebenso auf die schriftlichen Empfehlungen. Schon jetzt dürfte sich aber abzeichnen, dass der Druck auf GenitalverstümmlerInnen und Zwangsoperateure nicht nur in Deutschen Kinderkliniken weiter wachsen wird – ebenso auf ihre HelfershelferInnen in Politik und Justiz ... Dafür allen Beteiligten ein herzliches Dankeschön!

(Dank an Marion Böker für den Hinweis!)

Nachtrag 8.11.2011:

Heute Nachmittag beantwortete eine Delegation der Bundesregierung die Fragen des Komitees – zumindest bezüglich Intersex allerdings ziemlich ausweichend, inkl. peinlichen Fettnäpfchen ("Leute, die sich als Intersex identifizieren") und mit den üblichen Ausreden ("Operationen an Kleinkindern erst seit einigen Jahren bekannt" – tatsächlich gibt's schon seit 15 Jahren parlamentarische Anfragen dazu und Proteste Betroffener). Alles in allem wird alles auf den Ethikrat abgeschoben, das Problem der Verjährung ausgelassen.
>>> Englische UN-Pressemitteilung zur Fragestunde
>>> Videomitschnitt der Fragestunde (--> 28.-34. Minute, Dank an Simon für den Hinweis!)

>>> GenitalOPs in Kinderkliniken: "Westliche Form der Genitalverstümmelung" 
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter

>>> Zwangs-Genital-OPs: Ausklammerung von "vermännlichenden" OPs unethisch
>>> IMeV-Schattenbericht CAT 2011: Häufigste Genitalverstümmelungen ausgeblendet

Wednesday, October 26 2011

8. Intersex Awareness Day 2011: 15 Jahre gewaltfreier Widerstand gegen Zwitter-Genitalverstümmelungen – Proteste in Berlin 10.-13.11.

>>> Intersex Awareness Day 2009      >>> "Jedes Verbrechen hinterläßt Spuren"

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!»Aktionen gegen "ISHID 2011" Live Genitalverstümmler, London 17.-19.09.2011   >>> Video

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Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 26. Oktober 2011:

Ein denkwürdiges Jubiläum: Heute ist es auf den Tag 15 Jahre her, seit Überlebende von Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken zum ersten Mal wagten, ihre Peiniger durch gewaltfreie Aktionen öffentlichkeitswirksam mit dem angerichteten Leid zu konfrontieren.

Geändert hat sich seither leider herzlich wenig: Auch heute noch wird in Deutschland jeden Tag mindestens ein wehrloses Kind in einer Kinderklinik ohne medizinische Notwendigkeit irreversibel genitalverstümmelt – allein in Berlin jedes Jahr Dutzende, während der Senat bis auf den heutigen Tag jegliche Kenntnis davon öffentlich leugnet.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org wird am Do 10.11. im Haus der Demokratie und Menschenrechte über diese andauernden Menschenrechtsverletzungen informieren – und drei Tage lang vor der Charité gegen die uneinsichtigen Verstümmler und ihre Helfershelfer protestieren.

           INHALT
             1.  Boston, 26.10.1996:
                  "Zwitter mit Rückgrat nehmen Pädo-Verstümmler ins Visier"
             2.  Berlin, 27.10.2011:
                  Deutscher Ethikrat diskutiert Stellungnahme zu "Intersexualität"
             3.  Genf, 4. + 8.11.2011:
                  UN-Komitee gegen Folter über "Gonadektomie (Kastration)"
                  und "feminisierende Operationen" in Kinderkliniken
             4.  Berlin, 10.-13.11.2011:
                  Aktionen gegen Genitalabschneidertreffen in der Charité

 

Boston, 26.10.1996:
"Zwitter mit Rückgrat nehmen Pädo-Verstümmler ins Visier"

Als Reaktion auf die eiserne Gesprächsverweigerung der US-Genitalabschneider-Standesorganisation "American Academy of Pediatrics" gegenüber der 1993 gegründeten Intersex Society of North America (ISNA) begannen Überlebende nach anderen Wegen zu suchen. Am Pädiater-Jahrestreffen am 26. Oktober 1996 in Boston protestierten "Hermaphrodites with Attitude" vor den Eingängen gegen die uneinsichtigen Verstümmler, angekündigt durch eine Pressemitteilung mit dem Titel "Hermaphrodites target kiddie docs"die erste Zwitter-Demo (siehe Bild --> Quelle) (>>> englischer Bericht von Max Beck), gefolgt von zahllosen weiteren Protesten bis heute.

Seit 2004 erinnert der 26. Oktober als "Intersex Awareness Day" an den Beginn des politischen Widerstandes gegen die Genitalverstümmelungen in unseren Kinderklinken.
 

Berlin, 27.10.2011:
Deutscher Ethikrat diskutiert Stellungnahme zu "Intersexualität"

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

Als 7. Tagungsordnungspunkt steht ein Tag nach dem 8. Intersex Awareness Day beim Deutschen Ethikrat an seiner morgigen Plenarsitzung "Diskussion der Stellungnahme zum Thema 'Intersexualität'" auf der Traktandenliste. Nach Rügen der UNO verfasst der Ethikrat dieses Jahr im Auftrag der Bundesregierung eine mittlerweile auf 2012 angekündigte Stellungnahme.

In einer ersten Einschätzung vom 15. Juni hatte der Deutsche Ethikrat festgehalten: "Ein zentraler Punkt ist das Recht der Betroffenen auf körperliche Unversehrtheit. [...] Hier findet das Elternrecht seine Grenzen und auch dies spricht dafür, mit solchen Eingriffen so lange wie möglich zu warten, damit die betroffenen Intersexuellen selbst entscheiden können."

Überlebende setzen seit langem große Hoffnung in den Deutschen Ethikrat, das Unrecht der täglichen Verstümmelungen endlich ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.
 

Genf, 4. + 8.11.2011:
UN-Komitee gegen Folter tagt über "Gonadektomie (Kastration)"
und "feminisierende Operationen" in Kinderkliniken

Ab nächster Woche tagt in Genf das Committee against Torture und untersucht die 47. Session die Einhaltung des UN-Übereinkommen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe (CAT). Am 4. November von 10-12 Uhr sowie am 8. November ab 15 Uhr steht Deutschland auf der Tagesordnung. Intersexuelle Menschen e.V. hat erneut einen Schattenbericht eingereicht mit Aufsehen erregenden Fallberichten. Namentlich werden der Reihe nach "Kastration" und "Hormonersatztherapie" sowie "feminisierende Operationen" in deutschen Kinderkliniken als Schutzpflichtverletzungen eingeklagt.

Die immer häufiger vorgenommenen "vermännlichenden Operationen" (z.B. "Hypospadiekorrekur") bleiben im Schattenbericht leider außen vor – obwohl Überlebende diese seit langem öffentlich als medizinisch nicht notwendige Genitalverstümmelungen mit verheerenden Folgen und endlosen "Nachkorrekturen" anklagen.

Tiger Howard Devore, der sich 1984 in Baltimore als erster Überlebender überhaupt öffentlich äußerte, berichtet von 16 "Korrekturen" als 40-Jähriger, davon 10 allein in den ersten ebenso vielen Lebensjahren, und fordert:

"Wenn sie mich doch nur im Sitzen hätten pinkeln lassen, dann hätten weder ich noch meine Familie all das ertragen müssen – die Kosten, die Schmerzen, die wiederholten Operationen, die Medikamente, die immer wiederkehrenden Transplantatabstoßungen und die Fisteln aus denen der Urin floss. Ich hätte gut damit leben können, aus dem Schaft meines Penis zu pinkeln, statt aus der Spitze, aber dafür nicht in der Empfindsamkeit beeinträchtigt zu sein."

Ernst Bilke, seit 2003 sich öffentlich äußernder Überlebender von endlosen, medizinisch nicht notwendigen, "Hypospadiekorrekturen" aus Baden-Württemberg, war seinerzeit zunächst beinah "zum Mädchen korrigiert" worden – "weil es billiger sei". Auch er wäre lieber unversehrt geblieben und klagt an:

 

"Immer noch wird so früh wie möglich operiert. Die plastischen Chirurgen genießen ihr Experimentierfeld und sind stolz auf ihre Resultate. Die Argumente älterer Intersexueller werden ignoriert."
   

 

Berlin, 10.-13.11.2011:
Aktionen gegen Genitalabschneidertreffen in der Charité

Kann ein Zwitter Sünde sein? In Berlin versammeln sich in 2 Wochen vom 11.-13. November zur diesjährigen "6. gemeinsamen Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaften für Pädiatrische Endokrinologie (APE) und Pädiatrische Diabetologie (AGPD)" a.k.a. "JA-PED 2011" eine der drei hauptsächlich verantwortlichen Genitalabschneider-Standesorganisationen in der berüchtigten Serienverstümmlerklinik "Charité".

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org wird am 10. November um 19 Uhr im Haus der Demokratie und Menschenrechte öffentlich informieren.

Und während der "6. JA-PED 2011" vor dem Campus Virchow-Klinikum der Charité gewaltfrei protestieren – gegen die GenitalabschneiderInnen sowie gegen die Untätigkeit von Politik und Justiz bei diesem fortdauernden Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.

Freundliche Grüße

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Daniela Truffer
Gründungsmitglied Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org

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>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Kosmetische GenitalOPs: Ausklammerung von "Hypospadie" unethisch
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter   

Tuesday, October 18 2011

Magnus Hirschfeld – "bestbezahlter Genitalverstümmler seiner Zeit"

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Pressemitteilung von Zwischengeschlecht.org vom 17.10.2011:

Filmbild: Hirschfeld operiert mit Blut im GesichtMagnus Hirschfeld, Zwitter-Genitalverstümmler für viel Geld
Darstellung nach Rosa von Praunheim: "Der Einstein des Sex"  >>> Quelle

Magnus Hirschfeld, als Lichtgestalt und Befreier von Schwulen, Lesben, Transsexuellen und Transgendern bejubelt und geehrt im ganzen Land ... Im Ganzen Land? Nein!

Für als Kleinkinder systematisch genitalverstümmelte Zwitter ist und bleibt Hirschfelds Einfluss und Vermächtnis ein mit großem Leid verbundenes, dunkles und bisher weitgehend verdrängtes Kapitel Deutscher Schwulen-, Medizin- und Wissenschaftsgeschichte.

                  INHALT
                  1.  1918: Zwitter-Verstümmelung als Grundstock für Hirschfelds
                       "Institut für Sexualwissenschaft"
                  2.  Hirschfeld als Rechtfertigung für heutige Zwitter-Genitalverstümmler
                  3.  Hirschfelds Beitrag zur Unsichtbarmachung der Zwitter
                  4.  Wie lange noch?!

1.  1918: Zwitter-Genitalverstümmelung als Grundstock für Hirschfelds "Institut für Sexualwissenschaft"

Ein Schlaglicht auf das historisch belastete Verhältnis zwischen Zwittern, Hermaphroditen oder "Intersexuellen" einerseits und andrerseits Schwulenbefreiungsbewegungen und Sexualwissenschaft wirft unfreiwillig Rosa von Praunheims Hirschfeld-Film-Biografie "Der Einstein des Sex":

1918: Hirschfeld hat kein Geld mehr und wird zusammengeschlagen, die Gründung des "Instituts für Sexualwissenschaft" ist akut gefährdet. Hirschfeld bleibt keine Wahl: Mit Hilfe seiner transvestitischen Assistentin Dorchen muss er eine drastische Genitalverstümmelung an einem wehrlosen "Hermaphroditen" durchführen. Als Lohn erhält der blutverschmierte Hirschfeld eine Schatztruhe voller Geschmeide – der dringend benötigte Grundstock für das in der nächsten Szene eröffnete "Institut für Sexualwissenschaft".

Auch wenn diese Episode des Films historisch nicht belegt ist, bleibt die Verstümmelungs-Szene ein treffendes Gleichnis für real existierendes mangelndes Bewusstsein und unaufgearbeitete (eigene) Geschichte.

Umso mehr, als dieses filmische Schlaglicht bisher von schwulen und sonstigen unverstümmelten Betrachter_innen schlicht unbeachtet blieb. Während dieselbe Szene bei verstümmelten Zwittern regelmäßig heftige und schmerzliche Reaktionen auslöst.

2.  Hirschfelds Vermächtnis als Rechtfertigung für heutige Zwitter-Genitalverstümmler

Hirschfelds Werk gilt heute als historischer Ausgangspunkt der Sexologie wie auch der Gender Studies, die Hirschfeld beide viel verdanken und sich zum Teil heute noch auf ihn beziehen.

Gleichzeitig war und ist Hirschfelds Vermächtnis untrennbar verbunden mit der andauernden Geschichte der menschenverachtenden medizinischen und sexologischen Experimente hauptsächlich an wehrlosen kleinen Zwitterkindern. Der medizinische Begriff "Intersex" als Synonym für systematisches Verstümmeln im Kleinkindalter geht letztlich zurück auf Hirschfelds Zwischengeschlechts-Theorie. Noch 2002 wurde John Money in Berlin von der DGSS passend die "Magnus Hirschfeld Medaille" verliehen.

Auch sich selbst die Hände nicht direkt blutig machende Disziplinen in Geschlechterforschung und Gender Studies stellen regelmäßig auf "Erkenntnisse" und Berichte menschenrechtswidriger medizinischer Humanexperimente an Zwittern ab, ohne sich über die Konsequenzen Rechenschaft abzulegen.

3.  Hirschfelds "Theorie der sexuellen Zwischenstufen" als Beitrag zur gesellschaftlichen Unsichtbarmachung der Zwitter

Zwitter fälschlicherweise als Untergruppe der eigenen Gruppe zu definieren, z.B.  unter "Transgender", oder "intersexuell" ungefragt als Schlusslicht bei schwul-lesbisch-bisexuell-transsexuellen Anliegen "anzuhängen" ("LGBTI")  – Hirschfeld hatte praktisch alle Tricks heutiger politischer Vereinnahmung schon vor über 100 Jahren vorgemacht.

Mit fatalen Folgen: In der öffentlichen Wahrnehmung sind die verstümmelten Zwitter, sofern sie nicht von vornherein mit Transsexuellen verwechselt werden, längst im (Trans-)Genderdiskurs untergegangen. Obwohl die Vereinnahmungen sachlich nicht zutreffen und genitalverstümmelte Zwitter sich seit längerem gegen solche politischen Vereinnahmungen wehren.

Aktuell leugnet der "genderpolitisch fortschrittliche" Berliner Senat öffentlich und kategorisch die Existenz der täglichen Verstümmelungen in den Kinderkliniken. Ebenso der Bremer Gesundheitsminister. Die Hamburgische Bürgerschaft beschloss zuvor, gegen die Verstümmelungen konkret nichts zu unternehmen. Gleichzeitig spielt sich der Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit öffentlich als Zwitterbeschützer auf und werden "Intersexuelle" im Bundestag für schwulenpolitische Anliegen dauerverheizt.

4.  Wie lange noch?!

Zu Hirschfelds Zeiten wurden Zwitter nur selten Opfer von uneingewilligten Genitalamputationen. Heute werden Zwitter zu 90% Opfer medizinisch nicht notwendiger "Genitalkorrekturen" im Kindesalter.

Die täglichen Genitalverstümmelungen vor unserer Haustüre müssen endlich gestoppt werden! Diesbezügliche dunkle Kapitel müssen umfassend und vorbehaltlos aufgearbeitet werden. Die Vereinnahmungen von Zwittern durch Schwule und Transgender müssen aufhören.

Wir rufen alle dazu auf, sich konkret für die schnellstmögliche Beendigung der Verstümmelungen einzusetzen!

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.
 

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Nachtrag: Am 20.9. ging über den Sündikat-Verteiler eine >>> Replik auf unsere Pressemitteilung von Ulrike Klöppel [TGNB/TrIQ/IVIM] und Rainer Herrn [Magnus Hirschfeld Gesellschaft] mit Vorwürfen an unsere Adresse. Darin wurden uns Aussagen unterschoben, die wir weder in der Pressemitteilung oder sonst je geäussert hatten, während gleichzeitig die in der Pressemitteilung konkret angesprochenen Kritikpunkte ausgeblendet wurden und Magnus Hirschfeld stattdessen pauschal zum Zwitter-Wohltäter hochstilisiert wurde. Am 22.10.11 ging dann >>> die Rückantwort von Zwischengeschlecht.org dazu wiederum über den Sündikat-Verteiler. Vielleicht kommt es ja doch mal noch zu einer sachbezogenen Diskussion über die Folgen von Hirschfelds Werk und Vermächtnis für heutige genitalverstümmelte Zwitter?

>>> Offener Brief an Rosa von Praunheim

Siehe auch:
- Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung 
- Dr. Magnus Hirschfeld führt Genitalverstümmelung an Zwitter durch
- Ulrichs-Krafft-Ebing-Hirschfeld-Money-Butler-"hirnorganische Intersexualität" 

- Die Rede von der "psychischen Intersexualität"

Thursday, October 6 2011

"Live Genitalverstümmelungen" - Zwitter attackieren Kinderchirurgen, Tübingen 6.10.11

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>>> Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in Baden-Württemberg
>>> Protest gegen Live Genitalverstümmelungen in Tübingen, Do 6.10.11
>>>
Live-Genitalverstümmelungen in Tübingen 2005-2011  

Menschenrechte auch für Zwitter!

[...] Die spektakuläre Inszenierung menschenrechtswidriger und unethischer "Live Genitalverstümmelungen" ist in Tübingen leider traurige Tradition: Nach vier "Symposien für Rekonstruktive Urologie" ist das 1st ESFFU-ESGURS Joint Meeting bereits der fünfte zweijährliche Anlass, an dem Tübinger Chirurgen, verstärkt durch auswärtige Kollegen, als besonderen "Höhepunkt" solche "Direktübertragungen von Live-Operationen mit 'perioperativer' Diskussion einzelner Behandlungsschritte" (Ankündigung II. Symposium, 2005) zelebrieren.

Tübinger Institutionen waren und sind leider sowohl an den vier vergangenen wie auch am diesjährigen Anlass maßgeblich mitbeteiligt.

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org ist zutiefst bestürzt und bedauert sehr, dass die Eberhard Karls Universität Tübingen und das Universitätsklinikum Tübingen (UKT) zu solch fragwürdigen "Höhepunkten" Hand bieten, offenbar ohne Rücksicht auf das dadurch verursachte lebenslange Leid der wehrlosen Opfer. [...]

Ethische und menschenrechtliche Aspekte stehen in Tübingen bisher jedoch nicht zur Debatte – weder bei den Genitalverstümmlern selbst, noch bei den sie unterstützenden Institutionen.

Auch das renommierte "Internationale Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW)" der Eberhard Karls Universität Tübingen will in all den Jahren offenbar nichts von diesen skandalösen "Live Operationen" bemerkt haben. [...]  >>> ganzer Text + Offener Brief 

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter   

Tuesday, October 4 2011

IGM 1: Warum eine Diskussion um die Beendigung kosmetischer Genitaloperationen an Intersex-Kindern unter Ausklammerung von "Hypospadiekorrekturen" unethisch ist

sss

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[ "Hypospadie" = wenn der Harnröhrenausgang nicht an der Penisspitze liegt, sondern etwas bis deutlich weiter unten ]

"Hypospadie" ist die wohl häufigste Diagnose für kosmetische Genitaloperationen an Kindern mit "atypischen Genitalien". Das aktuelle Medizynerhandbuch "Kinderchirurgie. Basiswissen und Praxis" (2008), Hrsg. v. Martina Heinrich und Kathrin Schäfer, nennt für das Vorkommen von "Hypospadie" für Medizyner lukrative Zahlen von "zwischen 4,7 und 8 auf 1000 männliche Lebendgeburten" (S. 192) – d.h. ein Verhältnis von 1:212 bis 1:125.

Kosmetische "Hypospadiekorrekturen" (PDF, S. 2) [WARNUNG!!!] und andere kosmetische sog. "vermännlichende genitale Korrekturoperationen" sind somit mittlerweile klar häufiger als kosmetische "FeminierungsOPs" und Kastrationen zusammen. Zum Vergleich, der aktuell an der Berliner Charité wütende, berüchtigte Seriengenitalverstümmler Prof. Dr. Martin Westenfelder brüstete sich 2010 öffentlich mit folgender Statistik:

“Prof. Martin Westenfelder gehört zu den Genitalchirurgen mit der größten Erfahrung weltweit: knapp 4.000 Hypospadien, über 140 Epispadien und 160 Feminisierungsoperationen bei intersexuellen Differenzierungsstörungen.”

Laut praktisch allen bekanntgewordenen Studien sind die Komplikationsraten bei "Hypospadiekorrekturen" sehr, sehr hoch (vgl. Zahlen von "EuroDSD"-Verstümmler Pierre Mouriquand von typischerweise 42%-57%).

Viele, wenn nicht die meisten Patienten haben nach der "Behandlung" zum Teil massive Probleme, die klar erst durch die "Korrekturversuche" verursacht wurden. 

Sogar die Medizyner selber räumen dies indirekt ein durch die offizielle Diagnose "Hypospadias Cripple" [WARNUNG!!!] für "hoffnungslose Fälle" (dt. "Hypospadie Krüppel" = von Medizynern zum "Krüppel" operiert!!!).

Mir ist ein Fall bekannt, bei dem ein Betroffener Jahre nach einer "erfolgreichen Hypospadiekorrektur" durch eine Stenose (Harnröhrenverengung) derart schwere Niedenschäden erlitt, dass er Dialyse-abhängig wurde!

Ein aktuelles Ethikpapier (Karkazis/Tamar-Mattis/Kron, 2010 --> S. 14) verdeutlicht zudem in einer Checkliste im Anhang, wie die "Hypospadie"-ZwangsbehandlerInnen die Eltern nach den genau gleichen Mustern anlügen und über den Tisch ziehen wie bei "Feminisierungen" und Kastrationen.

Trotz aller katastrophalen Resultate wird "Hypospadie" immer häufiger diagnostiziert und "behandelt"; eine mögliche Zunahme des Auftretens wird mit Umweltgiften in Zusammenhang gebracht (Phtalate, Bisphenol A und andere Plastik-Weichmacher und sog. endokrine Disruptoren).

"Hypospadiekorrekturen" führen zu einer Verminderung der sexuellen Empfindungsfähigkeit und sind meist medizinisch nicht notwendig.

Wie die BehandlerInnen oft genug selbst eingestehen, werden "Hypospadiekorrekturen" vielmehr aus "psychosozialen" Gründen wehrlosen Kindern aufgezwungen:

Sogar die letzte AWMF-Leitlinie 006/026 "Hypospadie" (PDF) (Evidenzstufe 1 = niedrigste) spricht ausdrücklich von Indikationen "auch aus ästhetisch-psychologischen Gründen".

Auch in den Kinderkliniken UKE und AKK der Universität Hamburg wird kein Hehl daraus gemacht, dass frühe "Hypospadie-Korrekturen" NICHT aus medizinische Gründen gemacht werden, sondern aus "psychologischen":

"Die Operation sollte zwischen dem 9. und 15. Lebensmonat oder zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr durchgeführt werden („Psychologisches Fenster“)." (Prof. Dr. med. Margit Fisch und Dr. med. Silke Riechardt)

Ebenso z.B. das Universitätsklinikum Jena und die Asklepios-Kinderklinik St. Augustin unisono:

"Beschwerden liegen [im "unkorrigierten" Zustand] fast nie vor, auch die Harnentleerung bereitet nur in Ausnahmefällen Probleme" - Nichtsdestotrotz empfohlene "Therapie": "Korrektur zwischen dem 12. und 24. Lebensmonat." - "Begründung": "Bei späteren Eingriffen kann bereits das Selbstwertgefühl der Männer leiden." (Homepages der Klinken)

Trotzdem wollen die TäterInnen "Hypospadiekorrekturen" aus der ethischen Diskussion ausklammern.

Ob "Hypospadie" nach medizinischer Definition unter die  Diagnose "Intersex/DSD" fällt oder nicht, wird von ihnen aktuell je nach Ausgangslage unterschiedlich beantwortet:

Klassische "vermännlichende Genitalkorrektur": Historisch wurden "Harnröhrenverlegungen" seit jeher ebenso wie "Klitorisamputationen" in praktisch allen einschägigen Veröffentlichungen abgehandelt unter "Genitale Abnormalitäten, Hermaphroditismus und verwandte adrenale Krankheiten" (Hugh Hampton Young 1937, vgl. auch Carlos Lagos García 1935, Louis Ombrédanne 1939, Max Grob 1957, Claus Overzier Hrsg. 1961). Lawson Wilkins, der 1950 in Baltimore die systematischen "Genitalkorrekturen" an betroffenen Kleinkindern begann, listete "Hypospadiekorrekturen" als Äquivalent zu Klitorisamputationen – je nachdem, ob ein Kind als "männlich" oder "weiblich" eingestuft wurde. Auch John Moneys weit verbreitetes "Standardwerk" "Körperlich sexuelle Fehlentwicklungen" (Amerikanisches Original 1968, auf Deutsch 1969) listet "4. Hypospadie" im Kapitel "Fehlentwicklungen der äußeren Sexualorgane". Dito das NS-"Rassenhygiene"-Standardwerk Baur-Fischer-Lenz 4. Aufl. 1936.

• Als Reaktionen auf öffentliche Kritik an Genitalverstümmlungen beginnen viele TäterInnen seit 1993 gegen aussen vermehrt zu argumentieren, "Hypospadie" sei "etwas gaanz anderes" und habe mit "Intersex"/DSD" definitionsgemäss nichts, aber auch gar nichts zu tun.

• Umgekehrt werden an internen Fachvorträgen "Hypospadiekorrekturen" nach wie vor entweder prinzipiell der "DSD Chirurgie" zugerechnet (Pièrre Mouriquand, 2009 --> Folie 184), oder zumindest die "schweren Formen" werden weiterhin fraglos unter "DSD mit intersexuellem Genitale" eingeordnet (Susanne Krege, 2011).

US-Zwitterorganisationen (vgl. Liste bei ISNA) und Betroffene von kosmetischen Genitaloperationen (vgl. Caitlin Petrakis Childs: "What is Intersex?") kämpfen seit mindestens 1996 für die Beendigung kosmetische Genitaloperationen auch an Kindern mit "Hypospadie" – und wehren sich explizit gegen die Versuche der TäterInnen, "Hypospadiekorrekturen" durch Definitionstricks von der öffentlichen Diskussion von vornherein ausschliessen zu wollen (vgl. Katrina Karkazis: "Fixing Sex", 2008, S. 143f.).

Deutschsprachige Betroffene und Zwitterorganisationen wie z.B. die AGGPG setzten sich seit mindestens 1998 selbstverständlich auch für die Beendigung kosmetischer "Harnröhrenverlegungen" und "Hypospadiekorrekturen" sowie anderer "vermännlichender" kosmetischer Genitaloperationen an Kindern ein – und kritisieren ebenso medizinische Definitionstricksereien (vgl. Claudia Lang: "Intersexualität. Menschen zwischen den Geschlechter", 2006, S. 95-97, 221).

Wie nachfolgende Illustration belegt, werden "Prader-Stadien" ("zu grosse Klitoris") und "Hypospadie-Grade" heute noch als komplementäre Diagnose-Instrumente für "DSD" nebeneinandergestellt (Quelle: UKGM Gießen, 2012 / Formular PDF):

Vergrössern: Reinklicken!

Stimmen Betroffener:

Der meines Wissens nach bekannteste deutschsprachige Betroffene von kosmetischen "Hypospadiekorrekturen", der sich zu diesem Thema sehr eindrücklich öffentlich äusserte, ist >>> Ernst Bilke.

Die AGGPG-Mitbegründerin --> Heike Bödeker-Spreitzer machte als Betroffene "vermännlichender Zurichtung" auch sonst keine Unterschiede zwischen "Klitoris- rsp. Penisplastiken".

Die UK-Aktivistin --> Sophia Siedlberg (OII) bezeichnet ebenfalls "die ihr aufgezwungenen „Maskulinisierungs“OPs als Genitalverstümmelungen und kämpft dezidiert gegen JEGLICHE Genitalverstümmelungen an Kindern. Insbesondere wehrt sie sich gegen Bagatellisierungen der maskulinisierenden Genitalverstümmelungen im Vergleich zu den feminisierenden, die sie beide als Menschenrechtsverletzungen denunziert".

Dr. Tiger Howard Devore ist aktiv in der US-Selbsthilfegruppe "Hypospadias & Epispadias Association (HEA)", die sich für das Selbstbestimmungsrecht der Betroffenen stark macht, und spricht sich seit Jahren immer wieder öffentlich gegen kosmetische Genitaloperationen an Kindern aus inkl. "Hypospadiekorrekturen".

Tiger Devores autobiografischer Text >>> "Aufwachsen im chirurgischen Mahlstrom" ist eines der eindrücklichsten Zeugnisse über den Unsinn kosmetischer "Hypospadie-KorrekturOPs" an Kindern und das dadurch verursachte, erhebliche und lebenslange Leid, und dank Aufnahme in den Klassiker "Der Beschneidungsskandal" der FGM-Expertin Hanni Lightfoot-Klein (2003, S. 55-58. Englische Neuausgabe 2007 unter dem Titel "Children's Genitals Under the Knife", S 172-175) das wohl bekannteste Dokument, warum medizinisch nicht unmittelbar notwendige "Hypospadiekorrekturen" an Kindern ebenso als westliche Genitalverstümmelungen anzusprechen sind wie sog. "Klitoriskorrekturen".

>>> "Sehr taube Eichel": Erfahrungsberichte zu "Hypospadiekorrekturen"

>>> Erich Marti: "Operierter Penis extrem berührungsempfindlich, starke Schmerzen"


Unzensierte Version: Draufklicken (PDF, 3.3 MB)
>>> Flugbl. m. Bsp. v. "Hypospadiekorr." + Komplikations-Statistiken (PDF, 2MB)
         WARNUNG: 2. Seite enthält Operationsfotos!

Kosmetische Klitorisamputationen an Kindern im Kispi Zürich und Insel Bern, z.B. Andrea Prader, Max Grob, Marcel Bettex, von Zwischengeschlecht.org

"KOSMETISCHE KLITORISAMPUTATIONEN AN INTERSEX-KINDERN IN ZÜRICH UND BERN"
Dokumentation mit Belegen aus Publikationen aus dem Kispi Zürich und Insel Bern [OHNE OP / Genitalbilder].

 >>> Download Folien (PDF, 700 KB) 

Input von Daniela Truffer zum "Fachtag Intersex"
  • IGM Überlebende – Danielas Geschichte
  • Historischer Überblick:
     "Zwitter gab es schon immer – IGM nicht!"
  • Was ist Intersex?  • Was sind IGM-Praktiken?
  • IGM in Hannover  • Kritik von Betroffenen  • u.a.m.
>>> PDF-Download (5.53 MB)

"Intersex Genital Mutilations: History & Current Practice" >>> PDF (2.4 MB)  [TRIGGERWARNUNG!!!] Englischsprachige Dokumentation über medizinisch nicht notwendige, irreversible kosmetische Genitaloperationen an Kindern mit "atypischen Genitalien", mit zahlreichen konkreten Beispielen (Zitate und Scans) aus namhaften medizinischen Fachpublikationen. Das erste Kapitel dokumentiert in Wort und Bild die 3 häufigsten kosmetischen Genitaloperationen (vgl. oben), das Zweite die historische Entwicklung der Verstümmelungen anhand von ausgewählten internationalen Medizyner-Publikationen (vgl. "Intersex-Genitalverstümmelungen – eine Genealogie der TäterInnen".)

>>> Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter  
>>> "Aufarbeitung tut not!" Klitorisamputationen u.a. "Genitalkorrekturen" an Kindern

Monday, August 22 2011

Beendigung der Genitalverstümmelungen - Vorschlag für Diskussion Inter*Tagung Berlin 7.-9.10.2011

>>> "DGKJ 2010": 1. Demo Potsdam-Babelsberg, 16.9.10
(Foto: A. Klaer © Potsdamer Neueste Nachrichten)

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Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!» (Bild: NZZ Format/SF1)

Subject:       Vorschlag für Workshop
From:       "Daniela Truffer Zwischengeschlecht.org"
Date:       Sun, August 21, 2011 19:28
To:       info_at_intertagung.de
Cc:       info_at_zwischengeschlecht.org

Vorschlag für Workshop Inter*Tagung Berlin 7.-9.10.2011:

Realpolitische Möglichkeiten zur Beendigung der Genitalverstümmelungen
(Podiumsdiskussion mit Vertreter_innen beteiligter Gruppen)


Hintergrund: IMeV, IVIM und Zwischengeschlecht.org haben an erster Stelle ihrer Forderungslisten alle die Beendigung der kosmetischen Genitaloperationen in den Kinderkliniken. Obwohl das Thema dringend ist und täglich weitere wehrlose Kinder verstümmelt werden, gibt es nur wenige Aktivitäten, die konkret auf die schnellstmögliche Beendigung der Verstümmelungen zielen, oder sie zielen zum Teil nur auf einzelne Verstümmelungsformen/"Diagnosen". Andererseits werden einzelne Gruppen und Alliierte immer wieder von Mediziner_innen und Politiker_innen öffentlich als Feigenblatt vorgeschoben zur Weiterführung bzw. Leugnung der Genitalverstümmelungen vor der eigenen Haustüre. Dabei haben, wie neuere Beispiele zeigen, konkrete Forderungen nach Beendigung/Ächtung ALLER kosmetischer Genitaloperationen an Kindern und Minderjährigen durchaus Potenzial, realpolitische Mehrheiten zu gewinnen inkl. christliche und konservative Parteien, sofern sie im Rahmen von Kinderschutz- und Menschenrechts-Anliegen (insbesondere Recht auf körperliche Unversehrtheit) in die politische Diskussion eingebracht werden. Mit der in Kürze zu erwartenden Einführung eines expliziten Verbots der weiblichen Genitalverstümmelung wäre im Anschluss ein guter Zeitpunkt zur Lancierung einer entsprechenden, möglichst breiten (politischen) Offensive.

Form: Um möglichst schnell handlungsfähig zu werden, schlagen wir vor, den Workshop in Form einer Podiumsdikussion mit Vertreter_innen aller angesprochenen Gruppen durchzuführen. Jede Fraktion hätte 5-10 Minuten Zeit, ihre Position und Strategievorschläge zu formulieren, gefolgt von einer Diskussion zunächst der Vertreter_innen untereinander, sowie in einer weiteren Phase auch unter Einbezug des Publikums. Ziel sollte sein, einen gemeinsamen, möglichst konkreten Aktionsplan zu formulieren, oder zumindest konkrete Schritte zur Vorbereitung eines solchen. Als Moderator_in sollte jemand möglichst Unabhängiges gesucht werden, Erfahrungen in Realpolitik von Vorteil.

Termin: Da Zwischengeschlecht.org vom 6.-8.10.2011 in Tübingen gegen das 1st Joint Meeting ESFFU-ESGURS (inkl. "Live-Operationen") protestieren wird, wäre uns eine Teilnahme nur am Sonntag 9.10. möglich.

Liebe Grüsse

Daniela "Nella" Truffer / Markus "Seelenlos" Bauer / Zwischengeschlecht.org

>>> Genitalabschneider-Treffen: Termine 2011/2012 

>>> Deutscher Ethikrat: Privilegien für Genitalverstümmler, Zensur für Opfer   

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter
 

Nachtrag 2014:  2011 hatte yours truly a.k.a. Markus Bauer an der Inter*tagung schlussendlich Hausverbot – ein Workshop nicht unähnlich obigem Vorschlag fand sich trotzdem im Programm. Inzwischen gab es eine Aussprache über zugrunde liegende Differenzen, und künftige Zusammenarbeit ist angesagt.

>>> Zwitter und progressive LGBTs gegen Vereinnahmung

Monday, August 8 2011

"Wie so oft wird um den heissen Brei herumgeredet" - Daniela "Nella" Truffer zum Ethikrat-"Diskurs"

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Nella fletscht die Zähne und sagt den "ExpertInnen" wie's ist –
am Ende des "Diskurses" leider so aktuell wie zu Beginn ...
(zum abspielen reinklicken)

>>> Statement Forum 1: "Medizinische Behandlung – Indikation – Einwilligung"
>>> Statement Forum 2: "Lebensqualität Betroffener und Perspektiven"
>>> Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs "Intersexualität" (I) 

Transkript Videobeitrag:

Wie so oft wird um den heissen Brei herumgeredet oder - etwas, was für uns absolut selbstverständlich ist, das niemand das Recht hat, für Menschen mit - also für Zwitter, die so geboren werden, solche Entscheidungen zu treffen. Das wird dann immer mit irgendwelchen Sachen versucht abzuwiegeln, also, zum Beispiel geht es oft dann auch darum, dass die Eltern haben doch auch noch ein Recht, und für das Kindswohl muss man dieses und jenes. Aber im Prinzip der betroffene Mensch steht nie wirklich so im Zentrum.

Seit 1950 [1] propagieren und praktizieren Endokrinologen, Kinderchirurgen und weitere Mediziner kosmetische Genitaloperationen und andere medizinisch nicht notwendige Eingriffe an Kleinkindern mit atypischen Genitalien – weil sie die Erfahrung machten, dass es dann einfacher ist, die Eltern zu beeinflussen [2] und die Kinder sowieso, die können ja gar nicht mitreden. 1955 lieferte dann ein Sexologe, nämlich John Money, nachträglich eine angeblich wissenschaftliche Begründung nach [3]. Die angebliche Wirksamkeit dieser Eingriffe konnte bis heute nie mit zufriedenstellender Evidenz belegt werden. [4]

Seit bald 20 Jahren klagen Überlebende die verheerenden Folgen dieser Praktiken öffentlich an [5], darunter Verlust der sexuellen Empfindungsfähigkeit, schmerzende Narben im Genitalbereich, gesundheitliche Schäden infolge der Kastrationen, Traumatisierung durch aufgezwungene Behandlungen, und fordern ihre Beendigung. Seit 13 Jahren fordern auch kritische Mediziner und EthikerInnen, dass solche Eingriffe nur noch im Rahmen kontrollierter Studien durchgeführt werden sollen, solange weiterhin keine Evidenz über die Wirksamkeit dieser Behandlungen besteht [6]. Die Antwort der verantwortlichen Behandler darauf bis heute: Ablenkungsmanöver, Ausreden, Spott und Hohn [7] – sicher im Wissen, dass sie wegen der Verjährungsfrist juristisch nicht oder kaum je belangt werden können [8].

Wir Betroffene fordern ein gesetzliches Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen und von kosmetischen Hormonbehandlungen an Kindern und Jugendlichen in Verbindung mit einer Aufhebung, Aussetzung oder Verlängerung der Verjährung, wie diese auch bei weiblicher Genitalverstümmelung und sexualisierter Gewalt gefordert wird.

Aus unserer Sicht haben Eltern kein Recht, für ihre Kinder kosmetischen Genitaloperationen und kosmetischen Hormonbehandlungen zuzustimmen. Solche Eingriffe verletzen das Recht auf körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung der Kinder und berühren ihre höchstpersönlichen Rechte.

Bisher werden Eltern zu 90% [9] ausschließlich von Endokrinologen und Kinderchirurgen betreut in Anführungs- und Schlusszeichen, und das Problem ist, dass zum Beispiel Psychologen und [Sozial]pädagogen da nur am Rande vorkommen. Wir fordern, dass stattdessen wie gesagt spezialisierte Psychologen und Spezial- und Sozialpädagogen Ansprech- und Kontaktpersonen für die Eltern sein sollen. Mediziner sollen nur dann auftreten, in Erscheinung treten, wenn es wirklich um medizinisch notwendige Behandlungen geht. Für den berühmten "psychosozialen Notfall" sind nicht die Mediziner zuständig, sondern wie gesagt Psychologen oder Sozialarbeiter.

Seit dem letzten Forum, also seit dem Forum Bioethik zu Intersexualität des Deutschen Ethikrats vom letzten Jahr wurden allein in deutschen Kinderkliniken mindestens oder weit über 300 weitere Kinder genitalverstümmelt. Zahllose Betroffene setzen seit langem große Hoffnung in den Ethikrat. Möge die heutige Anhörung dazu führen, dass endlich entscheidende Schritte unternommen werden für ein Leben in Unversehrtheit und Würde auch für Menschen mit atypischen körperlichen Geschlechtsmerkmalen.

Quellen:

[1] Lawson Wilkins: The Diagnosis and Treatment of Endocrine Disorders in Childhood and Adolescence. Springfield/Illinois, 1950, S. 274.
Zwischengeschlecht.info: "Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie."

[2] Elizabeth Reis: Bodies in Doubt: An American History of Intersex. Baltimore, 2009, S. 113.

[3] Als "Beweis" präsentierte Money ein angeblich gelungenes Zwillingsexperiment, das in Wahrheit aber tragisch endete – ein Umstand, den Money zeitlebens unterschlug. John Colapinto: Der Junge, der als Mädchen aufwuchs. Düsseldorf, 2000.

[4] Heute noch stehen die einschlägigen AWMF-Leitlinien 006/026, 027/047, 027/022, 015/052 auf der niedrigsten Evidenzstufe S1.

[5] Vgl. Cheryl Chase: Letter, Sciences, July/August 1993, S. 3. ["Unglücklicherweise sind diese Operationen ungeheuer destruktiv für das sexuelle Empfinden und für das Gefühl der körperlichen Unversehrtheit"]

[6] Kenneth Kipnis, Milton Diamond: "Pediatric Ethics and the Surgical Assignment of Sex", The Journal of Clinical Ethics, Vol. 9 No. 4, 1998, S. 398-410.

[7] Eine beliebte Ausflucht besteht darin, gebetsmühlenartig das Fehlen von Langzeitstudien zu beklagen und gleichzeitig unkontrolliert weiter zu operieren, vgl. Howard Devore: "Endless Calls for 'More Research' as Harmful Interventions Continue", Hermaphrodites With Attitude, Fall/Winter 1996 [PDF], S. 3. Von Behandlern wird u.a. behauptet, Überlebende wären nur aufgrund von Einbildungen unglücklich (Susanne Krege, Vortrag UK Aachen 30.05.2011), erwachsene Zwangsoperierte hätten kein Recht für heutige Betroffene zu sprechen (Olaf Hiort, taz 06.11.2007), oder kritische Betroffene und Menschenrechtskommissionen werden als potentielle Gewalttäter dargestellt (Laurence Baskin, Referent am diesjährigen "3rd EuroDSD Symposium" in Lübeck, Stanford Medicine, Vol. 28 No. 1, 2011, S. 26 [PDF]).

[8] Christiane Völling, die bisher einzige Betroffene, die überhaupt einen Behandler wenigstens noch zivilrechtlich belangen konnte, wohlbemerkt in letzter Minute, war beim fraglichen Eingriff schon 18 Jahre alt, alle früheren Eingriffe waren auch bei ihr schon verjährt. Alle anderen Versuche von Betroffenen, Behandler juristisch zu belangen, scheiterten bisher stets an der Verjährung, vgl. auch Zwischengeschlecht.info: "Genitalverstümmelung: 'Unrecht der Medizinversuche anerkennen' (Oliver Tolmein 2009)".

[9] Eckhard Korsch: "Überlegungen zur praktischen Umsetzung des DSD-Consensus-Statements" [PDF], Vortrag APE 2006, Folie 16.
 

>>> Chronologie Deutscher Ethikrat 2008-2013

>>> Statement Forum 1: "Medizinische Behandlung – Indikation – Einwilligung"
>>> Statement Forum 2: "Lebensqualität Betroffener und Perspektiven"
>>> Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs "Intersexualität" (I)

>>> Zwangsoperierte Zwitter über sich selbst und ihr Leben
>>>
Intersex-Genitalverstümmelungen: Typische Diagnosen und Eingriffe
>>>
Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter 
>>>
150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Fakten und Zahlen

>>> Übersichtsseite zur Ethikrat-Anhörung 08.06.2011   

Unzensierte Version: Draufklicken (PDF, 3.3 MB)
>>> Flugblatt zur Anhörung (PDF, 3.3 MB)
         WARNUNG: 2. Seite enthält Operationsfotos!

>>> Aufforderung um Unterstützung an den Deutschen Ethikrat Dezember 2008
>>> Erneute Anfrage um Unterstützung an den Deutschen Ethikrat Mai 2009 
>>> Forum Bioethik des Deutschen Ethikrates zu "Intersexualität" 23.6.2010  
>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 

Siehe auch:
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Offener Brief an das "3rd EuroDSD Symposium", Lübeck 21.5.2011
- 9. Menschenrechtsbericht: Bundesregierung deckt medizinische Verbrechen 
- Zwitter-Genitalverstümmelungen: Ethikrat gefordert
- "Ethik als Freifahrtschein für operieren auf Teufel komm raus" - Claudia Wiesemann
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen! 
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag (I)
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Monday, August 1 2011

Christiane Völling: "Zur Frage der Entschädigung"

«Menschenrechte auch für Zwitter!» vor dem UK Aachen 30.5.2011, im Hintergrund: Genitalverstümmlerin Prof. Dr. Med. Susanne KregeUK Aachen, 30.05.2011: Christiane Völling protestiert gegen "Ethik"-Vortrag
von Genitalabschneiderin Susanne Krege
(im Bild rechts hinten)

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Nach wie vor einer der besten Beiträge auf dem Ethikrat-"Diskurs": Christiane spricht Klartext und beruft sich auf die Menschenrechte!

Leider steht sie damit unter allen vom Ethikrat bestellten Autor_innen so ziemlich alleine da, lässt doch der Ethikrat (ausser 2 "Alibi-Quoten-Betroffenen") praktisch ausnahmslos TäterInnen von "Netzwerk Intersexualität/DSD" & Co. sowie MittäterInnen aus der Gender-Ecke zu Wort kommen. Obwohl es genügend ExpertInnen gäbe in Sachen Menschenrechte, Genitalverstümmelung, Traumabewältigung und aus anderen wirklich relevanten Themenbereichen, von denen der Ethikrat aber offensichtlich lieber nichts wissen will.

Deshalb an dieser Stelle nochmals einige der zentralsten Ausschnitte von Christiane Völling, sowie der Hinweis auf den ganzen Text hier.

[...] Alle Menschen sind gleich vor dem Gesetz und für alle Menschen gelten die gleichen Regeln, solange sie sich an die Regeln halten (und die intersexuellen Menschen, die ich kenne, halten sich an diese Regeln). Der Staat wacht über die Einhaltung der Regeln.

Dass diese Regeln des Schutzes gegenüber einer bestimmten Gruppe von Menschen offenbar nicht eingehalten wurden, und das ist das Bemerkenswerte, dass es immerhin mehr als 90 Prozent der Gruppe der “Intersexuellen Menschen“ sind, bei denen die staatliche Kontrolle und die Regeln des Anstandes, der guten Sitte, der Standesrechte, der Schutzpflichten des Staates und des Grundgesetzes Artikel 1 bis 3 keine Anwendung fanden und dies zudem einen Berufszweig schützt, ist Indiz genug, hier von struktureller Fehlleistung und Gewalt zu sprechen. [...]

Die Opfer der Vergangenheit sind für das Leid, die Pein und das genommene Recht zu entschädigen. Entscheidend ist, dass die Schäden irreversibel sind, nicht mehr umkehrbar. Was ist ein Leben wert?

Wie könnte diese Entschädigung aussehen?

Will die Gesellschaft und allen voraus die Bundesrepublik Deutschland den Opfern weiteres Leid durch die Demütigung jahrelanger Prozesse durch die Instanzen zumuten? Die Täter schützen, damit sie weiterhin die Opfer verhöhnen? Akten und Patienteninformationen vorenthalten, bis die Verjährungen greifen? Sollen die Opfer die Risiken und Kosten für jahrelangen Rechtsstreit durch die Instanzen, der zudem das deutsche Gerichtssystem belastet und viel Geld kostet , aufgebürdet werden?

Vielen intersexuellen Menschen ist dies gar nicht möglich, weil die Schäden so schwer sind, dass sie weder aus eigener Kraft noch aus eigenen Finanzmitteln einen solchen Prozess durchstehen könnten. Wer ist in der Lage den Opfern beizustehen? Welchen Gesichtsverlust wird unser Land für Jahre hinnehmen?  Wer wird einem Arzt noch trauen? Wo bleibt die Verantwortung des Staates, dass er diese Menschenversuche bis heute zulässt?

Und noch ein offenes Wort: Wenn ein Opfer, das sich aus der Opferrolle befreit hat, wieder Opfer wird – ist dem alles zuzutrauen. [...]

Eine staatliche große Lösung hätte Vor- und Nachteile, doch die Vorteile überwiegen für alle Seiten. Und die Chancen auf eine baldige Lösung, auf den Sieg der Wahrheit und eines Friedens birgt sie auch [...]:

Der Staat behält seine Glaubwürdigkeit in seiner Eigenschaft als oberste Macht, ordnende Institution in unserem Staatsgefüge. Er schützt alle und sorgt für einen Ausgleich und Gerechtigkeit. Der soziale Frieden wird in einem Teil wieder hergestellt.

Der medizinische Betrieb (Ärzte, Kliniken, Krankenkassen, Standesverbände) könnte sich in einem vorgegebenen Zeitfenster entlasten, indem er einmalig den Kehraus macht, indem er seinerseits seine Akten sichtet und die Akten intersexueller Menschen in ein Archiv gibt, von wo aus die betroffenen Menschen ermittelt und verständigt werden, dass sie dort ihre Patientenakten einfordern können, aber nicht müssen.

Die Wahrheit käme ans Licht, eine Aufarbeitung wäre möglich. Hier wären auch die Haftungsfragen zu klären.

Eine Rehabilitation der Opfer, die gesellschaftliche Integration der Opfer, eine Einmalzahlung und eine Rentenregelung sind eine Minimalforderung.  Die Schaffung einer Stelle, an die sich Opfer wenden können, besetzt mit einem intersexuellen Menschen, gestützt durch die Bundesministerien, ist anzustreben.

Ich bitte auch zu bedenken, dass diese Menschen einen langen Leidensweg gehen, der lebenslange Wirkung hat. Menschliche Solidarität, ein Stück soziale Sicherheit und die Chance des Aufeinanderzugehens steckt in einer solchen großen Lösung.

Übrigens: Eine Entschuldigung des Staates bei den Opfern ist längst überfällig.

>>> Der ganze Text von Christiane Völling

>>> Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs "Intersexualität" (I)
>>> Deutscher Ethikrat: Privilegien für Genitalverstümmler, Zensur für Opfer   

>>> Übersichtsseite zur laufenden Ethikrat-Anhörung 2011

    >>> Offener Brief an das "Forum Biomedizin und Ethik" Aachen

>>> Christiane Völling: Die Biographie einer Überlebenden
(Buchbesprechung von Daniela "Nella" Truffer)

Siehe auch:
- Christiane Völlings Geschichte in ihren eigenen Worten
- Buch von Christiane Völling: "Mein Leben als Intersexuelle"
- Sieg für Christiane Völling!!!
- Zwitterprozess: 100'000 Euro Schmerzensgeld für Zwangskastration!
- Wie die Zwitterorganisationen Christiane Völlings Zwangsoperateur Prof. Dr. L. 150'000 Euro schenkten 
- "Tabu Intersexualität" - Dok. u.a. mit Christiane Völling
- Die Bielefelderin Britta Dombrowe über "Tabu Intersexualität"
- Alle Posts zu Christiane Völling auf Zwischengeschlecht.info

Saturday, July 9 2011

Ein bisschen Zensur auf dem Ethikrat-Online-Diskurs "Intersexualität"

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>>> Nachtrag

Menschenrechte auch für Zwitter!

Was bisher geschah: Auf die Ankündigung der Ethikrat-Redaktion vom 7.7.11 hin, einer ungenannt bleibenden Nutzer_innengruppe – bzw. soweit bisher bekannt ausschliesslich ETEKAR – das Recht auf direktes Kommentieren zu entziehen, bat Daniela "Nella" Truffer gleichentags um mehr Transparenz.

In einer Antwort der Ethikrat-Redaktion vom 8.7.11 monierte diese lediglich erneut pauschal, es sei "wiederholt gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen" worden, und versprach: "Keiner wird unbegründet vom Online-Diskurs Intersexualität ausgeschlossen."

Nellas Rückantwort dazu vom 9.7.11 (siehe unten) blieb – warum auch immer – prompt ebenfalls in der Moderationsschlaufe hängen – ihr darauf Bezug nehmendes PS ironischerweise jedoch nicht (sämtliche Links innerhalb des 1. Kommentars nachträglich hinzugefügt durch Zwischengeschlecht.info):
 

Daniela Truffer sagt:
Dein Kommentar muss noch moderiert werden.
9. Juli 2011 um 00:03

Ich möchte hierzu festhalten:

ETEKAR wird als kritischer Betroffener nicht erlaubt, nach bestem Wissen und Gewissen einen ursächlichen Zusammenhang zwischen NS-Medizinverbrechern und den Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken zu postulieren und mit Literaturstellen zu belegen zu versuchen. Weil dies nach Auffassung der Redaktion diskriminierend und beleidigend sei und somit gegen die Nutzungsbedingungen verstosse, ebenso weitere Aussagen ETEKARs (und unbenannter weiterer Benutzer), welche die Redaktion bisher im Einzelnen nicht benennen konnte.

Der Redaktion ist es hingegen erlaubt, “jüdische Sexualwissenschaftler” aus dem “Institut für Sexualwissenschaft in Berlin” pauschal für die Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken mitverantwortlich zu erklären mit der Begründung, Ludwig Levy-Lenz hätte 1931 die “erste vollständige Operation dieser Art” durchgeführt. Eine offensichtlich tatsachenwidrige Behauptung, welche die Redaktion notabene nirgends konkret zu belegen vermag. Als ETEKAR im Nachgang diesbezüglich sachliche Fragen stellte, blieb ihr die Redaktion bisher jede Antwort schuldig.

Michael Wunder ist es hingegen erlaubt, meine begründete Kritik an seinen Äusserungen pauschal als “feindseelig” abzuqualifizieren. Auf sachliche Fragen dazu blieb auch hier bisher jegliche Antwort aus.

Diversen “Experten” [Hans Christian Wilms + Sonja Rothärmel, vgl. z.B. Simultanmitschrift (PDF) S. 65] ist es hingegen erlaubt, Betroffene zu verletzen und zu beleidigen, indem sie behaupten dürfen, das uns Angetane sei kein Unrecht und “kunstgerechte” Verstümmelungen an wehrlosen Kindern ohne Evidenz seien im Gegenteil das gute Recht von Eltern und Genitalabschneidern, was impliziert, dass trotz allem dokumentierten Leid der Betroffenen auch künftig ungehemmt weiterverstümmelt werden soll.

Mit Verlaub, mich dünkt dies eine reichlich parteiische und einseitige Auffassung davon, was beleidigende und diskriminierende Äusserungen seien und was nicht.

Ich möchte die Redaktion deshalb nochmals bitten, konkret offenzulegen, welche Benutzer wo überall gegen die Nutzungsbestimmungen verstossen haben sollen, und dies auch hinreichend sachlich zu begründen.

Andernfalls bitte ich die Redaktion, mich aus Solidarität mit ETEKAR ebenfalls in die Gruppe der unmündig gemachten Benutzer zweiter Klasse einzuteilen, da ich mich ansonsten nicht mehr in der Lage sehe, zu diesem Diskurs mit gutem Gewissen noch etwas beizutragen.
 

Daniela Truffer sagt:
9. Juli 2011 um 00:12

PS: Offenbar wurde meiner Bitte um Einteilung in die Gruppe der unmündig gemachten Benutzer zweiter Klasse bereits vorauseilend entsprochen, und ich wurde ungefragt und ohne Vorwarnung vom direkten Kommentieren gesperrt.

PS2: Auch ich wünsche nicht ungefragt geduzt zu werden, danke!
 

Meine 2 Cent:

Was auch immer die Kriterien der Ethikrat-Redaktion sein mögen, direktes Kommentieren zuzulassen oder eben nicht, 2 Dinge scheinen dabei klar: Transparent und offen sind diese Regeln 1. nicht, und 2. anders als in den Nutzungsbedingungen angegeben (dort ist als Ausnahme einzig erwähnt, dass "Kommentare, die HTML-Links enthalten, aus Sicherheitsgründen nicht sofort veröffentlicht werden, sondern zunächst in eine Warteschleife gelangen").

Selbstverständlich steht es dem Ethikrat frei, auf seinem Online-Diskurs-Blog Moderationskritierien nach eigenem Gutdünken festzulegen und durchzusetzen. Nur sollten diese Regeln a) transparent und b) für alle Nutzer dieselben sein. Ausserdem sollten sie c) nicht nur die ureigenen Bedürfnisse und die speziellen Anliegen der (Mit-)TäterInnen inkl. GehilfInnen und RechtsnachfolgerInnen berücksichtigen, sondern ebenso diejenigen ihrer Opfer.

Von allen diesen drei Bedingungen für einen fairen Diskurs, in dem die Betroffenen von Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken nicht einfach ein weiteres Mal zum Opfer gemacht werden, ist der Ethikrat derzeit wohl noch ein gutes Stückchen entfernt ...

Nachtrag: Auch der 1. Kommentar wurde inzwischen freigeschaltet, laut Redaktion war er "versehentlich vom System in die Warteschleife geschoben" worden. Antworten auf die sachlichen Fragen gibt's immer noch keine. – Hmmm, in welchem Zusammenhang bloss ist mir sowas neulich schon mal begegnet ...?

>>> Zensur 2.0 - Ethikrat löscht Kommentar von ETEKAR (II)  
>>> Meinungsäusserung à la Ethikrat: Verstümmeln akzeptieren oder Maulkorb (III) 
>>> Dokumentation der Zensur auf dem Ethikrat-Online-"Diskurs" (IV) 
>>> Pressemitteilung Zwischengeschlecht.org 19.7.11    >>> Dementi Deutscher Ethikrat
>>> Prof. Hans Naujoks – "seit 1934 rassistische Operationen an Intersexuellen" (V) 
>>> Deutscher Ethikrat: Privilegien für Genitalverstümmler, Zensur für Opfer   

>>> Übersichtsseite zur laufenden Ethikrat-Anhörung 2011

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter

Unzensierte Version: Draufklicken (PDF, 3.3 MB)
>>> Flugblatt zur Anhörung (PDF, 3.3 MB)
         WARNUNG: 2. Seite enthält Operationsfotos!

>>> "Um den heißen Brei geredet" - Video-Statement
>>> Statement Forum 1: "Medizinische Behandlung – Indikation – Einwilligung"
>>> Statement Forum 2: "Lebensqualität Betroffener und Perspektiven"

>>> Aufforderung um Unterstützung an den Deutschen Ethikrat Dezember 2008
>>> Erneute Anfrage um Unterstützung an den Deutschen Ethikrat Mai 2009 
>>> Forum Bioethik des Deutschen Ethikrates zu "Intersexualität" 23.6.2010  
>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 

Siehe auch:
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Offener Brief an das "3rd EuroDSD Symposium", Lübeck 21.5.2011
- 9. Menschenrechtsbericht: Bundesregierung deckt medizinische Verbrechen 
- Zwitter-Genitalverstümmelungen: Ethikrat gefordert
- "Ethik als Freifahrtschein für operieren auf Teufel komm raus" - Claudia Wiesemann
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen! 
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag (I)
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Tuesday, July 5 2011

Operiertes Kind als Beispiel für eine "offene und tolerable Erziehung"? - Vereinnahmende Sichtweisen im Ethikrat-Diskurs bei Michael Wunder (II) - Daniela "Nella" Truffer, 5.7.11

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>>> Mein Kommentar im Ethikrat-Online-Diskurs zur Antwort von Michael Wunder auf meinen vorherigen Kommentar:

Ich finde es bedenklich, dass mir hier “Feindseligkeit” vorgeworfen wird, anstatt dass auf meine begründete Vereinnahmungskritik inhaltlich eingegangen wird. Und somit meine sachliche Kritik auf eine persönliche Ebene reduziert wird. Obwohl ich auch mit einem Beispiel dargelegt habe, dass diese sachliche Kritik alles andere als neu ist, und auch von selbstkritischen Schwulen bekräftigt wird.

Dass das “operierte Kind” im obigen Text nicht “hervorgehoben”, sondern vielmehr unsichtbar gemacht und negiert wurde, war und ist ja genau das Unerträgliche:

Ein Kind, das seines Rechts auf körperliche Unversehrtheit beraubt wurde, als Beispiel für einen “offenen und tolerablen Erziehungsstil” zu benutzen, und das in einem Diskurs, der das Unrecht an Zwittern zu beleuchten versucht, ist für mich unhaltbar. Und diesen Fauxpas dann nochmals zu legitimieren zu versuchen durch einen persönlichen Vorwurf, finde ich gelinde gesagt verletzend.

Von Ihnen als Leiter der Arbeitsgruppe Intersexualität des Ethikrates würde ich erwarten, dass Sie begründete Kritik einerseits nachvollziehen und andererseits inhaltlich etwas dazu beitragen können.

Ich will in einer Gesellschaft leben, in der Menschen mit atypischen körperlichen Geschlechtsmerkmalen weder verstümmelt noch vereinnahmt werden, und zwar unabhängig von der Art ihrer Besonderheit und auch unabhängig davon, wie sie sich selbst geschlechtlich verorten, eine Gesellschaft, in der Zwitter so leben dürfen, wie sie wollen, in der ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit und Würde unantastbar ist wie bei allen anderen Menschen auch, und in der sie nach mehr als 60 Jahren endlich nicht mehr als “Demonstrationsobjekte” für irgendwelche (Geschlechter-)Politiken herhalten müssen, ganz egal in welche Richtung.

Oder um es mit Emi Koyama und Lisa Weasel zu sagen (“Von der sozialen Konstruktion zur sozialen Gerechtigkeit”, in: Die Philosophin 28, 2003, S. 79-89, hier S. 87-88):

“Nehmen Sie zur Kenntnis, dass es nicht in den Verantwortungsbereich der Intersexuellen fällt, d[as] binäre Sex Gender-System auseinanderzunehmen und dass Intersexuelle keine Meerschweinchen sind, an denen die aktuellsten Gender-Theorien getestet werden. Seien Sie nicht enttäuscht, dass viele Intersexuelle nicht daran interessiert sind, Mitglieder des Dritten Geschlechtes zu werden oder die Sexkategorien zu verwerfen, obwohl wir die Leute unterstützen sollten, die an diesen Dingen interessiert sind, ungeachtet dessen, ob sie intersexuell sind oder nicht.”

Über eine inhaltliche Antwort auf die angesprochenen Punkte würde ich mich freuen.

>>> Operiertes Kind als Idealfall? - Nella zu Vereinnahmung im Ethikrat-Diskurs (I) 

>>> Trauma, Opferrolle, Befreiung  

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter

>>> Übersichtsseite zur laufenden Ethikrat-Anhörung 2011

    
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>>> "Um den heißen Brei geredet" - Video-Statement
>>> Statement Forum 1: "Medizinische Behandlung – Indikation – Einwilligung"
>>> Statement Forum 2: "Lebensqualität Betroffener und Perspektiven"

>>> Aufforderung um Unterstützung an den Deutschen Ethikrat Dezember 2008
>>> Erneute Anfrage um Unterstützung an den Deutschen Ethikrat Mai 2009 
>>> Forum Bioethik des Deutschen Ethikrates zu "Intersexualität" 23.6.2010  
>>> Anliegen von Zwischengeschlecht.org an den Deutschen Ethikrat 

Siehe auch:
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Offener Brief an das "3rd EuroDSD Symposium", Lübeck 21.5.2011
- 9. Menschenrechtsbericht: Bundesregierung deckt medizinische Verbrechen 
- Zwitter-Genitalverstümmelungen: Ethikrat gefordert
- "Ethik als Freifahrtschein für operieren auf Teufel komm raus" - Claudia Wiesemann
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen! 
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag (I)
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Sunday, July 3 2011

Operiertes Kind als Idealfall? - Vereinnahmende Sichtweisen im Ethikrat-Diskurs bei Michael Wunder (I) - Daniela "Nella" Truffer, 3.7.11

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>>> Mein Kommentar im Ethikrat-Online-Diskurs zum Beitrag von Michael Wunder: "Die Diskussion aus den gesellschaftlichen Höhlen holen":

Zum ersten und zweiten Absatz des Textes von Michael Wunder: Diese Geschichte mit dem Trampolin und dem Kind, das in der Kita auf die Frage “Bist Du ein Junge oder ein Mädchen?” sagt, “Ich bin beides”, gefällt sicher allen Menschen, die das Zweigeschlechtersystem in irgend einer Form in Frage stellen und dafür politisches “Material” brauchen.

Für verstümmelte Zwitter die bittere Ironie dabei: Diese Geschichte und ihre Verwendung stehen exemplarisch für die “Sicht der anderen”. Und dafür, wie Zwitter dazu instrumentalisiert werden:

Das Kind ist, wie die Mutter an der Anhörung ja selber sagte, “operiert” … Und die Art, wie die Mutter dabei um den konkreten Eingriff nur herumredet, gibt Anlass zur Befürchtung, dass es sich dabei NICHT um eine “lebenserhaltende” Operation handelte, sondern um den üblichen Versuch, “Uneindeutigkeit wegzuoperieren”. (Vgl. Simultanmitschrift, S. 11-12)

Ein “operierter” Zwitter als Vorzeigebeispiel und Anschauungsmaterial für Geschlechtertheorie und -politik ist notabene das menschenrechtswidrige Standardmodell der letzten 60 Jahre. Dies als “wünschenswerten Regelfall” zu proklamieren, kann nur einem nicht-operierten Nicht-Zwitter einfallen …

Wohl nichts als folgerichtig, dass im nächsten Absatz bei der Beschreibung unserer “gesellschaftlichen Wirklichkeit” an erster Stelle “Diskriminierung am Arbeitsplatz” genannt wird – und die massiven Eingriffe in unsere körperliche Unversehrtheit erst am Schluss dieser Liste erwähnt werden.

Ebenso, dass die Problematik der “eingreifenden Operationen” (noch so ein beschönigender Ausdruck, der nur von einem nicht-operierten Nicht-Zwitter stammen kann) in den abschließenden Forderungen einmal mehr durch Abwesenheit glänzt. Sondern dafür verwiesen wird auf Anliegen “auch in anderen Bereichen”.

Es gibt Brillen, die sind wohl nur sehr schwer abzulegen.

Georg Klauda hat das schon vor bald 10 Jahren sehr schön beschrieben in seinem Vortrag “Fürsorgliche Belagerung”, gehalten am 31. Oktober 2002 im Berliner “Haus der Demokratie und Menschenrechte”:

“Ich denke, dass Hermaphroditen sich in diesem Szenario nur entfernt wiederfinden, weil es ihnen nicht um ihre Selbstdefinition, sondern um das Ende einer invasiven Medizin geht. Oft sind es daher nicht sie selbst, sondern Transsexuelle sowie Lesben und Schwule, die auf der Bühne diese Rolle für sie übernehmen. Dass sich gerade sie dieses Themas annehmen, liegt an einem Überschuss von Projektion. Sie sehen nicht, dass ihre Problematik, d. h. die Problematik von Coming-out und gesellschaftlicher Anerkennung, nicht die von Hermaphroditen ist. Sie sehen nicht, dass die ungefragte Adoption von Hermaphroditen durch die Lesben-, Schwulen- und Trans[sexuell]enbewegung einer Überrumpelung und Kolonialisierung gleichkommt und moralisch unzulässig ist, weil sie das eigentliche Anliegen von Menschen mit medizinischer Gewalterfahrung überdeckt.”

Nur auf den ersten Blick erstaunlich, dass auch manche Zwitter offenbar selbst nicht sehen können oder wollen, dass hier mal wieder ein operiertes Kind als Idealfall verkauft und somit unsere Lebensrealität negiert wird:

Es gibt Realitäten, die sind nur sehr schwer zu ertragen. Trotzdem oder eben gerade deshalb müssten auch Betroffene vermehrt genau hinschauen und ihre Bedenken anmelden, damit sich diese Realitäten endlich ändern!

Nachtrag 1: Antwort von Dr. Michael Wunder, 4.6.11 
Nachtrag 2: Operiertes Kind als Beispiel für eine "offene und tolerable Erziehung"? (II)

>>> Trauma, Opferrolle, Befreiung  

>>> Genitalverstümmelungen im Kinderspital: Fakten und Zahlen
>>> 150 Jahre Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>> Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken – eine Genealogie der Täter

>>> Übersichtsseite zur laufenden Ethikrat-Anhörung 2011

    
Unzensierte Version: Draufklicken (PDF, 3.3 MB)
>>> Flugblatt zur Anhörung (PDF, 3.3 MB)
         WARNUNG: 2. Seite enthält Operationsfotos!

>>> "Um den heißen Brei geredet" - Video-Statement
>>> Statement Forum 1: "Medizinische Behandlung – Indikation – Einwilligung"
>>> Statement Forum 2: "Lebensqualität Betroffener und Perspektiven"

>>> Aufforderung um Unterstützung an den Deutschen Ethikrat Dezember 2008
>>> Erneute Anfrage um Unterstützung an den Deutschen Ethikrat Mai 2009 
>>> Forum Bioethik des Deutschen Ethikrates zu "Intersexualität" 23.6.2010  
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Siehe auch:
- Zwangsoperierte über sich selbst und ihr Leben
- Alice Dreger über EthikerInnen als MittäterInnen
- Offener Brief an das "3rd EuroDSD Symposium", Lübeck 21.5.2011
- 9. Menschenrechtsbericht: Bundesregierung deckt medizinische Verbrechen 
- Zwitter-Genitalverstümmelungen: Ethikrat gefordert
- "Ethik als Freifahrtschein für operieren auf Teufel komm raus" - Claudia Wiesemann
- Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen! 
- Zwangsoperationen an Zwittern: Bundesregierung beugt Grundgesetz Art. 2
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag (I)
- Zwitter-Vereinnahmung im Bundestag: Business as usual (II)
- Genitalverstümmelungen in westlichen Kinderkliniken – eine Genealogie der TäterInnen
- Genitalverstümmelung in Kinderklinik: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen geschehen?

Thursday, June 30 2011

Zwitter-Genitalverstümmelungen: Diskriminierung oder Verbrechen?

Zwischengeschlecht.org «Körperliche Unversehrtheit auch für Zwitter!»Aktion von Zwischengeschlecht.org, 6.2.2011 (Bild: NZZ Format)

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PRESSEMITTEILUNG von Zwischengeschlecht.org vom 30.06.2011:

     INHALT:
     1.  Jeden Tag wird in einer Kinderklinik ein wehrloses Kind verstümmelt
     2.  Hunde besser vor Verstümmelung und Kastration geschützt als Kinder
     3.  "fundamentaler Verstoß gegen körperliche Unversehrtheit"
     4.  Politische Instrumentalisierung durch Schwule und Lesben
     5.  Deutscher Ethikrat ist gefordert

Jeden Tag wird in Deutschland in einer Kinderklinik mindestens ein wehrloses Kind irreversibel genitalverstümmelt.

Die Mediziner nennen es "korrigierende" oder "angleichende Eingriffe".

Überlebende Betroffene sprechen ihrerseits von Genitalverstümmelung, uneingewilligten Zwangsoperationen und Zwangskastrationen und von medizinischer Folter.

Allein in Hamburg haben 2011 mindestens 5 Kinderkliniken medizinisch nicht notwendige, kosmetische Genitaloperationen im Angebot für Kleinkinder "mit zu großer Klitoris" oder sonstwie "auffälligen Geschlechtsorganen". Bundesweit sollen es über 100 Kinderchirurgien sein, darunter auch zahlreiche kleine bis Kleinst-Anbieter.

Das florierende kosmetisch-chirurgische Angebot umfasst u.a. "Klitorisverkleinerungen", "Peniskorrekturen", "Anlegen einer Neovagina", "Verlegung der Harnröhre", Kastrationen, Gebärmutterentfernungen, usw. usf.

Kosmetische Genitaloperationen an Kleinkindern werden von Kliniken und anderen Anbietern aggressiv vermarktet unter Dutzenden von verschiedenen "Diagnosen" wie "Hypospadie", "AGS/CAH", "Pseudohermaphroditismus", "Intersexualität", "Epispadie", "AIS", "Disorders of Sex Development (DSD)", "Gonadendysgenesie", "Swyer", "Turner" etc.

Diese Operationen erfolgen seit Jahrzehnten als unkontrollierte Menschenexperimente ohne ethische Überwachung. Die angebliche Wirksamkeit der medizinisch nicht notwendigen, irreversiblen Eingriffe wurde bis heute nie klinisch bewiesen. Die einschlägigen AMWF-Leitlinien stehen alle heute noch unverändert auf der niedrigsten Evidenzstufe S1.
 

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