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Dokumentation "Intersex Genital Mutilations (IGM)" (PDF, 2.4
MB) [ TRIGGER!!! ]
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150 Jahre
Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
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Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und
Eingriffe
>>>
Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM): Fakten und Zahlen
John Money & Co. - der Mythos vom
Einzeltäter
INHALT
1. John Money als Sündenbock heutiger
SeriengenitalverstümmlerInnen
2. Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM)
in westlichen Kinderkliniken
– eine Genealogie
der TäterInnen
a) NS-Medizin
b) Urologie
c) Gynäkologie
d) Endokrinologie
e) Genetik und Eugenik
3. "Eines der dunkelsten Kapitel der
Medizingeschichte"
1. John Money als Sündenbock heutiger
SeriengenitalverstümmlerInnen

Zur Untermauerung ihrer >>> Medizyner-Märchenpropaganda,
in heutigen Kinderkliniken seien chirurgische (Intersex-)Genitalverstümmelungen
längst passé, bemühen heutige ZwangsoperateurInnen & Konsorten regelmässig
den Namen eines 2006 verstorbenen Vorzeige-Sündenbockes.
Im >>> "Infobrief
02/10" (PDF --> S. 7) des Deutschen Ethikrates liest sich das dann
beispielsweise so:
Kritisch betrachtete Richter-Appelt die früheren Behandlungsmaßstäbe,
die besonders durch den amerikanischen Psychologen John Money in den
1950er-Jahren geprägt worden waren. Money hatte die These vertreten, dass [...]
man intersexuellen Kindern [...] mit einer operativen Angleichung der
Genitalien [...] ein eindeutiges Geschlecht klar zuweisen könne.
Ethikrat
"Infobrief 02/10" (PDF --> S. 7)
Keine Frage, der noch 2002 in Berlin von der
"Deutsche Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung (DGSS)"
passend mit der "Magnus-Hirschfeld-Medaille" geehrte Vorzeige-Sexologe
John Money (1921-2006) war ein unbarmherziger,
gewissenlos agierender Serientäter, der mit seinen
unmenschlichen "Zwillingsexperimenten" grosses Leid über zahllose Menschen
brachte. Und der seine pseudowissenschaftliche Theorie zur Rechtfertigung der
systematischen Genitalverstümmelungen von Kleinkindern mit "uneindeutigen
Geschlechtsmerkmalen" bis zu seinem Tode ungebrochen weltweit propagierte.
Leider scheiterte 1997 eine
Klage von David Reimer gegen den "Butcher
of Baltimore" (Betsy Driver) wegen Verjährung.
Seit langen Jahren fordern zwangsoperierte Zwitter öffentlich die kritische Aufarbeitung von John
Moneys medizinischen Verbrechen. Wenn die heutigen Täterinnen
mittlerweile öfter John Moneys Namen nennen, ist ihr Anliegen allerdings ein
anderes: Die MedizynerInnen benutzen den Verstorbenen vielmehr als
Vorzeige-Sündenbock und Bauernopfer, um die durch vermehrte Medienberichte über
überlebende Zwangsoperierte geweckte, kritische öffentliche Aufmerksamkeit
abzulenken und zu binden – und gleichzeitig den Deckel auf dem
eigentlichen Problem der auch in Deutschland fortdauernden,
systematischen Genitalverstümmelungen an Kleinkindern zu halten.
2. Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) in westlichen
Kinderkliniken
– eine Genealogie der TäterInnen
Auch Im Ethikrat
Infobrief 02/10 (PDF --> S. 7) wurde der Verbrecher John Money von der
"Netzwerk Intersexualität/DSD"-"Expertin" Prof. Dr. Hertha Richter-Appelt
konsequent als überholter Einzeltäter dargestellt.
Tasache ist jedoch, dass die in westlichen Kinderkliniken
nach wie vor gängige Praxis der chirurgischen Genitalverstümmelungen an Kidern
mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen
(Intersexe/Hermaphroditen/Zwitter) ihre Wurzeln in mehreren medizynischen
Disziplinen hat und weder mit John Money begann, noch mit ihm
endete:
Sinti-
und Roma-Zwillinge
als Versuchskaninchen in Auschwitz.
a) NS-Medizin
Sogar John
Money's berüchtigtstes "Zwillingsexperiment" wurde von Josef Mengele (1911-1979)
vorweggenommen, der in Auschwitz damit experimentierte, bei
Zwillingen das "Geschlecht" chirurgisch zu "ändern"
(vgl. Edwin Black: War against the Weak, S. 358, 494).
Zu den "besonderen" Menschen, die Mengele (ausser den mittlerweile allseits
bekannten Zwillingen und LilliputanerInnen) in Auschwitz bei der Selektion
an der Rampe beiseite nehmen liess für "medizinische Experimente",
gehörten auch "Hermaphroditen" (vgl.
Yehuda Koren, Eilat Negev: In Our Hearts We Were Giants: The Remarkable
Story of the Lilliput Troupe - A Dwarf Family's Survival of the Holocaust,
Aufl. 2009, S. 77, sowie Auszüge aus der erweiterten Ausgabe von 2013 in
Daily Mail und Guardian;
weiter Robert J. Lifton: The Nazi Doctors: Medical Killing and the
Psychology of Genocide, 1986, S. 360 /
Deutsche Ausgabe 1998, S. 411).
Theoretischer Hintergrund für Mengeles medizinische Verbrechen an Zwittern
war wohl die NS-Diagnose
"Intersexuelle Konstitution", wonach Zwitter als
"minderwertige Spezies" infolge von "Rassenvermischung" unter "Juden" besonders
häufig seien; in diesem Sinne hielt Mengele am 1. September 1944 in
Auschwitz auch einen Vortrag "Beispiele anthropologisch erbbiologischer
Arbeiten im KL Auschwitz" (Gerald Posner/John Ware:
Mengele. The Complete Story, Ausgabe 2000, S. 55 / Deutsche Ausgabe
1993: S. 79; Yehuda Koren, Eilat Negev: In Our Hearts We Were Giants: The
Remarkable Story of the Lilliput Troupe - A Dwarf Family's Survival of the
Holocaust, Aufl. 2009, S. 138, sowie Auszüge aus der erweiterten Ausgabe
von 2013 in
Daily Mail und Guardian).
Mengele behauptete noch 1977 gegenüber seinem Sohn, er habe wissenschaftliche
"Beweise" für die Minderwertigkeit u.a. der "jüdischen Rasse"
(Gerald Posner/John Ware: Mengele. The Complete
Story, Ausgabe 2000, S. 51 / Deutsche Ausgabe 1993, S. 75).
Diese ursprünglich auf den "jüdischen" Genetiker Richard
Goldschmidt (1878–1958) zurückgehende "Lehre von der
Intersexualität" (Naujoks 1934,
"Zf. f. Geb. u. Gyn." S. 138,
Downloadlink hier) wurde 1924 von dem österreichischen Gynäkologen
Paul Mathes
(1871-1923) und seinem Schweizer Kollegen Hans Guggisberg
(1880-1977) unter dem Titel "Die
Konstitutionstypen des Weibes, insbesondere der intersexuelle
Typus" (In: Josef Halban, Ludwig Seitz: Biologie
und Pathologie des Weibes. Bd.3, 1924) als eigenständige
"völkische Diagnose" publiziert – und in der Folge von zahlreichen
prominenten NS-Medizinern und "Rassenhygienikern" bis in die 1950er-Jahre
propagiert (zur anfänglichen Rezeption vgl. Helga Satzinger: "Rasse,
Gene und Geschlecht. Zur Konstituierung zentraler biologischer Begriffe bei
Richard Goldschmidt und Fritz Lenz, 1916–1936". Forschungsprogramm „Geschichte
der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus“, Ergebnisse 15, 2004
>>> PDF).
Nebst Josef Mengele (1911-1979, siehe oben) umfasst die dieser
Liste einschlägiger NS-MedizinerInnen bisher Fritz Lenz
(1887-1976),Wilhelm
Weibel (1876-1945),
Otto Flößner (1895-1948), Walther Stoeckel
(1871-1961), Lothar Gottlieb Tirala
(1866-1974),
Robert Stigler (1878-1975), Otmar Freiherr von
Verschuer (1896-1969, siehe unten), Adolf Butenandt
(1903-1995, siehe unten), Hans Christian Naujoks (1892-1959,
siehe unten) und
Luise Kimm (>>> mehr).
Das
NS-"Rassenhygiene-Standardwerk" Baur-Fischer-Lenz listete in der
4. Auflage von 1936 in Bd. 1 unter
"Dritter Abschntt: Die krankhaften
Erbanlagen" auf S. 402-404 selbstverständlich hintereinander:
"Hypospadie", "Scheinzwittertum", "Intersexualität", "Kryptorchismus",
"Epispadie".
1949-1966 betrug in der Kinderklinik
Köln die Patientensterblichkeit von Kindern mit
Intersex-Diagnose "AGS/CAH" 33%, z.T. wurden die meist
"genitalkorrigierten" verstorbenen Kinder zu Forschungszwecken
seziert für eine Dissertation
von Manutscheher Mohtaschemi unter der Leitung des NS-Mediziners
Carl Bennholdt-Thomsen (1903–1971), Kinderklinikdirektor und
Präsident der "Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin
(DGKJ)". Wie erst 2002 bekannt wurde, war der Bennholdt-Thomsen ab 1942 eine
zentrale Figur der "Kindereuthanasie" im damaligen
"Protektorat Böhmen und Mähren" (vgl. Michal
Simunek: „Getarnt – Verwischt – Vergessen. Die Lebensgänge von Prof.
Dr. Franz Xaver Lucksch und von Prof. Dr. med. Carl Gottlieb Bennholdt-Thomsen
im Kontext der auf dem Gebiet des Protektorates Böhmen und Mähren
durchgeführten NS-Euthanasie.“ In: Bayer /
Sparong / Woelk (Hrsg.): Universitäten und Hochschulen im
Nationalsozialismus und in der frühen Nachkriegszeit, 2004, S.
125–146, hier S. 142-145).(>>>
mehr)
b) Urologie
Zur Serienreife gebracht waren chirurgische "Umwandlungs"-Techniken
a.k.a. "Genitalkorrekturen" für Heraphroditen schon in den 1920er und
1930er-Jahren durch den "Vater der Urologie" Hugh Hampton Young
(1875-1945) von der Johns Hopkins University in Baltimore
(USA), wo nach dem 2. Weltkrieg dann u.a. Lawson Wilkins (siehe unten) und
Money "wirkten" (und wo nochmals später wohl nicht ganz zufällig
Judith Butler ihre erste Professur erhielt). Hugh H. Young publizierte
seine chirurgischen "Experimente" in seinem Buch Genital
Abnormalities, Hermaphroditism, and Related Adrenal Diseases
(Baltimore, 1937;
Auszüge hier).
Hugh Hampton Young wiederum hatte zuvor wohl die chirurgischen
"Geschlechtsumwandlungs-Experimente" im Umfeld von
Magnus Hirschfeld (1868-1935) verfolgt, zumindest
zitierte er Hirschfeld in seinem 1937 publizierten "Standardwerk", das von
seinen Nachfolgern an der "Johns Hopkins University School of Medicine" bis
1971 in überarbeiteter Form neu aufgelegt wurde, wiederum inkl.
Hirschfeld-Verweis (vgl. Hugh Hampton Young: Genital Abnormalities,
Hermaphroditism, and Related Adrenal Diseases, S. 19f., 1937; Howard W.
Jones / William Wallace Scott: Hermaphroditism, Genital Abnormalies, and
Related Endocrine Disorders. Second Edition, S. 7, 1971; die erste
Johnes/Scott-Ausgabe von 1958 enthielt zudem ein Vorwort von Lawson
Wilkins).
Die erste moderne Buchpublikation zum Thema "Hermaphroditen und
Chirurgie" stammte aus Argentien, verfasst von Carlos Lagos
García (1880-1928): Las deformidades de la sexualidad
humana (Buenos Aires, 1925;
Auszüge hier). Lagos García setzte den Standard für alle weiteren
Publikaten, im Speziellen betr. medizinische Zurschaustellung, "Trophy Shots"
amputierter gesunder Lustorgane, und kosmetische Genitaloperationen bereits an
Kindern.
Der wichtigste europäische
Vorkriegs-Chirurg war Louis Ombrédanne (1871-1956), der für
die nächsten 50 Jahre den Standard für "Hypospadie-Korrekturen"
setzte. Ombrédannes einschlägige Buchveröffentlichung Les
Hermaphrodites et la Chirurgie (Paris, 1939;
Auszüge hier) wurde weltweit rezipiert.
Bei Ombrédanne in die Lehre ging u.a. der beaknnte Schweizer Kinderchirurg
Max
Grob (1901-1976). Grobs Lehrbuch der
Kinderchirurgie (Stuttgart, 1957; Abb. rechts,
mehr hier) enthielt ausführliche Kapitel sowohl über "verweiblichende"
(Klitorisamputation plus "Vaginalplastik") wie auch "vermännlichende"
("Hypospadie-OPs") "Genitalkorrekturen" und wurde laut Kinderspital Zürich in
sechs Sprachen übersetzt.
c) Gynäkologie
Der historische Ursprung westlicher serienmässiger
Intersex-Genitalverstümmelungs- "Experimente" dürfte jedoch in der Gynäkologie
liegen:
Spätestens im 19. Jahrhundert waren in der "westlichen Medizin"
medizinisch nicht notwendige Klitorisamputationen auch an Kindern als
"Therapie" gegen a) Masturbation, b) Hysterie c) "zu grosse Klitoris"
verbreitet. Doch während Amputationen wegen a) und b) in der Medizin
rasch umstritten waren, z.T. deutlich kritisiert wurden und spätestens nach
1945 kaum mehr nachzuweisen sind, verzeichneten kosmetische
Amputationen wegen c) ab 1950 einen scharfen Anstieg und wurden bald weltweit
systematisch und flächendeckend propagiert und praktiziert bis in die
1980er-Jahre (vgl. Abb rechts; zu J. Bierich siehe unten
).
Schon 1763 hatte der schlesisch-deutsche Arzt Gottfried Heinrich
Burghart (1705-1776) dazu geraten, "das Abschneiden" einer
"widernatürlich vegrößerten" Klitoris schon möglichst früh im Kindes-
oder Jugendalter vorzunehmen, "zu mahl da nicht sonderlich starcke
Blutgefäße, oder ansehnliche Nervenäste zu befürchten gewesen", und hatte
die Klitorisentfernung mit der Amputation "überflüßiger Gliedmaßen"
wie etwa eines sechsten Fingers verglichen. (Burghart: Gründliche Nachricht
an seinen Freund *** von einem neuerlich gesehenen Hermaphroditen,
Breslau/Leipzig 1763, S. 18; zit. n. Ulrike Klöppel: XX0XY ungelöst,
S. 215f.)
1825 beschrieb ein von Carl Ferdinand von Graefe
(1887-1840) verbürgter, anonymer Bericht über eine erfolgreiche
"Heilung eines vieljährigen Blödsinnes, durch Ausrottung der Clitoris"
bei einem 14-jährigen Mädchen; der zu dieser Zeit in Berlin in der Charité
tätige von Graefe hatte auch die "Operation" durchgeführt. (Marion
Hulverscheidt:
Weibliche Genitalverstümmelung, 2002, S. 107ff.)
Im 1831 erschienenen Handbuch der Chirurgie, herausgegeben vom
damaligen Direktor der Chirurgischen Kliniken der Charité, Johann
Nepomuk Rust (1775-1840), wird ein "übergrosser
Kitzler" bei "jungen
Mädchen" indirekt als legitime Indikation zum
"wegschneiden" angeführt. (Marion Hulverscheidt:
Weibliche Genitalverstümmelung, 2002)
In den 1840ern führte
James Marion Sims (1813-1883), der "Vater der
Gynäkologie", zahllose "chirurgischen Experimente" an schwarzen Sklavinnen
durch, ohne Betäubung, oft mit tödlichem Ausgang, bis zu 30 "Experimente" an
derselben Person. (Marion Hulverscheidt:
Weibliche Genitalverstümmelung, 2002, S. 113) Sims, der während
des US-Bürgerkrieges hauptsächlich in London und Paris praktizierte, führte
auch dort vielfach "erfolgreiche" Klitorisamputationen durch.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert wurden in Europa und Nordamerika
auch von anderen Medizynern uneingewilligte chirurgische
Klitorisamputationen ("Klitorektomie") und weitere chirurgische
Beschneidungen an Frauen vielfach propagiert und durchgeführt als "Heilmittel"
gegen "Masturbation", "Lesbianismus", "Vaginismus",
"Hysterie" und "Manien", u.a. in den 1860ern vom englischen
Gynäkologen Isaac Baker Brown (1811–1873) sowie vom Wiener
Gynäkologen Gustav Braun (1829-1911). (Marion Hulverscheidt:
Weibliche Genitalverstümmelung, 2002, S. 91ff., S. 116ff.)
1875 amputierte ein Dr. Berendes in Deutschland einem
4-jährigen "Mädchen [...] auf Wunsch der Eltern [...] die angeblich
hypertrophische Clitoris". (Franz Ludwig von Neugebauer:
Hermaphroditismus beim Menschen, 1908, S. 282)
Im zwischen 1874 und 1896 in vier Auflagen erscheinenen Lehrbuch Die
operative Gynäkologie propagierte der "Begründer der operativen
Gynäkologie in Deutschland" und Mitherausgeber Alfred Hegar (1830-1914)
"Abtragung der Clitoris. Clitoridectomia" u.a. bei
"gewohnheitsmässiger Onanie", "Nymphomanie" sowie
bei als "Raçeneigentümlichkeit"
angeborener Vergrösserung. (Marion Hulverscheidt:
Weibliche Genitalverstümmelung, 2002, 128ff.)
1892 "schnitt" Henri Albert Hartmann (1860-1952)
in Paris "bei einem 7jähr. Mädchen, welches hartnäckig masturbierte, auf
Wunsch der Mutter hin die hypertrophische Klitoris ab". (Franz Ludwig von
Neugebauer: Hermaphroditismus beim Menschen, 1908, S. 234)
Ein weiterer bekannter Propagandist und Täter von Klitorisamputationen war
in den 1890ern der amerikanische Gynäkologe A. J. Block
(manchmal auch Bloch)aus New Orleans, 1894 führte er eine Klitorektomie an
einer 9-Jährigen durch (vgl. u.a. John Duffy:
"Clitoridectomy").
In Deutschland wurde die chirurgische Klitorisamputation bei
"jugendlichen weiblichen Individuen" von der deutschen Medizynerin
Maria Pütz noch 1923 in einer Dissertation
offensiv propagiert (vgl. Wikpedia);
die Empfehlung zur Kauterisation der Klitoris (= Behandlung mit Brenneisen) als
"Heilmittel" gegen Masturbation wurden noch in der 1936er Ausgabe des
Stadardwerks "Diseases of Infancy and Childhood" des US-Pädiaters
Luther Emmett
Holt (1855-1924) gedruckt (vgl. Jayme Waxman: "Masturbation in
the Victorian Age").
Der prominente NS-Mediziner
Hans Christian Naujoks (1892-1959) führte 1933 in Marburg
erstmals eine kosmetische Genitalamputation "mit Stumpfbildung" an
einem Zwitter durch (Dominik Leitsch: "Die Intersexualität –
Diagnostik und Therapie aus kinderchirurgischer Sicht”, Dissertation 1996,
S. 47), kombiniert mit Teilkastration und einer experimentellen
hormonellen Fertilisierungsbehandlung ("Zeitschrift für
Geburtshülfe und Gynäkologie" Nr. 109/2 1934, S. 135-161,
Downloadlink hier). An der 23. Jahrestagung der "Deutschen Gesellschaft für
Gynäkologie" (Vorläuferin der
heutigen DGGG) von 1933 wurden Naujoks' Genitalamputationen gelobt als
"geradezu prädestiniert für quantitative Bestimmungen der sog.
„weiblichen“ und „männlichen“ Sexualhormone" ("Archiv für
Gynäkologie" Nr. 1156/1-2, 1934, S. 11-99, hier
S. 99,
Downloadlink hier). In Köln war Naujoks 1934-1945 als Leiter der
Universitäts-Frauenklinik an über 1'000 Zwangssterilisationen
beteiligt. Er setzte aktiv ein für die "eugenische Indikation" zum
Schwangerschaftsabbruch bei "erbkranken" Patientinnen. Als die Deutsche
Ärztekammer 1972 Feten mit
"Gefahr intersexueller Mißbildungen (Virilisierungen,
Pseudohermaphroditismus)" bei "AGS/CAH" offiziell zur
selektiven Spätabtreibung freigab (heute noch in Kraft),
würdigte der Leitfaden ausdrücklich Naujoks' Vorarbeit vor und nach
1945. Nach 1945 war Prof. Dr. Naujoks u.a. Präsident der
heute noch Zwitter-Genitalverstümmelungen propagierenden Deutschen
Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) sowie Träger des Großen
Verdienstkreuzes der BRD.
d) Endokrinologie
Die Grundlagenarbeit zur "kontrollierten" Herbeiführung der Pubertät
durch synthetisierte "Geschlechtshormone" bei kastrierten Zwittern
hatte in den 1930ern und 1940ern in Nazideutschland Adolf Butenandt (1903-1995) geleistet, der spätere Präsident der
"Kaiser Wilhelm Institut"-Nachfolgeorgansiation "Max Planck Gesellschaft",
dessen Sohn Otfried Butenandt eine medizynische Karriere
einschlug und bis in die späten 1990er Jahren in München Zwitter
zwangsbehandelte (darunter auch
Michel Reiter).
Adolf Butenandt versuchte in den 1930ern nebst "männlichen" und "weiblichen"
Hormonen auch ein "Zwitterhormon" zu isolieren (Adolf
Butenandt: "Chemische Konstitution und physiologische Wirkung bei
Keindrüsenhormonen: die Herstellung eines bisexuellen Prägungsstoffes", in:
Forschungen und Fortschitte Nr. 12, 1936, siehe auch: Jean Paul
Gaudillière: "La fabrique moléculaire de genre", in: Löwy/Rouch: La
distinction entre sexe et genre, S. 68). Butenandt Sr. betrieb dazu in
Berlin noch in den 1940ern Forschungen "bei Hermaphroditen – sowohl bei
Tieren als auch bei Menschen" (Jean Paul Gaudillière: "Biochemie und
Industrie", in: Schnieder/Trunk (Hrsg.): Adolf Butenandt und die
Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, S. 213; Hans Friedrich-Freksa, Adolf
Butenandt: "Experimentelle Beiträge zur Frage nach der Möglichkeit des
Vorkommens bisexuell wirksamer Hormone bei Zwittern", in:
Biologisches Zentralblatt Nr. 62, 1942). Butenadt erhielt 1939
(gemeinsam mit Leopold Ruzicka, Zürich) den Nobelpreis für Chemie für die
Identifizierung der Sexualhormone Östrogen, Progesteron und Androsteron, den
anzunehmen er jedoch verweigerte als Gunstbeweis für die Nazis. Sein Nachlass
bei der "Max Planck Gesellschaft" wurde sorgfältig von allen womöglich
kompromittierenden Dokumenten aus der Nazi-Zeit "gesäubert" (vgl. Robert N.
Proctor: Adolf Butenandt (1903–1995). Nobelpreisträger, Nationalsozialist und
MPG-Präsident. Ein erster Blick in den Nachlass, Berlin 2000)
Der nach dem 2. Weltkrieg im Johns Hopkins Spital als
Leiter der Endokrinologie tätige
Lawson Wilkins (1894-1963), der "Vater der pädiatrischen
Endokrinologie", muss als der eigentliche "Erfinder" der
systematischen chirurgischen Genitalverstümmelungen an
Kleinkindern angesprochen werden, die er dort 1950 wohl
erstmals publizierte (vgl. Alison Redick: American History XY, S. 238)
– nicht zuletzt, weil erwachsene Zwitter (worüber schon Hugh H. Young klagte)
sich regelmässig gegen die "Behandlungen" sträubten (vgl. Elizabeth Reis:
Bodies in Doubt, S. 113). Wilkins' Buchpublikation The Diagnosis
and Treatment of Endocrine Disorders in Childhood and Adolescence
(Springfield, 1950; Abb. rechts,
mehr hier) dokumentiert u.a., dass in Baltimore am der Johns Hopkins
University Hopsital spätestens
seit 1950 sämtliche als "genital abnormal" diagnostizierten Kinder systematisch
kosmetischen Genitaloperationen unterworfen wurden, je nach sozialer
Geschlechtszuweisung entweder in "verweiblichende" oder "vermännlichende"
Richtung.
Der schweizer Endokrinologe
Andrea Prader (1919-2001), Erfinder der "Prader-Skala" und
späterer Direktor des Kinderspitals Zürich, hospitierte 1950 bei Wilkins und
trug wesentlich bei zur Etablierung der systematischen frühkindlichen
Verstümmelungen in Europa (vgl. Ulrike Klöppel: XX0XY ungelöst, S.
348). Ebenfalls bei Wilkins in die Lehre ging 1958 der Hamburger
Kinderendokrinologe
Jürgen Bierich (1921-1994), der mindestens bis 1971 unbeirrbar predigte:
"Die Orgasmusfähigkeit leidet durch die Klitorisentfernung
nicht." Prader und Bierich waren zudem beide Gründungsmitglieder der
"European
Society for Peaediatric Endocrinology (ESPE)", und in beider Namen werden
heute noch jährlich wissenschaftliche Preise vergeben, nämlich der "Andrea
Prader Prize" von der "ESPE" und der "Jürgen Bierich Preis" von der "Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(DGE)".
Experimentelle Vorarbeit für Butenandt, Wilkins, Prader und
Bierich hatte in den 1920ern der Österreicher Eugen
Steinach (1861-1944) geleistet durch chirurgische Tier- und
Menschenexperimente mit Hoden- und Eierstocktransplantationen, u.a. auch zwecks
"Heilung" von Homosexualität. Steinach wurde dabei praktisch und publizistisch
unterstützt von
Magnus Hirschfeld (1868-1935), seinerseits Anhänger der Eugenik
sowie Mitglied in der "Gesellschaft für Rassenhygiene".
In Amerika hatte der Gefängnischirurg
Leo Stanley (1886-1976) von 1913-1951 im Gefängnis San Quentin
zahllose ähnliche Menschenexperimente an Insassen praktiziert, ebenso
"eugenische Experimente" und Zwangssterilisationen.
1944 experimentierte der dänische SS-Medizyner Carl Værnet
(1893-1965) im KZ Buchenwald mit einer chirurgisch-mechanischen
Depotabgabe von Testosteron, quasi die experimentelle Synthese der Forschungen
von Steinach und Butenandt (Davidsen-Nielsen/Høiby/Danielsen/Rubin: Carl
Værnet, S. 183f.).
e) Genetik und Eugenik
Der Begiff "Intersex" geht ursprünglich zurück auf den
"jüdischen" Genetiker Richard
Goldschmidt (1878–1958) (siehe oben NS-Diagnose "Intersexuelle
Konstitution").
"Zwillingsexperimente" à la John Money waren seit dem 19.
Jahrhundert das Steckenpferd organisierter EugenikerInnen nicht nur in der
deutschen "Gesellschaft für Rassenhygiene", sondern in der gesamten "westlichen
Zivilisation". "Eugenische Forschungen" zwecks besserer Erkennung
sowie anschliessender Vernichtung von Zwittern, bei schon Geborenen durch
hormonelle und chirurgische Verstümmelungen sowie in Deutschland ab 1972
auch pränatal durch (Spät-)Abtreibungsindikationen (vgl.auch Ulrike
Klöppel: XX0XY ungelöst, S. 470), wurden von (NS-)Medizinern auch nach
dem 2. Weltkrieg ungebrochen weitergeführt, bei vermuteten "AGS-Mädchen"
zusätzlich auch mittels
experimenteller pränataler Dexamethason-"Therapien".
Oft mit Hilfe altbewährter NS-Seilschaften: Hormonforscher Adolf Butenandt
war nach 1945 beispielsweise auch treibende Kraft hinter der Rehabilitation
seines verehrten Kollegen, des Nazi-Eugenikers und Mengele-Doktorvaters
Otmar Freiherr von Verschuer (1896-1969), der (wie auch seine
Kollegen in Amerika) sein Fach nach 1945 einfach flugs von "Eugenik" zu
"Genetik" umbenannte und unbeirrbar und ungehindert weiter"forschte",
u.a. über "Pseudohermaphroditismus als eigenständige pathologische
Erbanlage" bzw. "Genetische Grundlagen der Sexualkonstitution"
(1956).
Sowohl in Amerika (u.a. beim CIA) wie auch in Deutschlands
Medizynerkaste nach 1945 konnten bekanntlich praktisch alle einschlägigen
Nazi-Medizyner ihre nur kurz unterbrochene Karriere mehr oder weniger nahtlos
weiterführen. Nicht einmal Josef Mengele (1911-1979) wurde nach dem Krieg je zur
Rechenschaft gezogen.
Heute sind die meisten
D$D-Millionen-TäterInnen-"Forschungs"projekte Genetik-zentriert,
z.B. EuroDSD und DSDnet, und von den
heutigen "vorgeburtlichen Aussonderungsraten" von "Feten mit D$D"
konnten seinerzeitige NS-RassenfanatikerInnen nur träumen ...
3. "Eines der dunkelsten Kapitel der
Medizingeschichte"
Die Rolle all dieser honorigen
(NS-)Mediziner bei der Etablierung der systematischen
menschenrechtswidrigen Zwangsbehandlungen an Zwittern wird auch heute noch
im öffentlichen Diskurs wie auch in offiziellen Biographien regelmässig
ausgeklammert – sogar dort, wo sie (wie z.B. bei Adolf Butenandt, Hugh
Hampton Young, Lawson Wilkins und Andrea Prader) wohldokumentierter und
zentraler Bestandteil ihrer akademischen Karriere sind. Noch 2011 zensierte
der Deutsche Ethikrat die Nennung entsprechender Namen und
Quellen, und
leugnete "Verbindungslinien" zur NS-Medizin.
Offensichtlich will sich keinE akademischeR ForscherIn die Finger
verbrennen mit einer systematischen Aufarbeitung der
Intersex-Genitalverstümmelungen in den Kinderkliniken, obwohl – oder
eben weil – sie "zu den dunkelsten Kapiteln der Medizingeschichte"
zählen (Apotheken-Umschau
1.6.2011, S. 3), und zwar gleich im doppelten Sinn. Statt die Verbrechen
endlich als solche anzuerkennen und aufzuarbeiten, wird lieber zum
x-ten Mal die "Geschichte der Entstehung von Geschlecht (Gender)"
erzählt, und die medizynischen Verbrechen an Zwittern grad
noch einmal schamlos als "Rohmaterial" für akademische Forschung und
Theoriebildung missbraucht, diesmal einfach vorgeblich "kritisch" im
Namen von "Gender",
Ungebrochen wird im öffentlichen "Intersex"-Diskurs der
Mythos vom Einzeltäter John Money hochgehalten (vgl.
das eingangs vom Deutschen Ethikrat zitierte Beispiel), und von den
Medizyner-LeugnerInnen werden die heute noch täglich an Zwittern begangenen
medizinischen Verbrechen – sofern sie überhaupt eingeräumt werden –, nach
bekanntem Muster bequemerweise stets zeitlich und personell streng beschränkt
auf das Wirken John Moneys.
Während gleichzeitig auf politischer Ebenen John Moneys alter und
neuer "Gender"-Fanclub (inkl.
Judith Butler und Alice
Schwarzer) mehr und mehr öffentlich verkündet, Moneys Name sei zu Unrecht
zum Synonym seiner medizynischen Verbrechen (nicht nur) an Zwittern geworden,
eigentlich habe Money nämlich recht gehabt und sei so schlimm auch gar nicht
gewesen, und überhaupt, statt dauernd über körperliche Unversehrtheit und
die täglichen Genitalverstümmelungen sollten wir jetzt doch gescheiter alle
zusammen mal über die wirklich zentralen Dinge im Leben privilegierter
Nicht-Verstümmelter reden, nämlich z.B. über
Geschlechtsidentität,
Geschlechtsidentität,
Personenstand, Personenstand,
sexuelle Identität,
sexuelle Identität und, äh,
sexuelle Identität.
Die SeriengenitalverstümmlerInnen danken – und
operieren unkontrolliert weiter ...

BMBF-finanzierte
"Lübecker Studie" (mit Schweizer und Österreichischer Beteiligung) und 434
Proband_innen
Quelle: Martina Jürgensen:
"Klinische Evaluationsstudie im Netzwerk DSD/Intersexualität:
Zentrale Ergebnisse", Vortrag Berlin 27.05.2009, Folie
6.
>>>
Alle Folien als PDF)
>>> 150 Jahre
Menschenversuche ohne Ethik und Gewissen
>>>
Intersex-Genitalverstümmelungen in Kinderkliniken: Fakten und Zahlen
>>>
Chirurgische "Genitalkorrekturen" an Kindern: Typische Diagnosen und
Eingriffe
Siehe auch:
- Zwangsoperationen
an Zwittern: Wer sind die Täter? Was soll mit ihnen
geschehen?
-
Kinderkliniken: € 8175,12 Reingewinn pro Genitalverstümmelung
-
"Genitalkorrekturen in Deutschland in der Regel im ersten Lebensjahr"
(DGKJ/APE/DGE)
-
"EuroDSD"-Chef Olaf Hiort: "Intersexuelle" nur ein Bruchteil aller
Intersex-Genitalverstümmelungen (IGM) in Deutschen Kinderkliniken
-
Intersex-Genitalverstümmler und Zwangsoperateure in
Baden-Württemberg
- Krebslüge und Zwangskastrationen an
Zwittern
-
Weiße Kittel mit braunen Kragen, reloaded
-
Ulrichs-Hirschfeld-Money-Butler
- "Who
killed David Reimer?"
-
David Reimer: Klage gegen John Money – erfolglos wegen Verjährung
-
Weltweit größte Zwitter-Studie straft Bundesregierung Lügen!
-
Amnesty: Zwangsoperationen "fundamentaler Verstoß" gegen körperliche
Unversehrtheit
-
Genitalverstümmelungen an Zwittern gleich schädlich wie weibliche
Genitalverstümmelung - Terre des Femmes, 2004
-
Genitale Zwangsoperationen an Zwittern vergleichbar mit weiblicher
Genitalverstümmelung (Hanny Lightfoot-Klein: "Der Beschneidungsskandal",
2003)
-
"Ethik als Feigenblatt?" - Zwischengeschlecht.org zum "Forum Bioethik"
23.6.10
- Intersexuelle
enttäuscht vom Ethikrat – "kein Handlungsbedarf" bei
Genitalverstümmelung?!
GenitalabschneiderInnen, wir kriegen euch!
ZwangsoperateurInnen, passt bloss auf!
